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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
der Regierung in diesem gantzen Lande/ nicht mehr
als drey Persohnen sitzen/) so sage ich demnach/ daß
dieser gebohrne Jndianische Engelländer/ mehr zu sa-
gen habe als die übrige Drey/ in Sachen die sie ange-
hen/ denn weil sie die wenigste Zeit allhie sich aufhal-
ten/ können sie keinen sonderlichen Begriff von des
Landes Beschaffenheit haben/ sondern müssen diesem
Engelländer meisten Theils in allem folgen/ der sich
dessen gar wohl weiß zu bedienen/ ohngeachtet daß
derselbe noch viele bewaffnete Mohren/ Theils seine
eigene Unterthanen/ Theils freye Leute auf seiner
Seite hat/ wannenhero er grosse Furcht und Ehre bey
allen Grossen des Landes sich zuwege gebracht/ so daß
alle diejenige/ welche in Handlung mit denen Engli-
schen sich einlassen wollen/ sich zuvor von seiner Gewo-
genheit versichern müssen/ alsdenn es ihnen an guten
Gewinnst niemahls fehlen wird. Zwar gibt er sich
für einen guten Christen aus/ und könnte auch wol
dafür gehalten werden/ weil er nicht nur in den Glau-
bens-Articuln unserer Religion unterrichtet/ sondern
auch wohl lesen und schreiben kan/ allein seine Lebens-
Art zeuget gar nicht von einem rechtschaffenen Chri-
sten; ohngeachtet derselbe in Engelland geheyrathet/
hat er dennoch zum wenigsten 8. Weiber/ und eben so
viel Kebsweiber. Es scheinet aber daß die Engelsche
dafürhalten/ als könne dieses mit dem Christenthum
oder tugendhafften Leben gar wohl zusammen stehen/
weil die meisten unter ihren Regenten es nicht viel
besser machen/ und glaube ich daß anitzo zwey unter
ihren Residenten/ zum wenigsten 5. oder 6. Weiber
unter sich zwey haben.

Jhr werdet in dem Abriß von Cabocors, gleich-

sam

Beſchreibung
der Regierung in dieſem gantzen Lande/ nicht mehr
als drey Perſohnen ſitzen/) ſo ſage ich demnach/ daß
dieſer gebohrne Jndianiſche Engellaͤnder/ mehr zu ſa-
gen habe als die uͤbrige Drey/ in Sachen die ſie ange-
hen/ denn weil ſie die wenigſte Zeit allhie ſich aufhal-
ten/ koͤnnen ſie keinen ſonderlichen Begriff von des
Landes Beſchaffenheit haben/ ſondern muͤſſen dieſem
Engellaͤnder meiſten Theils in allem folgen/ der ſich
deſſen gar wohl weiß zu bedienen/ ohngeachtet daß
derſelbe noch viele bewaffnete Mohren/ Theils ſeine
eigene Unterthanen/ Theils freye Leute auf ſeiner
Seite hat/ wannenhero er groſſe Furcht und Ehre bey
allen Groſſen des Landes ſich zuwege gebracht/ ſo daß
alle diejenige/ welche in Handlung mit denen Engli-
ſchen ſich einlaſſen wollen/ ſich zuvor von ſeiner Gewo-
genheit verſichern muͤſſen/ alsdenn es ihnen an guten
Gewinnſt niemahls fehlen wird. Zwar gibt er ſich
fuͤr einen guten Chriſten aus/ und koͤnnte auch wol
dafuͤr gehalten werden/ weil er nicht nur in den Glau-
bens-Articuln unſerer Religion unterrichtet/ ſondern
auch wohl leſen und ſchreiben kan/ allein ſeine Lebens-
Art zeuget gar nicht von einem rechtſchaffenen Chri-
ſten; ohngeachtet derſelbe in Engelland geheyrathet/
hat er dennoch zum wenigſten 8. Weiber/ und eben ſo
viel Kebsweiber. Es ſcheinet aber daß die Engelſche
dafuͤrhalten/ als koͤnne dieſes mit dem Chriſtenthum
oder tugendhafften Leben gar wohl zuſammen ſtehen/
weil die meiſten unter ihren Regenten es nicht viel
beſſer machen/ und glaube ich daß anitzo zwey unter
ihren Reſidenten/ zum wenigſten 5. oder 6. Weiber
unter ſich zwey haben.

Jhr werdet in dem Abriß von Cabocors, gleich-

ſam
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[68/0096] Beſchreibung der Regierung in dieſem gantzen Lande/ nicht mehr als drey Perſohnen ſitzen/) ſo ſage ich demnach/ daß dieſer gebohrne Jndianiſche Engellaͤnder/ mehr zu ſa- gen habe als die uͤbrige Drey/ in Sachen die ſie ange- hen/ denn weil ſie die wenigſte Zeit allhie ſich aufhal- ten/ koͤnnen ſie keinen ſonderlichen Begriff von des Landes Beſchaffenheit haben/ ſondern muͤſſen dieſem Engellaͤnder meiſten Theils in allem folgen/ der ſich deſſen gar wohl weiß zu bedienen/ ohngeachtet daß derſelbe noch viele bewaffnete Mohren/ Theils ſeine eigene Unterthanen/ Theils freye Leute auf ſeiner Seite hat/ wannenhero er groſſe Furcht und Ehre bey allen Groſſen des Landes ſich zuwege gebracht/ ſo daß alle diejenige/ welche in Handlung mit denen Engli- ſchen ſich einlaſſen wollen/ ſich zuvor von ſeiner Gewo- genheit verſichern muͤſſen/ alsdenn es ihnen an guten Gewinnſt niemahls fehlen wird. Zwar gibt er ſich fuͤr einen guten Chriſten aus/ und koͤnnte auch wol dafuͤr gehalten werden/ weil er nicht nur in den Glau- bens-Articuln unſerer Religion unterrichtet/ ſondern auch wohl leſen und ſchreiben kan/ allein ſeine Lebens- Art zeuget gar nicht von einem rechtſchaffenen Chri- ſten; ohngeachtet derſelbe in Engelland geheyrathet/ hat er dennoch zum wenigſten 8. Weiber/ und eben ſo viel Kebsweiber. Es ſcheinet aber daß die Engelſche dafuͤrhalten/ als koͤnne dieſes mit dem Chriſtenthum oder tugendhafften Leben gar wohl zuſammen ſtehen/ weil die meiſten unter ihren Regenten es nicht viel beſſer machen/ und glaube ich daß anitzo zwey unter ihren Reſidenten/ zum wenigſten 5. oder 6. Weiber unter ſich zwey haben. Jhr werdet in dem Abriß von Cabocors, gleich- ſam

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/96>, abgerufen am 24.11.2024.