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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
sam/ und will sich nirgend sehen lassen. Giebt seine
Armee seinem Eydame Ebrimuth zu commandi-
ren: Dieser gehet zu Belisario über. Theodat
läßt das Reich stehen/ und suchet den Privat-
Stand. Die Gothen erwählen einen andern Kö-
nig an seine Statt/ Vitiges Namens: Dieser/ so
bald er zum Thron gekommen/ läßt Theodaten
hinrichten: Darauf leget er dessen Sohn Theo-
disilum
ins Gefängniß: Besetzet Rom/ gehet nach
Ravenna, vermählet sich allda mit Methesonten,
der Königin Amalasonte hinterlassene Printzeßin:
Sammlet die zerstreueten Gothen, giebt ihnen
Waffen/ und redet ihnen einen Muth zu/ schicket
darauf an die Könige von Franckreich/ und biethet
ihnen die Städte an/ welche die Ostrogothen in den
Narbonnensischen besitzen/ wofern sie ihm wolten
beystehen: Die Frantzöischen Könige nehmen ver-
gnügt solches Erbiethen an/ versprechen/ dem Kö-
nig Vitiges als ihrem Freunde und Bundes-Ge-
nossen beyzustehen; wofern man sie nur nicht nö-
thigte/ sich öffentlich wider Käyser Justinianum zu
erklähren/ denn sie mit demselbigen sich auch schon
in Alliance eingelassen. Doch wolten sie ihnen/
denen Gothen, schon Völcker von ihren Untertha-
nen/ die keine Frantzosen wären/ zuschicken/ mit
denen sie zu frieden seyn könten.

Solche Erklährung stehet dem König Vitiges
gantz wohl an; aber sie ist denen Frantzosen wenig
rühmlich/ qui selon la coautume de ce tems la
schreibet fein der Autor selbst von seiner Nation, p.
225. abandonnoient aisement la foi des Traites,

pour

Denckwuͤrdigkeiten
ſam/ und will ſich nirgend ſehen laſſen. Giebt ſeine
Armee ſeinem Eydame Ebrimuth zu commandi-
ren: Dieſer gehet zu Beliſario uͤber. Theodat
laͤßt das Reich ſtehen/ und ſuchet den Privat-
Stand. Die Gothen erwaͤhlen einen andern Koͤ-
nig an ſeine Statt/ Vitiges Namens: Dieſer/ ſo
bald er zum Thron gekommen/ laͤßt Theodaten
hinrichten: Darauf leget er deſſen Sohn Theo-
diſilum
ins Gefaͤngniß: Beſetzet Rom/ gehet nach
Ravenna, vermaͤhlet ſich allda mit Metheſonten,
der Koͤnigin Amalaſonte hinterlaſſene Printzeßin:
Sammlet die zerſtreueten Gothen, giebt ihnen
Waffen/ und redet ihnen einen Muth zu/ ſchicket
darauf an die Koͤnige von Franckreich/ und biethet
ihnen die Staͤdte an/ welche die Oſtrogothen in den
Narbonnenſiſchen beſitzen/ wofern ſie ihm wolten
beyſtehen: Die Frantzoͤiſchen Koͤnige nehmen ver-
gnuͤgt ſolches Erbiethen an/ verſprechen/ dem Koͤ-
nig Vitiges als ihrem Freunde und Bundes-Ge-
noſſen beyzuſtehen; wofern man ſie nur nicht noͤ-
thigte/ ſich oͤffentlich wider Kaͤyſer Juſtinianum zu
erklaͤhren/ denn ſie mit demſelbigen ſich auch ſchon
in Alliance eingelaſſen. Doch wolten ſie ihnen/
denen Gothen, ſchon Voͤlcker von ihren Untertha-
nen/ die keine Frantzoſen waͤren/ zuſchicken/ mit
denen ſie zu frieden ſeyn koͤnten.

Solche Erklaͤhrung ſtehet dem Koͤnig Vitiges
gantz wohl an; aber ſie iſt denen Frantzoſen wenig
ruͤhmlich/ qui ſelon la coûtume de ce tems la
ſchreibet fein der Autor ſelbſt von ſeiner Nation, p.
225. abandonnoient aisément la foi des Traites,

pour
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[58/0078] Denckwuͤrdigkeiten ſam/ und will ſich nirgend ſehen laſſen. Giebt ſeine Armee ſeinem Eydame Ebrimuth zu commandi- ren: Dieſer gehet zu Beliſario uͤber. Theodat laͤßt das Reich ſtehen/ und ſuchet den Privat- Stand. Die Gothen erwaͤhlen einen andern Koͤ- nig an ſeine Statt/ Vitiges Namens: Dieſer/ ſo bald er zum Thron gekommen/ laͤßt Theodaten hinrichten: Darauf leget er deſſen Sohn Theo- diſilum ins Gefaͤngniß: Beſetzet Rom/ gehet nach Ravenna, vermaͤhlet ſich allda mit Metheſonten, der Koͤnigin Amalaſonte hinterlaſſene Printzeßin: Sammlet die zerſtreueten Gothen, giebt ihnen Waffen/ und redet ihnen einen Muth zu/ ſchicket darauf an die Koͤnige von Franckreich/ und biethet ihnen die Staͤdte an/ welche die Oſtrogothen in den Narbonnenſiſchen beſitzen/ wofern ſie ihm wolten beyſtehen: Die Frantzoͤiſchen Koͤnige nehmen ver- gnuͤgt ſolches Erbiethen an/ verſprechen/ dem Koͤ- nig Vitiges als ihrem Freunde und Bundes-Ge- noſſen beyzuſtehen; wofern man ſie nur nicht noͤ- thigte/ ſich oͤffentlich wider Kaͤyſer Juſtinianum zu erklaͤhren/ denn ſie mit demſelbigen ſich auch ſchon in Alliance eingelaſſen. Doch wolten ſie ihnen/ denen Gothen, ſchon Voͤlcker von ihren Untertha- nen/ die keine Frantzoſen waͤren/ zuſchicken/ mit denen ſie zu frieden ſeyn koͤnten. Solche Erklaͤhrung ſtehet dem Koͤnig Vitiges gantz wohl an; aber ſie iſt denen Frantzoſen wenig ruͤhmlich/ qui ſelon la coûtume de ce tems la ſchreibet fein der Autor ſelbſt von ſeiner Nation, p. 225. abandonnoient aisément la foi des Traites, pour

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/78>, abgerufen am 22.12.2024.