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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Amerikanischer Wolf. Abuel Hossein. Gemeiner Schakal.
Zwillinge gebäre, und halten ihn gewissermaßen für den Vater des zweiten Kindes. Diese Annahme
entschuldigt das betreffende Weib aber nicht; man rechnet es ihr als Strafe der Sünde an, wenn sie
Zwillinge gebärt.

Der Jagdgeschichten, welche vom Wolfe handeln, giebt es so viele, daß wir sie hier gänzlich
unbeachtet lassen müssen. Wer Freude daran hat, mag in der überhaupt vortrefflichen Naturgeschichte
von Lenz, im Tschudi, Winckell und an anderen Orten nachlesen.

Mehrere Naturforscher unterscheiden gegenwärtig den schwarzen amerikanischen Wolf
(Lupus occidentalis), als Art von den übrigen, während man ihn früher als blose Abänderung
ansah. Die Unterschiede zwischen Beiden sind in Wahrheit nicht eben bedeutend; sie begründen sich
hauptsächlich auf die dunklere Farbe des Pelzes.

Der amerikanische Wolf ähnelt seinem östlichen Verwandten in jeder Hinsicht. Er besitzt
dasselbe Wesen, dieselbe Kraft und dieselbe Feigheit, wie Jener. Jm Käfig macht er die sonderbarsten
Bewegungen und flüchtet sich gewöhnlich furchtsam in die Ecken, wagt auch nie, seinen Wärter an-

[Abbildung] Der Ahu el Hossein (Canis Lupaster).
zugreifen. Dieselbe Feigheit zeigt er am ersten Tage seiner Einkerkerung. Hiervon erzählt uns
Audubon als Angenzeuge ein Beispiel. "Ein Landwirth, welcher sehr viel von diesen Strolchen
auszustehen gehabt hatte, legte endlich mehrere Gruben um seine Besitzungen an. Jn eine derselben
waren eines Tages drei große Wölfe gefallen, zwei schwarze und ein gefleckter. Zum nicht geringen
Erstaunen des berühmten Forschers ging der Pächter ruhig in die Grube, packte die Wölfe an den
Hinterläufen, als sie zitternd auf dem Boden lagen, durchschnitt mit seinem Messer die Achillessehnen,
um die Thiere an der Flucht zu hindern, und tödtete sie erst dann mit größter Ruhe. Die Eskimos
fangen die amerikanischen Wölfe in eigenthümlichen Fallen, welche eigentlich nichts Anderes, als
vergrößerte Mänsefallen sind. Das Jnnere wird mit einem Köder versehen, zu welchem der Wolf
nur mühsam gelangen kann. Sobald er sich gefangen hat, wird er von außen mit Speren zu-
sammengestochen."

Jn Ostafrika lebt ein diesem Wildhunde nicht unähnlicher Wolf, der "Abu el Hossein" der
Araber (Canis Lupaster). Er ist bedeutend kleiner, als unser Jsegrimm, diesem aber ähnlich, von

Die Raubthiere. Hunde. — Amerikaniſcher Wolf. Abuel Hoſſeïn. Gemeiner Schakal.
Zwillinge gebäre, und halten ihn gewiſſermaßen für den Vater des zweiten Kindes. Dieſe Annahme
entſchuldigt das betreffende Weib aber nicht; man rechnet es ihr als Strafe der Sünde an, wenn ſie
Zwillinge gebärt.

Der Jagdgeſchichten, welche vom Wolfe handeln, giebt es ſo viele, daß wir ſie hier gänzlich
unbeachtet laſſen müſſen. Wer Freude daran hat, mag in der überhaupt vortrefflichen Naturgeſchichte
von Lenz, im Tſchudi, Winckell und an anderen Orten nachleſen.

Mehrere Naturforſcher unterſcheiden gegenwärtig den ſchwarzen amerikaniſchen Wolf
(Lupus occidentalis), als Art von den übrigen, während man ihn früher als bloſe Abänderung
anſah. Die Unterſchiede zwiſchen Beiden ſind in Wahrheit nicht eben bedeutend; ſie begründen ſich
hauptſächlich auf die dunklere Farbe des Pelzes.

Der amerikaniſche Wolf ähnelt ſeinem öſtlichen Verwandten in jeder Hinſicht. Er beſitzt
daſſelbe Weſen, dieſelbe Kraft und dieſelbe Feigheit, wie Jener. Jm Käfig macht er die ſonderbarſten
Bewegungen und flüchtet ſich gewöhnlich furchtſam in die Ecken, wagt auch nie, ſeinen Wärter an-

[Abbildung] Der Ahu el Hoſſeïn (Canis Lupaster).
zugreifen. Dieſelbe Feigheit zeigt er am erſten Tage ſeiner Einkerkerung. Hiervon erzählt uns
Audubon als Angenzeuge ein Beiſpiel. „Ein Landwirth, welcher ſehr viel von dieſen Strolchen
auszuſtehen gehabt hatte, legte endlich mehrere Gruben um ſeine Beſitzungen an. Jn eine derſelben
waren eines Tages drei große Wölfe gefallen, zwei ſchwarze und ein gefleckter. Zum nicht geringen
Erſtaunen des berühmten Forſchers ging der Pächter ruhig in die Grube, packte die Wölfe an den
Hinterläufen, als ſie zitternd auf dem Boden lagen, durchſchnitt mit ſeinem Meſſer die Achillesſehnen,
um die Thiere an der Flucht zu hindern, und tödtete ſie erſt dann mit größter Ruhe. Die Eskimos
fangen die amerikaniſchen Wölfe in eigenthümlichen Fallen, welche eigentlich nichts Anderes, als
vergrößerte Mänſefallen ſind. Das Jnnere wird mit einem Köder verſehen, zu welchem der Wolf
nur mühſam gelangen kann. Sobald er ſich gefangen hat, wird er von außen mit Speren zu-
ſammengeſtochen.‟

Jn Oſtafrika lebt ein dieſem Wildhunde nicht unähnlicher Wolf, der „Abu el Hoſſeïn‟ der
Araber (Canis Lupaster). Er iſt bedeutend kleiner, als unſer Jſegrimm, dieſem aber ähnlich, von

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[410/0478] Die Raubthiere. Hunde. — Amerikaniſcher Wolf. Abuel Hoſſeïn. Gemeiner Schakal. Zwillinge gebäre, und halten ihn gewiſſermaßen für den Vater des zweiten Kindes. Dieſe Annahme entſchuldigt das betreffende Weib aber nicht; man rechnet es ihr als Strafe der Sünde an, wenn ſie Zwillinge gebärt. Der Jagdgeſchichten, welche vom Wolfe handeln, giebt es ſo viele, daß wir ſie hier gänzlich unbeachtet laſſen müſſen. Wer Freude daran hat, mag in der überhaupt vortrefflichen Naturgeſchichte von Lenz, im Tſchudi, Winckell und an anderen Orten nachleſen. Mehrere Naturforſcher unterſcheiden gegenwärtig den ſchwarzen amerikaniſchen Wolf (Lupus occidentalis), als Art von den übrigen, während man ihn früher als bloſe Abänderung anſah. Die Unterſchiede zwiſchen Beiden ſind in Wahrheit nicht eben bedeutend; ſie begründen ſich hauptſächlich auf die dunklere Farbe des Pelzes. Der amerikaniſche Wolf ähnelt ſeinem öſtlichen Verwandten in jeder Hinſicht. Er beſitzt daſſelbe Weſen, dieſelbe Kraft und dieſelbe Feigheit, wie Jener. Jm Käfig macht er die ſonderbarſten Bewegungen und flüchtet ſich gewöhnlich furchtſam in die Ecken, wagt auch nie, ſeinen Wärter an- [Abbildung Der Ahu el Hoſſeïn (Canis Lupaster).] zugreifen. Dieſelbe Feigheit zeigt er am erſten Tage ſeiner Einkerkerung. Hiervon erzählt uns Audubon als Angenzeuge ein Beiſpiel. „Ein Landwirth, welcher ſehr viel von dieſen Strolchen auszuſtehen gehabt hatte, legte endlich mehrere Gruben um ſeine Beſitzungen an. Jn eine derſelben waren eines Tages drei große Wölfe gefallen, zwei ſchwarze und ein gefleckter. Zum nicht geringen Erſtaunen des berühmten Forſchers ging der Pächter ruhig in die Grube, packte die Wölfe an den Hinterläufen, als ſie zitternd auf dem Boden lagen, durchſchnitt mit ſeinem Meſſer die Achillesſehnen, um die Thiere an der Flucht zu hindern, und tödtete ſie erſt dann mit größter Ruhe. Die Eskimos fangen die amerikaniſchen Wölfe in eigenthümlichen Fallen, welche eigentlich nichts Anderes, als vergrößerte Mänſefallen ſind. Das Jnnere wird mit einem Köder verſehen, zu welchem der Wolf nur mühſam gelangen kann. Sobald er ſich gefangen hat, wird er von außen mit Speren zu- ſammengeſtochen.‟ Jn Oſtafrika lebt ein dieſem Wildhunde nicht unähnlicher Wolf, der „Abu el Hoſſeïn‟ der Araber (Canis Lupaster). Er iſt bedeutend kleiner, als unſer Jſegrimm, dieſem aber ähnlich, von

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/478>, abgerufen am 22.11.2024.