aschgrau gelblichem Grunde, schwarz und fuchsroth gezeichnet, mit deutlich hervortretendem, dunklen Halsbande. Ueber sein Freileben ist wenig bekannt, und auch über die Gefangenen, welche in Thier- gärten lebten, fehlen Beobachtungen. Nach den Berichten, welche mir wurden, gleicht das Leben des Thieres anderen kleineren Wölfen.
Alle kleinen Wölfe pflegt man unter dem gemeinsamen Namen Schakale zu vereinigen. Es finden sich die zu dieser Gruppe gehörigen Mitglieder ebensowohl in der alten, wie in der neuen Welt. Afrika und Asien sind jedoch reicher an Arten, als Amerika. Unter den Naturforschern herrscht über die Schakale eine große Unklarheit, ja vollständige Verwirrung; zumal die altweltlichen Arten bedürfen noch sehr der genaueren Bestimmung. Einem Laien würde es ganz unmöglich sein, sich durch den Wust von widersprechenden Ansichten, welche über diese Thiere gäng und gebe sind, hindurchzuarbeiten, und selbst der Forscher muß sich sehr bemühen, wenn er nach den vorhandenen Beschreibungen das betreffende Thier bestimmen will.
[Abbildung]
Der gemeine Schakal (Canis aureus).
Der gemeine Schaka (Canis anreus) ist dasselbe Thier, welches die Alten Thos und Goldwolf nannten, und wahrscheinlich der bei dem Bubenstreiche Simsons erwähnte "Fuchs", welchen jener edle Recke benutzte, um den Philistern ihr Getreide anzuzünden. Sein Name ist per- sischen Ursprungs, er rührt vom Worte Sjechal her, welches die Türken in Schikal umgewandelt haben. Bei den Arabern heißt er Dieb oder Dihb, der Heuler, -- und einen bessern Namen könnten auch wir ihm nicht geben. Er ist im Morgenlande überall bekannt; man spricht mit dem- selben Wohlgefallen von seinen Thaten, mit welchen wir des Fuchses gedenken. Nordafrika und Nordasien bilden seine eigentliche Heimat, nach neueren Beobachtungen kommt er aber auch in Europa und zwar in Dalmatien und Griechenland vor. Jn Mittel-, Ost-, West- und Südafrika sowie in Jndien wird er durch andere, ihm mehr oder weniger ähnliche Arten vertreten.
Der Schakal ist kräftig gebaut, hochbeinig und kurzschwänzig; seine Schnauze ist spitzer, als die des Wolfes, aber stumpfer, als die des Fuchses. Die buschige Standarte hängt bis zu den Füßen herab. Die Lauscher sind ziemlich klein, die Augen haben einen runden Stern. Ein mittellanger, rauher Balg von schwer beschreiblicher Färbung deckt den Leib. Die Grundfarbe ist ein schmuziges Fahl- oder Graugelb, welches auf dem Rücken und an den Seiten mehr ins Schwarze zieht, bisweilen
Kurze Beſchreibung der Genannten.
aſchgrau gelblichem Grunde, ſchwarz und fuchsroth gezeichnet, mit deutlich hervortretendem, dunklen Halsbande. Ueber ſein Freileben iſt wenig bekannt, und auch über die Gefangenen, welche in Thier- gärten lebten, fehlen Beobachtungen. Nach den Berichten, welche mir wurden, gleicht das Leben des Thieres anderen kleineren Wölfen.
Alle kleinen Wölfe pflegt man unter dem gemeinſamen Namen Schakale zu vereinigen. Es finden ſich die zu dieſer Gruppe gehörigen Mitglieder ebenſowohl in der alten, wie in der neuen Welt. Afrika und Aſien ſind jedoch reicher an Arten, als Amerika. Unter den Naturforſchern herrſcht über die Schakale eine große Unklarheit, ja vollſtändige Verwirrung; zumal die altweltlichen Arten bedürfen noch ſehr der genaueren Beſtimmung. Einem Laien würde es ganz unmöglich ſein, ſich durch den Wuſt von widerſprechenden Anſichten, welche über dieſe Thiere gäng und gebe ſind, hindurchzuarbeiten, und ſelbſt der Forſcher muß ſich ſehr bemühen, wenn er nach den vorhandenen Beſchreibungen das betreffende Thier beſtimmen will.
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Der gemeine Schakal (Canis aureus).
Der gemeine Schaka (Canis anreus) iſt daſſelbe Thier, welches die Alten Thos und Goldwolf nannten, und wahrſcheinlich der bei dem Bubenſtreiche Simſons erwähnte „Fuchs‟, welchen jener edle Recke benutzte, um den Philiſtern ihr Getreide anzuzünden. Sein Name iſt per- ſiſchen Urſprungs, er rührt vom Worte Sjechal her, welches die Türken in Schikal umgewandelt haben. Bei den Arabern heißt er Dieb oder Dihb, der Heuler, — und einen beſſern Namen könnten auch wir ihm nicht geben. Er iſt im Morgenlande überall bekannt; man ſpricht mit dem- ſelben Wohlgefallen von ſeinen Thaten, mit welchen wir des Fuchſes gedenken. Nordafrika und Nordaſien bilden ſeine eigentliche Heimat, nach neueren Beobachtungen kommt er aber auch in Europa und zwar in Dalmatien und Griechenland vor. Jn Mittel-, Oſt-, Weſt- und Südafrika ſowie in Jndien wird er durch andere, ihm mehr oder weniger ähnliche Arten vertreten.
Der Schakal iſt kräftig gebaut, hochbeinig und kurzſchwänzig; ſeine Schnauze iſt ſpitzer, als die des Wolfes, aber ſtumpfer, als die des Fuchſes. Die buſchige Standarte hängt bis zu den Füßen herab. Die Lauſcher ſind ziemlich klein, die Augen haben einen runden Stern. Ein mittellanger, rauher Balg von ſchwer beſchreiblicher Färbung deckt den Leib. Die Grundfarbe iſt ein ſchmuziges Fahl- oder Graugelb, welches auf dem Rücken und an den Seiten mehr ins Schwarze zieht, bisweilen
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Kurze Beſchreibung der Genannten.
aſchgrau gelblichem Grunde, ſchwarz und fuchsroth gezeichnet, mit deutlich hervortretendem, dunklen
Halsbande. Ueber ſein Freileben iſt wenig bekannt, und auch über die Gefangenen, welche in Thier-
gärten lebten, fehlen Beobachtungen. Nach den Berichten, welche mir wurden, gleicht das Leben des
Thieres anderen kleineren Wölfen.
Alle kleinen Wölfe pflegt man unter dem gemeinſamen Namen Schakale zu vereinigen. Es finden
ſich die zu dieſer Gruppe gehörigen Mitglieder ebenſowohl in der alten, wie in der neuen Welt. Afrika
und Aſien ſind jedoch reicher an Arten, als Amerika. Unter den Naturforſchern herrſcht über die
Schakale eine große Unklarheit, ja vollſtändige Verwirrung; zumal die altweltlichen Arten bedürfen
noch ſehr der genaueren Beſtimmung. Einem Laien würde es ganz unmöglich ſein, ſich durch den
Wuſt von widerſprechenden Anſichten, welche über dieſe Thiere gäng und gebe ſind, hindurchzuarbeiten,
und ſelbſt der Forſcher muß ſich ſehr bemühen, wenn er nach den vorhandenen Beſchreibungen das
betreffende Thier beſtimmen will.
[Abbildung Der gemeine Schakal (Canis aureus).]
Der gemeine Schaka (Canis anreus) iſt daſſelbe Thier, welches die Alten Thos und
Goldwolf nannten, und wahrſcheinlich der bei dem Bubenſtreiche Simſons erwähnte „Fuchs‟,
welchen jener edle Recke benutzte, um den Philiſtern ihr Getreide anzuzünden. Sein Name iſt per-
ſiſchen Urſprungs, er rührt vom Worte Sjechal her, welches die Türken in Schikal umgewandelt
haben. Bei den Arabern heißt er Dieb oder Dihb, der Heuler, — und einen beſſern Namen
könnten auch wir ihm nicht geben. Er iſt im Morgenlande überall bekannt; man ſpricht mit dem-
ſelben Wohlgefallen von ſeinen Thaten, mit welchen wir des Fuchſes gedenken. Nordafrika und
Nordaſien bilden ſeine eigentliche Heimat, nach neueren Beobachtungen kommt er aber auch in
Europa und zwar in Dalmatien und Griechenland vor. Jn Mittel-, Oſt-, Weſt- und Südafrika
ſowie in Jndien wird er durch andere, ihm mehr oder weniger ähnliche Arten vertreten.
Der Schakal iſt kräftig gebaut, hochbeinig und kurzſchwänzig; ſeine Schnauze iſt ſpitzer, als die
des Wolfes, aber ſtumpfer, als die des Fuchſes. Die buſchige Standarte hängt bis zu den Füßen
herab. Die Lauſcher ſind ziemlich klein, die Augen haben einen runden Stern. Ein mittellanger,
rauher Balg von ſchwer beſchreiblicher Färbung deckt den Leib. Die Grundfarbe iſt ein ſchmuziges
Fahl- oder Graugelb, welches auf dem Rücken und an den Seiten mehr ins Schwarze zieht, bisweilen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/479>, abgerufen am 22.11.2024.
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