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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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des Frauenvolcks.
Die Bemerckung der Heuchlerinnen.
Das 3. Cap.

Die falsche oder heuchlerische Andacht/ saget
der Autor in diesem Capitel/ ist das gefähr-
lichste von allen Lastern/ und der gemeineste
unter allen Fehlern. Doch nehmen diese gleißneri-
sche Gottesfurcht vieles Frauenzimmer an sich/ und
die am eingezogenstes zu leben scheinen/ sind offt die
allerwollüstigsten: denn sie meynen durch ihre Heu-
cheley GOtt und die Welt zusammen zum Freun-
de zu behalten/ und ihrer Selbst-Liebe ohne Ver-
letzung ihrer Devotion ein Genügen zu thun.

Sie ziehen sich aus der Religion viele Maximen
heraus/ die sie sich einbilden/ daß sie mit ihren Nei-
gungen übereinstimmen. Das Aussenwerck der
Andacht ist ihnen schon genug/ wenn gleich inwendig
nichts als Ubels stecket.

Sie sehen die Satzungen der Religion mit gleich-
gültigen Augen an; sie seynd lebhafft genug/ einen
Mangel an sich abzuschaffen/ allein unbußfertig/
wenn es zu Abwendung der Laster kömmt. Jndeß ver-
stecken sie unter dem Mantel der Heiligkeit ihre Ver-
brechen/ und suchen in der Heucheley ihre Ruhe/
dahero man aus dem eusserlichen Scheine ihre in-
nerliche Ruhe schliesset.

Jhre drey Eigenschafften/ die sie an sich haben/
sind schnur-stracks der liebe GOttes und des Näch-
sten entgegen gesetzet: die Hoffart/ die Verstellung/
und die Grausamkeit.

Die Hoffart machet/ daß sie sich eine Autorität
über Personen herausnehmen/ welche sie nicht kennen.
Die Verstellung lässet sie einen Beyfall erhalten-

den
U 5
des Frauenvolcks.
Die Bemerckung der Heuchlerinnen.
Das 3. Cap.

Die falſche oder heuchleriſche Andacht/ ſaget
der Autor in dieſem Capitel/ iſt das gefaͤhr-
lichſte von allen Laſtern/ und der gemeineſte
unter allen Fehlern. Doch nehmen dieſe gleißneri-
ſche Gottesfurcht vieles Frauenzimmer an ſich/ und
die am eingezogenſtes zu leben ſcheinen/ ſind offt die
allerwolluͤſtigſten: denn ſie meynen durch ihre Heu-
cheley GOtt und die Welt zuſammen zum Freun-
de zu behalten/ und ihrer Selbſt-Liebe ohne Ver-
letzung ihrer Devotion ein Genuͤgen zu thun.

Sie ziehen ſich aus der Religion viele Maximen
heraus/ die ſie ſich einbilden/ daß ſie mit ihren Nei-
gungen uͤbereinſtimmen. Das Auſſenwerck der
Andacht iſt ihnen ſchon genug/ wenn gleich inwendig
nichts als Ubels ſtecket.

Sie ſehen die Satzungen der Religion mit gleich-
guͤltigen Augen an; ſie ſeynd lebhafft genug/ einen
Mangel an ſich abzuſchaffen/ allein unbußfertig/
wenn es zu Abwendung der Laſter koͤm̃t. Jndeß ver-
ſtecken ſie unter dem Mantel der Heiligkeit ihre Ver-
brechen/ und ſuchen in der Heucheley ihre Ruhe/
dahero man aus dem euſſerlichen Scheine ihre in-
nerliche Ruhe ſchlieſſet.

Jhre drey Eigenſchafften/ die ſie an ſich haben/
ſind ſchnur-ſtracks der liebe GOttes und des Naͤch-
ſten entgegen geſetzet: die Hoffart/ die Verſtellung/
und die Grauſamkeit.

Die Hoffart machet/ daß ſie ſich eine Autoritaͤt
uͤber Perſonen herausnehmen/ welche ſie nicht keñen.
Die Verſtellung laͤſſet ſie einen Beyfall erhalten-

den
U 5
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[287/0319] des Frauenvolcks. Die Bemerckung der Heuchlerinnen. Das 3. Cap. Die falſche oder heuchleriſche Andacht/ ſaget der Autor in dieſem Capitel/ iſt das gefaͤhr- lichſte von allen Laſtern/ und der gemeineſte unter allen Fehlern. Doch nehmen dieſe gleißneri- ſche Gottesfurcht vieles Frauenzimmer an ſich/ und die am eingezogenſtes zu leben ſcheinen/ ſind offt die allerwolluͤſtigſten: denn ſie meynen durch ihre Heu- cheley GOtt und die Welt zuſammen zum Freun- de zu behalten/ und ihrer Selbſt-Liebe ohne Ver- letzung ihrer Devotion ein Genuͤgen zu thun. Sie ziehen ſich aus der Religion viele Maximen heraus/ die ſie ſich einbilden/ daß ſie mit ihren Nei- gungen uͤbereinſtimmen. Das Auſſenwerck der Andacht iſt ihnen ſchon genug/ wenn gleich inwendig nichts als Ubels ſtecket. Sie ſehen die Satzungen der Religion mit gleich- guͤltigen Augen an; ſie ſeynd lebhafft genug/ einen Mangel an ſich abzuſchaffen/ allein unbußfertig/ wenn es zu Abwendung der Laſter koͤm̃t. Jndeß ver- ſtecken ſie unter dem Mantel der Heiligkeit ihre Ver- brechen/ und ſuchen in der Heucheley ihre Ruhe/ dahero man aus dem euſſerlichen Scheine ihre in- nerliche Ruhe ſchlieſſet. Jhre drey Eigenſchafften/ die ſie an ſich haben/ ſind ſchnur-ſtracks der liebe GOttes und des Naͤch- ſten entgegen geſetzet: die Hoffart/ die Verſtellung/ und die Grauſamkeit. Die Hoffart machet/ daß ſie ſich eine Autoritaͤt uͤber Perſonen herausnehmen/ welche ſie nicht keñen. Die Verſtellung laͤſſet ſie einen Beyfall erhalten- den U 5

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/319>, abgerufen am 21.11.2024.