Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite
Was bey grassirender Pest etc.

Ob aber die Pest bey nächtlicher Zeit ge-Auch ist
die Nacht
nicht so ge-
fährlich
als der
Tag.

fährlicher als am Tage grassire/ davon schreibt
Herlicius P. II. Consil. Politico-Physici de
Peste cap.
1. Wer reisen muß/ kann es bey
Nacht sicherer thun/ als bey Tage/ ausge-
nommen/ wenn der Mond voll ist/ zu wel-
cher Zeit besser ist bey Tag/ als in der Nacht
wandern/ und sonderlich soll man acht ha-
ben/ daß der Mondschein den Menschen im
Schlaffe nicht berühre/ weil er zu der putre-
faction
oder Faulung geschickt mache. Denn
unangesehen derselbe zu vielen grossen Be-
schwerungen und unnachlässigen Flüssen Ur-
sach giebt/ hat er über das dieses noch hinter
sich/ daß wider fast aller Medicorum Mey-
nung die Nacht zur Zeit der Pestilentz nicht
so gefährlich als der Tag sey.

So ist auch die natürliche Furcht in Pest-Furcht
giebt auch
viel Ursach
zum Ster-
ben.

Zeiten eine grosse Mit-Ursache/ warum so
viel Leute jähling wegsterben. Denn wenn
ein Mensch etwan in Gesellschafften oder
sonst von der Pest/ und was derer anhän-
gig/ discuriren und reden höret/ so er schüttert
er sich/ und befindet sich bald darauff übel.
So hat man auch Exempel/ daß einige die
Pest bekommen/ wenn sie solche Pest-Kran-
cke über die Gasse tragen sehen: oder wann
einer den Geruch von einem todten Cörper
an sich ziehet/ so kann er ebenmässig alsbald
die Pest an Halß haben. Auch wird einer
bald angestecket/ wann er etwas von Pesti-

lenzi-
F 5
Was bey graſſirender Peſt ꝛc.

Ob aber die Peſt bey naͤchtlicher Zeit ge-Auch iſt
die Nacht
nicht ſo ge-
faͤhrlich
als der
Tag.

faͤhrlicher als am Tage graſſire/ davon ſchreibt
Herlicius P. II. Conſil. Politico-Phyſici de
Peſte cap.
1. Wer reiſen muß/ kann es bey
Nacht ſicherer thun/ als bey Tage/ ausge-
nommen/ wenn der Mond voll iſt/ zu wel-
cher Zeit beſſer iſt bey Tag/ als in der Nacht
wandern/ und ſonderlich ſoll man acht ha-
ben/ daß der Mondſchein den Menſchen im
Schlaffe nicht beruͤhre/ weil er zu der putre-
faction
oder Faulung geſchickt mache. Denn
unangeſehen derſelbe zu vielen groſſen Be-
ſchwerungen und unnachlaͤſſigen Fluͤſſen Ur-
ſach giebt/ hat er uͤber das dieſes noch hinter
ſich/ daß wider faſt aller Medicorum Mey-
nung die Nacht zur Zeit der Peſtilentz nicht
ſo gefaͤhrlich als der Tag ſey.

So iſt auch die natuͤrliche Furcht in Peſt-Furcht
giebt auch
viel Urſach
zum Ster-
ben.

Zeiten eine groſſe Mit-Urſache/ warum ſo
viel Leute jaͤhling wegſterben. Denn wenn
ein Menſch etwan in Geſellſchafften oder
ſonſt von der Peſt/ und was derer anhaͤn-
gig/ diſcuriren und reden hoͤret/ ſo er ſchuͤttert
er ſich/ und befindet ſich bald darauff uͤbel.
So hat man auch Exempel/ daß einige die
Peſt bekommen/ wenn ſie ſolche Peſt-Kran-
cke uͤber die Gaſſe tragen ſehen: oder wann
einer den Geruch von einem todten Coͤrper
an ſich ziehet/ ſo kann er ebenmaͤſſig alsbald
die Peſt an Halß haben. Auch wird einer
bald angeſtecket/ wann er etwas von Peſti-

lenzi-
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0111" n="89"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Was bey</hi> <hi rendition="#aq">gra&#x017F;&#x017F;i</hi> <hi rendition="#fr">render Pe&#x017F;t &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
        <p>Ob aber die Pe&#x017F;t bey na&#x0364;chtlicher Zeit ge-<note place="right">Auch i&#x017F;t<lb/>
die Nacht<lb/>
nicht &#x017F;o ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlich<lb/>
als der<lb/>
Tag.</note><lb/>
fa&#x0364;hrlicher als am Tage <hi rendition="#aq">gra&#x017F;&#x017F;i</hi>re/ davon &#x017F;chreibt<lb/><hi rendition="#aq">Herlicius P. II. Con&#x017F;il. Politico-Phy&#x017F;ici de<lb/>
Pe&#x017F;te cap.</hi> 1. Wer rei&#x017F;en muß/ kann es bey<lb/>
Nacht &#x017F;icherer thun/ als bey Tage/ ausge-<lb/>
nommen/ wenn der Mond voll i&#x017F;t/ zu wel-<lb/>
cher Zeit be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t bey Tag/ als in der Nacht<lb/>
wandern/ und &#x017F;onderlich &#x017F;oll man acht ha-<lb/>
ben/ daß der Mond&#x017F;chein den Men&#x017F;chen im<lb/>
Schlaffe nicht beru&#x0364;hre/ weil er zu der <hi rendition="#aq">putre-<lb/>
faction</hi> oder Faulung ge&#x017F;chickt mache. Denn<lb/>
unange&#x017F;ehen der&#x017F;elbe zu vielen gro&#x017F;&#x017F;en Be-<lb/>
&#x017F;chwerungen und unnachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Ur-<lb/>
&#x017F;ach giebt/ hat er u&#x0364;ber das die&#x017F;es noch hinter<lb/>
&#x017F;ich/ daß wider fa&#x017F;t aller <hi rendition="#aq">Medicorum</hi> Mey-<lb/>
nung die Nacht zur Zeit der Pe&#x017F;tilentz nicht<lb/>
&#x017F;o gefa&#x0364;hrlich als der Tag &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p>So i&#x017F;t auch die natu&#x0364;rliche Furcht in Pe&#x017F;t-<note place="right">Furcht<lb/>
giebt auch<lb/>
viel Ur&#x017F;ach<lb/>
zum Ster-<lb/>
ben.</note><lb/>
Zeiten eine gro&#x017F;&#x017F;e Mit-Ur&#x017F;ache/ warum &#x017F;o<lb/>
viel Leute ja&#x0364;hling weg&#x017F;terben. Denn wenn<lb/>
ein Men&#x017F;ch etwan in Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften oder<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t von der Pe&#x017F;t/ und was derer anha&#x0364;n-<lb/>
gig/ <hi rendition="#aq">di&#x017F;curi</hi>ren und reden ho&#x0364;ret/ &#x017F;o er &#x017F;chu&#x0364;ttert<lb/>
er &#x017F;ich/ und befindet &#x017F;ich bald darauff u&#x0364;bel.<lb/>
So hat man auch Exempel/ daß einige die<lb/>
Pe&#x017F;t bekommen/ wenn &#x017F;ie &#x017F;olche Pe&#x017F;t-Kran-<lb/>
cke u&#x0364;ber die Ga&#x017F;&#x017F;e tragen &#x017F;ehen: oder wann<lb/>
einer den Geruch von einem todten Co&#x0364;rper<lb/>
an &#x017F;ich ziehet/ &#x017F;o kann er ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig alsbald<lb/>
die Pe&#x017F;t an Halß haben. Auch wird einer<lb/>
bald ange&#x017F;tecket/ wann er etwas von Pe&#x017F;ti-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">lenzi-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0111] Was bey graſſirender Peſt ꝛc. Ob aber die Peſt bey naͤchtlicher Zeit ge- faͤhrlicher als am Tage graſſire/ davon ſchreibt Herlicius P. II. Conſil. Politico-Phyſici de Peſte cap. 1. Wer reiſen muß/ kann es bey Nacht ſicherer thun/ als bey Tage/ ausge- nommen/ wenn der Mond voll iſt/ zu wel- cher Zeit beſſer iſt bey Tag/ als in der Nacht wandern/ und ſonderlich ſoll man acht ha- ben/ daß der Mondſchein den Menſchen im Schlaffe nicht beruͤhre/ weil er zu der putre- faction oder Faulung geſchickt mache. Denn unangeſehen derſelbe zu vielen groſſen Be- ſchwerungen und unnachlaͤſſigen Fluͤſſen Ur- ſach giebt/ hat er uͤber das dieſes noch hinter ſich/ daß wider faſt aller Medicorum Mey- nung die Nacht zur Zeit der Peſtilentz nicht ſo gefaͤhrlich als der Tag ſey. Auch iſt die Nacht nicht ſo ge- faͤhrlich als der Tag. So iſt auch die natuͤrliche Furcht in Peſt- Zeiten eine groſſe Mit-Urſache/ warum ſo viel Leute jaͤhling wegſterben. Denn wenn ein Menſch etwan in Geſellſchafften oder ſonſt von der Peſt/ und was derer anhaͤn- gig/ diſcuriren und reden hoͤret/ ſo er ſchuͤttert er ſich/ und befindet ſich bald darauff uͤbel. So hat man auch Exempel/ daß einige die Peſt bekommen/ wenn ſie ſolche Peſt-Kran- cke uͤber die Gaſſe tragen ſehen: oder wann einer den Geruch von einem todten Coͤrper an ſich ziehet/ ſo kann er ebenmaͤſſig alsbald die Peſt an Halß haben. Auch wird einer bald angeſtecket/ wann er etwas von Peſti- lenzi- Furcht giebt auch viel Urſach zum Ster- ben. F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/111
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/111>, abgerufen am 21.11.2024.