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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Gott auf und annehmen. Geschiehet es nun daß es
zum guten Ausgang gediehen/ da giebet es dann einen
neuen Gott/ dem er täglich opfert. Findet sich aber
das Gegentheil/ so verwirfft er ihn als einen undienli-
chen und untauglichen Gott: folglich können wir fuhr
er weiter fort/ nach eigenem Belieben Götter an und
wieder absetzen/ indem wir die eigene Erfinder und
Meister seynd dessen welchem wir opffern. Nun ist
dieser Gottesdienst in der Welt nichts neues/ sintemah-
len die ersten Menschen dergleichen gepflogen/ wiewol
ich mich nicht unterstehen dörffte zu sagen wie diese
Meynung nach Fida gekommen sey.

Jch hörte diesen Mohren mit Vergnügen zu/ wie
emsig er von diesen Landes-Göttern sprechen konnte;
nachdem ich aber etwas länger mit ihm umginge und
freyer reden konte/ merckte ich alsobald/ daß er im Her-
tzen auf alle solche Gottheiten nicht viel gäbe/ sintemah-
len er von Kindheit auf unter den Frantzosen/ derer
Sprache er vollkommen mächtig/ die Grundsätze der
Christlichen Religion gehöret/ was nemlich von dem
einigen lebendigen GOtt zu halten/ und wie man ihm
dienen müsse/ so daß er auch einig diesem die Unterhal-
tung der gantzen Welt zuschriebe/ und nicht denen er-
dichteten Gottheiten zu Fida. Verrichtete auch seinen
Gottesdienst nur blos seinen Angehörigen zu Gefallen/
vor welchen er sein Hertz nicht ausschütten dorffte/ aus
Furcht er möchte sich etwas böses auf den Hals ziehen/
woran es auch nicht gemangelt hätte. Darum ob er
wol an einen wahren selbständigen Gott glaubte/ war
er dennoch so kleingläubig/ daß er nichtes gerne darü-
ber verliehren wolte.

Zwar haben seine Landes Leute ebenfalls auch eini-

gen

des Landes Gvinea.
Gott auf und annehmen. Geſchiehet es nun daß es
zum guten Ausgang gediehen/ da giebet es dann einen
neuen Gott/ dem er taͤglich opfert. Findet ſich aber
das Gegentheil/ ſo verwirfft er ihn als einen undienli-
chen und untauglichen Gott: folglich koͤnnen wir fuhr
er weiter fort/ nach eigenem Belieben Goͤtter an und
wieder abſetzen/ indem wir die eigene Erfinder und
Meiſter ſeynd deſſen welchem wir opffern. Nun iſt
dieſer Gottesdienſt in der Welt nichts neues/ ſintemah-
len die erſten Menſchen dergleichen gepflogen/ wiewol
ich mich nicht unterſtehen doͤrffte zu ſagen wie dieſe
Meynung nach Fida gekommen ſey.

Jch hoͤrte dieſen Mohren mit Vergnuͤgen zu/ wie
emſig er von dieſen Landes-Goͤttern ſprechen konnte;
nachdem ich aber etwas laͤnger mit ihm umginge und
freyer reden konte/ merckte ich alſobald/ daß er im Her-
tzen auf alle ſolche Gottheiten nicht viel gaͤbe/ ſintemah-
len er von Kindheit auf unter den Frantzoſen/ derer
Sprache er vollkommen maͤchtig/ die Grundſaͤtze der
Chriſtlichen Religion gehoͤret/ was nemlich von dem
einigen lebendigen GOtt zu halten/ und wie man ihm
dienen muͤſſe/ ſo daß er auch einig dieſem die Unterhal-
tung der gantzen Welt zuſchriebe/ und nicht denen er-
dichteten Gottheiten zu Fida. Verrichtete auch ſeinen
Gottesdienſt nur blos ſeinen Angehoͤrigen zu Gefallen/
vor welchen er ſein Hertz nicht ausſchuͤtten dorffte/ aus
Furcht er moͤchte ſich etwas boͤſes auf den Hals ziehen/
woran es auch nicht gemangelt haͤtte. Darum ob er
wol an einen wahren ſelbſtaͤndigen Gott glaubte/ war
er dennoch ſo kleinglaͤubig/ daß er nichtes gerne daruͤ-
ber verliehren wolte.

Zwar haben ſeine Landes Leute ebenfalls auch eini-

gen
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[445/0501] des Landes Gvinea. Gott auf und annehmen. Geſchiehet es nun daß es zum guten Ausgang gediehen/ da giebet es dann einen neuen Gott/ dem er taͤglich opfert. Findet ſich aber das Gegentheil/ ſo verwirfft er ihn als einen undienli- chen und untauglichen Gott: folglich koͤnnen wir fuhr er weiter fort/ nach eigenem Belieben Goͤtter an und wieder abſetzen/ indem wir die eigene Erfinder und Meiſter ſeynd deſſen welchem wir opffern. Nun iſt dieſer Gottesdienſt in der Welt nichts neues/ ſintemah- len die erſten Menſchen dergleichen gepflogen/ wiewol ich mich nicht unterſtehen doͤrffte zu ſagen wie dieſe Meynung nach Fida gekommen ſey. Jch hoͤrte dieſen Mohren mit Vergnuͤgen zu/ wie emſig er von dieſen Landes-Goͤttern ſprechen konnte; nachdem ich aber etwas laͤnger mit ihm umginge und freyer reden konte/ merckte ich alſobald/ daß er im Her- tzen auf alle ſolche Gottheiten nicht viel gaͤbe/ ſintemah- len er von Kindheit auf unter den Frantzoſen/ derer Sprache er vollkommen maͤchtig/ die Grundſaͤtze der Chriſtlichen Religion gehoͤret/ was nemlich von dem einigen lebendigen GOtt zu halten/ und wie man ihm dienen muͤſſe/ ſo daß er auch einig dieſem die Unterhal- tung der gantzen Welt zuſchriebe/ und nicht denen er- dichteten Gottheiten zu Fida. Verrichtete auch ſeinen Gottesdienſt nur blos ſeinen Angehoͤrigen zu Gefallen/ vor welchen er ſein Hertz nicht ausſchuͤtten dorffte/ aus Furcht er moͤchte ſich etwas boͤſes auf den Hals ziehen/ woran es auch nicht gemangelt haͤtte. Darum ob er wol an einen wahren ſelbſtaͤndigen Gott glaubte/ war er dennoch ſo kleinglaͤubig/ daß er nichtes gerne daruͤ- ber verliehren wolte. Zwar haben ſeine Landes Leute ebenfalls auch eini- gen

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/501>, abgerufen am 24.11.2024.