Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.sogleich völlig aus, wenn man den bei A gehaltenen Finger Die Natur scheint sich zuweilen der Heberröhre zu be- Noch einen sehr merkwürdigen Vortheil kann uns der Heber ſogleich voͤllig aus, wenn man den bei A gehaltenen Finger Die Natur ſcheint ſich zuweilen der Heberroͤhre zu be- Noch einen ſehr merkwuͤrdigen Vortheil kann uns der Heber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0260" n="238"/> ſogleich voͤllig aus, wenn man den bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> gehaltenen Finger<lb/> wegnimmt, indem dann <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ab</hi></hi> die hinaufgehende, und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">bc,</hi></hi> die herab-<lb/> gehende Heberroͤhre iſt. Daß der Scherz darin beſteht, den,<lb/> der das Gefaͤß gefuͤllt empfaͤngt, durch die unvermuthete Aus-<lb/> leerung, waͤhrend er es ruhig haͤlt, zu uͤberraſchen, erhellt leicht.</p><lb/> <p>Die Natur ſcheint ſich zuweilen der Heberroͤhre zu be-<lb/> dienen, um ein ungleiches Abfließen der Gewaͤſſer hervorzu-<lb/> bringen. Es giebt Quellen, die periodiſch Waſſer geben und<lb/> dann eine Zeit lang zu fließen aufhoͤren, nach einem gewiſſen<lb/> Zeitverlaufe aber aufs Neue fortfließen. Dieſe Erſcheinung<lb/> kann man ſich durch eine heberfoͤrmig an einander gereihte<lb/> Folge von Roͤhren oder Hoͤhlen erklaͤren. Es ſei naͤmlich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi><lb/> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 129.</hi></hi>) ein Behaͤlter, der ſeinen immer gleichen Zufluß<lb/> anders woher bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> empfaͤngt, und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">DEF</hi></hi> ſei eine Heberroͤhre,<lb/> ſo wird das Waſſer bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> auszufließen anfangen, wenn der<lb/> Behaͤlter ſich bis an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">GH</hi></hi> gefuͤllt hat; dann aber wird durch<lb/> den Druck der Luft bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">GH</hi></hi> das Ausfließen in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> auch dann<lb/> noch unterhalten, wenn die Oberflaͤche wegen zu geringen Zu-<lb/> fluſſes unter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> hinabſinkt, und der Behaͤlter leert ſich, waͤhrend<lb/> immer etwas Waſſer bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> zufließt, dennoch ganz bis an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi><lb/> aus. Nachdem dies geſchehen iſt, hoͤrt das Abfließen auf, und<lb/> die bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> Waſſer gebende Quelle ſcheint verſiegt zu ſein, bis<lb/> das zuſtroͤmende Waſſer ein neues Anfuͤllen bis an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> bewirkt<lb/> hat. Auf aͤhnliche Weiſe erklaͤrt man die Erſcheinungen des<lb/> Czirknitzer Sees, der zu gewiſſen Jahreszeiten ganz frei von<lb/> Waſſer wird, und in deſſen Boden man Oeffnungen bemerkt,<lb/> die zu ſolchen Zeiten dem Waſſer einen ſchnellen Abfluß geſtatten.</p><lb/> <p>Noch einen ſehr merkwuͤrdigen Vortheil kann uns der Heber<lb/> gewaͤhren. Wir wuͤnſchen manchmal eine Fluͤſſigkeit, die ſich<lb/> unter einer leichtern befindet, abzuzapfen, ohne dieſe mit ab-<lb/> fließen zu laſſen, und dies laͤßt ſich vermittelſt des Hebers aus-<lb/> fuͤhren. Man bringt naͤmlich eine enge Heberroͤhre (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 127.</hi></hi>)<lb/> mit dem Ende <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B,</hi></hi> waͤhrend man <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> mit dem Finger geſchloſſen<lb/> haͤlt, durch die obere Schichte hindurch, die man nicht ſtoͤren<lb/> will, ſaugt nun bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A,</hi></hi> damit der Heber ſich mit der untern<lb/> Fluͤſſigkeit fuͤlle, und laͤßt die bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi> eintretende Fluͤſſigkeit aus-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0260]
ſogleich voͤllig aus, wenn man den bei A gehaltenen Finger
wegnimmt, indem dann ab die hinaufgehende, und bc, die herab-
gehende Heberroͤhre iſt. Daß der Scherz darin beſteht, den,
der das Gefaͤß gefuͤllt empfaͤngt, durch die unvermuthete Aus-
leerung, waͤhrend er es ruhig haͤlt, zu uͤberraſchen, erhellt leicht.
Die Natur ſcheint ſich zuweilen der Heberroͤhre zu be-
dienen, um ein ungleiches Abfließen der Gewaͤſſer hervorzu-
bringen. Es giebt Quellen, die periodiſch Waſſer geben und
dann eine Zeit lang zu fließen aufhoͤren, nach einem gewiſſen
Zeitverlaufe aber aufs Neue fortfließen. Dieſe Erſcheinung
kann man ſich durch eine heberfoͤrmig an einander gereihte
Folge von Roͤhren oder Hoͤhlen erklaͤren. Es ſei naͤmlich AB
(Fig. 129.) ein Behaͤlter, der ſeinen immer gleichen Zufluß
anders woher bei C empfaͤngt, und DEF ſei eine Heberroͤhre,
ſo wird das Waſſer bei F auszufließen anfangen, wenn der
Behaͤlter ſich bis an GH gefuͤllt hat; dann aber wird durch
den Druck der Luft bei GH das Ausfließen in F auch dann
noch unterhalten, wenn die Oberflaͤche wegen zu geringen Zu-
fluſſes unter G hinabſinkt, und der Behaͤlter leert ſich, waͤhrend
immer etwas Waſſer bei C zufließt, dennoch ganz bis an D
aus. Nachdem dies geſchehen iſt, hoͤrt das Abfließen auf, und
die bei F Waſſer gebende Quelle ſcheint verſiegt zu ſein, bis
das zuſtroͤmende Waſſer ein neues Anfuͤllen bis an G bewirkt
hat. Auf aͤhnliche Weiſe erklaͤrt man die Erſcheinungen des
Czirknitzer Sees, der zu gewiſſen Jahreszeiten ganz frei von
Waſſer wird, und in deſſen Boden man Oeffnungen bemerkt,
die zu ſolchen Zeiten dem Waſſer einen ſchnellen Abfluß geſtatten.
Noch einen ſehr merkwuͤrdigen Vortheil kann uns der Heber
gewaͤhren. Wir wuͤnſchen manchmal eine Fluͤſſigkeit, die ſich
unter einer leichtern befindet, abzuzapfen, ohne dieſe mit ab-
fließen zu laſſen, und dies laͤßt ſich vermittelſt des Hebers aus-
fuͤhren. Man bringt naͤmlich eine enge Heberroͤhre (Fig. 127.)
mit dem Ende B, waͤhrend man A mit dem Finger geſchloſſen
haͤlt, durch die obere Schichte hindurch, die man nicht ſtoͤren
will, ſaugt nun bei A, damit der Heber ſich mit der untern
Fluͤſſigkeit fuͤlle, und laͤßt die bei B eintretende Fluͤſſigkeit aus-
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