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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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muß verstanden werden/ darum lasse ich euch hierüber
urtheilen/ als der ihr bessern Verstandt von dieser Sa-
che habet:) dafern aber der gelehrte Mann ein solches
Leben dadurch verstanden/ als hiesige Engelländische
Soldaten führen/ würde ich gewiß nicht viel Schwü-
rigkeit machen/ vollkommenen Beyfall zu geben. Denn
es unglaublich ist wie viel Menschen alle Jahr durch
dieses unglückliche Getränck sind hingeraffet worden/
und nicht nur gemeine Leute/ sondern bisweilen die
Vornehmsten/ welche diesem Getränck insonderheit er-
geben. Jn Warheit ich glaube daß währendem mei-
nem Auffenthalt in diesem Lande alle Jahr wenigstens
einer von ihren Residenten/ oder doch eine grosse An-
zahl von ihren Kauffleuten oder Factors wie sie ge-
nennet werden/ gestorben; so daß/ daferne man nach
der Anzahl derer jährlich Ablebenden von dem Lande
Gvinea urtheilen wolte/ man gewiß eine weit unglei-
chere Meynung in Engelland davon haben würde
als bey uns. Denn wer einem Engelländer einreden
wolte/ daß viel Pons trincken der Gesundheit schädlich/
und viele Kranckheiten verursache/ würde eben so viel
ausrichten/ als wenn er sagen wolte daß Fleisch essen
ungesund wäre/ weil sie davon gar zu grosse Liebhaber
sind; hievon aber genung. Wir gehen weiter/ und
finden unterhalb dieser Englischen Vestung/ ein gewis-
ses Dorff/ davon oben allbereit Erinnerung geschehen/
und vor diesem ziemlich groß und bewohnet gewesen/
aber im letzten Kriege von Commani so mitgenom-
men worden/ daß es vor den übrigen sich nichts zu
rühmen hat; ohne daß die Englische nicht privile-
gi
rte Schiffe/ welche in grosser Anzahl daselbst ankom-
men/ alldortige Einwohner um ein merckliches ver-

ringert;

Beſchreibung
muß verſtanden werden/ darum laſſe ich euch hieruͤber
urtheilen/ als der ihr beſſern Verſtandt von dieſer Sa-
che habet:) dafern aber der gelehrte Mann ein ſolches
Leben dadurch verſtanden/ als hieſige Engellaͤndiſche
Soldaten fuͤhren/ wuͤrde ich gewiß nicht viel Schwuͤ-
rigkeit machen/ vollkommenen Beyfall zu geben. Denn
es unglaublich iſt wie viel Menſchen alle Jahr durch
dieſes ungluͤckliche Getraͤnck ſind hingeraffet worden/
und nicht nur gemeine Leute/ ſondern bisweilen die
Vornehmſten/ welche dieſem Getraͤnck inſonderheit er-
geben. Jn Warheit ich glaube daß waͤhrendem mei-
nem Auffenthalt in dieſem Lande alle Jahr wenigſtens
einer von ihren Reſidenten/ oder doch eine groſſe An-
zahl von ihren Kauffleuten oder Factors wie ſie ge-
nennet werden/ geſtorben; ſo daß/ daferne man nach
der Anzahl derer jaͤhrlich Ablebenden von dem Lande
Gvinea urtheilen wolte/ man gewiß eine weit unglei-
chere Meynung in Engelland davon haben wuͤrde
als bey uns. Denn wer einem Engellaͤnder einreden
wolte/ daß viel Pons trincken der Geſundheit ſchaͤdlich/
und viele Kranckheiten verurſache/ wuͤrde eben ſo viel
ausrichten/ als wenn er ſagen wolte daß Fleiſch eſſen
ungeſund waͤre/ weil ſie davon gar zu groſſe Liebhaber
ſind; hievon aber genung. Wir gehen weiter/ und
finden unterhalb dieſer Engliſchen Veſtung/ ein gewiſ-
ſes Dorff/ davon oben allbereit Erinnerung geſchehen/
und vor dieſem ziemlich groß und bewohnet geweſen/
aber im letzten Kriege von Commani ſo mitgenom-
men worden/ daß es vor den uͤbrigen ſich nichts zu
ruͤhmen hat; ohne daß die Engliſche nicht privile-
gi
rte Schiffe/ welche in groſſer Anzahl daſelbſt ankom-
men/ alldortige Einwohner um ein merckliches ver-

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[66/0094] Beſchreibung muß verſtanden werden/ darum laſſe ich euch hieruͤber urtheilen/ als der ihr beſſern Verſtandt von dieſer Sa- che habet:) dafern aber der gelehrte Mann ein ſolches Leben dadurch verſtanden/ als hieſige Engellaͤndiſche Soldaten fuͤhren/ wuͤrde ich gewiß nicht viel Schwuͤ- rigkeit machen/ vollkommenen Beyfall zu geben. Denn es unglaublich iſt wie viel Menſchen alle Jahr durch dieſes ungluͤckliche Getraͤnck ſind hingeraffet worden/ und nicht nur gemeine Leute/ ſondern bisweilen die Vornehmſten/ welche dieſem Getraͤnck inſonderheit er- geben. Jn Warheit ich glaube daß waͤhrendem mei- nem Auffenthalt in dieſem Lande alle Jahr wenigſtens einer von ihren Reſidenten/ oder doch eine groſſe An- zahl von ihren Kauffleuten oder Factors wie ſie ge- nennet werden/ geſtorben; ſo daß/ daferne man nach der Anzahl derer jaͤhrlich Ablebenden von dem Lande Gvinea urtheilen wolte/ man gewiß eine weit unglei- chere Meynung in Engelland davon haben wuͤrde als bey uns. Denn wer einem Engellaͤnder einreden wolte/ daß viel Pons trincken der Geſundheit ſchaͤdlich/ und viele Kranckheiten verurſache/ wuͤrde eben ſo viel ausrichten/ als wenn er ſagen wolte daß Fleiſch eſſen ungeſund waͤre/ weil ſie davon gar zu groſſe Liebhaber ſind; hievon aber genung. Wir gehen weiter/ und finden unterhalb dieſer Engliſchen Veſtung/ ein gewiſ- ſes Dorff/ davon oben allbereit Erinnerung geſchehen/ und vor dieſem ziemlich groß und bewohnet geweſen/ aber im letzten Kriege von Commani ſo mitgenom- men worden/ daß es vor den uͤbrigen ſich nichts zu ruͤhmen hat; ohne daß die Engliſche nicht privile- girte Schiffe/ welche in groſſer Anzahl daſelbſt ankom- men/ alldortige Einwohner um ein merckliches ver- ringert;

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/94>, abgerufen am 24.11.2024.