Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung den Nahmen derer Kinder GOttes zu legen. Anstatt daß sonst andre Weiber ihren Männern auf- warten müssen/ nicht anders ob wären sie ihre Scla- ven/ so brauchen diese hingegen eine gantze unum- schrenckte Gewalt über ihre Männer/ schalten und walten mit ihren Gütern nach selbsteigenem Woll- gefallen/ und seynd desselbigen Respects von ihnen gewärtig/ welchen diese vorhin ehe sie noch zu dieser Würde gekommen und noch im Sclaven-Stande wa- ren/ den Männern erzeigen müsten/ das ist auf Knien gekrochen und bedienet zu werden. Dahero auch die Mohren in etwas gewitziget nicht Endlich muß ich noch hinzusetzen daß sie auch von Vor drey oder vier Jahren fande sich eine alte leyd-
Beſchreibung den Nahmen derer Kinder GOttes zu legen. Anſtatt daß ſonſt andre Weiber ihren Maͤnnern auf- warten muͤſſen/ nicht anders ob waͤren ſie ihre Scla- ven/ ſo brauchen dieſe hingegen eine gantze unum- ſchrenckte Gewalt uͤber ihre Maͤnner/ ſchalten und walten mit ihren Guͤtern nach ſelbſteigenem Woll- gefallen/ und ſeynd deſſelbigen Reſpects von ihnen gewaͤrtig/ welchen dieſe vorhin ehe ſie noch zu dieſer Wuͤrde gekommen und noch im Sclaven-Stande wa- ren/ den Maͤnnern erzeigen muͤſten/ das iſt auf Knien gekrochen und bedienet zu werden. Dahero auch die Mohren in etwas gewitziget nicht Endlich muß ich noch hinzuſetzen daß ſie auch von Vor drey oder vier Jahren fande ſich eine alte leyd-
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Beſchreibung
den Nahmen derer Kinder GOttes zu legen. An
ſtatt daß ſonſt andre Weiber ihren Maͤnnern auf-
warten muͤſſen/ nicht anders ob waͤren ſie ihre Scla-
ven/ ſo brauchen dieſe hingegen eine gantze unum-
ſchrenckte Gewalt uͤber ihre Maͤnner/ ſchalten und
walten mit ihren Guͤtern nach ſelbſteigenem Woll-
gefallen/ und ſeynd deſſelbigen Reſpects von ihnen
gewaͤrtig/ welchen dieſe vorhin ehe ſie noch zu dieſer
Wuͤrde gekommen und noch im Sclaven-Stande wa-
ren/ den Maͤnnern erzeigen muͤſten/ das iſt auf Knien
gekrochen und bedienet zu werden.
Dahero auch die Mohren in etwas gewitziget nicht
gerne eines geiſtlichen Frau zur Ehe nehmen/ auch gar
nicht es ſey denn mit groſſer Muͤhe geſtatten daß eine
von ihren Weibern an einen Geiſtlichen gerathe;
doch koͤnnen ſie nicht gaͤntzlich dawieder ſeyn im Fall
dergleichen Begebenheit ſich zutruͤge/ ſofern ſie nicht
eine erſchreckliche Rechenſchafft ablegen/ und vor ſol-
che Menſchen wollen angeſehen ſeyn/ die den Lauff der
goͤttlichen Ordnung hinderten.
Endlich muß ich noch hinzuſetzen daß ſie auch von
der Hoͤlle dem Teuffel und Geſpenſtern einigen Be-
griff/ und faſt einerley Meynung haben/ mit einigen
einfaͤltigen Leuten unter uns/ es ſey die Hoͤlle unter der
Erde/ alſo die Gottloſe und Verdammte mit dem Feuer
wuͤrden abgeſtraffet.
Vor drey oder vier Jahren fande ſich eine alte
Zaͤuberinn/ welche ſie in dieſer Meynung beſtaͤtigte/
und unterſchiedliche Dinge von der Hoͤlle zu erzeh-
len wuſte. Sie haͤtte daſelbſt ſo viel bekandte Leute
angetroffen unter andern den letzten Capitain von de-
nen Weiſſen ſo vor Herrn Karter geweſen/ und un-
leyd-
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