Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das V. Capitel. Auff dieDörffer spatzieren wird ver- dotten.Städten die leidige Gewohnheit/ daß das ledige gemeine Volck/ Mann- und Weibs- Personen/ an Sonn- und Feyertagen aus der Stadt auff die Dörffer und in die Zech- häuser lauffen/ allwo denn allerhand Uppig- keit getrieben und vielerley Volck unter ein- ander kommet/ durch welche auch sehr solche Seuche fortgepflantzet wird/ derohalben wohl gethan wäre/ wenn man solchen Hand- wercks-Gesellen und ledigen Dienst-Gesind solch Auslauffen gantz abstellete. rath in der Stadt an- zuschaffen. Auch ist vonnöthen/ daß eine Obrigkeit in che/ so flie- hen/ sollen vorher für die Arme Provision machen. Dieweil auch die Reichen gemeiniglich zu glei-
Das V. Capitel. Auff dieDoͤrffer ſpatzieren wird ver- dotten.Staͤdten die leidige Gewohnheit/ daß das ledige gemeine Volck/ Mann- und Weibs- Perſonen/ an Sonn- und Feyertagen aus der Stadt auff die Doͤrffer und in die Zech- haͤuſer lauffen/ allwo denn allerhand Uppig- keit getrieben und vielerley Volck unter ein- ander kommet/ durch welche auch ſehr ſolche Seuche fortgepflantzet wird/ derohalben wohl gethan waͤre/ wenn man ſolchen Hand- wercks-Geſellen und ledigen Dienſt-Geſind ſolch Auslauffen gantz abſtellete. rath in der Stadt an- zuſchaffen. Auch iſt vonnoͤthen/ daß eine Obrigkeit in che/ ſo flie- hen/ ſollen vorher fuͤr die Arme Proviſion machen. Dieweil auch die Reichen gemeiniglich zu glei-
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Das V. Capitel.
Staͤdten die leidige Gewohnheit/ daß das
ledige gemeine Volck/ Mann- und Weibs-
Perſonen/ an Sonn- und Feyertagen aus
der Stadt auff die Doͤrffer und in die Zech-
haͤuſer lauffen/ allwo denn allerhand Uppig-
keit getrieben und vielerley Volck unter ein-
ander kommet/ durch welche auch ſehr ſolche
Seuche fortgepflantzet wird/ derohalben
wohl gethan waͤre/ wenn man ſolchen Hand-
wercks-Geſellen und ledigen Dienſt-Geſind
ſolch Auslauffen gantz abſtellete.
Auff die
Doͤrffer
ſpatzieren
wird ver-
dotten.
Auch iſt vonnoͤthen/ daß eine Obrigkeit in
Peſtilentzzeiten bald im Anfang mit allerley
Nothdurfft an Victualien und Lebensmitteln
verſorge/ dieweil die umliegenden Nachbarn
ihren Unterthanen die Zufuhr hernach gemei-
niglich hart verbieten/ wenn denn eine Stadt
mit den groͤſten Nothwendigkeiten verſor-
get/ ſo koͤnnen hernach die Arme und Kran-
cke deſto beſſer verpfleget werden.
Dieweil auch die Reichen gemeiniglich zu
ſolcher Zeit aus der Stadt fliehen/ und den
Armen/ welchen ſie ſonſt Chriſtlicher Schul-
digkeit nach ihre Hand oͤffnen ſolten/ huͤlff-
loß zuruͤck laſſen/ ſo will denenſelben gebuͤh-
ren/ noch vor ihrer Abreiſe etwas von Kern/
Rocken/ Gerſten/ Wein und Bier/ Geld/
Holtz/ und allerhand Victualien zuruͤck zu laſ-
ſen/ davon man den armen Krancken zur
Zeit der Noth austheilen koͤnne. Die be-
nachbarte und geſunden Orte ſolten billig der-
glei-
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