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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Katzenmumien. Verehrung der Hauskatze.
Leben bringt, muß sterben, er mag die Sünde absichtlich begangen haben oder nicht; das Volk rottet
sich zusammen und schlägt ihn todt. Einen solchen unglücklichen Katzenmörder, welcher ein Römer
war und nicht einmal mit Vorsatz gefündigt hatte, konnte weder der egyptische König Ptolemäus,
noch die Furcht vor Rom vom Tode befreien."

Vor der Zeit Herodots finden wir den Namen der Katze bei den alten griechischen Schrift-
stellern nicht, und daraus, sowie auch aus dem Umstande, daß sie selbst später von den Griechen und
Lateinern nur kurz erwähnt wird, darf man schließen, daß sie sich ganz allmählich von Egypten aus
verbreitet hat. Von der Verehrung, welche sie dort genoß, geben außer den Schriften fast alle
egyptischen Denkmäler Kunde, ebenso wie die Mumien, welche man aufgefunden hat. Letztere gehören

[Abbildung] Der Hinz (Catus domestiens).
jedoch nicht blos der eigentlichen Hauskatze, sondern auch dem noch heute in Egypten wild lebenden
Sumpfluchs an.

Von Egypten aus ging die Katze zunächst wahrscheinlich mehr östlich. So erfahren wir, daß sie
ein besonderer Liebling des Propheten Mahammed gewesen ist. Jn dem nördlichen Europa war sie
vor dem zehnten Jahrhundert fast noch gar nicht bekannt, und die Gesetzsammlung für Wales enthält
eine Bestimmung des Howell Dha oder Howell Lebon, welcher gegen die Mitte des zehnten
Jahrhunderts starb, worin die Werthbestimmung der Hauskatzen, sowie die Strafen, welche auf
Mißhandlung, Verstümmelung oder Tödtung derselben gesetzt waren, festgesetzt sind. Darin wird
die Summe bestimmt, wofür eine junge Katze bis zu dem Augenblicke, wo sie eine Maus fängt,

Katzenmumien. Verehrung der Hauskatze.
Leben bringt, muß ſterben, er mag die Sünde abſichtlich begangen haben oder nicht; das Volk rottet
ſich zuſammen und ſchlägt ihn todt. Einen ſolchen unglücklichen Katzenmörder, welcher ein Römer
war und nicht einmal mit Vorſatz gefündigt hatte, konnte weder der egyptiſche König Ptolemäus,
noch die Furcht vor Rom vom Tode befreien.‟

Vor der Zeit Herodots finden wir den Namen der Katze bei den alten griechiſchen Schrift-
ſtellern nicht, und daraus, ſowie auch aus dem Umſtande, daß ſie ſelbſt ſpäter von den Griechen und
Lateinern nur kurz erwähnt wird, darf man ſchließen, daß ſie ſich ganz allmählich von Egypten aus
verbreitet hat. Von der Verehrung, welche ſie dort genoß, geben außer den Schriften faſt alle
egyptiſchen Denkmäler Kunde, ebenſo wie die Mumien, welche man aufgefunden hat. Letztere gehören

[Abbildung] Der Hinz (Catus domestiens).
jedoch nicht blos der eigentlichen Hauskatze, ſondern auch dem noch heute in Egypten wild lebenden
Sumpfluchs an.

Von Egypten aus ging die Katze zunächſt wahrſcheinlich mehr öſtlich. So erfahren wir, daß ſie
ein beſonderer Liebling des Propheten Mahammed geweſen iſt. Jn dem nördlichen Europa war ſie
vor dem zehnten Jahrhundert faſt noch gar nicht bekannt, und die Geſetzſammlung für Wales enthält
eine Beſtimmung des Howell Dha oder Howell Lebon, welcher gegen die Mitte des zehnten
Jahrhunderts ſtarb, worin die Werthbeſtimmung der Hauskatzen, ſowie die Strafen, welche auf
Mißhandlung, Verſtümmelung oder Tödtung derſelben geſetzt waren, feſtgeſetzt ſind. Darin wird
die Summe beſtimmt, wofür eine junge Katze bis zu dem Augenblicke, wo ſie eine Maus fängt,

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[281/0345] Katzenmumien. Verehrung der Hauskatze. Leben bringt, muß ſterben, er mag die Sünde abſichtlich begangen haben oder nicht; das Volk rottet ſich zuſammen und ſchlägt ihn todt. Einen ſolchen unglücklichen Katzenmörder, welcher ein Römer war und nicht einmal mit Vorſatz gefündigt hatte, konnte weder der egyptiſche König Ptolemäus, noch die Furcht vor Rom vom Tode befreien.‟ Vor der Zeit Herodots finden wir den Namen der Katze bei den alten griechiſchen Schrift- ſtellern nicht, und daraus, ſowie auch aus dem Umſtande, daß ſie ſelbſt ſpäter von den Griechen und Lateinern nur kurz erwähnt wird, darf man ſchließen, daß ſie ſich ganz allmählich von Egypten aus verbreitet hat. Von der Verehrung, welche ſie dort genoß, geben außer den Schriften faſt alle egyptiſchen Denkmäler Kunde, ebenſo wie die Mumien, welche man aufgefunden hat. Letztere gehören [Abbildung Der Hinz (Catus domestiens).] jedoch nicht blos der eigentlichen Hauskatze, ſondern auch dem noch heute in Egypten wild lebenden Sumpfluchs an. Von Egypten aus ging die Katze zunächſt wahrſcheinlich mehr öſtlich. So erfahren wir, daß ſie ein beſonderer Liebling des Propheten Mahammed geweſen iſt. Jn dem nördlichen Europa war ſie vor dem zehnten Jahrhundert faſt noch gar nicht bekannt, und die Geſetzſammlung für Wales enthält eine Beſtimmung des Howell Dha oder Howell Lebon, welcher gegen die Mitte des zehnten Jahrhunderts ſtarb, worin die Werthbeſtimmung der Hauskatzen, ſowie die Strafen, welche auf Mißhandlung, Verſtümmelung oder Tödtung derſelben geſetzt waren, feſtgeſetzt ſind. Darin wird die Summe beſtimmt, wofür eine junge Katze bis zu dem Augenblicke, wo ſie eine Maus fängt,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/345>, abgerufen am 22.11.2024.