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Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.

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Ergänzung nach der Seite der Phantasie, des Visionären, pbo_073.002
Zauberischen, Märchenhaften darbietet (so in Ferd. Raimunds pbo_073.003
Märchendramen). Das liegt vielleicht an den oben berührten pbo_073.004
Eigenschaften seiner Kürze bei der Gehaltenheit seines Rhythmus, pbo_073.005
die den Ausdruck des Andeutenden, Ahnungsreichen begünstigen.

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Jm Gegensatz dazu bringt die Combination trochäischer pbo_073.008
Viertakter zu einer trochäischen Langzeile von acht Füßen pbo_073.009
(trochäischer Oktonar) durch den überweiten Rahmen pbo_073.010
für die gewichtigen Rhythmen leicht den Eindruck der Geschwätzigkeit pbo_073.011
hervor. Die Alten verwendeten sie daher nur in kurzer pbo_073.012
Folge zu einer chorischen Zugabe, wie etwa Sophokles am pbo_073.013
Schlusse des "König Oedipus". Während Opitz im 17. Jh. pbo_073.014
mit der Einführung dieses damals nach ihm benannten versus pbo_073.015
Opitianus bei tragischen Vorwürfen (in seiner "Judith") keinen pbo_073.016
guten Griff machte, hat in unserem Jahrhundert Platen pbo_073.017
ihn sehr glücklich zu den komischen Apostrophen seiner Aristophanischen pbo_073.018
Lustspiele benutzt, für die ihm die chorische Parabase pbo_073.019
des antiken Dramas das Muster bot:

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"Scheint sie auch geschwätzig, laßt sie; denn es ist ein alter Brauch, pbo_073.021
Gerne plaudern ja die Basen und die Parabasen auch."

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Fünffüßige Trochäen, bei denen eine Diärese nach pbo_073.023
dem zweiten Fuße, eine Caesur im dritten Fuße sich gleich pbo_073.024
bemerkbar macht, sind der Vers der schönen serbischen pbo_073.025
Volkslieder,
die Goethes ganz besonderen Beifall fanden. pbo_073.026
(Vgl. seine frühe Uebersetzung des Klaggesang von der pbo_073.027
edlen Frauen des Asan Aga
aus dem Morlakischen.)

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§. 52. Daktylische Verse.

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Daktylische Verse: Jhre oben berührte heftige Bestreitung pbo_073.030
von Seiten der nationalen Metriker findet ihren

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Zitationshilfe: Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/77>, abgerufen am 22.11.2024.