so verlieren wir uns in eine unauflösliche Dunkelheit, indem wir uns Kräfte nicht, als etwas für sich allein Vorhandenes, denken können, sondern sie als dem unbekannten Etwas, das wir Materie nennen, anhaftend ansehen. Ich weiß wohl, daß der Naturphi- losoph mit dieser Beschränkung jener Betrachtung nicht zufrieden ist; aber der bloß bei den Erscheinungen stehen bleibende Physiker kann sich in das Gebiet jener Forschungen um so weniger hinein wagen, da der aus ihnen hervorgegangene Gewinn, weder von Seiten vollendeter Zuverlässigkeit, noch von Seiten practischer Fruchtbarkeit, sich recht werthvoll gezeigt hat. Die Betrachtung, daß das Bestehen eines gegebnen Körpers in der Beschaffenheit, die er einmal besitzt, auf solchen gegen einander wirkenden Kräften beruhe, daß daher eine äußere Kraft, indem sie die Attractivkraft durch ein Zusammendrängen unterstützt, oder mit der Repulsivkraft durch ein Auseinanderziehen zusammen wirkt, die Gestalt des Körpers än- dern könne, ist wenigstens nicht ganz unfruchtbar. Uebrigens zeigt sich uns die Undurchdringlichkeit bei allen den Körpern, die sich unserer sinnlichen Wahrnehmung darbieten, augenscheinlich. Dringt gleich das Wasser in die Zwischenräume des Holzes, des Papieres ein, so thut es das doch nur so fern, als diese Zwischenräume nicht ausgefüllt sind, oder als die in ihnen enthaltene Luft den von ihr eingenommenen Platz verläßt, und wir sehen diese in Form von Blasen entweichen, wenn sie aus ihrem Platze fortgetrieben wird. Selbst die Luft ist also undurchdringlich, sie gestattet da, wo ihr kein Ausgang gelassen ist, nicht den Zutritt eines andern Körpers, welches man dadurch zu zeigen pflegt, daß man ein mit Luft ge- fülltes Glas mit der ins Wasser getauchten Mündung in die Wassermasse hinab drückt, und wahrnehmen läßt, daß das Wasser nicht den Raum ausfüllt, den es einnehmen würde, wenn man die Luft entweichen ließe.
Theilbarkeit.
Eine dritte Eigenschaft legen wir als nothwendige Eigenschaft der Materie bei, die Theilbarkeit. Nicht bloß in der Vorstellung können wir uns den Körper als in Theile zerlegt denken, sondern er gestattet auch physisch eine Zertheilung. Wollen wir diese Ei- genschaft an die Kräfte anknüpfen, welche das Bestehen der
ſo verlieren wir uns in eine unaufloͤsliche Dunkelheit, indem wir uns Kraͤfte nicht, als etwas fuͤr ſich allein Vorhandenes, denken koͤnnen, ſondern ſie als dem unbekannten Etwas, das wir Materie nennen, anhaftend anſehen. Ich weiß wohl, daß der Naturphi- loſoph mit dieſer Beſchraͤnkung jener Betrachtung nicht zufrieden iſt; aber der bloß bei den Erſcheinungen ſtehen bleibende Phyſiker kann ſich in das Gebiet jener Forſchungen um ſo weniger hinein wagen, da der aus ihnen hervorgegangene Gewinn, weder von Seiten vollendeter Zuverlaͤſſigkeit, noch von Seiten practiſcher Fruchtbarkeit, ſich recht werthvoll gezeigt hat. Die Betrachtung, daß das Beſtehen eines gegebnen Koͤrpers in der Beſchaffenheit, die er einmal beſitzt, auf ſolchen gegen einander wirkenden Kraͤften beruhe, daß daher eine aͤußere Kraft, indem ſie die Attractivkraft durch ein Zuſammendraͤngen unterſtuͤtzt, oder mit der Repulſivkraft durch ein Auseinanderziehen zuſammen wirkt, die Geſtalt des Koͤrpers aͤn- dern koͤnne, iſt wenigſtens nicht ganz unfruchtbar. Uebrigens zeigt ſich uns die Undurchdringlichkeit bei allen den Koͤrpern, die ſich unſerer ſinnlichen Wahrnehmung darbieten, augenſcheinlich. Dringt gleich das Waſſer in die Zwiſchenraͤume des Holzes, des Papieres ein, ſo thut es das doch nur ſo fern, als dieſe Zwiſchenraͤume nicht ausgefuͤllt ſind, oder als die in ihnen enthaltene Luft den von ihr eingenommenen Platz verlaͤßt, und wir ſehen dieſe in Form von Blaſen entweichen, wenn ſie aus ihrem Platze fortgetrieben wird. Selbſt die Luft iſt alſo undurchdringlich, ſie geſtattet da, wo ihr kein Ausgang gelaſſen iſt, nicht den Zutritt eines andern Koͤrpers, welches man dadurch zu zeigen pflegt, daß man ein mit Luft ge- fuͤlltes Glas mit der ins Waſſer getauchten Muͤndung in die Waſſermaſſe hinab druͤckt, und wahrnehmen laͤßt, daß das Waſſer nicht den Raum ausfuͤllt, den es einnehmen wuͤrde, wenn man die Luft entweichen ließe.
Theilbarkeit.
Eine dritte Eigenſchaft legen wir als nothwendige Eigenſchaft der Materie bei, die Theilbarkeit. Nicht bloß in der Vorſtellung koͤnnen wir uns den Koͤrper als in Theile zerlegt denken, ſondern er geſtattet auch phyſiſch eine Zertheilung. Wollen wir dieſe Ei- genſchaft an die Kraͤfte anknuͤpfen, welche das Beſtehen der
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ſo verlieren wir uns in eine unaufloͤsliche Dunkelheit, indem wir
uns Kraͤfte nicht, als etwas fuͤr ſich allein Vorhandenes, denken
koͤnnen, ſondern ſie als dem unbekannten Etwas, das wir Materie
nennen, anhaftend anſehen. Ich weiß wohl, daß der Naturphi-
loſoph mit dieſer Beſchraͤnkung jener Betrachtung nicht zufrieden
iſt; aber der bloß bei den Erſcheinungen ſtehen bleibende Phyſiker
kann ſich in das Gebiet jener Forſchungen um ſo weniger hinein
wagen, da der aus ihnen hervorgegangene Gewinn, weder von
Seiten vollendeter Zuverlaͤſſigkeit, noch von Seiten practiſcher
Fruchtbarkeit, ſich recht werthvoll gezeigt hat. Die Betrachtung,
daß das Beſtehen eines gegebnen Koͤrpers in der Beſchaffenheit, die er
einmal beſitzt, auf ſolchen gegen einander wirkenden Kraͤften beruhe,
daß daher eine aͤußere Kraft, indem ſie die Attractivkraft durch ein
Zuſammendraͤngen unterſtuͤtzt, oder mit der Repulſivkraft durch ein
Auseinanderziehen zuſammen wirkt, die Geſtalt des Koͤrpers aͤn-
dern koͤnne, iſt wenigſtens nicht ganz unfruchtbar. Uebrigens zeigt
ſich uns die Undurchdringlichkeit bei allen den Koͤrpern, die ſich
unſerer ſinnlichen Wahrnehmung darbieten, augenſcheinlich. Dringt
gleich das Waſſer in die Zwiſchenraͤume des Holzes, des Papieres
ein, ſo thut es das doch nur ſo fern, als dieſe Zwiſchenraͤume nicht
ausgefuͤllt ſind, oder als die in ihnen enthaltene Luft den von ihr
eingenommenen Platz verlaͤßt, und wir ſehen dieſe in Form von
Blaſen entweichen, wenn ſie aus ihrem Platze fortgetrieben wird.
Selbſt die Luft iſt alſo undurchdringlich, ſie geſtattet da, wo ihr
kein Ausgang gelaſſen iſt, nicht den Zutritt eines andern Koͤrpers,
welches man dadurch zu zeigen pflegt, daß man ein mit Luft ge-
fuͤlltes Glas mit der ins Waſſer getauchten Muͤndung in die
Waſſermaſſe hinab druͤckt, und wahrnehmen laͤßt, daß das Waſſer
nicht den Raum ausfuͤllt, den es einnehmen wuͤrde, wenn man
die Luft entweichen ließe.
Theilbarkeit.
Eine dritte Eigenſchaft legen wir als nothwendige Eigenſchaft
der Materie bei, die Theilbarkeit. Nicht bloß in der Vorſtellung
koͤnnen wir uns den Koͤrper als in Theile zerlegt denken, ſondern
er geſtattet auch phyſiſch eine Zertheilung. Wollen wir dieſe Ei-
genſchaft an die Kraͤfte anknuͤpfen, welche das Beſtehen der
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/35>, abgerufen am 21.11.2024.
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