pbo_086.001 Distichons, für unser Ohr auseinanderfallen. Ein Vers, pbo_086.002 wie ihn Horaz (Epoden XI) bildet:
pbo_086.003
sncribere | vnersicu | lnos || amo | re pner | cussum | gravni
pbo_086.004 würde für uns rhythmisch nur Sinn haben, wenn wir ihn pbo_086.005 in die beiden Reihen, aus denen er besteht, die daktylische und pbo_086.006 die jambische, auseinanderlegen:
pbo_086.007
Zierliche Verselein pbo_086.008 Zu schreiben schwer an Liebe krank --
pbo_086.009 Andernfalls fehlt ihm die rhythmische Ordnung. Es wird pbo_086.010 für uns ein "Schleuder- oder Streckvers", der beliebig im pbo_086.011 Takte wechselt.
pbo_086.012
Kapitel 3. Strophen.
pbo_086.013
§ 56. Dreiteiligkeit der Strophe.
pbo_086.014 Die letzten Verserscheinungen haben bereits über die pbo_086.015 Grenze der einzelnen Versreihe hinausgeführt zu metrischen pbo_086.016 Bildungen, in denen der Vers selbst wieder Bestandteil wird. pbo_086.017 Man nennt sie Strophen, mit der griechischen Bezeichnung pbo_086.018 (strophe) eben desselben Begriffs, den wir bei versus pbo_086.019 erörtert haben, nunmehr die Wiederkehr einer bestimmten pbo_086.020 Ordnung von Versreihen ankündigend. Noch viel enger pbo_086.021 als der Vers schließt sich der metrische Sinn der Strophe an pbo_086.022 die Musik. Es ist nämlich der Charakter des Liedes, der pbo_086.023 Abschluß einer nach verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung pbo_086.024 wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrenden Tonbewegung, pbo_086.025 der Melodie, welcher in der Strophe zum Ausdruck gelangt.
pbo_086.026 Der weit engere Anschluß, aber auch zugleich der unverhältnismäßig pbo_086.027 niedrigere Stand der Musik im Altertum pbo_086.028 zeigt sich in der Bedeutung, welche in der antiken Strophe
pbo_086.001 Distichons, für unser Ohr auseinanderfallen. Ein Vers, pbo_086.002 wie ihn Horaz (Epoden XI) bildet:
pbo_086.004 würde für uns rhythmisch nur Sinn haben, wenn wir ihn pbo_086.005 in die beiden Reihen, aus denen er besteht, die daktylische und pbo_086.006 die jambische, auseinanderlegen:
pbo_086.007
Zíerliche Vérselein pbo_086.008 Zu schreíben schwér an Liébe kránk —
pbo_086.009 Andernfalls fehlt ihm die rhythmische Ordnung. Es wird pbo_086.010 für uns ein „Schleuder- oder Streckvers“, der beliebig im pbo_086.011 Takte wechselt.
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Kapitel 3. Strophen.
pbo_086.013
§ 56. Dreiteiligkeit der Strophe.
pbo_086.014 Die letzten Verserscheinungen haben bereits über die pbo_086.015 Grenze der einzelnen Versreihe hinausgeführt zu metrischen pbo_086.016 Bildungen, in denen der Vers selbst wieder Bestandteil wird. pbo_086.017 Man nennt sie Strophen, mit der griechischen Bezeichnung pbo_086.018 (στροφή) eben desselben Begriffs, den wir bei versus pbo_086.019 erörtert haben, nunmehr die Wiederkehr einer bestimmten pbo_086.020 Ordnung von Versreihen ankündigend. Noch viel enger pbo_086.021 als der Vers schließt sich der metrische Sinn der Strophe an pbo_086.022 die Musik. Es ist nämlich der Charakter des Liedes, der pbo_086.023 Abschluß einer nach verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung pbo_086.024 wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrenden Tonbewegung, pbo_086.025 der Melodie, welcher in der Strophe zum Ausdruck gelangt.
pbo_086.026 Der weit engere Anschluß, aber auch zugleich der unverhältnismäßig pbo_086.027 niedrigere Stand der Musik im Altertum pbo_086.028 zeigt sich in der Bedeutung, welche in der antiken Strophe
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die jambische, auseinanderlegen:
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(στροφή) eben desselben Begriffs, den wir bei versus pbo_086.019
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der Melodie, welcher in der Strophe zum Ausdruck gelangt.
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niedrigere Stand der Musik im Altertum pbo_086.028
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Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/90>, abgerufen am 31.07.2024.
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