nur ein Bischen ausschweifte, so waren alle T * * los. Das machte mich dann bitter und launigt, und verführte mich zu allerley eiteln Projekten. Mein Handel gieng inzwischen bald gut, bald schlecht. Bald kam mir ein Nachbar in die Quere, und verstüm- melte mir meinen schönen Gewerb; bald betrogen mich arge Buben um Baumwolle und Geld, denn ich war gar zu leichtgläubig. Ich hatte mir eines der herrlichsten Luftschlösser gemacht, meine Schul- den in wenig Jahren zu tilgen; aber die Ausgaben mehrten sich auch von Jahr zu Jahre. Im Win- ter 63. gebar mir meine Frau eine Tochter, und Ao. 65. noch eine. Ich bekam wieder das Heimweh nach Geißen; auf der Stelle mußten deren etliche herbey- geschaft seyn. Die Milch stuhnd mir und meinen drey Jungens treflich an; aber die Thiere gaben mir viel zu schaffen. Andremal hielt ich eine Kuh; oft gar zwey und drey. Ich pflanzte Erdapfel und Ge- müse, und probirte alles, wie ich am leichtesten zu- rechtkommen möchte. Aber ich blieb immer so auf dem alten Fleck stehn, ohne weit vor -- doch auch nicht hinterwerts zu rücken.
LXVI. Zwey Jahre.
(1766. u. 1767.)
Ueberhaupt vertrödelte ich diese Sechzigerjahre, daß ich nicht recht sagen kann, wie? und so, daß sie mei- nem Gedächtniß weit entfernter sind, als die entfern- testen Jugendjahre. Nur etwas Weniges also von
nur ein Bischen ausſchweifte, ſo waren alle T * * los. Das machte mich dann bitter und launigt, und verfuͤhrte mich zu allerley eiteln Projekten. Mein Handel gieng inzwiſchen bald gut, bald ſchlecht. Bald kam mir ein Nachbar in die Quere, und verſtuͤm- melte mir meinen ſchoͤnen Gewerb; bald betrogen mich arge Buben um Baumwolle und Geld, denn ich war gar zu leichtglaͤubig. Ich hatte mir eines der herrlichſten Luftſchloͤſſer gemacht, meine Schul- den in wenig Jahren zu tilgen; aber die Ausgaben mehrten ſich auch von Jahr zu Jahre. Im Win- ter 63. gebar mir meine Frau eine Tochter, und Ao. 65. noch eine. Ich bekam wieder das Heimweh nach Geißen; auf der Stelle mußten deren etliche herbey- geſchaft ſeyn. Die Milch ſtuhnd mir und meinen drey Jungens treflich an; aber die Thiere gaben mir viel zu ſchaffen. Andremal hielt ich eine Kuh; oft gar zwey und drey. Ich pflanzte Erdapfel und Ge- muͤſe, und probirte alles, wie ich am leichteſten zu- rechtkommen moͤchte. Aber ich blieb immer ſo auf dem alten Fleck ſtehn, ohne weit vor — doch auch nicht hinterwerts zu ruͤcken.
LXVI. Zwey Jahre.
(1766. u. 1767.)
Ueberhaupt vertroͤdelte ich dieſe Sechzigerjahre, daß ich nicht recht ſagen kann, wie? und ſo, daß ſie mei- nem Gedaͤchtniß weit entfernter ſind, als die entfern- teſten Jugendjahre. Nur etwas Weniges alſo von
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nur ein Bischen ausſchweifte, ſo waren alle T * *
los. Das machte mich dann bitter und launigt, und
verfuͤhrte mich zu allerley eiteln Projekten. Mein
Handel gieng inzwiſchen bald gut, bald ſchlecht. Bald
kam mir ein Nachbar in die Quere, und verſtuͤm-
melte mir meinen ſchoͤnen Gewerb; bald betrogen
mich arge Buben um Baumwolle und Geld, denn
ich war gar zu leichtglaͤubig. Ich hatte mir eines
der herrlichſten Luftſchloͤſſer gemacht, meine Schul-
den in wenig Jahren zu tilgen; aber die Ausgaben
mehrten ſich auch von Jahr zu Jahre. Im Win-
ter 63. gebar mir meine Frau eine Tochter, und Ao.
65. noch eine. Ich bekam wieder das Heimweh nach
Geißen; auf der Stelle mußten deren etliche herbey-
geſchaft ſeyn. Die Milch ſtuhnd mir und meinen
drey Jungens treflich an; aber die Thiere gaben mir
viel zu ſchaffen. Andremal hielt ich eine Kuh; oft
gar zwey und drey. Ich pflanzte Erdapfel und Ge-
muͤſe, und probirte alles, wie ich am leichteſten zu-
rechtkommen moͤchte. Aber ich blieb immer ſo auf
dem alten Fleck ſtehn, ohne weit vor — doch auch
nicht hinterwerts zu ruͤcken.
LXVI.
Zwey Jahre.
(1766. u. 1767.)
Ueberhaupt vertroͤdelte ich dieſe Sechzigerjahre, daß
ich nicht recht ſagen kann, wie? und ſo, daß ſie mei-
nem Gedaͤchtniß weit entfernter ſind, als die entfern-
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/204>, abgerufen am 24.11.2024.
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