Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das IX. Capitel. curischer Sicherheit beharren und die Zorn-Ruthe Gottes nicht achten wolte/ darum soll man unter der mässigen und unmässigen Freude einen Unterscheid halten. Denn die unziemliche unchristliche Freude/ mit unmäs- sigem sauffen/ buhlen/ springen und tantzen/ auch andere unziemliche Sachen/ sind verbot- ten; denn dadurch wird das Gewissen be- schweret/ und da ein solcher unversehens mit so gifftigem Pfeil in seiner Sünde angetrof- fen wird/ kan es leichtlich heissen: Qualem te invenio, talem de judico. soll wohl gereiniget oder pur- girt wer- den. Es ist auch bekannt/ daß jederman sein lentz-
Das IX. Capitel. curiſcher Sicherheit beharren und die Zorn-Ruthe Gottes nicht achten wolte/ darum ſoll man unter der maͤſſigen und unmaͤſſigen Freude einen Unterſcheid halten. Denn die unziemliche unchriſtliche Freude/ mit unmaͤſ- ſigem ſauffen/ buhlen/ ſpringen und tantzen/ auch andere unziemliche Sachen/ ſind verbot- ten; denn dadurch wird das Gewiſſen be- ſchweret/ und da ein ſolcher unverſehens mit ſo gifftigem Pfeil in ſeiner Suͤnde angetrof- fen wird/ kan es leichtlich heiſſen: Qualem te invenio, talem de judico. ſoll wohl gereiniget oder pur- girt wer- den. Es iſt auch bekannt/ daß jederman ſein lentz-
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Das IX. Capitel.
curiſcher Sicherheit beharren und die Zorn-
Ruthe Gottes nicht achten wolte/ darum ſoll
man unter der maͤſſigen und unmaͤſſigen
Freude einen Unterſcheid halten. Denn die
unziemliche unchriſtliche Freude/ mit unmaͤſ-
ſigem ſauffen/ buhlen/ ſpringen und tantzen/
auch andere unziemliche Sachen/ ſind verbot-
ten; denn dadurch wird das Gewiſſen be-
ſchweret/ und da ein ſolcher unverſehens mit
ſo gifftigem Pfeil in ſeiner Suͤnde angetrof-
fen wird/ kan es leichtlich heiſſen: Qualem
te invenio, talem de judico.
Es iſt auch bekannt/ daß jederman ſein
Gefaͤß/ wenn er darinn eine Speiß kochen
will/ oder daraus er iſſet und trincket/ waͤ-
ſchet und ſauber haͤlt/ die Gefaͤß ſeines Leibs
aber zu reinigen wird von den meiſten un-
achtſamer Weiſe verwahrloſet/ ſo doch zu
Fruͤhlings- und Herbſtzeiten durch eine dien-
liche Purgation gar noͤthig geſchehen koͤnte;
du ſprichſt aber/ ich fuͤhle nichts/ ſo darff ich
auch nichts einnehmen: aber dieſe indicatio
iſt manchmal falſch; mancher fuͤhlet keine
Beſchwerung im Kopff/ da doch alles Ubel
aus dem Kopff in die Glieder herunter faͤl-
let/ mancher iſſet und trincket wohl/ und den-
noch hat er ein verſchleimten Magen/ oder der
Tod ſitzet ihm wol allbereit auff der Zunge.
Gleich wie nun fuͤrnemlich des Jahrs zwey-
mal die Purgationes vonnoͤthen ſeyn/ alſo
ſind ſie auch viel nothwendiger in der Peſti-
lentz-
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