Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung die Einwohner als blinde unerfahrne Leute/ bilden sichein/ daß währender gedachten Zeit die Schlangen zur Abend- und Nacht-Zeit die schönsten jüngsten Dir- nen so ihnen am besten gefallen/ beschleichen und sie im Kopff verwirrt machen; so daß die Eltern gezwungen seyn dieselbige in ein besonder dazu erbautes Haus brin- gen zu lassen/ allwo sie bis zu ihrer Genesung einige Monat verbleiben müssen/ wehrender Zeit aber von ihren Eltern mit allen Nothwendigkeiten versehen wer- den/ und zwar so reichlich daß die Geistlichen mit da- von leben können. Bey Verlauff der gesetzten Zeit/ und Endigung ih- Als ich das erste mahl Handlungs halber zu Fida che
Beſchreibung die Einwohner als blinde unerfahrne Leute/ bilden ſichein/ daß waͤhrender gedachten Zeit die Schlangen zur Abend- und Nacht-Zeit die ſchoͤnſten juͤngſten Dir- nen ſo ihnen am beſten gefallen/ beſchleichen und ſie im Kopff verwirrt machen; ſo daß die Eltern gezwungen ſeyn dieſelbige in ein beſonder dazu erbautes Haus brin- gen zu laſſen/ allwo ſie bis zu ihrer Geneſung einige Monat verbleiben muͤſſen/ wehrender Zeit aber von ihren Eltern mit allen Nothwendigkeiten verſehen wer- den/ und zwar ſo reichlich daß die Geiſtlichen mit da- von leben koͤnnen. Bey Verlauff der geſetzten Zeit/ und Endigung ih- Als ich das erſte mahl Handlungs halber zu Fida che
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Beſchreibung
die Einwohner als blinde unerfahrne Leute/ bilden ſich
ein/ daß waͤhrender gedachten Zeit die Schlangen zur
Abend- und Nacht-Zeit die ſchoͤnſten juͤngſten Dir-
nen ſo ihnen am beſten gefallen/ beſchleichen und ſie im
Kopff verwirrt machen; ſo daß die Eltern gezwungen
ſeyn dieſelbige in ein beſonder dazu erbautes Haus brin-
gen zu laſſen/ allwo ſie bis zu ihrer Geneſung einige
Monat verbleiben muͤſſen/ wehrender Zeit aber von
ihren Eltern mit allen Nothwendigkeiten verſehen wer-
den/ und zwar ſo reichlich daß die Geiſtlichen mit da-
von leben koͤnnen.
Bey Verlauff der geſetzten Zeit/ und Endigung ih-
rer Gefangenſchafft/ wenn ſie von der niemahls gehab-
ten Kranckheit befreyet/ bekommen ſie Urlaub heraus
zu gehen/ nach vorher geſchehener Entrichtung vor ihre
Geneſung und bisherige Obſicht/ nachdem es die El-
tern thun koͤnnen/ gemeiniglich 50. Gulden vor jede
Tochter/ derer Anzahl in der Gefangenſchafft ſich
jaͤhrlich auf einige tauſend belaͤufft. Denn in jedem
Dorff iſt ſolch ein Haus/ und bisweilen nach der Groͤſſe
deſſelben wol zwey oder drey. Zwar hat es den Nah-
men als ob dieſes Geld denen Geiſtlichen/ und zu ih-
rem Gottesdienſt gehoͤre/ allein wiewol ich nicht leug-
nen kan/ daß jene nicht auch ihr Theil daran haben ſol-
len/ bilde ich mir doch feſtiglich ein/ es muͤſſe der Koͤnig
das meiſte und ſehr anſehnliche Summen daraus ziehẽ.
Als ich das erſte mahl Handlungs halber zu Fida
mich aufhielte/ wolte man mir vor gewiß ſagen/ daß al-
ſofort eine junge Tochter unſinnig wuͤrde wenn ſie von
der Schlange beruͤhret wuͤrde; doch waͤre es nur eine
heilige und geiſtliche Unſinnigkeit/ eben ſo als wenn
man ſehe die Faſtnachts-Bruͤder/ oder diejenigen wel-
che
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