Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. barten Örtern/ daher es kommt/ daß sie zuweilen beyschlechten Jahren grosse Hungers-Noth ausstehen müssen/ so gar daß auch frey-gebohrne Leute sich vor Sclaven verkauffen/ damit sie nur nicht Hungers ster- ben mögen/ andere ihre Sclaven loslassen/ damit sie nicht so viele ernehren dörffen. Eben um diese Zeit kam ein Englischer Capitain nach Fida, und beladete sein Schiff mit lauter Sclaven gantz frey und ohne Geld/ ohne ichtes von seinen Waaren dagegen abzusetzen/ indem die Mohren frohe waren daß sie was zu essen erhielten/ womit jener zu allem Glück sich reichlich ver- sehen hatte; darauf er die Seegel wehen liesse und nach den Portugiesischen Eylanden fortschiffete/ all- wo er neu Proviant einkauffte. Drittens hat man noch eine Art Milhio, welche Die Mohrinnen machen hieraus ein überaus köst- Das erstere ist das gewöhnlichste Getränck/ selbst schö- G g 5
des Landes Gvinea. barten Oͤrtern/ daher es kommt/ daß ſie zuweilen beyſchlechten Jahren groſſe Hungers-Noth ausſtehen muͤſſen/ ſo gar daß auch frey-gebohrne Leute ſich vor Sclaven verkauffen/ damit ſie nur nicht Hungers ſter- ben moͤgen/ andere ihre Sclaven loslaſſen/ damit ſie nicht ſo viele ernehren doͤrffen. Eben um dieſe Zeit kam ein Engliſcher Capitain nach Fida, und beladete ſein Schiff mit lauter Sclaven gantz frey und ohne Geld/ ohne ichtes von ſeinen Waaren dagegen abzuſetzen/ indem die Mohren frohe waren daß ſie was zu eſſen erhielten/ womit jener zu allem Gluͤck ſich reichlich ver- ſehen hatte; darauf er die Seegel wehen lieſſe und nach den Portugieſiſchen Eylanden fortſchiffete/ all- wo er neu Proviant einkauffte. Drittens hat man noch eine Art Milhio, welche Die Mohrinnen machen hieraus ein uͤberaus koͤſt- Das erſtere iſt das gewoͤhnlichſte Getraͤnck/ ſelbſt ſchoͤ- G g 5
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des Landes Gvinea.
barten Oͤrtern/ daher es kommt/ daß ſie zuweilen bey
ſchlechten Jahren groſſe Hungers-Noth ausſtehen
muͤſſen/ ſo gar daß auch frey-gebohrne Leute ſich vor
Sclaven verkauffen/ damit ſie nur nicht Hungers ſter-
ben moͤgen/ andere ihre Sclaven loslaſſen/ damit ſie
nicht ſo viele ernehren doͤrffen. Eben um dieſe Zeit kam
ein Engliſcher Capitain nach Fida, und beladete ſein
Schiff mit lauter Sclaven gantz frey und ohne Geld/
ohne ichtes von ſeinen Waaren dagegen abzuſetzen/
indem die Mohren frohe waren daß ſie was zu eſſen
erhielten/ womit jener zu allem Gluͤck ſich reichlich ver-
ſehen hatte; darauf er die Seegel wehen lieſſe und
nach den Portugieſiſchen Eylanden fortſchiffete/ all-
wo er neu Proviant einkauffte.
Drittens hat man noch eine Art Milhio, welche
nicht gleich dem andern auf kleinen Geſtraͤuchen waͤch-
ſet/ ſondern ſchier wie der Haber in Holland. Die
Koͤrner ſind dunckel-roth/ und nicht eher vollkommen
zeitig/ bis daß ſie ein 7. oder 8. Monat in der Erde ge-
legen. Man genieſſet dieſelbigen nicht/ ſondern mi-
ſchet ſie mit dem groſſen Milhio zu dem Bier/ um wie
die Mohren davor halten/ ſelbiges ſo viel ſtaͤrcker und
nahrhaffter zu machen.
Die Mohrinnen machen hieraus ein uͤberaus koͤſt-
liches Bier/ welches ſo kraͤfftig daß es dem beſten Bie-
re in Holland nichtes weichet. Dahero es auch viel
theurer iſt als das andre/ denn ſo man vor eine
Maaß von dem gemeinen 3. Stuͤver bezahlet/ muß
man vor das letztere einen Thaler geben.
Das erſtere iſt das gewoͤhnlichſte Getraͤnck/ ſelbſt
unter den Sclaven/ welche das hieſige Waſſer nicht
trincken wollen/ weil es aus ſehr tieffen Brunnen ge-
ſchoͤ-
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