Gas, bei gleichem Aufwande von Oel, bewirkt. -- Ein Pfund gute Wachslichter giebt nur ungefähr halb so viel, ein Pfund gute Talglichter nur ungefähr 2/5 so viel Erleuchtung, wenn man Zeit und Helligkeit des Brennens gehörig vergleicht, als ein Pfund zu Gas-Erleuchtung verwendetes Oel.
Der Vorzug des aus Oel hervorgebrachten Gas liegt vor- züglich darin, daß die Menge der beiden Gas-Arten, die zum Leuchten am wichtigsten sind, des Oel erzeugenden Gas und des Kohlen-Wasserstoffgas hier größer, die Menge des dunkel bren- nenden Wasserstoffgas und der ebenfalls unvortheilhaften Luft- Arten, nämlich des gasförmigen Kohlenstoff-Oxyds und des Stick- gas, viel geringer ist. Nach Henry's Versuchen enthält das Oelgas, oder das aus der Zersetzung des Oeles gewonnene Gas, in 100 Theilen 38 Theile Oel erzeugendes Gas, 46 Theile Kohlen- wasserstoffgas, statt daß im Steinkohlengas nur 7 Theile jener, 56 Theile dieser Luft-Art vorkommen; die minder oder gar nicht zum Leuchten beitragenden Luft-Arten betragen also dort nur 16, hier 37 Theile. Die große Menge des Oel erzeugenden Gas, welches unter allen brennbaren Luft-Arten am meisten Licht giebt und zugleich am schwersten ist, begründet hier den großen Vorzug des aus Oel gewonnenen Gas.
Im Allgemeinen verdanken, nach Davy's Bemerkung, die Flammen ihren Glanz nicht dem Wasserstoff, sondern den darin enthaltenen dichteren Bestandtheilen, wozu auch der Kohlenstoff mit gehört. In unsern gewöhnlichen Lichtflammen ist da der Glanz am stärksten, wo der im untern Theile noch zum Absetzen als Ruß vorhandene Kohlenstoff zum vollen Glühen und Verbren- nen kömmt; die Gasflammen besitzen nur dann einen starken Glanz, wenn sie aus schweren brennbaren Luft-Arten bestehen, in denen sich viel Kohlenstoff befindet; Zink-Oxyd in eine Flamme von Schwefel oder Wasserstoffgas gebracht, giebt dieser ein unge- mein starkes Licht. Die Hitze der Flamme steht mit diesem Glanze in keinem Verhältnisse, da die unscheinbare Flamme des aus Wasserstoff und Sauerstoff gemischten Gas eine ausgezeichnet starke Hitze hervorbringt.
Die Anordnung der zur Gas-Erleuchtung nöthigen Apparate will ich nur kurz beschreiben. Sie bestehen aus drei Theilen, näm-
Gas, bei gleichem Aufwande von Oel, bewirkt. — Ein Pfund gute Wachslichter giebt nur ungefaͤhr halb ſo viel, ein Pfund gute Talglichter nur ungefaͤhr ⅖ ſo viel Erleuchtung, wenn man Zeit und Helligkeit des Brennens gehoͤrig vergleicht, als ein Pfund zu Gas-Erleuchtung verwendetes Oel.
Der Vorzug des aus Oel hervorgebrachten Gas liegt vor- zuͤglich darin, daß die Menge der beiden Gas-Arten, die zum Leuchten am wichtigſten ſind, des Oel erzeugenden Gas und des Kohlen-Waſſerſtoffgas hier groͤßer, die Menge des dunkel bren- nenden Waſſerſtoffgas und der ebenfalls unvortheilhaften Luft- Arten, naͤmlich des gasfoͤrmigen Kohlenſtoff-Oxyds und des Stick- gas, viel geringer iſt. Nach Henry's Verſuchen enthaͤlt das Oelgas, oder das aus der Zerſetzung des Oeles gewonnene Gas, in 100 Theilen 38 Theile Oel erzeugendes Gas, 46 Theile Kohlen- waſſerſtoffgas, ſtatt daß im Steinkohlengas nur 7 Theile jener, 56 Theile dieſer Luft-Art vorkommen; die minder oder gar nicht zum Leuchten beitragenden Luft-Arten betragen alſo dort nur 16, hier 37 Theile. Die große Menge des Oel erzeugenden Gas, welches unter allen brennbaren Luft-Arten am meiſten Licht giebt und zugleich am ſchwerſten iſt, begruͤndet hier den großen Vorzug des aus Oel gewonnenen Gas.
Im Allgemeinen verdanken, nach Davy's Bemerkung, die Flammen ihren Glanz nicht dem Waſſerſtoff, ſondern den darin enthaltenen dichteren Beſtandtheilen, wozu auch der Kohlenſtoff mit gehoͤrt. In unſern gewoͤhnlichen Lichtflammen iſt da der Glanz am ſtaͤrkſten, wo der im untern Theile noch zum Abſetzen als Ruß vorhandene Kohlenſtoff zum vollen Gluͤhen und Verbren- nen koͤmmt; die Gasflammen beſitzen nur dann einen ſtarken Glanz, wenn ſie aus ſchweren brennbaren Luft-Arten beſtehen, in denen ſich viel Kohlenſtoff befindet; Zink-Oxyd in eine Flamme von Schwefel oder Waſſerſtoffgas gebracht, giebt dieſer ein unge- mein ſtarkes Licht. Die Hitze der Flamme ſteht mit dieſem Glanze in keinem Verhaͤltniſſe, da die unſcheinbare Flamme des aus Waſſerſtoff und Sauerſtoff gemiſchten Gas eine ausgezeichnet ſtarke Hitze hervorbringt.
Die Anordnung der zur Gas-Erleuchtung noͤthigen Apparate will ich nur kurz beſchreiben. Sie beſtehen aus drei Theilen, naͤm-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0205"n="191"/>
Gas, bei gleichem Aufwande von Oel, bewirkt. — Ein Pfund<lb/>
gute Wachslichter giebt nur ungefaͤhr halb ſo viel, ein Pfund gute<lb/>
Talglichter nur ungefaͤhr ⅖ſo viel Erleuchtung, wenn man Zeit<lb/>
und Helligkeit des Brennens gehoͤrig vergleicht, als ein Pfund zu<lb/>
Gas-Erleuchtung verwendetes Oel.</p><lb/><p>Der Vorzug des aus Oel hervorgebrachten Gas liegt vor-<lb/>
zuͤglich darin, daß die Menge der beiden Gas-Arten, die zum<lb/>
Leuchten am wichtigſten ſind, des Oel erzeugenden Gas und des<lb/>
Kohlen-Waſſerſtoffgas hier groͤßer, die Menge des dunkel bren-<lb/>
nenden Waſſerſtoffgas und der ebenfalls unvortheilhaften Luft-<lb/>
Arten, naͤmlich des gasfoͤrmigen Kohlenſtoff-Oxyds und des Stick-<lb/>
gas, viel geringer iſt. Nach <hirendition="#g">Henry's</hi> Verſuchen enthaͤlt das<lb/>
Oelgas, oder das aus der Zerſetzung des Oeles gewonnene Gas, in<lb/>
100 Theilen 38 Theile Oel erzeugendes Gas, 46 Theile Kohlen-<lb/>
waſſerſtoffgas, ſtatt daß im Steinkohlengas nur 7 Theile jener,<lb/>
56 Theile dieſer Luft-Art vorkommen; die minder oder gar nicht<lb/>
zum Leuchten beitragenden Luft-Arten betragen alſo dort nur 16,<lb/>
hier 37 Theile. Die große Menge des Oel erzeugenden Gas,<lb/>
welches unter allen brennbaren Luft-Arten am meiſten Licht giebt<lb/>
und zugleich am ſchwerſten iſt, begruͤndet hier den großen Vorzug<lb/>
des aus Oel gewonnenen Gas.</p><lb/><p>Im Allgemeinen verdanken, nach <hirendition="#g">Davy's</hi> Bemerkung, die<lb/>
Flammen ihren Glanz nicht dem Waſſerſtoff, ſondern den darin<lb/>
enthaltenen dichteren Beſtandtheilen, wozu auch der Kohlenſtoff<lb/>
mit gehoͤrt. In unſern gewoͤhnlichen Lichtflammen iſt da der<lb/>
Glanz am ſtaͤrkſten, wo der im untern Theile noch zum Abſetzen<lb/>
als Ruß vorhandene Kohlenſtoff zum vollen Gluͤhen und Verbren-<lb/>
nen koͤmmt; die Gasflammen beſitzen nur dann einen ſtarken<lb/>
Glanz, wenn ſie aus ſchweren brennbaren Luft-Arten beſtehen, in<lb/>
denen ſich viel Kohlenſtoff befindet; Zink-Oxyd in eine Flamme<lb/>
von Schwefel oder Waſſerſtoffgas gebracht, giebt dieſer ein unge-<lb/>
mein ſtarkes Licht. Die Hitze der Flamme ſteht mit dieſem Glanze<lb/>
in keinem Verhaͤltniſſe, da die unſcheinbare Flamme des aus<lb/>
Waſſerſtoff und Sauerſtoff gemiſchten Gas eine ausgezeichnet ſtarke<lb/>
Hitze hervorbringt.</p><lb/><p>Die Anordnung der zur Gas-Erleuchtung noͤthigen Apparate<lb/>
will ich nur kurz beſchreiben. Sie beſtehen aus drei Theilen, naͤm-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[191/0205]
Gas, bei gleichem Aufwande von Oel, bewirkt. — Ein Pfund
gute Wachslichter giebt nur ungefaͤhr halb ſo viel, ein Pfund gute
Talglichter nur ungefaͤhr ⅖ ſo viel Erleuchtung, wenn man Zeit
und Helligkeit des Brennens gehoͤrig vergleicht, als ein Pfund zu
Gas-Erleuchtung verwendetes Oel.
Der Vorzug des aus Oel hervorgebrachten Gas liegt vor-
zuͤglich darin, daß die Menge der beiden Gas-Arten, die zum
Leuchten am wichtigſten ſind, des Oel erzeugenden Gas und des
Kohlen-Waſſerſtoffgas hier groͤßer, die Menge des dunkel bren-
nenden Waſſerſtoffgas und der ebenfalls unvortheilhaften Luft-
Arten, naͤmlich des gasfoͤrmigen Kohlenſtoff-Oxyds und des Stick-
gas, viel geringer iſt. Nach Henry's Verſuchen enthaͤlt das
Oelgas, oder das aus der Zerſetzung des Oeles gewonnene Gas, in
100 Theilen 38 Theile Oel erzeugendes Gas, 46 Theile Kohlen-
waſſerſtoffgas, ſtatt daß im Steinkohlengas nur 7 Theile jener,
56 Theile dieſer Luft-Art vorkommen; die minder oder gar nicht
zum Leuchten beitragenden Luft-Arten betragen alſo dort nur 16,
hier 37 Theile. Die große Menge des Oel erzeugenden Gas,
welches unter allen brennbaren Luft-Arten am meiſten Licht giebt
und zugleich am ſchwerſten iſt, begruͤndet hier den großen Vorzug
des aus Oel gewonnenen Gas.
Im Allgemeinen verdanken, nach Davy's Bemerkung, die
Flammen ihren Glanz nicht dem Waſſerſtoff, ſondern den darin
enthaltenen dichteren Beſtandtheilen, wozu auch der Kohlenſtoff
mit gehoͤrt. In unſern gewoͤhnlichen Lichtflammen iſt da der
Glanz am ſtaͤrkſten, wo der im untern Theile noch zum Abſetzen
als Ruß vorhandene Kohlenſtoff zum vollen Gluͤhen und Verbren-
nen koͤmmt; die Gasflammen beſitzen nur dann einen ſtarken
Glanz, wenn ſie aus ſchweren brennbaren Luft-Arten beſtehen, in
denen ſich viel Kohlenſtoff befindet; Zink-Oxyd in eine Flamme
von Schwefel oder Waſſerſtoffgas gebracht, giebt dieſer ein unge-
mein ſtarkes Licht. Die Hitze der Flamme ſteht mit dieſem Glanze
in keinem Verhaͤltniſſe, da die unſcheinbare Flamme des aus
Waſſerſtoff und Sauerſtoff gemiſchten Gas eine ausgezeichnet ſtarke
Hitze hervorbringt.
Die Anordnung der zur Gas-Erleuchtung noͤthigen Apparate
will ich nur kurz beſchreiben. Sie beſtehen aus drei Theilen, naͤm-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/205>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.