Anwendung der Dämpfe zum Heitzen, zum Kochen u. s. w.
So sehr auch die Lehre von der Wärme überhaupt mit den Bedürfnissen und Geschäften des bürgerlichen Lebens in Verbin- dung steht, so ist doch wohl kein Theil derselben, der zahlreichere und auffallendere Anwendungen darböte, als die Lehre von den Dämpfen. Ich will mit den minder großen Anwendungen anfan- gen und dann zu den Dampfmaschinen, als der erfolgreichsten Anwendung, übergehen.
Daß man die Dämpfe zum Erwärmen, zum Trocknen, zum Heitzen von Zimmern, anwenden kann, ist offenbar, und diese An- wendung wird vorzüglich da vortheilhaft, wo irgend eine Art von Fabrication das Hervorgehen von Dämpfen bewirkt, und wo man daher keinen eignen Aufwand von Brennmaterial zur Erwärmung nöthig hat. Man leitet zu diesem Zwecke die Dämpfe in Röhren, deren Oberfläche nicht polirt ist, fort, weil die strahlende Wärme dann besser in die zu heitzenden Räume ausströmt; man kann bei dieser Einrichtung die Röhren am Fußboden der Zimmer und durch die ganze Länge der Zimmer fortleiten, wodurch der Vortheil einer, besonders im unteren Theile der Luft statt findenden, und einer gleichförmigen Erwärmung, erreicht wird. Da der Dampf, indem er sich in den Röhren abkühlt, in Wasser verwandelt wird, so müssen die Röhren etwas geneigt liegen, um dem Wasser einen Zurückfluß in den Kessel zu gestatten. Diese Heitzung gewährt sofern eine Sicherung gegen Feuersgefahr, als man bei einer durch viele Theile eines großen Gebäudes gehenden Heitzung nicht mehr als ein Feuer, das man in einem sehr wohl verwahrten Raume anbringen kann, nöthig hat, statt daß sonst alle einzelnen Feuer gleiche Aufmerksamkeit fordern. In manchen Fällen ist auch das eine Annehmlichkeit, daß die Röhren nie so brennend heiß werden, als bei unmittelbarer Heitzung durch Feuer. Diese Annehmlichkeit ist besonders da von Wichtigkeit, wo man in Fabriken Gegenstände
Achte Vorleſung.
Anwendung der Daͤmpfe zum Heitzen, zum Kochen u. ſ. w.
So ſehr auch die Lehre von der Waͤrme uͤberhaupt mit den Beduͤrfniſſen und Geſchaͤften des buͤrgerlichen Lebens in Verbin- dung ſteht, ſo iſt doch wohl kein Theil derſelben, der zahlreichere und auffallendere Anwendungen darboͤte, als die Lehre von den Daͤmpfen. Ich will mit den minder großen Anwendungen anfan- gen und dann zu den Dampfmaſchinen, als der erfolgreichſten Anwendung, uͤbergehen.
Daß man die Daͤmpfe zum Erwaͤrmen, zum Trocknen, zum Heitzen von Zimmern, anwenden kann, iſt offenbar, und dieſe An- wendung wird vorzuͤglich da vortheilhaft, wo irgend eine Art von Fabrication das Hervorgehen von Daͤmpfen bewirkt, und wo man daher keinen eignen Aufwand von Brennmaterial zur Erwaͤrmung noͤthig hat. Man leitet zu dieſem Zwecke die Daͤmpfe in Roͤhren, deren Oberflaͤche nicht polirt iſt, fort, weil die ſtrahlende Waͤrme dann beſſer in die zu heitzenden Raͤume ausſtroͤmt; man kann bei dieſer Einrichtung die Roͤhren am Fußboden der Zimmer und durch die ganze Laͤnge der Zimmer fortleiten, wodurch der Vortheil einer, beſonders im unteren Theile der Luft ſtatt findenden, und einer gleichfoͤrmigen Erwaͤrmung, erreicht wird. Da der Dampf, indem er ſich in den Roͤhren abkuͤhlt, in Waſſer verwandelt wird, ſo muͤſſen die Roͤhren etwas geneigt liegen, um dem Waſſer einen Zuruͤckfluß in den Keſſel zu geſtatten. Dieſe Heitzung gewaͤhrt ſofern eine Sicherung gegen Feuersgefahr, als man bei einer durch viele Theile eines großen Gebaͤudes gehenden Heitzung nicht mehr als ein Feuer, das man in einem ſehr wohl verwahrten Raume anbringen kann, noͤthig hat, ſtatt daß ſonſt alle einzelnen Feuer gleiche Aufmerkſamkeit fordern. In manchen Faͤllen iſt auch das eine Annehmlichkeit, daß die Roͤhren nie ſo brennend heiß werden, als bei unmittelbarer Heitzung durch Feuer. Dieſe Annehmlichkeit iſt beſonders da von Wichtigkeit, wo man in Fabriken Gegenſtaͤnde
<TEI><text><body><pbfacs="#f0133"n="119"/><divn="1"><head><hirendition="#g"><hirendition="#b">Achte Vorleſung</hi></hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Anwendung der Daͤmpfe zum Heitzen, zum Kochen</hi> u. ſ. w.</head><lb/><p>So ſehr auch die Lehre von der Waͤrme uͤberhaupt mit den<lb/>
Beduͤrfniſſen und Geſchaͤften des buͤrgerlichen Lebens in Verbin-<lb/>
dung ſteht, ſo iſt doch wohl kein Theil derſelben, der zahlreichere<lb/>
und auffallendere Anwendungen darboͤte, als die Lehre von den<lb/>
Daͤmpfen. Ich will mit den minder großen Anwendungen anfan-<lb/>
gen und dann zu den Dampfmaſchinen, als der erfolgreichſten<lb/>
Anwendung, uͤbergehen.</p><lb/><p>Daß man die Daͤmpfe zum Erwaͤrmen, zum Trocknen, zum<lb/>
Heitzen von Zimmern, anwenden kann, iſt offenbar, und dieſe An-<lb/>
wendung wird vorzuͤglich da vortheilhaft, wo irgend eine Art von<lb/>
Fabrication das Hervorgehen von Daͤmpfen bewirkt, und wo man<lb/>
daher keinen eignen Aufwand von Brennmaterial zur Erwaͤrmung<lb/>
noͤthig hat. Man leitet zu dieſem Zwecke die Daͤmpfe in Roͤhren,<lb/>
deren Oberflaͤche nicht polirt iſt, fort, weil die ſtrahlende Waͤrme<lb/>
dann beſſer in die zu heitzenden Raͤume ausſtroͤmt; man kann bei<lb/>
dieſer Einrichtung die Roͤhren am Fußboden der Zimmer und durch<lb/>
die ganze Laͤnge der Zimmer fortleiten, wodurch der Vortheil einer,<lb/>
beſonders im unteren Theile der Luft ſtatt findenden, und einer<lb/>
gleichfoͤrmigen Erwaͤrmung, erreicht wird. Da der Dampf, indem<lb/>
er ſich in den Roͤhren abkuͤhlt, in Waſſer verwandelt wird, ſo<lb/>
muͤſſen die Roͤhren etwas geneigt liegen, um dem Waſſer einen<lb/>
Zuruͤckfluß in den Keſſel zu geſtatten. Dieſe Heitzung gewaͤhrt<lb/>ſofern eine Sicherung gegen Feuersgefahr, als man bei einer durch<lb/>
viele Theile eines großen Gebaͤudes gehenden Heitzung nicht mehr<lb/>
als <hirendition="#g">ein</hi> Feuer, das man in einem ſehr wohl verwahrten Raume<lb/>
anbringen kann, noͤthig hat, ſtatt daß ſonſt alle einzelnen Feuer<lb/>
gleiche Aufmerkſamkeit fordern. In manchen Faͤllen iſt auch das<lb/>
eine Annehmlichkeit, daß die Roͤhren nie ſo brennend heiß werden,<lb/>
als bei unmittelbarer Heitzung durch Feuer. Dieſe Annehmlichkeit<lb/>
iſt beſonders da von Wichtigkeit, wo man in Fabriken Gegenſtaͤnde<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[119/0133]
Achte Vorleſung.
Anwendung der Daͤmpfe zum Heitzen, zum Kochen u. ſ. w.
So ſehr auch die Lehre von der Waͤrme uͤberhaupt mit den
Beduͤrfniſſen und Geſchaͤften des buͤrgerlichen Lebens in Verbin-
dung ſteht, ſo iſt doch wohl kein Theil derſelben, der zahlreichere
und auffallendere Anwendungen darboͤte, als die Lehre von den
Daͤmpfen. Ich will mit den minder großen Anwendungen anfan-
gen und dann zu den Dampfmaſchinen, als der erfolgreichſten
Anwendung, uͤbergehen.
Daß man die Daͤmpfe zum Erwaͤrmen, zum Trocknen, zum
Heitzen von Zimmern, anwenden kann, iſt offenbar, und dieſe An-
wendung wird vorzuͤglich da vortheilhaft, wo irgend eine Art von
Fabrication das Hervorgehen von Daͤmpfen bewirkt, und wo man
daher keinen eignen Aufwand von Brennmaterial zur Erwaͤrmung
noͤthig hat. Man leitet zu dieſem Zwecke die Daͤmpfe in Roͤhren,
deren Oberflaͤche nicht polirt iſt, fort, weil die ſtrahlende Waͤrme
dann beſſer in die zu heitzenden Raͤume ausſtroͤmt; man kann bei
dieſer Einrichtung die Roͤhren am Fußboden der Zimmer und durch
die ganze Laͤnge der Zimmer fortleiten, wodurch der Vortheil einer,
beſonders im unteren Theile der Luft ſtatt findenden, und einer
gleichfoͤrmigen Erwaͤrmung, erreicht wird. Da der Dampf, indem
er ſich in den Roͤhren abkuͤhlt, in Waſſer verwandelt wird, ſo
muͤſſen die Roͤhren etwas geneigt liegen, um dem Waſſer einen
Zuruͤckfluß in den Keſſel zu geſtatten. Dieſe Heitzung gewaͤhrt
ſofern eine Sicherung gegen Feuersgefahr, als man bei einer durch
viele Theile eines großen Gebaͤudes gehenden Heitzung nicht mehr
als ein Feuer, das man in einem ſehr wohl verwahrten Raume
anbringen kann, noͤthig hat, ſtatt daß ſonſt alle einzelnen Feuer
gleiche Aufmerkſamkeit fordern. In manchen Faͤllen iſt auch das
eine Annehmlichkeit, daß die Roͤhren nie ſo brennend heiß werden,
als bei unmittelbarer Heitzung durch Feuer. Dieſe Annehmlichkeit
iſt beſonders da von Wichtigkeit, wo man in Fabriken Gegenſtaͤnde
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/133>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.