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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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rection, die man in den Anleitungen zur Höhenmessung mit dem
Barometer, als der Capillar-Attraction wegen nöthig, angegeben
findet, anzubringen ist.

Von der Rücksicht auf die Wärme muß ich noch etwas er-
wähnen. Wir haben gleich zu Anfang dieser Betrachtungen über
den Druck der Luft die Bemerkung gemacht, daß eine leichtere
Flüssigkeit in der luftleeren Röhre bis zu größern Höhen durch
den Druck der Luft hinaufgedrängt wird, und es ist daher leicht
zu übersehen, daß ein etwas leichteres Quecksilber im Barometer
höher stehen wird, als ein etwas schwereres. Da nun die Erfah-
rung uns zeigt, daß die Wärme alle Körper und so auch das
Quecksilber ausdehnt, so muß das wärmere Quecksilber etwas höher
stehen, als kaltes. Daß dieser Unterschied nicht unerheblich ist,
davon kann man sich im Winter am besten überzeugen, wenn
man zwei ganz gleiche Barometer beobachtet, deren eines in einem
kalten Raume, das andre nahe am Ofen aufgehängt ist. Hier
ist es leicht zu erreichen, daß der Wärme-Unterschied 25 Grade
der achtzigtheiligen Thermometerscale beträgt *), und in diesem
Falle wird das in der Wärme hängende Barometer beinahe 2
Linien höher stehen, als das andre, wenn das letztere ungefehr
auf 28 Zoll steht. Will man also Barometerbeobachtungen mit
Genauigkeit anstellen, so muß man zugleich vermittelst des Ther-
mometers die Wärme beobachten, und die beobachtete Barometer-
höhe für jeden Reaumür'schen Grad um , oder für jeden
Centesimalgrad um corrigieren. Man reducirt am liebsten
auf den Nullgrad der Temperatur, das heißt, da warmes Queck-
silber und kaltes Quecksilber nicht als ein und derselbe Körper in
Hinsicht auf die specifische Schwere anzusehen sind, so mißt man
den Druck der Luft mit demjenigen Quecksilber ab, dessen Wärme

*) Unsre gewöhnlichen Quecksilberthermometer sind fast alle so ge-
theilt, daß sie Null zeigen, wenn man das Thermometer in gefrieren-
des Wasser taucht, und daß sie entweder 80 Grade oder 100 Grade
zeigen, wenn man sie in kochendes Wasser bringt. Die Eintheilung
von 80 Graden heißt die Reaumür'sche, die Eintheilung von 100 Gra-
den die Centesimal-Theilung. Die übrigen Bestimmungen kommen
in der Lehre von der Wärme vor.
O 2

rection, die man in den Anleitungen zur Hoͤhenmeſſung mit dem
Barometer, als der Capillar-Attraction wegen noͤthig, angegeben
findet, anzubringen iſt.

Von der Ruͤckſicht auf die Waͤrme muß ich noch etwas er-
waͤhnen. Wir haben gleich zu Anfang dieſer Betrachtungen uͤber
den Druck der Luft die Bemerkung gemacht, daß eine leichtere
Fluͤſſigkeit in der luftleeren Roͤhre bis zu groͤßern Hoͤhen durch
den Druck der Luft hinaufgedraͤngt wird, und es iſt daher leicht
zu uͤberſehen, daß ein etwas leichteres Queckſilber im Barometer
hoͤher ſtehen wird, als ein etwas ſchwereres. Da nun die Erfah-
rung uns zeigt, daß die Waͤrme alle Koͤrper und ſo auch das
Queckſilber ausdehnt, ſo muß das waͤrmere Queckſilber etwas hoͤher
ſtehen, als kaltes. Daß dieſer Unterſchied nicht unerheblich iſt,
davon kann man ſich im Winter am beſten uͤberzeugen, wenn
man zwei ganz gleiche Barometer beobachtet, deren eines in einem
kalten Raume, das andre nahe am Ofen aufgehaͤngt iſt. Hier
iſt es leicht zu erreichen, daß der Waͤrme-Unterſchied 25 Grade
der achtzigtheiligen Thermometerſcale betraͤgt *), und in dieſem
Falle wird das in der Waͤrme haͤngende Barometer beinahe 2
Linien hoͤher ſtehen, als das andre, wenn das letztere ungefehr
auf 28 Zoll ſteht. Will man alſo Barometerbeobachtungen mit
Genauigkeit anſtellen, ſo muß man zugleich vermittelſt des Ther-
mometers die Waͤrme beobachten, und die beobachtete Barometer-
hoͤhe fuͤr jeden Reaumuͤr'ſchen Grad um , oder fuͤr jeden
Centeſimalgrad um corrigieren. Man reducirt am liebſten
auf den Nullgrad der Temperatur, das heißt, da warmes Queck-
ſilber und kaltes Queckſilber nicht als ein und derſelbe Koͤrper in
Hinſicht auf die ſpecifiſche Schwere anzuſehen ſind, ſo mißt man
den Druck der Luft mit demjenigen Queckſilber ab, deſſen Waͤrme

*) Unſre gewoͤhnlichen Queckſilberthermometer ſind faſt alle ſo ge-
theilt, daß ſie Null zeigen, wenn man das Thermometer in gefrieren-
des Waſſer taucht, und daß ſie entweder 80 Grade oder 100 Grade
zeigen, wenn man ſie in kochendes Waſſer bringt. Die Eintheilung
von 80 Graden heißt die Reaumuͤr'ſche, die Eintheilung von 100 Gra-
den die Centeſimal-Theilung. Die uͤbrigen Beſtimmungen kommen
in der Lehre von der Waͤrme vor.
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[211/0233] rection, die man in den Anleitungen zur Hoͤhenmeſſung mit dem Barometer, als der Capillar-Attraction wegen noͤthig, angegeben findet, anzubringen iſt. Von der Ruͤckſicht auf die Waͤrme muß ich noch etwas er- waͤhnen. Wir haben gleich zu Anfang dieſer Betrachtungen uͤber den Druck der Luft die Bemerkung gemacht, daß eine leichtere Fluͤſſigkeit in der luftleeren Roͤhre bis zu groͤßern Hoͤhen durch den Druck der Luft hinaufgedraͤngt wird, und es iſt daher leicht zu uͤberſehen, daß ein etwas leichteres Queckſilber im Barometer hoͤher ſtehen wird, als ein etwas ſchwereres. Da nun die Erfah- rung uns zeigt, daß die Waͤrme alle Koͤrper und ſo auch das Queckſilber ausdehnt, ſo muß das waͤrmere Queckſilber etwas hoͤher ſtehen, als kaltes. Daß dieſer Unterſchied nicht unerheblich iſt, davon kann man ſich im Winter am beſten uͤberzeugen, wenn man zwei ganz gleiche Barometer beobachtet, deren eines in einem kalten Raume, das andre nahe am Ofen aufgehaͤngt iſt. Hier iſt es leicht zu erreichen, daß der Waͤrme-Unterſchied 25 Grade der achtzigtheiligen Thermometerſcale betraͤgt *), und in dieſem Falle wird das in der Waͤrme haͤngende Barometer beinahe 2 Linien hoͤher ſtehen, als das andre, wenn das letztere ungefehr auf 28 Zoll ſteht. Will man alſo Barometerbeobachtungen mit Genauigkeit anſtellen, ſo muß man zugleich vermittelſt des Ther- mometers die Waͤrme beobachten, und die beobachtete Barometer- hoͤhe fuͤr jeden Reaumuͤr'ſchen Grad um [FORMEL], oder fuͤr jeden Centeſimalgrad um [FORMEL] corrigieren. Man reducirt am liebſten auf den Nullgrad der Temperatur, das heißt, da warmes Queck- ſilber und kaltes Queckſilber nicht als ein und derſelbe Koͤrper in Hinſicht auf die ſpecifiſche Schwere anzuſehen ſind, ſo mißt man den Druck der Luft mit demjenigen Queckſilber ab, deſſen Waͤrme *) Unſre gewoͤhnlichen Queckſilberthermometer ſind faſt alle ſo ge- theilt, daß ſie Null zeigen, wenn man das Thermometer in gefrieren- des Waſſer taucht, und daß ſie entweder 80 Grade oder 100 Grade zeigen, wenn man ſie in kochendes Waſſer bringt. Die Eintheilung von 80 Graden heißt die Reaumuͤr'ſche, die Eintheilung von 100 Gra- den die Centeſimal-Theilung. Die uͤbrigen Beſtimmungen kommen in der Lehre von der Waͤrme vor. O 2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/233>, abgerufen am 21.11.2024.