Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

des Frauenvolcks.
fahrt eines Mannsvolcks und der Verlust ihrer Eh-
re; biß dann beyde die Reue unter sich theileten/
welche bey einer so flattrigen und lasterhafften Liebe
nicht aussenbliebe.

Wann aber solche Buhlerinnen nur mit ein we-
nig Vernunfft ihre Lebens-Art examinireten/ wür-
den sie sich nicht über ihr Unglück beklagen/ und bald
spühren/ daß sie bey besser eingerichteten Wandel ei-
ne rechtschaffene Hochachtung sich erwerben könten:
wie dann dazu ihnen die Bescheidenheit oder Sitt-
samkeit den besten Rath geben solte.

Die Sittsamkeit.
Das 2. Cap.

Wie in der Religion/ saget hierinnen der Au-
tor,
eine Pflicht zu finden/ also leget uns auch
die Ehre eine Schuldigkeit auf. Dahero
dann die Sittsamkeit gleichfalls uns Lehren giebet.
Sie will/ daß der Wohlstand alle Handlungen ei-
nes Frauenzimmers begleite. Es soll mit Scham-
hafftigkeit gebohren werden/ in Furcht leben/ und mit
Klugheit sterben. Seine ersten Jahre sollen unschul-
dig; das mittlere Alter rein seyn/ und seine Auffüh-
rung mit einer glücklichen und lobwürdigen Einfalt
sich endigen.

Wann ein Frauenzimmer die Reguln der Sitt-
samkeit/ dadurch die Ehre allein in Sicherheit ist/
verläßt/ so wird sie bald die Gefahr erkennen/ wohin-
ein ihre Unachtsamkeit sie verleitet hat/ und ist das
beste vor sie/ daß sie auf das schleunigste wieder um-
kehre.

Die Schwachheit/ die Neigung/ und die Gele-
genheit müssen durch die Richtschnur der Sittsam-

keit
U 4

des Frauenvolcks.
fahrt eines Mannsvolcks und der Verluſt ihrer Eh-
re; biß dann beyde die Reue unter ſich theileten/
welche bey einer ſo flattrigen und laſterhafften Liebe
nicht auſſenbliebe.

Wann aber ſolche Buhlerinnen nur mit ein we-
nig Vernunfft ihre Lebens-Art examinireten/ wuͤr-
den ſie ſich nicht uͤber ihr Ungluͤck beklagen/ und bald
ſpuͤhren/ daß ſie bey beſſer eingerichteten Wandel ei-
ne rechtſchaffene Hochachtung ſich erwerben koͤnten:
wie dann dazu ihnen die Beſcheidenheit oder Sitt-
ſamkeit den beſten Rath geben ſolte.

Die Sittſamkeit.
Das 2. Cap.

Wie in der Religion/ ſaget hierinnen der Au-
tor,
eine Pflicht zu finden/ alſo leget uns auch
die Ehre eine Schuldigkeit auf. Dahero
dann die Sittſamkeit gleichfalls uns Lehren giebet.
Sie will/ daß der Wohlſtand alle Handlungen ei-
nes Frauenzimmers begleite. Es ſoll mit Scham-
hafftigkeit gebohren werden/ in Furcht leben/ und mit
Klugheit ſterben. Seine erſten Jahre ſollen unſchul-
dig; das mittlere Alter rein ſeyn/ und ſeine Auffuͤh-
rung mit einer gluͤcklichen und lobwuͤrdigen Einfalt
ſich endigen.

Wann ein Frauenzimmer die Reguln der Sitt-
ſamkeit/ dadurch die Ehre allein in Sicherheit iſt/
verlaͤßt/ ſo wird ſie bald die Gefahr erkennen/ wohin-
ein ihre Unachtſamkeit ſie verleitet hat/ und iſt das
beſte vor ſie/ daß ſie auf das ſchleunigſte wieder um-
kehre.

Die Schwachheit/ die Neigung/ und die Gele-
genheit muͤſſen durch die Richtſchnur der Sittſam-

keit
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0317" n="285"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Frauenvolcks.</hi></fw><lb/>
fahrt eines Mannsvolcks und der Verlu&#x017F;t ihrer Eh-<lb/>
re; biß dann beyde die Reue unter &#x017F;ich theileten/<lb/>
welche bey einer &#x017F;o flattrigen und la&#x017F;terhafften Liebe<lb/>
nicht au&#x017F;&#x017F;enbliebe.</p><lb/>
            <p>Wann aber &#x017F;olche Buhlerinnen nur mit ein we-<lb/>
nig Vernunfft ihre Lebens-Art <hi rendition="#aq">examini</hi>reten/ wu&#x0364;r-<lb/>
den &#x017F;ie &#x017F;ich nicht u&#x0364;ber ihr Unglu&#x0364;ck beklagen/ und bald<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;hren/ daß &#x017F;ie bey be&#x017F;&#x017F;er eingerichteten Wandel ei-<lb/>
ne recht&#x017F;chaffene Hochachtung &#x017F;ich erwerben ko&#x0364;nten:<lb/>
wie dann dazu ihnen die Be&#x017F;cheidenheit oder Sitt-<lb/>
&#x017F;amkeit den be&#x017F;ten Rath geben &#x017F;olte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Die Sitt&#x017F;amkeit.<lb/><hi rendition="#b">Das 2. Cap.</hi></head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>ie in der Religion/ &#x017F;aget hierinnen der <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
tor,</hi> eine Pflicht zu finden/ al&#x017F;o leget uns auch<lb/>
die Ehre eine Schuldigkeit auf. Dahero<lb/>
dann die Sitt&#x017F;amkeit gleichfalls uns Lehren giebet.<lb/>
Sie will/ daß der Wohl&#x017F;tand alle Handlungen ei-<lb/>
nes Frauenzimmers begleite. Es &#x017F;oll mit Scham-<lb/>
hafftigkeit gebohren werden/ in Furcht leben/ und mit<lb/>
Klugheit &#x017F;terben. Seine er&#x017F;ten Jahre &#x017F;ollen un&#x017F;chul-<lb/>
dig; das mittlere Alter rein &#x017F;eyn/ und &#x017F;eine Auffu&#x0364;h-<lb/>
rung mit einer glu&#x0364;cklichen und lobwu&#x0364;rdigen Einfalt<lb/>
&#x017F;ich endigen.</p><lb/>
            <p>Wann ein Frauenzimmer die Reguln der Sitt-<lb/>
&#x017F;amkeit/ dadurch die Ehre allein in Sicherheit i&#x017F;t/<lb/>
verla&#x0364;ßt/ &#x017F;o wird &#x017F;ie bald die Gefahr erkennen/ wohin-<lb/>
ein ihre Unacht&#x017F;amkeit &#x017F;ie verleitet hat/ und i&#x017F;t das<lb/>
be&#x017F;te vor &#x017F;ie/ daß &#x017F;ie auf das &#x017F;chleunig&#x017F;te wieder um-<lb/>
kehre.</p><lb/>
            <p>Die Schwachheit/ die Neigung/ und die Gele-<lb/>
genheit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en durch die Richt&#x017F;chnur der Sitt&#x017F;am-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><fw place="bottom" type="catch">keit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0317] des Frauenvolcks. fahrt eines Mannsvolcks und der Verluſt ihrer Eh- re; biß dann beyde die Reue unter ſich theileten/ welche bey einer ſo flattrigen und laſterhafften Liebe nicht auſſenbliebe. Wann aber ſolche Buhlerinnen nur mit ein we- nig Vernunfft ihre Lebens-Art examinireten/ wuͤr- den ſie ſich nicht uͤber ihr Ungluͤck beklagen/ und bald ſpuͤhren/ daß ſie bey beſſer eingerichteten Wandel ei- ne rechtſchaffene Hochachtung ſich erwerben koͤnten: wie dann dazu ihnen die Beſcheidenheit oder Sitt- ſamkeit den beſten Rath geben ſolte. Die Sittſamkeit. Das 2. Cap. Wie in der Religion/ ſaget hierinnen der Au- tor, eine Pflicht zu finden/ alſo leget uns auch die Ehre eine Schuldigkeit auf. Dahero dann die Sittſamkeit gleichfalls uns Lehren giebet. Sie will/ daß der Wohlſtand alle Handlungen ei- nes Frauenzimmers begleite. Es ſoll mit Scham- hafftigkeit gebohren werden/ in Furcht leben/ und mit Klugheit ſterben. Seine erſten Jahre ſollen unſchul- dig; das mittlere Alter rein ſeyn/ und ſeine Auffuͤh- rung mit einer gluͤcklichen und lobwuͤrdigen Einfalt ſich endigen. Wann ein Frauenzimmer die Reguln der Sitt- ſamkeit/ dadurch die Ehre allein in Sicherheit iſt/ verlaͤßt/ ſo wird ſie bald die Gefahr erkennen/ wohin- ein ihre Unachtſamkeit ſie verleitet hat/ und iſt das beſte vor ſie/ daß ſie auf das ſchleunigſte wieder um- kehre. Die Schwachheit/ die Neigung/ und die Gele- genheit muͤſſen durch die Richtſchnur der Sittſam- keit U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/317
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/317>, abgerufen am 21.11.2024.