Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Liebes-Geschichte.
Feldherrn von Castilien gemacht/ wie auch zum
Großmeister von Sanct Jacob/ und hatte so grosses
Geld und Gut/ daß man ihn in dem Stande zu seyn
schätzete/ zwantzig tausend Mann auf den Beinen zu
halten. Weder der Haß der Königin/ noch die Feind-
schafft der königlichen Häuser Arragonien, Navar-
ra
und Portugal, noch der Neid aller Grands d'E-
spagne
vermochten ihn aus seinem Credit beym Kö-
nige zu bringen; und die Unterfangungen/ welche
man anwendete/ den König von der Tyranney eines
Unterthanen zu befreyen/ welcher seiner Schwach-
heit mißbrauchete/ dienete zu nichts/ als die Völcker
in ihrer Ruhe zu stöhren/ und in die vornehmsten
Häuser Uneinigkeit und Zwietracht auszustreuen.

Don Alvaros de Luna heyrathete das erste mahl
Elvira Protocarrern, die nicht lange Zeit lebete/
und man hatte den König in seiner ersten Jugend mit
seiner nahen Muhme Maria von Arragonien ver-
mählet; welche den Infanten Don Henrico ihm
gebahr/ dem man so fort den Titul des Printzen von
Astutias beylegete.

Der Reichs-Feldherr Don Alvaros dachte nach
Elvirens Tode auf ein Bündtniß/ welches seinem
Ehrgeitze gemäß kam/ und vermählete sich zum an-
dern mahle mit Dona Johanna de Rinantel, des
Grafen von Benevant seiner Tochter.

Die Trublen von Castilien währeten stets: der
König von Navarra und Don Henrico sein Bru-
der/ welcher die Infantin Catharina, des Don Jean
Schwester/ zur Ehe genommen/ kunten die Kühnheit
des Reichs-Feldherrn nicht vertragen. Die Mau-
ren von Granade fielen offtmahls ein/ und man sahe

an

Liebes-Geſchichte.
Feldherꝛn von Caſtilien gemacht/ wie auch zum
Großmeiſter von Sanct Jacob/ und hatte ſo groſſes
Geld und Gut/ daß man ihn in dem Stande zu ſeyn
ſchaͤtzete/ zwantzig tauſend Mann auf den Beinen zu
halten. Weder der Haß der Koͤnigin/ noch die Feind-
ſchafft der koͤniglichen Haͤuſer Arragonien, Navar-
ra
und Portugal, noch der Neid aller Grands d’E-
ſpagne
vermochten ihn aus ſeinem Credit beym Koͤ-
nige zu bringen; und die Unterfangungen/ welche
man anwendete/ den Koͤnig von der Tyranney eines
Unterthanen zu befreyen/ welcher ſeiner Schwach-
heit mißbrauchete/ dienete zu nichts/ als die Voͤlcker
in ihrer Ruhe zu ſtoͤhren/ und in die vornehmſten
Haͤuſer Uneinigkeit und Zwietracht auszuſtreuen.

Don Alvaros de Luna heyrathete das erſte mahl
Elvira Protocarrern, die nicht lange Zeit lebete/
und man hatte den Koͤnig in ſeiner erſten Jugend mit
ſeiner nahen Muhme Maria von Arragonien ver-
maͤhlet; welche den Infanten Don Henrico ihm
gebahr/ dem man ſo fort den Titul des Printzen von
Aſtutias beylegete.

Der Reichs-Feldherr Don Alvaros dachte nach
Elvirens Tode auf ein Buͤndtniß/ welches ſeinem
Ehrgeitze gemaͤß kam/ und vermaͤhlete ſich zum an-
dern mahle mit Dona Johanna de Rinantel, des
Grafen von Benevant ſeiner Tochter.

Die Trublen von Caſtilien waͤhreten ſtets: der
Koͤnig von Navarra und Don Henrico ſein Bru-
der/ welcher die Infantin Catharina, des Don Jean
Schweſter/ zur Ehe genommen/ kunten die Kuͤhnheit
des Reichs-Feldherꝛn nicht vertragen. Die Mau-
ren von Granade fielen offtmahls ein/ und man ſahe

an
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Liebes-Ge&#x017F;chichte.</hi></fw><lb/>
Feldher&#xA75B;n von <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;tili</hi>en gemacht/ wie auch zum<lb/>
Großmei&#x017F;ter von Sanct Jacob/ und hatte &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Geld und Gut/ daß man ihn in dem Stande zu &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzete/ zwantzig tau&#x017F;end Mann auf den Beinen zu<lb/>
halten. Weder der Haß der Ko&#x0364;nigin/ noch die Feind-<lb/>
&#x017F;chafft der ko&#x0364;niglichen Ha&#x0364;u&#x017F;er <hi rendition="#aq">Arragonien, Navar-<lb/>
ra</hi> und <hi rendition="#aq">Portugal,</hi> noch der Neid aller <hi rendition="#aq">Grands d&#x2019;E-<lb/>
&#x017F;pagne</hi> vermochten ihn aus &#x017F;einem Credit beym Ko&#x0364;-<lb/>
nige zu bringen; und die Unterfangungen/ welche<lb/>
man anwendete/ den Ko&#x0364;nig von der Tyranney eines<lb/>
Unterthanen zu befreyen/ welcher &#x017F;einer Schwach-<lb/>
heit mißbrauchete/ dienete zu nichts/ als die Vo&#x0364;lcker<lb/>
in ihrer Ruhe zu &#x017F;to&#x0364;hren/ und in die vornehm&#x017F;ten<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er Uneinigkeit und Zwietracht auszu&#x017F;treuen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Don Alvaros de Luna</hi> heyrathete das er&#x017F;te mahl<lb/><hi rendition="#aq">Elvira Protocarrern,</hi> die nicht lange Zeit lebete/<lb/>
und man hatte den Ko&#x0364;nig in &#x017F;einer er&#x017F;ten Jugend mit<lb/>
&#x017F;einer nahen Muhme <hi rendition="#aq">Maria</hi> von <hi rendition="#aq">Arragonien</hi> ver-<lb/>
ma&#x0364;hlet; welche den <hi rendition="#aq">Infant</hi>en <hi rendition="#aq">Don Henrico</hi> ihm<lb/>
gebahr/ dem man &#x017F;o fort den Titul des Printzen von<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;tutias</hi> beylegete.</p><lb/>
          <p>Der Reichs-Feldherr <hi rendition="#aq">Don Alvaros</hi> dachte nach<lb/><hi rendition="#aq">Elvirens</hi> Tode auf ein Bu&#x0364;ndtniß/ welches &#x017F;einem<lb/>
Ehrgeitze gema&#x0364;ß kam/ und verma&#x0364;hlete &#x017F;ich zum an-<lb/>
dern mahle mit <hi rendition="#aq">Dona Johanna de Rinantel,</hi> des<lb/>
Grafen von <hi rendition="#aq">Benevant</hi> &#x017F;einer Tochter.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#aq">Truble</hi>n von <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;tilien</hi> wa&#x0364;hreten &#x017F;tets: der<lb/>
Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#aq">Navarra</hi> und <hi rendition="#aq">Don Henrico</hi> &#x017F;ein Bru-<lb/>
der/ welcher die <hi rendition="#aq">Infanti</hi>n <hi rendition="#aq">Catharina,</hi> des <hi rendition="#aq">Don Jean</hi><lb/>
Schwe&#x017F;ter/ zur Ehe genommen/ kunten die Ku&#x0364;hnheit<lb/>
des Reichs-Feldher&#xA75B;n nicht vertragen. Die Mau-<lb/>
ren von <hi rendition="#aq">Granade</hi> fielen offtmahls ein/ und man &#x017F;ahe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0339] Liebes-Geſchichte. Feldherꝛn von Caſtilien gemacht/ wie auch zum Großmeiſter von Sanct Jacob/ und hatte ſo groſſes Geld und Gut/ daß man ihn in dem Stande zu ſeyn ſchaͤtzete/ zwantzig tauſend Mann auf den Beinen zu halten. Weder der Haß der Koͤnigin/ noch die Feind- ſchafft der koͤniglichen Haͤuſer Arragonien, Navar- ra und Portugal, noch der Neid aller Grands d’E- ſpagne vermochten ihn aus ſeinem Credit beym Koͤ- nige zu bringen; und die Unterfangungen/ welche man anwendete/ den Koͤnig von der Tyranney eines Unterthanen zu befreyen/ welcher ſeiner Schwach- heit mißbrauchete/ dienete zu nichts/ als die Voͤlcker in ihrer Ruhe zu ſtoͤhren/ und in die vornehmſten Haͤuſer Uneinigkeit und Zwietracht auszuſtreuen. Don Alvaros de Luna heyrathete das erſte mahl Elvira Protocarrern, die nicht lange Zeit lebete/ und man hatte den Koͤnig in ſeiner erſten Jugend mit ſeiner nahen Muhme Maria von Arragonien ver- maͤhlet; welche den Infanten Don Henrico ihm gebahr/ dem man ſo fort den Titul des Printzen von Aſtutias beylegete. Der Reichs-Feldherr Don Alvaros dachte nach Elvirens Tode auf ein Buͤndtniß/ welches ſeinem Ehrgeitze gemaͤß kam/ und vermaͤhlete ſich zum an- dern mahle mit Dona Johanna de Rinantel, des Grafen von Benevant ſeiner Tochter. Die Trublen von Caſtilien waͤhreten ſtets: der Koͤnig von Navarra und Don Henrico ſein Bru- der/ welcher die Infantin Catharina, des Don Jean Schweſter/ zur Ehe genommen/ kunten die Kuͤhnheit des Reichs-Feldherꝛn nicht vertragen. Die Mau- ren von Granade fielen offtmahls ein/ und man ſahe an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/339
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/339>, abgerufen am 21.11.2024.