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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.

Die vornehmsten hievon sind Citronen/ Limonien/
Pomerantzen/ Backovens, Bananes, Piment, und
mit einem Wort alle die so ich in der Beschreibung
von Gvinea angeführet; ausgenommen den vielen
Tamarinden und andern Frucht-tragenden Bäu-
men/ welche nicht nur in unsern Ländern gantz unbe-
kandt/ sondern auch ihre Früchte so schlecht und geringe
sind/ daß ihrer nicht nöthig weitläufftig zu gedencken.

So giebet es auch sehr viele Palmbäume/ wiewol
wenig Wein daraus gezogen wird/ sondern einig und
alleim um des Öhls halber gepflantzet werden. Auch
mangelt es nicht an gewissen Palmbäumen/ so man
holländisch Pardon-Bäume nennet/ davon der Wein
gemacht wird; doch fragen die Einwohner nicht viel
darnach/ und trincken lieber Bier/ folglich nehmen sie
die Bäume nicht in acht/ sondern hauen sie abe und
brauchen selbige an statt Bau Holtzes/ weil es sehr
dauerhafft ist.

Ausser obbesagten Früchten aber giebet es keine mehr/
und ist nur zu beklagen/ daß ein so schönes Land nicht
mit mehreren versehen ist; sintemahlen es überaus
fruchtbar/ und von arbeitsamen Leuten bewohnet ist;
folglich an nichts fehlet als an Gras und Geträyde/ da
ich versichert bin/ daß nicht nur alle Africanische/ son-
dern auch unterschiedliche Europäische Früchte treff-
lich hervorwachsen solten.

Wie ich denn versuchet/ und Kohl gesäet/ rothe
und weisse Rüben/ Petersilien und dergleichen mehr/
so durchgehends trefflich hervorgeschossen und reiff
geworden wie in Europa. Nur jammer und schade/
daß nicht mehr Europäer allhie wohnen wie in Gvinea,
denn so würde man die schönsten Gärten können an-

legen.
des Landes Gvinea.

Die vornehmſten hievon ſind Citronen/ Limonien/
Pomerantzen/ Backovens, Bananes, Piment, und
mit einem Wort alle die ſo ich in der Beſchreibung
von Gvinea angefuͤhret; ausgenommen den vielen
Tamarinden und andern Frucht-tragenden Baͤu-
men/ welche nicht nur in unſern Laͤndern gantz unbe-
kandt/ ſondern auch ihre Fruͤchte ſo ſchlecht und geringe
ſind/ daß ihrer nicht noͤthig weitlaͤufftig zu gedencken.

So giebet es auch ſehr viele Palmbaͤume/ wiewol
wenig Wein daraus gezogen wird/ ſondern einig und
alleim um des Oͤhls halber gepflantzet werden. Auch
mangelt es nicht an gewiſſen Palmbaͤumen/ ſo man
hollaͤndiſch Pardon-Baͤume nennet/ davon der Wein
gemacht wird; doch fragen die Einwohner nicht viel
darnach/ und trincken lieber Bier/ folglich nehmen ſie
die Baͤume nicht in acht/ ſondern hauen ſie abe und
brauchen ſelbige an ſtatt Bau Holtzes/ weil es ſehr
dauerhafft iſt.

Auſſer obbeſagten Fruͤchten aber giebet es keine mehr/
und iſt nur zu beklagen/ daß ein ſo ſchoͤnes Land nicht
mit mehreren verſehen iſt; ſintemahlen es uͤberaus
fruchtbar/ und von arbeitſamen Leuten bewohnet iſt;
folglich an nichts fehlet als an Gras und Getraͤyde/ da
ich verſichert bin/ daß nicht nur alle Africaniſche/ ſon-
dern auch unterſchiedliche Europaͤiſche Fruͤchte treff-
lich hervorwachſen ſolten.

Wie ich denn verſuchet/ und Kohl geſaͤet/ rothe
und weiſſe Ruͤben/ Peterſilien und dergleichen mehr/
ſo durchgehends trefflich hervorgeſchoſſen und reiff
geworden wie in Europa. Nur jammer und ſchade/
daß nicht mehr Europaͤer allhie wohnen wie in Gvinea,
denn ſo wuͤrde man die ſchoͤnſten Gaͤrten koͤnnen an-

legen.
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[475/0535] des Landes Gvinea. Die vornehmſten hievon ſind Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ Backovens, Bananes, Piment, und mit einem Wort alle die ſo ich in der Beſchreibung von Gvinea angefuͤhret; ausgenommen den vielen Tamarinden und andern Frucht-tragenden Baͤu- men/ welche nicht nur in unſern Laͤndern gantz unbe- kandt/ ſondern auch ihre Fruͤchte ſo ſchlecht und geringe ſind/ daß ihrer nicht noͤthig weitlaͤufftig zu gedencken. So giebet es auch ſehr viele Palmbaͤume/ wiewol wenig Wein daraus gezogen wird/ ſondern einig und alleim um des Oͤhls halber gepflantzet werden. Auch mangelt es nicht an gewiſſen Palmbaͤumen/ ſo man hollaͤndiſch Pardon-Baͤume nennet/ davon der Wein gemacht wird; doch fragen die Einwohner nicht viel darnach/ und trincken lieber Bier/ folglich nehmen ſie die Baͤume nicht in acht/ ſondern hauen ſie abe und brauchen ſelbige an ſtatt Bau Holtzes/ weil es ſehr dauerhafft iſt. Auſſer obbeſagten Fruͤchten aber giebet es keine mehr/ und iſt nur zu beklagen/ daß ein ſo ſchoͤnes Land nicht mit mehreren verſehen iſt; ſintemahlen es uͤberaus fruchtbar/ und von arbeitſamen Leuten bewohnet iſt; folglich an nichts fehlet als an Gras und Getraͤyde/ da ich verſichert bin/ daß nicht nur alle Africaniſche/ ſon- dern auch unterſchiedliche Europaͤiſche Fruͤchte treff- lich hervorwachſen ſolten. Wie ich denn verſuchet/ und Kohl geſaͤet/ rothe und weiſſe Ruͤben/ Peterſilien und dergleichen mehr/ ſo durchgehends trefflich hervorgeſchoſſen und reiff geworden wie in Europa. Nur jammer und ſchade/ daß nicht mehr Europaͤer allhie wohnen wie in Gvinea, denn ſo wuͤrde man die ſchoͤnſten Gaͤrten koͤnnen an- legen.

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/535>, abgerufen am 24.11.2024.