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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Holländer Botmäßigkeit gewesen; allein nachgehends
haben wir dieselbige verlassen müssen/ theils wegen un-
aufhörlichen Verräthereyen derer Portugiesen wo-
durch sie unsere Leute endlich müde machten/ theils auch
wegen des vielen sterben unter den unsrigen; sintema-
len daselbst so ungemein viele das Leben eingebüßet/ daß
selbige Jnsul bis dato den Nahmen von derer Hollän-
der Kirchhoff in Europa führet. Ja es bezeugen die
Portugiesen selbst/ daß ohngeachtet sie der heissen Lufft
besser gewohnet/ dennoch das Land sehr ungesund sey/
so daß ebenfals der Jhrigen sehr viel darinn umkom-
men/ und wenig darinnen alt werden.

Meines Erachtens glaube ich/ habe die erschreckliche
Hitze hieran die meiste Schuld/ welche schier das gantze
Jahr durch währet; denn weil die Spitze dieser Jn-
sul recht unter der Mittags-Linie lieget/ ist leicht zu
schliessen was eine übermäßige Hitze das gantze Jahr
über seyn müsse.

Uberdem ist das Land an sich sehr hoch und bergigt/
zwischen welchen allezeit selbst in der grösten Mittags
Hitze ein dicker stinckender Nebel ist/ der die umstehen-
de Lufft nothwendig dick und ungesund machen/ folg-
lich viele Kranckheiten verursachen muß. Drittens
komt noch hiezu das öfftere Aderlassen derer Portugie-
sen/ wenn ihrer einige 40. bis 50. mahl im Jahr Blut
abzapffen lassen/ so daß sie gantz bleich/ nicht anders
wie todte Menschen aussehen/ und aller Kräffte berau-
bet seynd/ insonderheit da sie wegen böser Beschaffen-
heit des Landes/ so bald kein frisches Blut wieder be-
kommen.

Sonsten ists ein sehr annehmliches und fruchtbah-
res Land/ davon die Portugiesen viel zu rühmen wis-

sen/
J i 2

des Landes Gvinea.
Hollaͤnder Botmaͤßigkeit geweſen; allein nachgehends
haben wir dieſelbige verlaſſen muͤſſen/ theils wegen un-
aufhoͤrlichen Verraͤthereyen derer Portugieſen wo-
durch ſie unſere Leute endlich muͤde machten/ theils auch
wegen des vielen ſterben unter den unſrigen; ſintema-
len daſelbſt ſo ungemein viele das Leben eingebuͤßet/ daß
ſelbige Jnſul bis dato den Nahmen von derer Hollaͤn-
der Kirchhoff in Europa fuͤhret. Ja es bezeugen die
Portugieſen ſelbſt/ daß ohngeachtet ſie der heiſſen Lufft
beſſer gewohnet/ dennoch das Land ſehr ungeſund ſey/
ſo daß ebenfals der Jhrigen ſehr viel darinn umkom-
men/ und wenig darinnen alt werden.

Meines Erachtens glaube ich/ habe die erſchreckliche
Hitze hieran die meiſte Schuld/ welche ſchier das gantze
Jahr durch waͤhret; denn weil die Spitze dieſer Jn-
ſul recht unter der Mittags-Linie lieget/ iſt leicht zu
ſchlieſſen was eine uͤbermaͤßige Hitze das gantze Jahr
uͤber ſeyn muͤſſe.

Uberdem iſt das Land an ſich ſehr hoch und bergigt/
zwiſchen welchen allezeit ſelbſt in der groͤſten Mittags
Hitze ein dicker ſtinckender Nebel iſt/ der die umſtehen-
de Lufft nothwendig dick und ungeſund machen/ folg-
lich viele Kranckheiten verurſachen muß. Drittens
komt noch hiezu das oͤfftere Aderlaſſen derer Portugie-
ſen/ wenn ihrer einige 40. bis 50. mahl im Jahr Blut
abzapffen laſſen/ ſo daß ſie gantz bleich/ nicht anders
wie todte Menſchen ausſehen/ und aller Kraͤffte berau-
bet ſeynd/ inſonderheit da ſie wegen boͤſer Beſchaffen-
heit des Landes/ ſo bald kein friſches Blut wieder be-
kommen.

Sonſten iſts ein ſehr annehmliches und fruchtbah-
res Land/ davon die Portugieſen viel zu ruͤhmen wiſ-

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J i 2
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[499/0559] des Landes Gvinea. Hollaͤnder Botmaͤßigkeit geweſen; allein nachgehends haben wir dieſelbige verlaſſen muͤſſen/ theils wegen un- aufhoͤrlichen Verraͤthereyen derer Portugieſen wo- durch ſie unſere Leute endlich muͤde machten/ theils auch wegen des vielen ſterben unter den unſrigen; ſintema- len daſelbſt ſo ungemein viele das Leben eingebuͤßet/ daß ſelbige Jnſul bis dato den Nahmen von derer Hollaͤn- der Kirchhoff in Europa fuͤhret. Ja es bezeugen die Portugieſen ſelbſt/ daß ohngeachtet ſie der heiſſen Lufft beſſer gewohnet/ dennoch das Land ſehr ungeſund ſey/ ſo daß ebenfals der Jhrigen ſehr viel darinn umkom- men/ und wenig darinnen alt werden. Meines Erachtens glaube ich/ habe die erſchreckliche Hitze hieran die meiſte Schuld/ welche ſchier das gantze Jahr durch waͤhret; denn weil die Spitze dieſer Jn- ſul recht unter der Mittags-Linie lieget/ iſt leicht zu ſchlieſſen was eine uͤbermaͤßige Hitze das gantze Jahr uͤber ſeyn muͤſſe. Uberdem iſt das Land an ſich ſehr hoch und bergigt/ zwiſchen welchen allezeit ſelbſt in der groͤſten Mittags Hitze ein dicker ſtinckender Nebel iſt/ der die umſtehen- de Lufft nothwendig dick und ungeſund machen/ folg- lich viele Kranckheiten verurſachen muß. Drittens komt noch hiezu das oͤfftere Aderlaſſen derer Portugie- ſen/ wenn ihrer einige 40. bis 50. mahl im Jahr Blut abzapffen laſſen/ ſo daß ſie gantz bleich/ nicht anders wie todte Menſchen ausſehen/ und aller Kraͤffte berau- bet ſeynd/ inſonderheit da ſie wegen boͤſer Beſchaffen- heit des Landes/ ſo bald kein friſches Blut wieder be- kommen. Sonſten iſts ein ſehr annehmliches und fruchtbah- res Land/ davon die Portugieſen viel zu ruͤhmen wiſ- ſen/ J i 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/559>, abgerufen am 22.11.2024.