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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
lich mit hunderten geschiehet) und einen Menschen be-
gegnen/ fangen sie von ferne an zu ruffen/ bey seite!
bey seite! verberget euch/ da denn dieser einen Abweg
nehmen und auf die Knie fallen muß/ so lange bis jene
vorbey gegangen ohne sich zu unterstehen herum zu-
sehen. Bisweilen verhandelt der König ein zwantzig
solcher Weiber falls sie das geringste versehen/ und
öffters der Rede nicht werth ist; nichts destoweni-
ger vermindert ihre Zahl niemahls in Ansehung daß
die vornehmste Haupt-Leute welche über das Serrail
zu Fida die Aufsicht haben täglich andere in deren
Stelle anschaffen/ so bald sie irgend ein schönes
Weibes-Bild erblicken/ führen sie dieselbe zum
Könige/ und darff sich niemand dawider setzen.

Gefället sie dem Könige wol/ hält er zwey oder drey
mahl seinen Beyschlaff mit ihr/ nach dessen Verrich-
tung sie einsam und stille wie eine Nonne leben muß/
folglich dergleichen junge Mägdlein nicht viel drum
geben wenn sie zu solcher Ehre gefordert werden und
viel lieber den Todt als ein solches Leben sich öffters
wünschen.

Vor zwey Jahren wolten eben diese Haupt-Leu-
te ein solches schönes Mägdlein vor dem König
bringen/ es entwischte aber dieselbige unter der
Hand indem ihr vor so eingezogenem Leben grauete/
und weil sie sich verfolget sahe/ sprang sie aus Ver-
zweiffelung in einen tieffen Brunnen darinnen sie
auch umkahm.

Wenn der Vater von der Familie zu sterben
kommt/ erbet der älteste Sohn die gantze Verlassen-
schafft/ selbst auch seine Weiber/ welche er alle zu sich
nimmet/ ohne seiner eigenen Mutter/ welcher er ein

Haus

des Landes Gvinea.
lich mit hunderten geſchiehet) und einen Menſchen be-
gegnen/ fangen ſie von ferne an zu ruffen/ bey ſeite!
bey ſeite! verberget euch/ da denn dieſer einen Abweg
nehmen und auf die Knie fallen muß/ ſo lange bis jene
vorbey gegangen ohne ſich zu unterſtehen herum zu-
ſehen. Bisweilen verhandelt der Koͤnig ein zwantzig
ſolcher Weiber falls ſie das geringſte verſehen/ und
oͤffters der Rede nicht werth iſt; nichts deſtoweni-
ger vermindert ihre Zahl niemahls in Anſehung daß
die vornehmſte Haupt-Leute welche uͤber das Serrail
zu Fida die Aufſicht haben taͤglich andere in deren
Stelle anſchaffen/ ſo bald ſie irgend ein ſchoͤnes
Weibes-Bild erblicken/ fuͤhren ſie dieſelbe zum
Koͤnige/ und darff ſich niemand dawider ſetzen.

Gefaͤllet ſie dem Koͤnige wol/ haͤlt er zwey oder drey
mahl ſeinen Beyſchlaff mit ihr/ nach deſſen Verrich-
tung ſie einſam und ſtille wie eine Nonne leben muß/
folglich dergleichen junge Maͤgdlein nicht viel drum
geben wenn ſie zu ſolcher Ehre gefordert werden und
viel lieber den Todt als ein ſolches Leben ſich oͤffters
wuͤnſchen.

Vor zwey Jahren wolten eben dieſe Haupt-Leu-
te ein ſolches ſchoͤnes Maͤgdlein vor dem Koͤnig
bringen/ es entwiſchte aber dieſelbige unter der
Hand indem ihr vor ſo eingezogenem Leben grauete/
und weil ſie ſich verfolget ſahe/ ſprang ſie aus Ver-
zweiffelung in einen tieffen Brunnen darinnen ſie
auch umkahm.

Wenn der Vater von der Familie zu ſterben
kommt/ erbet der aͤlteſte Sohn die gantze Verlaſſen-
ſchafft/ ſelbſt auch ſeine Weiber/ welche er alle zu ſich
nimmet/ ohne ſeiner eigenen Mutter/ welcher er ein

Haus
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[411/0467] des Landes Gvinea. lich mit hunderten geſchiehet) und einen Menſchen be- gegnen/ fangen ſie von ferne an zu ruffen/ bey ſeite! bey ſeite! verberget euch/ da denn dieſer einen Abweg nehmen und auf die Knie fallen muß/ ſo lange bis jene vorbey gegangen ohne ſich zu unterſtehen herum zu- ſehen. Bisweilen verhandelt der Koͤnig ein zwantzig ſolcher Weiber falls ſie das geringſte verſehen/ und oͤffters der Rede nicht werth iſt; nichts deſtoweni- ger vermindert ihre Zahl niemahls in Anſehung daß die vornehmſte Haupt-Leute welche uͤber das Serrail zu Fida die Aufſicht haben taͤglich andere in deren Stelle anſchaffen/ ſo bald ſie irgend ein ſchoͤnes Weibes-Bild erblicken/ fuͤhren ſie dieſelbe zum Koͤnige/ und darff ſich niemand dawider ſetzen. Gefaͤllet ſie dem Koͤnige wol/ haͤlt er zwey oder drey mahl ſeinen Beyſchlaff mit ihr/ nach deſſen Verrich- tung ſie einſam und ſtille wie eine Nonne leben muß/ folglich dergleichen junge Maͤgdlein nicht viel drum geben wenn ſie zu ſolcher Ehre gefordert werden und viel lieber den Todt als ein ſolches Leben ſich oͤffters wuͤnſchen. Vor zwey Jahren wolten eben dieſe Haupt-Leu- te ein ſolches ſchoͤnes Maͤgdlein vor dem Koͤnig bringen/ es entwiſchte aber dieſelbige unter der Hand indem ihr vor ſo eingezogenem Leben grauete/ und weil ſie ſich verfolget ſahe/ ſprang ſie aus Ver- zweiffelung in einen tieffen Brunnen darinnen ſie auch umkahm. Wenn der Vater von der Familie zu ſterben kommt/ erbet der aͤlteſte Sohn die gantze Verlaſſen- ſchafft/ ſelbſt auch ſeine Weiber/ welche er alle zu ſich nimmet/ ohne ſeiner eigenen Mutter/ welcher er ein Haus

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/467>, abgerufen am 24.11.2024.