Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. hen noch der meiste Theil einen andern in jeder Wo-che/ da sie ein Huhn/ oder so es bemittelte Leute sind ein Schaaf abschlachten/ welches sie opffern/ das ist allein mit dem Munde bekennen/ denn sie essen es gantz auff/ glaubende es sey genug mit Worten ihrem Gö- tzen dasselbe geopffert zu haben. Der Eigenthums- Herr bekommt am allerwenigsten davon/ denn seine Gefreundete und Anverwandten finden sich in grosser Anzahl ein/ und suchen einjeder wenigstens ein Stück davon abzuschneiden/ welches alsobald in dem Topf gekochet wird/ ohne darauf zu sehen ob es gesaubert sey oder nicht: die Gedärme schneiden sie in Stücken/ nehmen den Mist mit den Fingern in etwas heraus/ alsdenn lassen sie es mit Blut/ mit all ohne abgewaschet kochen/ mit dem Hertze und Leber/ thun ein wenig Saltz und Malaget oder Pulver von Gvinea hinzu/ und nennen dieses Gericht Eyntzeba, festiglich sich einbildende/ es sey kein delicaterer Bissen unter der Sonnen zu finden. Es würden ohne Zweiffel dafern die Mohren zum dere
des Landes Gvinea. hen noch der meiſte Theil einen andern in jeder Wo-che/ da ſie ein Huhn/ oder ſo es bemittelte Leute ſind ein Schaaf abſchlachten/ welches ſie opffern/ das iſt allein mit dem Munde bekennen/ denn ſie eſſen es gantz auff/ glaubende es ſey genug mit Worten ihrem Goͤ- tzen daſſelbe geopffert zu haben. Der Eigenthums- Herr bekommt am allerwenigſten davon/ denn ſeine Gefreundete und Anverwandten finden ſich in groſſer Anzahl ein/ und ſuchen einjeder wenigſtens ein Stuͤck davon abzuſchneiden/ welches alſobald in dem Topf gekochet wird/ ohne darauf zu ſehen ob es geſaubert ſey oder nicht: die Gedaͤrme ſchneiden ſie in Stuͤcken/ nehmen den Miſt mit den Fingern in etwas heraus/ alsdenn laſſen ſie es mit Blut/ mit all ohne abgewaſchet kochen/ mit dem Hertze und Leber/ thun ein wenig Saltz und Malaget oder Pulver von Gvinea hinzu/ und nennen dieſes Gericht Eyntzeba, feſtiglich ſich einbildende/ es ſey kein delicaterer Biſſen unter der Sonnen zu finden. Es wuͤrden ohne Zweiffel dafern die Mohren zum dere
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des Landes Gvinea.
hen noch der meiſte Theil einen andern in jeder Wo-
che/ da ſie ein Huhn/ oder ſo es bemittelte Leute ſind
ein Schaaf abſchlachten/ welches ſie opffern/ das iſt
allein mit dem Munde bekennen/ denn ſie eſſen es gantz
auff/ glaubende es ſey genug mit Worten ihrem Goͤ-
tzen daſſelbe geopffert zu haben. Der Eigenthums-
Herr bekommt am allerwenigſten davon/ denn ſeine
Gefreundete und Anverwandten finden ſich in groſſer
Anzahl ein/ und ſuchen einjeder wenigſtens ein Stuͤck
davon abzuſchneiden/ welches alſobald in dem Topf
gekochet wird/ ohne darauf zu ſehen ob es geſaubert
ſey oder nicht: die Gedaͤrme ſchneiden ſie in Stuͤcken/
nehmen den Miſt mit den Fingern in etwas heraus/
alsdenn laſſen ſie es mit Blut/ mit all ohne abgewaſchet
kochen/ mit dem Hertze und Leber/ thun ein wenig
Saltz und Malaget oder Pulver von Gvinea hinzu/
und nennen dieſes Gericht Eyntzeba, feſtiglich ſich
einbildende/ es ſey kein delicaterer Biſſen unter der
Sonnen zu finden.
Es wuͤrden ohne Zweiffel dafern die Mohren zum
Chriſtlichen Glauben zu bringen waͤren/ am beſten
von den Roͤmiſch-Geſinneten bekehret werden/ ange-
ſehen ſie mit denſelben in vielen Stuͤcken uͤberein kom-
men/ wo nicht in den Haupt-Artickeln (darinnen noch
ein mercklicher Unterſcheid) dennoch zum wenigſten
in ihren Ceremonien: denn wie die Roͤmiſch-Catho-
liſchen zwey Tage in der Woche kein Fleiſch eſſen/ alſo
enthalten ſich die Mohren auch zwey Tage des Weins/
ohngeachtet ſie deſſen als groſſe Liebhaber nicht wohl
entbehren koͤnnen. Wie auch die Roͤmiſche Kirche
zu gewiſſer Zeit Fleiſch zu genieſſen verboten; ſo gehen
die Mohren noch weiter/ und iſt einen jeden ins beſon-
dere
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