Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
hierinn etwas unglaubisch zu seyn/ sintemahlen ich selbst
das Gegentheil an den Mohren gesehen/ folglich
sie uns so viel wenigere Versicherung deßfalls geben
können.

Wir haben unterschiedliche mahl sehr artige
Schlachten halten sehen/ von diesen und andern
gifftigen Schlangen/ deren ebenfalls hie zu Lande un-
glaublich viel seynd. Jch glaube die Gifftigen können
es nicht gar wol vertragen/ daß man den andern so viel
Ehre anthue/ und beneyden also das Glück derer an-
dern/ indem sie sich mit grösserem Fuge solche Ehre-
Bezeugungen anmassen wollen/ in Ansehung daß sie
vor jenen mit Gifft zu ihres Leibes Beschützung ver-
sehen.

Jedoch müsset ihr euch einbilden/ es haben derglei-
chen Streitigkeiten unter den Thieren bloß zu der Zeit
Platz gehabt da sie noch reden konten. Seit dem ha-
ben die gifftige Schlangen einen so unversöhnlichen
Haß wider die andre getragen/ daß sie dieselbige auf al-
lerhand Art und Weise verfolgen/ wiewohl sie allezeit
unterliegen/ sintemahlen es eine grosse Schande wäre
daß ein Gott gegen eine so verächtliche Creatur das
Reißaus nehmen müste. Wiewohl jene die Gifftige
gar leichtlich die Oberhand behalten würden/ als
ungleich grösser und bewaffneter seynde/ wenn nicht
diese durch ihre ungemeine viele Verehrer und Anbeter
beschützet würden/ welche alsobald die Gifftige mit dem
Tode abstraffen/ daß sie sich wider eine Gottheit auf-
gelehnet.

Es seynd aber diese vor Götter gehaltene Schlan-
gen weiß/ gelb und braun/ unteremander Wellen wei-
se gemischet/ die grösten eines Armes lang und dick.

Sie

des Landes Gvinea.
hieꝛinn etwas unglaubiſch zu ſeyn/ ſintemahlen ich ſelbſt
das Gegentheil an den Mohren geſehen/ folglich
ſie uns ſo viel wenigere Verſicherung deßfalls geben
koͤnnen.

Wir haben unterſchiedliche mahl ſehr artige
Schlachten halten ſehen/ von dieſen und andern
gifftigen Schlangen/ deren ebenfalls hie zu Lande un-
glaublich viel ſeynd. Jch glaube die Gifftigen koͤnnen
es nicht gar wol vertragen/ daß man den andern ſo viel
Ehre anthue/ und beneyden alſo das Gluͤck derer an-
dern/ indem ſie ſich mit groͤſſerem Fuge ſolche Ehre-
Bezeugungen anmaſſen wollen/ in Anſehung daß ſie
vor jenen mit Gifft zu ihres Leibes Beſchuͤtzung ver-
ſehen.

Jedoch muͤſſet ihr euch einbilden/ es haben derglei-
chen Streitigkeiten unter den Thieren bloß zu der Zeit
Platz gehabt da ſie noch reden konten. Seit dem ha-
ben die gifftige Schlangen einen ſo unverſoͤhnlichen
Haß wider die andre getragen/ daß ſie dieſelbige auf al-
lerhand Art und Weiſe verfolgen/ wiewohl ſie allezeit
unterliegen/ ſintemahlen es eine groſſe Schande waͤre
daß ein Gott gegen eine ſo veraͤchtliche Creatur das
Reißaus nehmen muͤſte. Wiewohl jene die Gifftige
gar leichtlich die Oberhand behalten wuͤrden/ als
ungleich groͤſſer und bewaffneter ſeynde/ wenn nicht
dieſe durch ihre ungemeine viele Verehrer und Anbeter
beſchuͤtzet wuͤrden/ welche alſobald die Gifftige mit dem
Tode abſtraffen/ daß ſie ſich wider eine Gottheit auf-
gelehnet.

Es ſeynd aber dieſe vor Goͤtter gehaltene Schlan-
gen weiß/ gelb und braun/ unteremander Wellen wei-
ſe gemiſchet/ die groͤſten eines Armes lang und dick.

Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0515" n="459"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
hie&#xA75B;inn etwas unglaubi&#x017F;ch zu &#x017F;eyn/ &#x017F;intemahlen ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
das Gegentheil an den Mohren ge&#x017F;ehen/ folglich<lb/>
&#x017F;ie uns &#x017F;o viel wenigere Ver&#x017F;icherung deßfalls geben<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Wir haben unter&#x017F;chiedliche mahl &#x017F;ehr artige<lb/>
Schlachten halten &#x017F;ehen/ von die&#x017F;en und andern<lb/>
gifftigen Schlangen/ deren ebenfalls hie zu Lande un-<lb/>
glaublich viel &#x017F;eynd. Jch glaube die Gifftigen ko&#x0364;nnen<lb/>
es nicht gar wol vertragen/ daß man den andern &#x017F;o viel<lb/>
Ehre anthue/ und beneyden al&#x017F;o das Glu&#x0364;ck derer an-<lb/>
dern/ indem &#x017F;ie &#x017F;ich mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erem Fuge &#x017F;olche Ehre-<lb/>
Bezeugungen anma&#x017F;&#x017F;en wollen/ in An&#x017F;ehung daß &#x017F;ie<lb/>
vor jenen mit Gifft zu ihres Leibes Be&#x017F;chu&#x0364;tzung ver-<lb/>
&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Jedoch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr euch einbilden/ es haben derglei-<lb/>
chen Streitigkeiten unter den Thieren bloß zu der Zeit<lb/>
Platz gehabt da &#x017F;ie noch reden konten. Seit dem ha-<lb/>
ben die gifftige Schlangen einen &#x017F;o unver&#x017F;o&#x0364;hnlichen<lb/>
Haß wider die andre getragen/ daß &#x017F;ie die&#x017F;elbige auf al-<lb/>
lerhand Art und Wei&#x017F;e verfolgen/ wiewohl &#x017F;ie allezeit<lb/>
unterliegen/ &#x017F;intemahlen es eine gro&#x017F;&#x017F;e Schande wa&#x0364;re<lb/>
daß ein Gott gegen eine &#x017F;o vera&#x0364;chtliche Creatur das<lb/>
Reißaus nehmen mu&#x0364;&#x017F;te. Wiewohl jene die Gifftige<lb/>
gar leichtlich die Oberhand behalten wu&#x0364;rden/ als<lb/>
ungleich gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und bewaffneter &#x017F;eynde/ wenn nicht<lb/>
die&#x017F;e durch ihre ungemeine viele Verehrer und Anbeter<lb/>
be&#x017F;chu&#x0364;tzet wu&#x0364;rden/ welche al&#x017F;obald die Gifftige mit dem<lb/>
Tode ab&#x017F;traffen/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich wider eine Gottheit auf-<lb/>
gelehnet.</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;eynd aber die&#x017F;e vor Go&#x0364;tter gehaltene Schlan-<lb/>
gen weiß/ gelb und braun/ unteremander Wellen wei-<lb/>
&#x017F;e gemi&#x017F;chet/ die gro&#x0364;&#x017F;ten eines Armes lang und dick.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[459/0515] des Landes Gvinea. hieꝛinn etwas unglaubiſch zu ſeyn/ ſintemahlen ich ſelbſt das Gegentheil an den Mohren geſehen/ folglich ſie uns ſo viel wenigere Verſicherung deßfalls geben koͤnnen. Wir haben unterſchiedliche mahl ſehr artige Schlachten halten ſehen/ von dieſen und andern gifftigen Schlangen/ deren ebenfalls hie zu Lande un- glaublich viel ſeynd. Jch glaube die Gifftigen koͤnnen es nicht gar wol vertragen/ daß man den andern ſo viel Ehre anthue/ und beneyden alſo das Gluͤck derer an- dern/ indem ſie ſich mit groͤſſerem Fuge ſolche Ehre- Bezeugungen anmaſſen wollen/ in Anſehung daß ſie vor jenen mit Gifft zu ihres Leibes Beſchuͤtzung ver- ſehen. Jedoch muͤſſet ihr euch einbilden/ es haben derglei- chen Streitigkeiten unter den Thieren bloß zu der Zeit Platz gehabt da ſie noch reden konten. Seit dem ha- ben die gifftige Schlangen einen ſo unverſoͤhnlichen Haß wider die andre getragen/ daß ſie dieſelbige auf al- lerhand Art und Weiſe verfolgen/ wiewohl ſie allezeit unterliegen/ ſintemahlen es eine groſſe Schande waͤre daß ein Gott gegen eine ſo veraͤchtliche Creatur das Reißaus nehmen muͤſte. Wiewohl jene die Gifftige gar leichtlich die Oberhand behalten wuͤrden/ als ungleich groͤſſer und bewaffneter ſeynde/ wenn nicht dieſe durch ihre ungemeine viele Verehrer und Anbeter beſchuͤtzet wuͤrden/ welche alſobald die Gifftige mit dem Tode abſtraffen/ daß ſie ſich wider eine Gottheit auf- gelehnet. Es ſeynd aber dieſe vor Goͤtter gehaltene Schlan- gen weiß/ gelb und braun/ unteremander Wellen wei- ſe gemiſchet/ die groͤſten eines Armes lang und dick. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/515
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/515>, abgerufen am 17.06.2024.