Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. haben wollen/ dergleichen Trunck thun müssen. Wennauch ein oder ander Land sich erbietet für eine gewisse Summa Geldes dem andern zu Hülffe zu kommen/ müssen die Vornehmsten einen Eydes-Trunck thun/ und dabey folgende Worte aussprechen/ daß der Fe- tiche uns allen das Leben nehme/ wenn wir nicht helf- fen wollen unseren Feind gäntzlich zu verfolgen und zu vernichtigen/ dafern es immer möglich ist; allein diesem ohngeachtet giebet es viel Eydbrüchige unter ihnen/ daß man also darauf nicht sicher gehen könne; insonderheit/ welches zu verwundern/ da sie selbst ih- res Eydes sich erlassen können; sie ziehen das Geld von denen so ihrer Hülffe benöthiget sind/ und gleich- wol thun sie das Widerspiel von dem so sie angelobet; denn wie sie vor ihrem Feticheer oder Geistlichen den Eyd ablegen/ glauben sie daß auch eben dieser Macht habe sie davon loß zu sprechen/ und also nach ei- genem Belieben thun und lassen können. Zwar wer- det ihr vermuhtlich auf die Gedancken kommen/ daß dieses sehr nach dem Pabstthum schmecke/ und gewiß nicht unbillig/ dennoch aber verhält es sich nicht an- ders. Es sind aber in kurtzer Zeit die Mohren so schlau geworden/ daß wenn sie einen gemachten Ver- gleich mit den Eyde beschweren sollen/ zuvorderst ihren Feticheer trincken und anbey schweren lassen/ daß der Fetiche ihn tödten solle/ wenn er jemand ins be- sondere ohne Genehmhaltung aller andren seines Ey- des erlassen wolle; haben auch so viel dadurch zu wege gebracht/ daß dergleichen abgelegte und beschworne Freundschafften und Verbindnüsse unverbrüchlich gehalten werden. Wollet ihr nun wissen/ was sie von denen halten so einen falschen Eyd thun/ so bild en sie M 3
des Landes Gvinea. haben wollen/ dergleichen Trunck thun muͤſſen. Wennauch ein oder ander Land ſich erbietet fuͤr eine gewiſſe Summa Geldes dem andern zu Huͤlffe zu kommen/ muͤſſen die Vornehmſten einen Eydes-Trunck thun/ und dabey folgende Worte ausſprechen/ daß der Fe- tiche uns allen das Leben nehme/ wenn wir nicht helf- fen wollen unſeren Feind gaͤntzlich zu verfolgen und zu vernichtigen/ dafern es immer moͤglich iſt; allein dieſem ohngeachtet giebet es viel Eydbruͤchige unter ihnen/ daß man alſo darauf nicht ſicher gehen koͤnne; inſonderheit/ welches zu verwundern/ da ſie ſelbſt ih- res Eydes ſich erlaſſen koͤnnen; ſie ziehen das Geld von denen ſo ihrer Huͤlffe benoͤthiget ſind/ und gleich- wol thun ſie das Widerſpiel von dem ſo ſie angelobet; denn wie ſie vor ihrem Feticheer oder Geiſtlichen den Eyd ablegen/ glauben ſie daß auch eben dieſer Macht habe ſie davon loß zu ſprechen/ und alſo nach ei- genem Belieben thun und laſſen koͤnnen. Zwar wer- det ihr vermuhtlich auf die Gedancken kommen/ daß dieſes ſehr nach dem Pabſtthum ſchmecke/ und gewiß nicht unbillig/ dennoch aber verhaͤlt es ſich nicht an- ders. Es ſind aber in kurtzer Zeit die Mohren ſo ſchlau geworden/ daß wenn ſie einen gemachten Ver- gleich mit den Eyde beſchweren ſollen/ zuvorderſt ihren Feticheer trincken und anbey ſchweren laſſen/ daß der Fetiche ihn toͤdten ſolle/ wenn er jemand ins be- ſondere ohne Genehmhaltung aller andren ſeines Ey- des erlaſſen wolle; haben auch ſo viel dadurch zu wege gebracht/ daß dergleichen abgelegte und beſchworne Freundſchafften und Verbindnuͤſſe unverbruͤchlich gehalten werden. Wollet ihr nun wiſſen/ was ſie von denen halten ſo einen falſchen Eyd thun/ ſo bild en ſie M 3
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des Landes Gvinea.
haben wollen/ dergleichen Trunck thun muͤſſen. Wenn
auch ein oder ander Land ſich erbietet fuͤr eine gewiſſe
Summa Geldes dem andern zu Huͤlffe zu kommen/
muͤſſen die Vornehmſten einen Eydes-Trunck thun/
und dabey folgende Worte ausſprechen/ daß der Fe-
tiche uns allen das Leben nehme/ wenn wir nicht helf-
fen wollen unſeren Feind gaͤntzlich zu verfolgen und
zu vernichtigen/ dafern es immer moͤglich iſt; allein
dieſem ohngeachtet giebet es viel Eydbruͤchige unter
ihnen/ daß man alſo darauf nicht ſicher gehen koͤnne;
inſonderheit/ welches zu verwundern/ da ſie ſelbſt ih-
res Eydes ſich erlaſſen koͤnnen; ſie ziehen das Geld
von denen ſo ihrer Huͤlffe benoͤthiget ſind/ und gleich-
wol thun ſie das Widerſpiel von dem ſo ſie angelobet;
denn wie ſie vor ihrem Feticheer oder Geiſtlichen
den Eyd ablegen/ glauben ſie daß auch eben dieſer
Macht habe ſie davon loß zu ſprechen/ und alſo nach ei-
genem Belieben thun und laſſen koͤnnen. Zwar wer-
det ihr vermuhtlich auf die Gedancken kommen/ daß
dieſes ſehr nach dem Pabſtthum ſchmecke/ und gewiß
nicht unbillig/ dennoch aber verhaͤlt es ſich nicht an-
ders. Es ſind aber in kurtzer Zeit die Mohren ſo
ſchlau geworden/ daß wenn ſie einen gemachten Ver-
gleich mit den Eyde beſchweren ſollen/ zuvorderſt ihren
Feticheer trincken und anbey ſchweren laſſen/ daß
der Fetiche ihn toͤdten ſolle/ wenn er jemand ins be-
ſondere ohne Genehmhaltung aller andren ſeines Ey-
des erlaſſen wolle; haben auch ſo viel dadurch zu wege
gebracht/ daß dergleichen abgelegte und beſchworne
Freundſchafften und Verbindnuͤſſe unverbruͤchlich
gehalten werden. Wollet ihr nun wiſſen/ was ſie
von denen halten ſo einen falſchen Eyd thun/ ſo bild en
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