Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung scheiden/ und auf ihren Rück- und Hin-Wegen un-gestöhrt muß gehen lassen/ wenn es nemlich auf Be- fehl ihres Ober-Herrn geschiehet/ sonsten würde man sie gleich andern fest setzen; können demnach nicht un- billig vor Trommelschläget oder Trompeter angese- hen werden/ derer man sich in Krieges-Zeit bedienet. Jn jedem Dorff findet sich ein oder zwey von solchen Leuten/ damit selbige/ wann etwas gestohlen oder ver- lohren worden/ öffentlich können ausruffen/ oder auch dem Volck alle Befehl der Obrigkeit andeuten; Uber- dem müssen sie auch bey Versammlung des Raths/ und vorgehender Verwirrung deren Stimmen laut ruffen: tie-tie, das ist/ stille/ stille/ dahero sie auch so genannt werden. An ihrer Mütze/ von einer schwartzen Affen-Haut mit Finger-langen Haaren/ und den Elephanten Schwantz/ den sie in der Hand/ um die Fliegen von ihrem Herrn ab zu wehren/ bey sich tragen/ kan man selbige füglich vor andern erkennen. Die vierte Reihe machet ihrer Weiber Wache/ zu dem Ende geordnet/ damit diese ihren Männern nicht un- treu werden/ wie wol sie ihr vertrautes Unterpfand selbsten wissen zu gebrauchen/ wenn sie einwenig ge- schickt und wohl aussehen; Uberdem haben sie den Schatz ihrer Ober-Herrn in Verwahrung/ und wer- den dazu gehörige Schlüssel ausser diesen keinem Men- schen in die Hände gegeben/ er mag auch seyn/ wer er wolle; dahero auch eintzig und allein diese nach Able- ben des Königes von seinen Gütern Rechnung über- geben müssen. Und hiemit habet ihr auch alle Bedie- nungen des Königlichen Hauses vernommen/ bildet euch aber nicht ein/ daß bloß denen Königen also auf- gewartet werde/ mit nichten/ denn diejenigen/ welche etwas
Beſchreibung ſcheiden/ und auf ihren Ruͤck- und Hin-Wegen un-geſtoͤhrt muß gehen laſſen/ wenn es nemlich auf Be- fehl ihres Ober-Herrn geſchiehet/ ſonſten wuͤrde man ſie gleich andern feſt ſetzen; koͤnnen demnach nicht un- billig vor Trommelſchlaͤget oder Trompeter angeſe- hen werden/ derer man ſich in Krieges-Zeit bedienet. Jn jedem Dorff findet ſich ein oder zwey von ſolchen Leuten/ damit ſelbige/ wann etwas geſtohlen oder ver- lohren worden/ oͤffentlich koͤnnen ausruffen/ oder auch dem Volck alle Befehl der Obrigkeit andeuten; Uber- dem muͤſſen ſie auch bey Verſammlung des Raths/ und vorgehender Verwirrung deren Stimmen laut ruffen: tié-tié, das iſt/ ſtille/ ſtille/ dahero ſie auch ſo genannt werden. An ihrer Muͤtze/ von einer ſchwartzen Affen-Haut mit Finger-langen Haaren/ und den Elephanten Schwantz/ den ſie in der Hand/ um die Fliegen von ihrem Herrn ab zu wehren/ bey ſich tragen/ kan man ſelbige fuͤglich vor andern erkennen. Die vierte Reihe machet ihrer Weiber Wache/ zu dem Ende geordnet/ damit dieſe ihren Maͤnnern nicht un- treu werden/ wie wol ſie ihr vertrautes Unterpfand ſelbſten wiſſen zu gebrauchen/ wenn ſie einwenig ge- ſchickt und wohl ausſehen; Uberdem haben ſie den Schatz ihrer Ober-Herrn in Verwahrung/ und wer- den dazu gehoͤrige Schluͤſſel auſſer dieſen keinem Men- ſchen in die Haͤnde gegeben/ er mag auch ſeyn/ wer er wolle; dahero auch eintzig und allein dieſe nach Able- ben des Koͤniges von ſeinen Guͤtern Rechnung uͤber- geben muͤſſen. Und hiemit habet ihr auch alle Bedie- nungen des Koͤniglichen Hauſes vernommen/ bildet euch aber nicht ein/ daß bloß denen Koͤnigen alſo auf- gewartet werde/ mit nichten/ denn diejenigen/ welche etwas
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Beſchreibung
ſcheiden/ und auf ihren Ruͤck- und Hin-Wegen un-
geſtoͤhrt muß gehen laſſen/ wenn es nemlich auf Be-
fehl ihres Ober-Herrn geſchiehet/ ſonſten wuͤrde man
ſie gleich andern feſt ſetzen; koͤnnen demnach nicht un-
billig vor Trommelſchlaͤget oder Trompeter angeſe-
hen werden/ derer man ſich in Krieges-Zeit bedienet.
Jn jedem Dorff findet ſich ein oder zwey von ſolchen
Leuten/ damit ſelbige/ wann etwas geſtohlen oder ver-
lohren worden/ oͤffentlich koͤnnen ausruffen/ oder auch
dem Volck alle Befehl der Obrigkeit andeuten; Uber-
dem muͤſſen ſie auch bey Verſammlung des Raths/
und vorgehender Verwirrung deren Stimmen laut
ruffen: tié-tié, das iſt/ ſtille/ ſtille/ dahero ſie auch
ſo genannt werden. An ihrer Muͤtze/ von einer
ſchwartzen Affen-Haut mit Finger-langen Haaren/
und den Elephanten Schwantz/ den ſie in der Hand/
um die Fliegen von ihrem Herrn ab zu wehren/ bey ſich
tragen/ kan man ſelbige fuͤglich vor andern erkennen.
Die vierte Reihe machet ihrer Weiber Wache/ zu dem
Ende geordnet/ damit dieſe ihren Maͤnnern nicht un-
treu werden/ wie wol ſie ihr vertrautes Unterpfand
ſelbſten wiſſen zu gebrauchen/ wenn ſie einwenig ge-
ſchickt und wohl ausſehen; Uberdem haben ſie den
Schatz ihrer Ober-Herrn in Verwahrung/ und wer-
den dazu gehoͤrige Schluͤſſel auſſer dieſen keinem Men-
ſchen in die Haͤnde gegeben/ er mag auch ſeyn/ wer er
wolle; dahero auch eintzig und allein dieſe nach Able-
ben des Koͤniges von ſeinen Guͤtern Rechnung uͤber-
geben muͤſſen. Und hiemit habet ihr auch alle Bedie-
nungen des Koͤniglichen Hauſes vernommen/ bildet
euch aber nicht ein/ daß bloß denen Koͤnigen alſo auf-
gewartet werde/ mit nichten/ denn diejenigen/ welche
etwas
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