Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

des August. Marc. Anton. und Lepidus.
men alle vergifftet/ wie Cleopatra solches bestellet
gehabt/ so ziehet sie gleich/ als Antonius die Schaa-
le an die Lippen setzet/ ihn zurück/ und hält ihn ab/
sagend: Herr/ lerne Cleopatren besser kennen/ und
schliesse aus diesem Exempel/ daß alle deine Vorsicht
dir zu nichts dienen würde/ wann nicht ihr Hertz zu
deiner Erhaltung wachete. Man läßt darauf einen
Verbrecher/ der auf den Halß sitzet/ kommen/ der die
Schaale austrincken muß/ und so fort todt zur Er-
den niedersincket. Antonius wird durch diese Pro-
be dazu gebracht seinen Kummer zu legen/ und Cleo-
patren wieder zu trauen: und fähret man in Opffe-
rung und Festinen weiter fort.

Das 57. Cap. Dieser wollüstige Zeit-Vertreib
des Antonius kömmt Caesarn über die massen zu stat-
ten/ als der noch gar nichts fast fertig hat/ einen so
grossen Krieg recht anzuheben. Cleopatra gehet mit
Antonio nach Athen. Die Athenienser thun ihr da-
selbst fast göttliche Ehre an. Antonius, so ein Athe-
niensischer Bürger zugleich mit ist/ hält gegen die
Königin in Begleitung der vornehmsten Bürger ei-
ne zierliche Rede/ und bringet ihr das Decret, daß
man sie hinfort in Athen als Göttin verehren wür-
de. Antonius schicket seiner Gemahlin der tugend-
hafften Octavia Ordre nach Rom zu/ sich aus sei-
nem Hause zu machen. Sie gehorsamet ohne Mur-
ren: viele von des Antonius, Freunden treten we-
gen seiner unordentlichen conduite von ihm ab.
Calvisius Sabinus klaget Antonium öffentlich in
Rom an/ daß er Cleopatren der Könige zu Pergamo
berühmte Bibliothec/ die in zweymahl hundert tau-
send Voluminibus bestanden/ geschencket hätte;

dnu
T 4

des Auguſt. Marc. Anton. und Lepidus.
men alle vergifftet/ wie Cleopatra ſolches beſtellet
gehabt/ ſo ziehet ſie gleich/ als Antonius die Schaa-
le an die Lippen ſetzet/ ihn zuruͤck/ und haͤlt ihn ab/
ſagend: Herꝛ/ lerne Cleopatren beſſer kennen/ und
ſchlieſſe aus dieſem Exempel/ daß alle deine Vorſicht
dir zu nichts dienen wuͤrde/ wann nicht ihr Hertz zu
deiner Erhaltung wachete. Man laͤßt darauf einen
Verbrecher/ der auf den Halß ſitzet/ kommen/ der die
Schaale austrincken muß/ und ſo fort todt zur Er-
den niederſincket. Antonius wird durch dieſe Pro-
be dazu gebracht ſeinen Kummer zu legen/ und Cleo-
patren wieder zu trauen: und faͤhret man in Opffe-
rung und Feſtinen weiter fort.

Das 57. Cap. Dieſer wolluͤſtige Zeit-Vertreib
des Antonius koͤm̃t Cæſarn uͤber die maſſen zu ſtat-
ten/ als der noch gar nichts faſt fertig hat/ einen ſo
groſſen Krieg recht anzuheben. Cleopatra gehet mit
Antonio nach Athen. Die Athenienſer thun ihr da-
ſelbſt faſt goͤttliche Ehre an. Antonius, ſo ein Athe-
nienſiſcher Buͤrger zugleich mit iſt/ haͤlt gegen die
Koͤnigin in Begleitung der vornehmſten Buͤrger ei-
ne zierliche Rede/ und bringet ihr das Decret, daß
man ſie hinfort in Athen als Goͤttin verehren wuͤr-
de. Antonius ſchicket ſeiner Gemahlin der tugend-
hafften Octavia Ordre nach Rom zu/ ſich aus ſei-
nem Hauſe zu machen. Sie gehorſamet ohne Mur-
ren: viele von des Antonius, Freunden treten we-
gen ſeiner unordentlichen conduite von ihm ab.
Calviſius Sabinus klaget Antonium oͤffentlich in
Rom an/ daß er Cleopatren der Koͤnige zu Pergamo
beruͤhmte Bibliothec/ die in zweymahl hundert tau-
ſend Voluminibus beſtanden/ geſchencket haͤtte;

dnu
T 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0299" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t. Marc. Anton.</hi> und <hi rendition="#aq">Lepidus.</hi></hi></fw><lb/>
men alle vergifftet/ wie <hi rendition="#aq">Cleopatra</hi> &#x017F;olches be&#x017F;tellet<lb/>
gehabt/ &#x017F;o ziehet &#x017F;ie gleich/ als <hi rendition="#aq">Antonius</hi> die Schaa-<lb/>
le an die Lippen &#x017F;etzet/ ihn zuru&#x0364;ck/ und ha&#x0364;lt ihn ab/<lb/>
&#x017F;agend: Her&#xA75B;/ lerne Cleopatren be&#x017F;&#x017F;er kennen/ und<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e aus die&#x017F;em Exempel/ daß alle deine Vor&#x017F;icht<lb/>
dir zu nichts dienen wu&#x0364;rde/ wann nicht ihr Hertz zu<lb/>
deiner Erhaltung wachete. Man la&#x0364;ßt darauf einen<lb/>
Verbrecher/ der auf den Halß &#x017F;itzet/ kommen/ der die<lb/>
Schaale austrincken muß/ und &#x017F;o fort todt zur Er-<lb/>
den nieder&#x017F;incket. <hi rendition="#aq">Antonius</hi> wird durch die&#x017F;e Pro-<lb/>
be dazu gebracht &#x017F;einen Kummer zu legen/ und Cleo-<lb/>
patren wieder zu trauen: und fa&#x0364;hret man in Opffe-<lb/>
rung und <hi rendition="#aq">Fe&#x017F;tin</hi>en weiter fort.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Das 57. Cap.</hi> Die&#x017F;er wollu&#x0364;&#x017F;tige Zeit-Vertreib<lb/>
des <hi rendition="#aq">Antonius</hi> ko&#x0364;m&#x0303;t <hi rendition="#aq">&#x017F;arn</hi> u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en zu &#x017F;tat-<lb/>
ten/ als der noch gar nichts fa&#x017F;t fertig hat/ einen &#x017F;o<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Krieg recht anzuheben. <hi rendition="#aq">Cleopatra</hi> gehet mit<lb/><hi rendition="#aq">Antonio</hi> nach Athen. Die Athenien&#x017F;er thun ihr da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t fa&#x017F;t go&#x0364;ttliche Ehre an. <hi rendition="#aq">Antonius,</hi> &#x017F;o ein Athe-<lb/>
nien&#x017F;i&#x017F;cher Bu&#x0364;rger zugleich mit i&#x017F;t/ ha&#x0364;lt gegen die<lb/>
Ko&#x0364;nigin in Begleitung der vornehm&#x017F;ten Bu&#x0364;rger ei-<lb/>
ne zierliche Rede/ und bringet ihr das <hi rendition="#aq">Decret,</hi> daß<lb/>
man &#x017F;ie hinfort in Athen als Go&#x0364;ttin verehren wu&#x0364;r-<lb/>
de. <hi rendition="#aq">Antonius</hi> &#x017F;chicket &#x017F;einer Gemahlin der tugend-<lb/>
hafften <hi rendition="#aq">Octavia</hi> Ordre nach Rom zu/ &#x017F;ich aus &#x017F;ei-<lb/>
nem Hau&#x017F;e zu machen. Sie gehor&#x017F;amet ohne Mur-<lb/>
ren: viele von des <hi rendition="#aq">Antonius,</hi> Freunden treten we-<lb/>
gen &#x017F;einer unordentlichen <hi rendition="#aq">conduite</hi> von ihm ab.<lb/><hi rendition="#aq">Calvi&#x017F;ius Sabinus</hi> klaget <hi rendition="#aq">Antonium</hi> o&#x0364;ffentlich in<lb/>
Rom an/ daß er Cleopatren der Ko&#x0364;nige zu <hi rendition="#aq">Pergamo</hi><lb/>
beru&#x0364;hmte Bibliothec/ die in zweymahl hundert tau-<lb/>
&#x017F;end <hi rendition="#aq">Voluminibus</hi> be&#x017F;tanden/ ge&#x017F;chencket ha&#x0364;tte;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dnu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0299] des Auguſt. Marc. Anton. und Lepidus. men alle vergifftet/ wie Cleopatra ſolches beſtellet gehabt/ ſo ziehet ſie gleich/ als Antonius die Schaa- le an die Lippen ſetzet/ ihn zuruͤck/ und haͤlt ihn ab/ ſagend: Herꝛ/ lerne Cleopatren beſſer kennen/ und ſchlieſſe aus dieſem Exempel/ daß alle deine Vorſicht dir zu nichts dienen wuͤrde/ wann nicht ihr Hertz zu deiner Erhaltung wachete. Man laͤßt darauf einen Verbrecher/ der auf den Halß ſitzet/ kommen/ der die Schaale austrincken muß/ und ſo fort todt zur Er- den niederſincket. Antonius wird durch dieſe Pro- be dazu gebracht ſeinen Kummer zu legen/ und Cleo- patren wieder zu trauen: und faͤhret man in Opffe- rung und Feſtinen weiter fort. Das 57. Cap. Dieſer wolluͤſtige Zeit-Vertreib des Antonius koͤm̃t Cæſarn uͤber die maſſen zu ſtat- ten/ als der noch gar nichts faſt fertig hat/ einen ſo groſſen Krieg recht anzuheben. Cleopatra gehet mit Antonio nach Athen. Die Athenienſer thun ihr da- ſelbſt faſt goͤttliche Ehre an. Antonius, ſo ein Athe- nienſiſcher Buͤrger zugleich mit iſt/ haͤlt gegen die Koͤnigin in Begleitung der vornehmſten Buͤrger ei- ne zierliche Rede/ und bringet ihr das Decret, daß man ſie hinfort in Athen als Goͤttin verehren wuͤr- de. Antonius ſchicket ſeiner Gemahlin der tugend- hafften Octavia Ordre nach Rom zu/ ſich aus ſei- nem Hauſe zu machen. Sie gehorſamet ohne Mur- ren: viele von des Antonius, Freunden treten we- gen ſeiner unordentlichen conduite von ihm ab. Calviſius Sabinus klaget Antonium oͤffentlich in Rom an/ daß er Cleopatren der Koͤnige zu Pergamo beruͤhmte Bibliothec/ die in zweymahl hundert tau- ſend Voluminibus beſtanden/ geſchencket haͤtte; dnu T 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/299
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/299>, abgerufen am 21.11.2024.