Indem die positiv-electrische Materie in C angehäuft ist, wirkt diese abstoßend auf die im ungeladenen Leiter doch selbst im natürlichen Zustande enthaltene positive Materie, und stößt sie (Fig. 52.) von A nach B zurück, so daß A sich im negativ-electri- schen Zustande befindet, B im positiven Zustande. Bleibt nun AB völlig isolirt, und zieht man C zurück, ohne irgend eine Ab- leitung an AB anzubringen, so kehrt die positiv-electrische Materie von B nach A zurück, und die nach A angezogene negative Materie geht nach B zurück, so daß die, bloß aus ungleicher Vertheilung in dem Leiter AB entstandene electrische Spannung völlig wieder aufhört und AB als unelectrisirt erscheint. Dagegen wenn man während der Einwirkung des positiv-electrischen Körpers C eine Ableitung an B (Fig. 52.) anbringt, und dadurch die Kugeln c, d, zum ruhigen Herabhängen bringt, so ist die bei B angehäufte po- sitiv-electrische Materie abgeleitet, also nun alle die in AB enthal- tene positiv-electrische Materie, welche, der Abstoßung von C her Folge leistend, über B hinaus fortgetrieben ward, ganz entfernt. Hebt man jetzt die Ableitung bei B auf, und entfernt später erst den Körper C, so findet sich AB negativ-electrisch, weil dieser Leiter seine positive Materie während der unter der Einwirkung von C statt gefundenen Ableitung verloren, und -- wie man der Vollständigkeit wegen hinzusetzen muß, -- negativ-electrische Ma- terie durch den Leiter bei B an sich gezogen hat. Ebenso leicht erklärt sich der dritte Versuch, daß nämlich (Fig. 53.) DE, wäh- rend des Einflusses von C entfernt, sich positiv-electrisch zeigt und AB negativ-electrisch zurückbleibt; denn die positiv-electrische Materie ist nach D gedrängt und dadurch ein Mangel an derselben in AB entstanden, die negativ-electrische Materie ist nach AB gezogen und daher in DE vermindert worden, und diese ungleiche Austheilung kann sich nicht wieder ausgleichen, weil man beide Leiter, als sie noch unter dem Einflusse von C standen, getrennt hat.
Die Erscheinungen bleiben ganz ebenso, wenn C ein negativ electrisirter Körper ist, nur daß dann auch bei den Wirkungen da positive Electricität erscheint, wo vorhin negative sich zeigte, und negative, wo vorhin positive war. Die Erklärungen bleiben ganz dieselben, und selbst nach der Franklinschen Theorie lassen sich auch dann die Erscheinungen gut erklären, weil der Mangel an electri-
Indem die poſitiv-electriſche Materie in C angehaͤuft iſt, wirkt dieſe abſtoßend auf die im ungeladenen Leiter doch ſelbſt im natuͤrlichen Zuſtande enthaltene poſitive Materie, und ſtoͤßt ſie (Fig. 52.) von A nach B zuruͤck, ſo daß A ſich im negativ-electri- ſchen Zuſtande befindet, B im poſitiven Zuſtande. Bleibt nun AB voͤllig iſolirt, und zieht man C zuruͤck, ohne irgend eine Ab- leitung an AB anzubringen, ſo kehrt die poſitiv-electriſche Materie von B nach A zuruͤck, und die nach A angezogene negative Materie geht nach B zuruͤck, ſo daß die, bloß aus ungleicher Vertheilung in dem Leiter AB entſtandene electriſche Spannung voͤllig wieder aufhoͤrt und AB als unelectriſirt erſcheint. Dagegen wenn man waͤhrend der Einwirkung des poſitiv-electriſchen Koͤrpers C eine Ableitung an B (Fig. 52.) anbringt, und dadurch die Kugeln c, d, zum ruhigen Herabhaͤngen bringt, ſo iſt die bei B angehaͤufte po- ſitiv-electriſche Materie abgeleitet, alſo nun alle die in AB enthal- tene poſitiv-electriſche Materie, welche, der Abſtoßung von C her Folge leiſtend, uͤber B hinaus fortgetrieben ward, ganz entfernt. Hebt man jetzt die Ableitung bei B auf, und entfernt ſpaͤter erſt den Koͤrper C, ſo findet ſich AB negativ-electriſch, weil dieſer Leiter ſeine poſitive Materie waͤhrend der unter der Einwirkung von C ſtatt gefundenen Ableitung verloren, und — wie man der Vollſtaͤndigkeit wegen hinzuſetzen muß, — negativ-electriſche Ma- terie durch den Leiter bei B an ſich gezogen hat. Ebenſo leicht erklaͤrt ſich der dritte Verſuch, daß naͤmlich (Fig. 53.) DE, waͤh- rend des Einfluſſes von C entfernt, ſich poſitiv-electriſch zeigt und AB negativ-electriſch zuruͤckbleibt; denn die poſitiv-electriſche Materie iſt nach D gedraͤngt und dadurch ein Mangel an derſelben in AB entſtanden, die negativ-electriſche Materie iſt nach AB gezogen und daher in DE vermindert worden, und dieſe ungleiche Austheilung kann ſich nicht wieder ausgleichen, weil man beide Leiter, als ſie noch unter dem Einfluſſe von C ſtanden, getrennt hat.
Die Erſcheinungen bleiben ganz ebenſo, wenn C ein negativ electriſirter Koͤrper iſt, nur daß dann auch bei den Wirkungen da poſitive Electricitaͤt erſcheint, wo vorhin negative ſich zeigte, und negative, wo vorhin poſitive war. Die Erklaͤrungen bleiben ganz dieſelben, und ſelbſt nach der Franklinſchen Theorie laſſen ſich auch dann die Erſcheinungen gut erklaͤren, weil der Mangel an electri-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0260"n="246"/><p>Indem die poſitiv-electriſche Materie in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> angehaͤuft iſt,<lb/>
wirkt dieſe abſtoßend auf die im ungeladenen Leiter doch ſelbſt im<lb/>
natuͤrlichen Zuſtande enthaltene poſitive Materie, und ſtoͤßt ſie<lb/>
(<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 52.</hi></hi>) von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> zuruͤck, ſo daß <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi>ſich im negativ-electri-<lb/>ſchen Zuſtande befindet, <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> im poſitiven Zuſtande. Bleibt nun<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> voͤllig iſolirt, und zieht man <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> zuruͤck, ohne irgend eine Ab-<lb/>
leitung an <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> anzubringen, ſo kehrt die poſitiv-electriſche Materie<lb/>
von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> zuruͤck, und die nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> angezogene negative Materie<lb/>
geht nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> zuruͤck, ſo daß die, bloß aus ungleicher Vertheilung in<lb/>
dem Leiter <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> entſtandene electriſche Spannung voͤllig wieder<lb/>
aufhoͤrt und <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> als unelectriſirt erſcheint. Dagegen wenn man<lb/>
waͤhrend der Einwirkung des poſitiv-electriſchen Koͤrpers <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> eine<lb/>
Ableitung an <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 52.</hi></hi>) anbringt, und dadurch die Kugeln <hirendition="#aq"><hirendition="#b">c, d,</hi></hi><lb/>
zum ruhigen Herabhaͤngen bringt, ſo iſt die bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> angehaͤufte po-<lb/>ſitiv-electriſche Materie abgeleitet, alſo nun alle die in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> enthal-<lb/>
tene poſitiv-electriſche Materie, welche, der Abſtoßung von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> her<lb/>
Folge leiſtend, uͤber <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> hinaus fortgetrieben ward, ganz entfernt.<lb/>
Hebt man jetzt die Ableitung bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> auf, und entfernt ſpaͤter erſt<lb/>
den Koͤrper <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C,</hi></hi>ſo findet ſich <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> negativ-electriſch, weil dieſer<lb/>
Leiter ſeine poſitive Materie waͤhrend der unter der Einwirkung<lb/>
von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi>ſtatt gefundenen Ableitung verloren, und — wie man der<lb/>
Vollſtaͤndigkeit wegen hinzuſetzen muß, — negativ-electriſche Ma-<lb/>
terie durch den Leiter bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> an ſich gezogen hat. Ebenſo leicht<lb/>
erklaͤrt ſich der dritte Verſuch, daß naͤmlich (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 53.</hi></hi>) <hirendition="#aq"><hirendition="#b">DE,</hi></hi> waͤh-<lb/>
rend des Einfluſſes von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> entfernt, ſich poſitiv-electriſch zeigt und<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> negativ-electriſch zuruͤckbleibt; denn die poſitiv-electriſche<lb/>
Materie iſt nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">D</hi></hi> gedraͤngt und dadurch ein Mangel an derſelben<lb/>
in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> entſtanden, die negativ-electriſche Materie iſt nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi><lb/>
gezogen und daher in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">DE</hi></hi> vermindert worden, und dieſe ungleiche<lb/>
Austheilung kann ſich nicht wieder ausgleichen, weil man beide<lb/>
Leiter, als ſie noch unter dem Einfluſſe von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi>ſtanden, getrennt hat.</p><lb/><p>Die Erſcheinungen bleiben ganz ebenſo, wenn <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> ein negativ<lb/>
electriſirter Koͤrper iſt, nur daß dann auch bei den Wirkungen da<lb/>
poſitive Electricitaͤt erſcheint, wo vorhin negative ſich zeigte, und<lb/>
negative, wo vorhin poſitive war. Die Erklaͤrungen bleiben ganz<lb/>
dieſelben, und ſelbſt nach der Franklinſchen Theorie laſſen ſich auch<lb/>
dann die Erſcheinungen gut erklaͤren, weil der Mangel an electri-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[246/0260]
Indem die poſitiv-electriſche Materie in C angehaͤuft iſt,
wirkt dieſe abſtoßend auf die im ungeladenen Leiter doch ſelbſt im
natuͤrlichen Zuſtande enthaltene poſitive Materie, und ſtoͤßt ſie
(Fig. 52.) von A nach B zuruͤck, ſo daß A ſich im negativ-electri-
ſchen Zuſtande befindet, B im poſitiven Zuſtande. Bleibt nun
AB voͤllig iſolirt, und zieht man C zuruͤck, ohne irgend eine Ab-
leitung an AB anzubringen, ſo kehrt die poſitiv-electriſche Materie
von B nach A zuruͤck, und die nach A angezogene negative Materie
geht nach B zuruͤck, ſo daß die, bloß aus ungleicher Vertheilung in
dem Leiter AB entſtandene electriſche Spannung voͤllig wieder
aufhoͤrt und AB als unelectriſirt erſcheint. Dagegen wenn man
waͤhrend der Einwirkung des poſitiv-electriſchen Koͤrpers C eine
Ableitung an B (Fig. 52.) anbringt, und dadurch die Kugeln c, d,
zum ruhigen Herabhaͤngen bringt, ſo iſt die bei B angehaͤufte po-
ſitiv-electriſche Materie abgeleitet, alſo nun alle die in AB enthal-
tene poſitiv-electriſche Materie, welche, der Abſtoßung von C her
Folge leiſtend, uͤber B hinaus fortgetrieben ward, ganz entfernt.
Hebt man jetzt die Ableitung bei B auf, und entfernt ſpaͤter erſt
den Koͤrper C, ſo findet ſich AB negativ-electriſch, weil dieſer
Leiter ſeine poſitive Materie waͤhrend der unter der Einwirkung
von C ſtatt gefundenen Ableitung verloren, und — wie man der
Vollſtaͤndigkeit wegen hinzuſetzen muß, — negativ-electriſche Ma-
terie durch den Leiter bei B an ſich gezogen hat. Ebenſo leicht
erklaͤrt ſich der dritte Verſuch, daß naͤmlich (Fig. 53.) DE, waͤh-
rend des Einfluſſes von C entfernt, ſich poſitiv-electriſch zeigt und
AB negativ-electriſch zuruͤckbleibt; denn die poſitiv-electriſche
Materie iſt nach D gedraͤngt und dadurch ein Mangel an derſelben
in AB entſtanden, die negativ-electriſche Materie iſt nach AB
gezogen und daher in DE vermindert worden, und dieſe ungleiche
Austheilung kann ſich nicht wieder ausgleichen, weil man beide
Leiter, als ſie noch unter dem Einfluſſe von C ſtanden, getrennt hat.
Die Erſcheinungen bleiben ganz ebenſo, wenn C ein negativ
electriſirter Koͤrper iſt, nur daß dann auch bei den Wirkungen da
poſitive Electricitaͤt erſcheint, wo vorhin negative ſich zeigte, und
negative, wo vorhin poſitive war. Die Erklaͤrungen bleiben ganz
dieſelben, und ſelbſt nach der Franklinſchen Theorie laſſen ſich auch
dann die Erſcheinungen gut erklaͤren, weil der Mangel an electri-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/260>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.