linien überein, und in unzähligen Fällen haben wir nicht nöthig, darauf Rücksicht zu nehmen, daß diese Richtungslinien sich um etwas Weniges von der gleichlaufenden Richtung oder von der Parallelität entfernen, um im Mittelpuncte der Erde zusammen zu treffen.
Gleichgewicht.
Da wo das Gewicht eines Körpers bloß einen Druck ausübt, wo die Bewegung gehindert wird, da ist eine entgegen wirkende Kraft vorhanden, welche der Kraft der Schwere das Gleichge- wicht hält. Meine Hand hält den Faden, an welchem der Körper befestigt ist, und sie muß einen Druck hinaufwärts ausüben, damit der Körper nicht sinke; -- offenbar ist dieser hinaufwärts ausgeübte Druck oder Zug eine Kraft, dem Gewichte des Körpers gleich, und so bietet sich uns das erste und einfachste Mittel zu Bestimmung gleicher Kräfte dar. Aber nicht bloß zu Bestimmung genau gleicher, sondern auch auf Abmessung anderer in strenge angegebenem Ver- hältnisse stehender Kräfte werden wir hier geleitet; denn wenn ich zu der Bleimasse, die ich ein Pfund nenne, eine zweite ganz gleiche füge, so wird niemand zweifeln, daß die Kraft, welche beide erhält, doppelt so groß ist, als die, welche eine derselben zu erhalten hin- reichte. So erhellt die Möglichkeit, Kräfte, welche einander im Gleichgewichte erhalten, gegen einander abzumessen. Eine Anwen- dung dieser Bestimmungen zeigt die Federwaage. Eine elastische Feder, die durch ein Gewicht ausgedehnt wird, nimmt, selbst bei oft wiederholtem Gebrauche, immer dieselbe Ausdehnung bei gleichen ziehenden Kräften an, und wenn ich also Merkmale anbringe, wie groß diese Ausdehnung war, als die mir unter dem Namen eines Pfundes, zweier Pfunde u. s. w. gegebnen Gewichte angehängt wurden, so dient mir die Federwaage zu Bestimmung des Gewich- tes andrer Körper. Sie dient aber auch zu Abmessung andrer Kräfte. Halte ich die Federwaage am Aufhängepuncte mit der einen Hand, während die andre da angreift, wo das Gewicht hing, so sehe ich an der Dehnung bis zu einem der bezeichneten Merk- male, wie viele Pfunde Kraft ich so auszuüben im Stande bin. Graf Rumford befestigte beim Anspannen der Pferde die Feder- waagen so zwischen den Zugriemen und dem Wagen, daß er die von
linien uͤberein, und in unzaͤhligen Faͤllen haben wir nicht noͤthig, darauf Ruͤckſicht zu nehmen, daß dieſe Richtungslinien ſich um etwas Weniges von der gleichlaufenden Richtung oder von der Parallelitaͤt entfernen, um im Mittelpuncte der Erde zuſammen zu treffen.
Gleichgewicht.
Da wo das Gewicht eines Koͤrpers bloß einen Druck ausuͤbt, wo die Bewegung gehindert wird, da iſt eine entgegen wirkende Kraft vorhanden, welche der Kraft der Schwere das Gleichge- wicht haͤlt. Meine Hand haͤlt den Faden, an welchem der Koͤrper befeſtigt iſt, und ſie muß einen Druck hinaufwaͤrts ausuͤben, damit der Koͤrper nicht ſinke; — offenbar iſt dieſer hinaufwaͤrts ausgeuͤbte Druck oder Zug eine Kraft, dem Gewichte des Koͤrpers gleich, und ſo bietet ſich uns das erſte und einfachſte Mittel zu Beſtimmung gleicher Kraͤfte dar. Aber nicht bloß zu Beſtimmung genau gleicher, ſondern auch auf Abmeſſung anderer in ſtrenge angegebenem Ver- haͤltniſſe ſtehender Kraͤfte werden wir hier geleitet; denn wenn ich zu der Bleimaſſe, die ich ein Pfund nenne, eine zweite ganz gleiche fuͤge, ſo wird niemand zweifeln, daß die Kraft, welche beide erhaͤlt, doppelt ſo groß iſt, als die, welche eine derſelben zu erhalten hin- reichte. So erhellt die Moͤglichkeit, Kraͤfte, welche einander im Gleichgewichte erhalten, gegen einander abzumeſſen. Eine Anwen- dung dieſer Beſtimmungen zeigt die Federwaage. Eine elaſtiſche Feder, die durch ein Gewicht ausgedehnt wird, nimmt, ſelbſt bei oft wiederholtem Gebrauche, immer dieſelbe Ausdehnung bei gleichen ziehenden Kraͤften an, und wenn ich alſo Merkmale anbringe, wie groß dieſe Ausdehnung war, als die mir unter dem Namen eines Pfundes, zweier Pfunde u. ſ. w. gegebnen Gewichte angehaͤngt wurden, ſo dient mir die Federwaage zu Beſtimmung des Gewich- tes andrer Koͤrper. Sie dient aber auch zu Abmeſſung andrer Kraͤfte. Halte ich die Federwaage am Aufhaͤngepuncte mit der einen Hand, waͤhrend die andre da angreift, wo das Gewicht hing, ſo ſehe ich an der Dehnung bis zu einem der bezeichneten Merk- male, wie viele Pfunde Kraft ich ſo auszuuͤben im Stande bin. Graf Rumford befeſtigte beim Anſpannen der Pferde die Feder- waagen ſo zwiſchen den Zugriemen und dem Wagen, daß er die von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0060"n="38"/>
linien uͤberein, und in unzaͤhligen Faͤllen haben wir nicht noͤthig,<lb/>
darauf Ruͤckſicht zu nehmen, daß dieſe Richtungslinien ſich um<lb/>
etwas Weniges von der gleichlaufenden Richtung oder von der<lb/>
Parallelitaͤt entfernen, um im Mittelpuncte der Erde zuſammen<lb/>
zu treffen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Gleichgewicht</hi>.</head><lb/><p>Da wo das Gewicht eines Koͤrpers bloß einen Druck ausuͤbt,<lb/>
wo die Bewegung gehindert wird, da iſt eine entgegen wirkende<lb/>
Kraft vorhanden, welche der Kraft der Schwere das <hirendition="#g">Gleichge</hi>-<lb/><hirendition="#g">wicht</hi> haͤlt. Meine Hand haͤlt den Faden, an welchem der Koͤrper<lb/>
befeſtigt iſt, und ſie muß einen Druck hinaufwaͤrts ausuͤben, damit<lb/>
der Koͤrper nicht ſinke; — offenbar iſt dieſer hinaufwaͤrts ausgeuͤbte<lb/>
Druck oder Zug eine Kraft, dem Gewichte des Koͤrpers gleich, und<lb/>ſo bietet ſich uns das erſte und einfachſte Mittel zu Beſtimmung<lb/>
gleicher Kraͤfte dar. Aber nicht bloß zu Beſtimmung genau gleicher,<lb/>ſondern auch auf Abmeſſung anderer in ſtrenge angegebenem Ver-<lb/>
haͤltniſſe ſtehender Kraͤfte werden wir hier geleitet; denn wenn ich<lb/>
zu der Bleimaſſe, die ich ein Pfund nenne, eine zweite ganz gleiche<lb/>
fuͤge, ſo wird niemand zweifeln, daß die Kraft, welche beide erhaͤlt,<lb/>
doppelt ſo groß iſt, als die, welche eine derſelben zu erhalten hin-<lb/>
reichte. So erhellt die Moͤglichkeit, Kraͤfte, welche einander im<lb/>
Gleichgewichte erhalten, gegen einander abzumeſſen. Eine Anwen-<lb/>
dung dieſer Beſtimmungen zeigt die Federwaage. Eine elaſtiſche<lb/>
Feder, die durch ein Gewicht ausgedehnt wird, nimmt, ſelbſt bei<lb/>
oft wiederholtem Gebrauche, immer dieſelbe Ausdehnung bei gleichen<lb/>
ziehenden Kraͤften an, und wenn ich alſo Merkmale anbringe, wie<lb/>
groß dieſe Ausdehnung war, als die mir unter dem Namen eines<lb/>
Pfundes, zweier Pfunde u. ſ. w. gegebnen Gewichte angehaͤngt<lb/>
wurden, ſo dient mir die Federwaage zu Beſtimmung des Gewich-<lb/>
tes andrer Koͤrper. Sie dient aber auch zu Abmeſſung andrer<lb/>
Kraͤfte. Halte ich die Federwaage am Aufhaͤngepuncte mit der<lb/>
einen Hand, waͤhrend die andre da angreift, wo das Gewicht hing,<lb/>ſo ſehe ich an der Dehnung bis zu einem der bezeichneten Merk-<lb/>
male, wie viele Pfunde Kraft ich ſo auszuuͤben im Stande bin.<lb/>
Graf <hirendition="#g">Rumford</hi> befeſtigte beim Anſpannen der Pferde die Feder-<lb/>
waagen ſo zwiſchen den Zugriemen und dem Wagen, daß er die von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[38/0060]
linien uͤberein, und in unzaͤhligen Faͤllen haben wir nicht noͤthig,
darauf Ruͤckſicht zu nehmen, daß dieſe Richtungslinien ſich um
etwas Weniges von der gleichlaufenden Richtung oder von der
Parallelitaͤt entfernen, um im Mittelpuncte der Erde zuſammen
zu treffen.
Gleichgewicht.
Da wo das Gewicht eines Koͤrpers bloß einen Druck ausuͤbt,
wo die Bewegung gehindert wird, da iſt eine entgegen wirkende
Kraft vorhanden, welche der Kraft der Schwere das Gleichge-
wicht haͤlt. Meine Hand haͤlt den Faden, an welchem der Koͤrper
befeſtigt iſt, und ſie muß einen Druck hinaufwaͤrts ausuͤben, damit
der Koͤrper nicht ſinke; — offenbar iſt dieſer hinaufwaͤrts ausgeuͤbte
Druck oder Zug eine Kraft, dem Gewichte des Koͤrpers gleich, und
ſo bietet ſich uns das erſte und einfachſte Mittel zu Beſtimmung
gleicher Kraͤfte dar. Aber nicht bloß zu Beſtimmung genau gleicher,
ſondern auch auf Abmeſſung anderer in ſtrenge angegebenem Ver-
haͤltniſſe ſtehender Kraͤfte werden wir hier geleitet; denn wenn ich
zu der Bleimaſſe, die ich ein Pfund nenne, eine zweite ganz gleiche
fuͤge, ſo wird niemand zweifeln, daß die Kraft, welche beide erhaͤlt,
doppelt ſo groß iſt, als die, welche eine derſelben zu erhalten hin-
reichte. So erhellt die Moͤglichkeit, Kraͤfte, welche einander im
Gleichgewichte erhalten, gegen einander abzumeſſen. Eine Anwen-
dung dieſer Beſtimmungen zeigt die Federwaage. Eine elaſtiſche
Feder, die durch ein Gewicht ausgedehnt wird, nimmt, ſelbſt bei
oft wiederholtem Gebrauche, immer dieſelbe Ausdehnung bei gleichen
ziehenden Kraͤften an, und wenn ich alſo Merkmale anbringe, wie
groß dieſe Ausdehnung war, als die mir unter dem Namen eines
Pfundes, zweier Pfunde u. ſ. w. gegebnen Gewichte angehaͤngt
wurden, ſo dient mir die Federwaage zu Beſtimmung des Gewich-
tes andrer Koͤrper. Sie dient aber auch zu Abmeſſung andrer
Kraͤfte. Halte ich die Federwaage am Aufhaͤngepuncte mit der
einen Hand, waͤhrend die andre da angreift, wo das Gewicht hing,
ſo ſehe ich an der Dehnung bis zu einem der bezeichneten Merk-
male, wie viele Pfunde Kraft ich ſo auszuuͤben im Stande bin.
Graf Rumford befeſtigte beim Anſpannen der Pferde die Feder-
waagen ſo zwiſchen den Zugriemen und dem Wagen, daß er die von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/60>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.