Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
macht waren/ und wir hiedurch in solchen jämmerlichen
Zustand geriethen/ daß wir nicht wusten wo wir uns
hinwenden solten/ weil die meisten benachtbarten Län-
der so einige Macht haben/ unsere Feinde waren. Wir
hätten auch nimmermehr den Krieg wieder von neuen
anfangen können/ wenn uus unsere Feiude hiezu nicht
Gelegenheit gegeben/ denn indem sie untereinander
streitig wurden/ trenneten sie ihre Armeen und kam
der Tekki Ankan Königs Bruder/ als itziger regie-
render Herr von Commani mit denen von Akan auf
unsere Seite/ welche in kurtzer Zeit mit denen von A-
dom
fo mächtig wurden/ daß sie zum zweyten mahl
mit denen von Commani anbunden. Das Treffen
war zu beyden Seiten sehr hitzig/ und der Sieg lange
Zeit sehr zweiffelhafftig/ bis er schiene auf unsere Seite
zu fallen/ und deswegen unsere Leute anfingen zu plün-
dern: Allein der Abe Tekki König von Commani,
so zu seiner Zeit an Tapfferkeit und Klugheit unter de-
nen Mohren seines gleichen nicht hatte/ war nicht mit
bey diesen Treffen zugegen/ sondern ließ seine frische
Leute gesamt auf uns anrücken/ so bald er gehöret daß
wir mit der Beute beschäfftiget waren/ welche er mit
Fleiß zu unserm Fallstrick ausgesetzet. Um so viel besser
uns zu betriegen/ kamen seine Leute mit verkehrtem Ge-
wehr an/ indem dem sie das Schulterblat der Musque-
te vor sich trugen; so daß wir selbige vor unsere Leute
hielten/ und von dem Beute machen nichtes hindern
liessen. Kaum war der König angekommen/ so ließ er
das Gewehr umkehren/ und ein solch erschreckliches
Feuer auf uns geben/ daß wir nicht an die Beute mehr
gedachten/ sondern eintzig wünscheten das Leben zur
Beute zu behalten/ wodurch der König von Commani

zum

Beſchreibung
macht waren/ und wir hiedurch in ſolchen jaͤm̃erlichen
Zuſtand geriethen/ daß wir nicht wuſten wo wir uns
hinwenden ſolten/ weil die meiſten benachtbarten Laͤn-
der ſo einige Macht haben/ unſere Feinde waren. Wir
haͤtten auch nimmermehr den Krieg wieder von neuen
anfangen koͤnnen/ wenn uus unſere Feiude hiezu nicht
Gelegenheit gegeben/ denn indem ſie untereinander
ſtreitig wurden/ trenneten ſie ihre Armeen und kam
der Tekki Ankan Koͤnigs Bruder/ als itziger regie-
render Herr von Commani mit denen von Akan auf
unſere Seite/ welche in kurtzer Zeit mit denen von A-
dom
fo maͤchtig wurden/ daß ſie zum zweyten mahl
mit denen von Commani anbunden. Das Treffen
war zu beyden Seiten ſehr hitzig/ und der Sieg lange
Zeit ſehr zweiffelhafftig/ bis er ſchiene auf unſere Seite
zu fallen/ und deswegen unſere Leute anfingen zu pluͤn-
dern: Allein der Abe Tekki Koͤnig von Commani,
ſo zu ſeiner Zeit an Tapfferkeit und Klugheit unter de-
nen Mohren ſeines gleichen nicht hatte/ war nicht mit
bey dieſen Treffen zugegen/ ſondern ließ ſeine friſche
Leute geſamt auf uns anruͤcken/ ſo bald er gehoͤret daß
wir mit der Beute beſchaͤfftiget waren/ welche er mit
Fleiß zu unſerm Fallſtrick ausgeſetzet. Um ſo viel beſſer
uns zu betriegen/ kamen ſeine Leute mit verkehrtem Ge-
wehr an/ indem dem ſie das Schulterblat der Muſque-
te vor ſich trugen; ſo daß wir ſelbige vor unſere Leute
hielten/ und von dem Beute machen nichtes hindern
lieſſen. Kaum war der Koͤnig angekommen/ ſo ließ er
das Gewehr umkehren/ und ein ſolch erſchreckliches
Feuer auf uns geben/ daß wir nicht an die Beute mehr
gedachten/ ſondern eintzig wuͤnſcheten das Leben zur
Beute zu behalten/ wodurch der Koͤnig von Commani

zum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0064" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
macht waren/ und wir hiedurch in &#x017F;olchen ja&#x0364;m&#x0303;erlichen<lb/>
Zu&#x017F;tand geriethen/ daß wir nicht wu&#x017F;ten wo wir uns<lb/>
hinwenden &#x017F;olten/ weil die mei&#x017F;ten benachtbarten La&#x0364;n-<lb/>
der &#x017F;o einige Macht haben/ un&#x017F;ere Feinde waren. Wir<lb/>
ha&#x0364;tten auch nimmermehr den Krieg wieder von neuen<lb/>
anfangen ko&#x0364;nnen/ wenn uus un&#x017F;ere Feiude hiezu nicht<lb/>
Gelegenheit gegeben/ denn indem &#x017F;ie untereinander<lb/>
&#x017F;treitig wurden/ trenneten &#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">Armeen</hi> und kam<lb/>
der <hi rendition="#aq">Tekki Ankan</hi> Ko&#x0364;nigs Bruder/ als itziger regie-<lb/>
render Herr von <hi rendition="#aq">Commani</hi> mit denen von <hi rendition="#aq">Akan</hi> auf<lb/>
un&#x017F;ere Seite/ welche in kurtzer Zeit mit denen von <hi rendition="#aq">A-<lb/>
dom</hi> fo ma&#x0364;chtig wurden/ daß &#x017F;ie zum zweyten mahl<lb/>
mit denen von <hi rendition="#aq">Commani</hi> anbunden. Das Treffen<lb/>
war zu beyden Seiten &#x017F;ehr hitzig/ und der Sieg lange<lb/>
Zeit &#x017F;ehr zweiffelhafftig/ bis er &#x017F;chiene auf un&#x017F;ere Seite<lb/>
zu fallen/ und deswegen un&#x017F;ere Leute anfingen zu plu&#x0364;n-<lb/>
dern: Allein der <hi rendition="#aq">Abe Tekki</hi> Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#aq">Commani,</hi><lb/>
&#x017F;o zu &#x017F;einer Zeit an Tapfferkeit und Klugheit unter de-<lb/>
nen Mohren &#x017F;eines gleichen nicht hatte/ war nicht mit<lb/>
bey die&#x017F;en Treffen zugegen/ &#x017F;ondern ließ &#x017F;eine fri&#x017F;che<lb/>
Leute ge&#x017F;amt auf uns anru&#x0364;cken/ &#x017F;o bald er geho&#x0364;ret daß<lb/>
wir mit der Beute be&#x017F;cha&#x0364;fftiget waren/ welche er mit<lb/>
Fleiß zu un&#x017F;erm Fall&#x017F;trick ausge&#x017F;etzet. Um &#x017F;o viel be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
uns zu betriegen/ kamen &#x017F;eine Leute mit verkehrtem Ge-<lb/>
wehr an/ indem dem &#x017F;ie das Schulterblat der Mu&#x017F;que-<lb/>
te vor &#x017F;ich trugen; &#x017F;o daß wir &#x017F;elbige vor un&#x017F;ere Leute<lb/>
hielten/ und von dem Beute machen nichtes hindern<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;en. Kaum war der Ko&#x0364;nig angekommen/ &#x017F;o ließ er<lb/>
das Gewehr umkehren/ und ein &#x017F;olch er&#x017F;chreckliches<lb/>
Feuer auf uns geben/ daß wir nicht an die Beute mehr<lb/>
gedachten/ &#x017F;ondern eintzig wu&#x0364;n&#x017F;cheten das Leben zur<lb/>
Beute zu behalten/ wodurch der Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#aq">Commani</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0064] Beſchreibung macht waren/ und wir hiedurch in ſolchen jaͤm̃erlichen Zuſtand geriethen/ daß wir nicht wuſten wo wir uns hinwenden ſolten/ weil die meiſten benachtbarten Laͤn- der ſo einige Macht haben/ unſere Feinde waren. Wir haͤtten auch nimmermehr den Krieg wieder von neuen anfangen koͤnnen/ wenn uus unſere Feiude hiezu nicht Gelegenheit gegeben/ denn indem ſie untereinander ſtreitig wurden/ trenneten ſie ihre Armeen und kam der Tekki Ankan Koͤnigs Bruder/ als itziger regie- render Herr von Commani mit denen von Akan auf unſere Seite/ welche in kurtzer Zeit mit denen von A- dom fo maͤchtig wurden/ daß ſie zum zweyten mahl mit denen von Commani anbunden. Das Treffen war zu beyden Seiten ſehr hitzig/ und der Sieg lange Zeit ſehr zweiffelhafftig/ bis er ſchiene auf unſere Seite zu fallen/ und deswegen unſere Leute anfingen zu pluͤn- dern: Allein der Abe Tekki Koͤnig von Commani, ſo zu ſeiner Zeit an Tapfferkeit und Klugheit unter de- nen Mohren ſeines gleichen nicht hatte/ war nicht mit bey dieſen Treffen zugegen/ ſondern ließ ſeine friſche Leute geſamt auf uns anruͤcken/ ſo bald er gehoͤret daß wir mit der Beute beſchaͤfftiget waren/ welche er mit Fleiß zu unſerm Fallſtrick ausgeſetzet. Um ſo viel beſſer uns zu betriegen/ kamen ſeine Leute mit verkehrtem Ge- wehr an/ indem dem ſie das Schulterblat der Muſque- te vor ſich trugen; ſo daß wir ſelbige vor unſere Leute hielten/ und von dem Beute machen nichtes hindern lieſſen. Kaum war der Koͤnig angekommen/ ſo ließ er das Gewehr umkehren/ und ein ſolch erſchreckliches Feuer auf uns geben/ daß wir nicht an die Beute mehr gedachten/ ſondern eintzig wuͤnſcheten das Leben zur Beute zu behalten/ wodurch der Koͤnig von Commani zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/64
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/64>, abgerufen am 19.05.2024.