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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
die Mohren so etwas vermögend seynd/ lassen keinen
fremden Menschen in ihre Häuser allwo sie mit ihren
Frauen wohnen.

Und seynd dabey so eyfersüchtig daß sie auf den ge-
ringsten Argwohn ihre Weiber an die Europäer ver-
kauffen um anderwerts selbige zu verführen/ auch
nicht solche Kuplereyen mit ihren Weibern treiben
wie die zu Gvinea sondern hier viel schärffer damit
umgegangen wird/ indem derjenige so bey einer
fremden Frauen schläffet/ ein Mann des Todes ist/
falls der beleydigte ein bemittelte Person ist/ ja selbst
seine gantze Familie öffters darunter leyden muß/
und in die Sclaverey verwiesen wird. Des Köni-
ges Weiber muß kein Mensch berühren und falls es
durch ein Versehen geschehe/ mit Verlust der Freyheit
oder gar des Kopffs sein Verbrechen büssen. Dannen-
hero diejenige so in des Königes Behausung auffwar-
ten von weiten ruffen und die Weiber warnen damit
sie sich in acht nehmen/ weil andre Fremde in der Nähe
wären.

Eben darum lässet sich auch der König noch jemand
Vornehmes im Königreich von niemand anders als
Weibern bedienen/ ohne daß jemanden erlaubet wä-
re ins Haus hinein zu treten/ er habe denn etwas son-
derliches zu thun oder zu verrichten/ zu welcher Zeit
dennoch die Weiber in ein ander Zimmer gebracht
werden.

Wenn auch auf dem Dache einige Leute arbeiten/
müssen sie ohnaufhörlich schreyen/ damit die vornehm-
ste Weiber des Königes sich innen halten mögen/
weil auch diese zu sehen straffbahr ist. Gehen des
Königes Weiber aufs Feld hinaus (wie es denn täg-

lich

Beſchreibung
die Mohren ſo etwas vermoͤgend ſeynd/ laſſen keinen
fremden Menſchen in ihre Haͤuſer allwo ſie mit ihren
Frauen wohnen.

Und ſeynd dabey ſo eyferſuͤchtig daß ſie auf den ge-
ringſten Argwohn ihre Weiber an die Europaͤer ver-
kauffen um anderwerts ſelbige zu verfuͤhren/ auch
nicht ſolche Kuplereyen mit ihren Weibern treiben
wie die zu Gvinea ſondern hier viel ſchaͤrffer damit
umgegangen wird/ indem derjenige ſo bey einer
fremden Frauen ſchlaͤffet/ ein Mann des Todes iſt/
falls der beleydigte ein bemittelte Perſon iſt/ ja ſelbſt
ſeine gantze Familie oͤffters darunter leyden muß/
und in die Sclaverey verwieſen wird. Des Koͤni-
ges Weiber muß kein Menſch beruͤhren und falls es
durch ein Verſehen geſchehe/ mit Verluſt der Freyheit
oder gar des Kopffs ſein Verbrechen buͤſſen. Dannen-
hero diejenige ſo in des Koͤniges Behauſung auffwar-
ten von weiten ruffen und die Weiber warnen damit
ſie ſich in acht nehmen/ weil andre Fremde in der Naͤhe
waͤren.

Eben darum laͤſſet ſich auch der Koͤnig noch jemand
Vornehmes im Koͤnigreich von niemand anders als
Weibern bedienen/ ohne daß jemanden erlaubet waͤ-
re ins Haus hinein zu treten/ er habe denn etwas ſon-
derliches zu thun oder zu verrichten/ zu welcher Zeit
dennoch die Weiber in ein ander Zimmer gebracht
werden.

Wenn auch auf dem Dache einige Leute arbeiten/
muͤſſen ſie ohnaufhoͤrlich ſchreyen/ damit die vornehm-
ſte Weiber des Koͤniges ſich innen halten moͤgen/
weil auch dieſe zu ſehen ſtraffbahr iſt. Gehen des
Koͤniges Weiber aufs Feld hinaus (wie es denn taͤg-

lich
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[410/0466] Beſchreibung die Mohren ſo etwas vermoͤgend ſeynd/ laſſen keinen fremden Menſchen in ihre Haͤuſer allwo ſie mit ihren Frauen wohnen. Und ſeynd dabey ſo eyferſuͤchtig daß ſie auf den ge- ringſten Argwohn ihre Weiber an die Europaͤer ver- kauffen um anderwerts ſelbige zu verfuͤhren/ auch nicht ſolche Kuplereyen mit ihren Weibern treiben wie die zu Gvinea ſondern hier viel ſchaͤrffer damit umgegangen wird/ indem derjenige ſo bey einer fremden Frauen ſchlaͤffet/ ein Mann des Todes iſt/ falls der beleydigte ein bemittelte Perſon iſt/ ja ſelbſt ſeine gantze Familie oͤffters darunter leyden muß/ und in die Sclaverey verwieſen wird. Des Koͤni- ges Weiber muß kein Menſch beruͤhren und falls es durch ein Verſehen geſchehe/ mit Verluſt der Freyheit oder gar des Kopffs ſein Verbrechen buͤſſen. Dannen- hero diejenige ſo in des Koͤniges Behauſung auffwar- ten von weiten ruffen und die Weiber warnen damit ſie ſich in acht nehmen/ weil andre Fremde in der Naͤhe waͤren. Eben darum laͤſſet ſich auch der Koͤnig noch jemand Vornehmes im Koͤnigreich von niemand anders als Weibern bedienen/ ohne daß jemanden erlaubet waͤ- re ins Haus hinein zu treten/ er habe denn etwas ſon- derliches zu thun oder zu verrichten/ zu welcher Zeit dennoch die Weiber in ein ander Zimmer gebracht werden. Wenn auch auf dem Dache einige Leute arbeiten/ muͤſſen ſie ohnaufhoͤrlich ſchreyen/ damit die vornehm- ſte Weiber des Koͤniges ſich innen halten moͤgen/ weil auch dieſe zu ſehen ſtraffbahr iſt. Gehen des Koͤniges Weiber aufs Feld hinaus (wie es denn taͤg- lich

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/466>, abgerufen am 24.11.2024.