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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
den Pöbel mit Kothe werffen/ wann sie in die
Kirche gehet. Schlägt sie selbst/ daß sie hefftig
blutet/ und drohet ihr den Tod. Clotilde
schreibt an ihren Bruder/ König Childebert, einen
beweglichen Vrief/ und leget ein Schnuptuch/ so
gantz von ihrem Vlute angefärbet ist/ zum Zeug-
niß bey/ wie sie von ihrem Gemahle tractiret wer-
de. Childebert rücket mit seinen Völckern auff
Amalaric loß/ den er bey Narbonne mit seiner Ar-
mee
antrifft: Amalaric wird geschlagen; will
nach Barcellona fliehen; doch/ als er auff dem We-
ge ist/ erinnert er sich/ daß sein gantzer Schatz
annoch in Narbonne, und kehret zurück/ ihn erst-
lich mitzunehmen. Allein dieser unzeitige Geitz
kostet ihm sein Leben/ und wird er bey einer Kirche/
in die er sich salviren will/ erschlagen p. 182.

Childebert kömmt in Narbonne, holet allda
seine Schwester Clotilden ab/ die ihn mit Freuden
empfänget/ aber das Vergnügen ihrer Befrey-
ung nicht lange geniesset/ indem sie auff dem Wege
stirbet; wird hernach in der Kirche Petri und Pauli
zu Paris neben ihrem Vater dem König Clodoveo
beygesetzet.

Hierauff bekrieget Childebert und sein Vru-
der König Clotarius Godomarn, König in
Burgundien; nehmen das Land ein/ und
theilen es unter sich/ König Godomar aber/
welcher ihnen geliefert wird/ muß im Gefängniß
sein Leben traurig endigen p. 185. Thierry fällt
immittelst in Auvergne ein/ und erobert selbiges
Land: Seine Soldaten verüben darinnen grosse

Grau-

Denckwuͤrdigkeiten
den Poͤbel mit Kothe werffen/ wann ſie in die
Kirche gehet. Schlaͤgt ſie ſelbſt/ daß ſie hefftig
blutet/ und drohet ihr den Tod. Clotilde
ſchreibt an ihren Bruder/ Koͤnig Childebert, einen
beweglichen Vrief/ und leget ein Schnuptuch/ ſo
gantz von ihrem Vlute angefaͤrbet iſt/ zum Zeug-
niß bey/ wie ſie von ihrem Gemahle tractiret wer-
de. Childebert ruͤcket mit ſeinen Voͤlckern auff
Amalaric loß/ den er bey Narbonne mit ſeiner Ar-
mée
antrifft: Amalaric wird geſchlagen; will
nach Barcellona fliehen; doch/ als er auff dem We-
ge iſt/ erinnert er ſich/ daß ſein gantzer Schatz
annoch in Narbonne, und kehret zuruͤck/ ihn erſt-
lich mitzunehmen. Allein dieſer unzeitige Geitz
koſtet ihm ſein Leben/ und wird er bey einer Kirche/
in die er ſich ſalviren will/ erſchlagen p. 182.

Childebert koͤmmt in Narbonne, holet allda
ſeine Schweſter Clotilden ab/ die ihn mit Freuden
empfaͤnget/ aber das Vergnuͤgen ihrer Befrey-
ung nicht lange genieſſet/ indem ſie auff dem Wege
ſtirbet; wird hernach in der Kirche Petri und Pauli
zu Paris neben ihrem Vater dem Koͤnig Clodoveo
beygeſetzet.

Hierauff bekrieget Childebert und ſein Vru-
der Koͤnig Clotarius Godomarn, Koͤnig in
Burgundien; nehmen das Land ein/ und
theilen es unter ſich/ Koͤnig Godomar aber/
welcher ihnen geliefert wird/ muß im Gefaͤngniß
ſein Leben traurig endigen p. 185. Thierry faͤllt
immittelſt in Auvergne ein/ und erobert ſelbiges
Land: Seine Soldaten veruͤben darinnen groſſe

Grau-
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[52/0072] Denckwuͤrdigkeiten den Poͤbel mit Kothe werffen/ wann ſie in die Kirche gehet. Schlaͤgt ſie ſelbſt/ daß ſie hefftig blutet/ und drohet ihr den Tod. Clotilde ſchreibt an ihren Bruder/ Koͤnig Childebert, einen beweglichen Vrief/ und leget ein Schnuptuch/ ſo gantz von ihrem Vlute angefaͤrbet iſt/ zum Zeug- niß bey/ wie ſie von ihrem Gemahle tractiret wer- de. Childebert ruͤcket mit ſeinen Voͤlckern auff Amalaric loß/ den er bey Narbonne mit ſeiner Ar- mée antrifft: Amalaric wird geſchlagen; will nach Barcellona fliehen; doch/ als er auff dem We- ge iſt/ erinnert er ſich/ daß ſein gantzer Schatz annoch in Narbonne, und kehret zuruͤck/ ihn erſt- lich mitzunehmen. Allein dieſer unzeitige Geitz koſtet ihm ſein Leben/ und wird er bey einer Kirche/ in die er ſich ſalviren will/ erſchlagen p. 182. Childebert koͤmmt in Narbonne, holet allda ſeine Schweſter Clotilden ab/ die ihn mit Freuden empfaͤnget/ aber das Vergnuͤgen ihrer Befrey- ung nicht lange genieſſet/ indem ſie auff dem Wege ſtirbet; wird hernach in der Kirche Petri und Pauli zu Paris neben ihrem Vater dem Koͤnig Clodoveo beygeſetzet. Hierauff bekrieget Childebert und ſein Vru- der Koͤnig Clotarius Godomarn, Koͤnig in Burgundien; nehmen das Land ein/ und theilen es unter ſich/ Koͤnig Godomar aber/ welcher ihnen geliefert wird/ muß im Gefaͤngniß ſein Leben traurig endigen p. 185. Thierry faͤllt immittelſt in Auvergne ein/ und erobert ſelbiges Land: Seine Soldaten veruͤben darinnen groſſe Grau-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/72>, abgerufen am 22.12.2024.