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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
che der Götzen und Oraculn ihren Willen offenbahr-
ten. Jedennoch frage ich gar nicht nach dergleichen
heiligen Toliheit/ denn sie brechen und verderben alles
was in den Weg kommt/ thun auch an statt daß sie
heilige Verrichtungen thun solten/ lauter Teuffels
Werck/ indem sie nicht eher ruhen/ bis sie nach besag-
tem Hause gebracht worden.

Eben so hat man mich glaubend machen wollen/ daß
die Schlange Macht hätte eine junge Tochter aus ei-
nem wohl verschlossenen Hause weg und mit sich zu ent-
führen; welchem ich nicht widersprechen kan/ dafern
man die gehörige Jnstrumente einer solchen jungen
Dirne mitgiebet/ um die Thür zu eröffnen.

Gleichwol habe ich nicht ruhen können/ ehe und be-
vor ich gewiß wäre wie doch solche Betrügereyen sich
practiciren liessen/ wiewol ich niemahls zu meinem
Zweck kommen wäre/ fals obbesagter Mohr mir nicht
folgendes zur Nachricht gegeben: Daß nemlich die
Geistlichen sich angelegen seyn liessen die Frauen und
jungen Dirnen alle aufzuzeichnen welche noch von der
Schlangen unberühret wären/ da sie denn bey gelege-
ner Zeit dieselbige insgeheim zusprechen/ entweder mit
vielen Drohworten oder Verheissungen dazu bringen/
daß sie ihnen zusagen müssen/ bey erster Gelgenheit al-
les zu thun was jene von ihr begehren würden/ und
alleine über die Strasse gehend/ helle mit allen Kräff-
ten zu schreyen/ als hätte sie die Schlange besessen/ folg-
lich befehliget in obiges Haus zu gehen.

Bevor nun jemand zu Hülffe kommen kan/ ist die
Schlange längst weggelauffen/ und die Tochter gleich-
wol rasend/ so daß die Eltern sich müssen gefallen las-
sen ihre Tochter nach dem Hause zu schicken.

Bey
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des Landes Gvinea.
che der Goͤtzen und Oraculn ihren Willen offenbahr-
ten. Jedennoch frage ich gar nicht nach dergleichen
heiligen Toliheit/ denn ſie brechen und verderben alles
was in den Weg kommt/ thun auch an ſtatt daß ſie
heilige Verrichtungen thun ſolten/ lauter Teuffels
Werck/ indem ſie nicht eher ruhen/ bis ſie nach beſag-
tem Hauſe gebracht worden.

Eben ſo hat man mich glaubend machen wollen/ daß
die Schlange Macht haͤtte eine junge Tochter aus ei-
nem wohl verſchloſſenen Hauſe weg und mit ſich zu ent-
fuͤhren; welchem ich nicht widerſprechen kan/ dafern
man die gehoͤrige Jnſtrumente einer ſolchen jungen
Dirne mitgiebet/ um die Thuͤr zu eroͤffnen.

Gleichwol habe ich nicht ruhen koͤnnen/ ehe und be-
vor ich gewiß waͤre wie doch ſolche Betruͤgereyen ſich
practiciren lieſſen/ wiewol ich niemahls zu meinem
Zweck kommen waͤre/ fals obbeſagter Mohr mir nicht
folgendes zur Nachricht gegeben: Daß nemlich die
Geiſtlichen ſich angelegen ſeyn lieſſen die Frauen und
jungen Dirnen alle aufzuzeichnen welche noch von der
Schlangen unberuͤhret waͤren/ da ſie denn bey gelege-
ner Zeit dieſelbige insgeheim zuſprechen/ entweder mit
vielen Drohworten oder Verheiſſungen dazu bringen/
daß ſie ihnen zuſagen muͤſſen/ bey erſter Gelgenheit al-
les zu thun was jene von ihr begehren wuͤrden/ und
alleine uͤber die Straſſe gehend/ helle mit allen Kraͤff-
ten zu ſchreyen/ als haͤtte ſie die Schlange beſeſſen/ folg-
lich befehliget in obiges Haus zu gehen.

Bevor nun jemand zu Huͤlffe kommen kan/ iſt die
Schlange laͤngſt weggelauffen/ und die Tochter gleich-
wol raſend/ ſo daß die Eltern ſich muͤſſen gefallen laſ-
ſen ihre Tochter nach dem Hauſe zu ſchicken.

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[451/0507] des Landes Gvinea. che der Goͤtzen und Oraculn ihren Willen offenbahr- ten. Jedennoch frage ich gar nicht nach dergleichen heiligen Toliheit/ denn ſie brechen und verderben alles was in den Weg kommt/ thun auch an ſtatt daß ſie heilige Verrichtungen thun ſolten/ lauter Teuffels Werck/ indem ſie nicht eher ruhen/ bis ſie nach beſag- tem Hauſe gebracht worden. Eben ſo hat man mich glaubend machen wollen/ daß die Schlange Macht haͤtte eine junge Tochter aus ei- nem wohl verſchloſſenen Hauſe weg und mit ſich zu ent- fuͤhren; welchem ich nicht widerſprechen kan/ dafern man die gehoͤrige Jnſtrumente einer ſolchen jungen Dirne mitgiebet/ um die Thuͤr zu eroͤffnen. Gleichwol habe ich nicht ruhen koͤnnen/ ehe und be- vor ich gewiß waͤre wie doch ſolche Betruͤgereyen ſich practiciren lieſſen/ wiewol ich niemahls zu meinem Zweck kommen waͤre/ fals obbeſagter Mohr mir nicht folgendes zur Nachricht gegeben: Daß nemlich die Geiſtlichen ſich angelegen ſeyn lieſſen die Frauen und jungen Dirnen alle aufzuzeichnen welche noch von der Schlangen unberuͤhret waͤren/ da ſie denn bey gelege- ner Zeit dieſelbige insgeheim zuſprechen/ entweder mit vielen Drohworten oder Verheiſſungen dazu bringen/ daß ſie ihnen zuſagen muͤſſen/ bey erſter Gelgenheit al- les zu thun was jene von ihr begehren wuͤrden/ und alleine uͤber die Straſſe gehend/ helle mit allen Kraͤff- ten zu ſchreyen/ als haͤtte ſie die Schlange beſeſſen/ folg- lich befehliget in obiges Haus zu gehen. Bevor nun jemand zu Huͤlffe kommen kan/ iſt die Schlange laͤngſt weggelauffen/ und die Tochter gleich- wol raſend/ ſo daß die Eltern ſich muͤſſen gefallen laſ- ſen ihre Tochter nach dem Hauſe zu ſchicken. Bey F f 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/507>, abgerufen am 17.06.2024.