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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Jagdleben und Schlangenkämpfe des Mungos.

Unter allen Mangusten eignet sich der Mungos, welcher seiner ganzen Sippschaft den Namen
verliehen hat, am meisten zur Zähmung, weil er ein überaus sauberes, reinliches, munteres und ver-
hältnißmäßig gutmüthiges Thier ist. Man findet ihn deshalb auch in vielen Häusern seiner heimat-
lichen Länder als Hausthier, und er vergilt die ihm gewährte Gastfreundschaft durch seine ausgezeich-
neten Dienste tausendfach. Wie der Jchneumon, versteht auch er es, das Haus von Ratten und
Mäusen zu säubern, aber er tritt auch dem abscheulichen Ungeziefer südlicher Länder, den Giftschlangen
und Skorpionen, mit bewundernswürdigem Muthe entgegen. Als echte Manguste ist er nur bei
Tage thätig, dann aber rastlos und unermüdlich. Wenn man ihn zuerft in eine fremde Wohnung
bringt, läuft er behend umher und hat in der kürzesten Zeit alle Löcher, Spalten und andere Schlupf-
winkel untersucht und vermittelst seines scharfen Geruchs auch bald ausgefunden, in welcher Höhle sich
eines seiner Jagdthiere aufhält. Diesem strebt er nun mit einem großartigen Eifer nach, und selten
mißglückt ihm seine Jagd. Genau so beträgt er sich in der Freiheit. Er läuft von Felsen zu Felsen,
von Stein zu Stein, von Höhle zu Höhle und untersucht eine Gegend so gründlich, daß ihm schwer-
lich etwas Genießbares entgeht. Zuweilen verkriecht er sich selbst in einer kleinen Höhle, und wenn
er dann wieder zum Vorschein kommt, bringt er gewiß eine Maus, Ratte, Eidechse, Schlange
oder ein ähnliches Geschöpf mit sich, welches er in der eigenen Wohnung gefangen nahm. Aeußerst
listig soll er sich benehmen, wenn er auf Hühner jagt. Er streckt sich aus und stellt sich todt, bis die
neugierigen Thiere so nahe sind, daß er sie mit wenigen Sätzen erhaschen kann. Für mich haben
diese Angaben der Reisenden nichts Unwahrscheinliches, weil ich bei mittelafrikanischen Mangusten
Aehnliches beobachtet habe. Berühmt und geehrt ist der Mungo vor allem wegen seiner Kämpfe mit
Giftschlangen. Er wird trotz seiner geringen Größe sogar der Brillenschlange Meister. Seine
Behendigkeit ist es, welche ihm zum Siege verhilft. Die Eingebornen behaupten, daß er, wenn er
von der Giftschlange gebissen sei, eine sehr bittere Wurzel, Namens Mungo, ausgrabe, diese ver-
zehre, durch den Genuß solcher Arznei augenblicklich wieder hergestellt werde und den Kampf mit
der Schlange nach wenigen Minuten fortsetzen könne. Dadurch sollen die Jnder auf die Heilkraft
dieser Wurzel aufmerksam gemacht worden sein. Selbst genaue Beobachter behaupten, daß etwas
Wahres an der Sache sei; sie berichten wenigstens, daß der gebissene und ermattete Mungos vom
Kampfplatze fortlaufe, Wurzeln suche und, durch diese gestärkt, den Kampf wieder aufnehme.

Horsfield, welcher den Mungos sehr ausführlich beschreibt, bemerkt jedoch ausdrücklich, daß
er hiervon Nichts erfahren habe und hält die ganze Erzählung für ein Märchen. Dagegen unterliegt
es keinem Zweifel, daß der Mungos wirklich mit Giftschlangen kämpft. Als Dr. Rauschenberg
Ceylon besuchte, hatte er Gelegenheit, einen Kampf zwischen Mungos und Brillenschlange mit anzu-
sehen. "Mein Freund, der Doktor," so erzählt er, "legte eine kleine Schlange auf den Boden des
Saales nieder. Sie blickte mit emporgerichtetem Kopfe und ausgebreitetem Nacken träge um sich.
Jetzt nahm der Doktor einen halberwachsenen Mungos, liebkoste ihn und setzte ihn mehrere Schritte
vor der Schlange auf den Boden nieder. Das Thier heftete die kleinen Augen fest auf seinen
Feind, ging diesem vorsichtig etwas näher und machte die Schlange bald aufmerksam. Plötzlich
sprang der Mungos auf seine Feindin los, packte sie mit den Zähnen am Kopfe, schüttelte sie heftig
mit zornigem Geknurr und rannte dann mit ihr im Saale umher, in jedem Winkel das Schütteln und
Knurren wiederholend. Er tödtete sie wirklich." -- Auch Jda Pfeifer hat solche Kämpfe in Ost-
indien gesehen, und sie bemerkt, daß der Mungos die Giftschlange äußerst geschickt beim Genicke packt
und fast jedesmal überwältigt.

Bei schlechter Laune zeigt das sonst sehr gemüthliche Thier Jedem, der sich ihm nähert, die Zähne,
wie ein bissiger Hund, doch hält sein Zorn nicht lange an. Mit dem Menschen befreundet er sich
sehr bald. Seinem Herrn folgt er nach kurzer Zeit, wie ein Hund, schläft mit ihm, frißt aus seiner
Hand und geberdet sich überhaupt ganz als Hausthier. Mit verwandten Arten verträgt er sich, wie
ich aus eigener Erfahrung versichern kann, ganz vortrefflich. Er denkt gar nicht daran, seinen Mit-
gefangenen Etwas zu Leide zu thun.

Jagdleben und Schlangenkämpfe des Mungos.

Unter allen Manguſten eignet ſich der Mungos, welcher ſeiner ganzen Sippſchaft den Namen
verliehen hat, am meiſten zur Zähmung, weil er ein überaus ſauberes, reinliches, munteres und ver-
hältnißmäßig gutmüthiges Thier iſt. Man findet ihn deshalb auch in vielen Häuſern ſeiner heimat-
lichen Länder als Hausthier, und er vergilt die ihm gewährte Gaſtfreundſchaft durch ſeine ausgezeich-
neten Dienſte tauſendfach. Wie der Jchneumon, verſteht auch er es, das Haus von Ratten und
Mäuſen zu ſäubern, aber er tritt auch dem abſcheulichen Ungeziefer ſüdlicher Länder, den Giftſchlangen
und Skorpionen, mit bewundernswürdigem Muthe entgegen. Als echte Manguſte iſt er nur bei
Tage thätig, dann aber raſtlos und unermüdlich. Wenn man ihn zuerft in eine fremde Wohnung
bringt, läuft er behend umher und hat in der kürzeſten Zeit alle Löcher, Spalten und andere Schlupf-
winkel unterſucht und vermittelſt ſeines ſcharfen Geruchs auch bald ausgefunden, in welcher Höhle ſich
eines ſeiner Jagdthiere aufhält. Dieſem ſtrebt er nun mit einem großartigen Eifer nach, und ſelten
mißglückt ihm ſeine Jagd. Genau ſo beträgt er ſich in der Freiheit. Er läuft von Felſen zu Felſen,
von Stein zu Stein, von Höhle zu Höhle und unterſucht eine Gegend ſo gründlich, daß ihm ſchwer-
lich etwas Genießbares entgeht. Zuweilen verkriecht er ſich ſelbſt in einer kleinen Höhle, und wenn
er dann wieder zum Vorſchein kommt, bringt er gewiß eine Maus, Ratte, Eidechſe, Schlange
oder ein ähnliches Geſchöpf mit ſich, welches er in der eigenen Wohnung gefangen nahm. Aeußerſt
liſtig ſoll er ſich benehmen, wenn er auf Hühner jagt. Er ſtreckt ſich aus und ſtellt ſich todt, bis die
neugierigen Thiere ſo nahe ſind, daß er ſie mit wenigen Sätzen erhaſchen kann. Für mich haben
dieſe Angaben der Reiſenden nichts Unwahrſcheinliches, weil ich bei mittelafrikaniſchen Manguſten
Aehnliches beobachtet habe. Berühmt und geehrt iſt der Mungo vor allem wegen ſeiner Kämpfe mit
Giftſchlangen. Er wird trotz ſeiner geringen Größe ſogar der Brillenſchlange Meiſter. Seine
Behendigkeit iſt es, welche ihm zum Siege verhilft. Die Eingebornen behaupten, daß er, wenn er
von der Giftſchlange gebiſſen ſei, eine ſehr bittere Wurzel, Namens Mungo, ausgrabe, dieſe ver-
zehre, durch den Genuß ſolcher Arznei augenblicklich wieder hergeſtellt werde und den Kampf mit
der Schlange nach wenigen Minuten fortſetzen könne. Dadurch ſollen die Jnder auf die Heilkraft
dieſer Wurzel aufmerkſam gemacht worden ſein. Selbſt genaue Beobachter behaupten, daß etwas
Wahres an der Sache ſei; ſie berichten wenigſtens, daß der gebiſſene und ermattete Mungos vom
Kampfplatze fortlaufe, Wurzeln ſuche und, durch dieſe geſtärkt, den Kampf wieder aufnehme.

Horsfield, welcher den Mungos ſehr ausführlich beſchreibt, bemerkt jedoch ausdrücklich, daß
er hiervon Nichts erfahren habe und hält die ganze Erzählung für ein Märchen. Dagegen unterliegt
es keinem Zweifel, daß der Mungos wirklich mit Giftſchlangen kämpft. Als Dr. Rauſchenberg
Ceylon beſuchte, hatte er Gelegenheit, einen Kampf zwiſchen Mungos und Brillenſchlange mit anzu-
ſehen. „Mein Freund, der Doktor,‟ ſo erzählt er, „legte eine kleine Schlange auf den Boden des
Saales nieder. Sie blickte mit emporgerichtetem Kopfe und ausgebreitetem Nacken träge um ſich.
Jetzt nahm der Doktor einen halberwachſenen Mungos, liebkoſte ihn und ſetzte ihn mehrere Schritte
vor der Schlange auf den Boden nieder. Das Thier heftete die kleinen Augen feſt auf ſeinen
Feind, ging dieſem vorſichtig etwas näher und machte die Schlange bald aufmerkſam. Plötzlich
ſprang der Mungos auf ſeine Feindin los, packte ſie mit den Zähnen am Kopfe, ſchüttelte ſie heftig
mit zornigem Geknurr und rannte dann mit ihr im Saale umher, in jedem Winkel das Schütteln und
Knurren wiederholend. Er tödtete ſie wirklich.‟ — Auch Jda Pfeifer hat ſolche Kämpfe in Oſt-
indien geſehen, und ſie bemerkt, daß der Mungos die Giftſchlange äußerſt geſchickt beim Genicke packt
und faſt jedesmal überwältigt.

Bei ſchlechter Laune zeigt das ſonſt ſehr gemüthliche Thier Jedem, der ſich ihm nähert, die Zähne,
wie ein biſſiger Hund, doch hält ſein Zorn nicht lange an. Mit dem Menſchen befreundet er ſich
ſehr bald. Seinem Herrn folgt er nach kurzer Zeit, wie ein Hund, ſchläft mit ihm, frißt aus ſeiner
Hand und geberdet ſich überhaupt ganz als Hausthier. Mit verwandten Arten verträgt er ſich, wie
ich aus eigener Erfahrung verſichern kann, ganz vortrefflich. Er denkt gar nicht daran, ſeinen Mit-
gefangenen Etwas zu Leide zu thun.

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[479/0553] Jagdleben und Schlangenkämpfe des Mungos. Unter allen Manguſten eignet ſich der Mungos, welcher ſeiner ganzen Sippſchaft den Namen verliehen hat, am meiſten zur Zähmung, weil er ein überaus ſauberes, reinliches, munteres und ver- hältnißmäßig gutmüthiges Thier iſt. Man findet ihn deshalb auch in vielen Häuſern ſeiner heimat- lichen Länder als Hausthier, und er vergilt die ihm gewährte Gaſtfreundſchaft durch ſeine ausgezeich- neten Dienſte tauſendfach. Wie der Jchneumon, verſteht auch er es, das Haus von Ratten und Mäuſen zu ſäubern, aber er tritt auch dem abſcheulichen Ungeziefer ſüdlicher Länder, den Giftſchlangen und Skorpionen, mit bewundernswürdigem Muthe entgegen. Als echte Manguſte iſt er nur bei Tage thätig, dann aber raſtlos und unermüdlich. Wenn man ihn zuerft in eine fremde Wohnung bringt, läuft er behend umher und hat in der kürzeſten Zeit alle Löcher, Spalten und andere Schlupf- winkel unterſucht und vermittelſt ſeines ſcharfen Geruchs auch bald ausgefunden, in welcher Höhle ſich eines ſeiner Jagdthiere aufhält. Dieſem ſtrebt er nun mit einem großartigen Eifer nach, und ſelten mißglückt ihm ſeine Jagd. Genau ſo beträgt er ſich in der Freiheit. Er läuft von Felſen zu Felſen, von Stein zu Stein, von Höhle zu Höhle und unterſucht eine Gegend ſo gründlich, daß ihm ſchwer- lich etwas Genießbares entgeht. Zuweilen verkriecht er ſich ſelbſt in einer kleinen Höhle, und wenn er dann wieder zum Vorſchein kommt, bringt er gewiß eine Maus, Ratte, Eidechſe, Schlange oder ein ähnliches Geſchöpf mit ſich, welches er in der eigenen Wohnung gefangen nahm. Aeußerſt liſtig ſoll er ſich benehmen, wenn er auf Hühner jagt. Er ſtreckt ſich aus und ſtellt ſich todt, bis die neugierigen Thiere ſo nahe ſind, daß er ſie mit wenigen Sätzen erhaſchen kann. Für mich haben dieſe Angaben der Reiſenden nichts Unwahrſcheinliches, weil ich bei mittelafrikaniſchen Manguſten Aehnliches beobachtet habe. Berühmt und geehrt iſt der Mungo vor allem wegen ſeiner Kämpfe mit Giftſchlangen. Er wird trotz ſeiner geringen Größe ſogar der Brillenſchlange Meiſter. Seine Behendigkeit iſt es, welche ihm zum Siege verhilft. Die Eingebornen behaupten, daß er, wenn er von der Giftſchlange gebiſſen ſei, eine ſehr bittere Wurzel, Namens Mungo, ausgrabe, dieſe ver- zehre, durch den Genuß ſolcher Arznei augenblicklich wieder hergeſtellt werde und den Kampf mit der Schlange nach wenigen Minuten fortſetzen könne. Dadurch ſollen die Jnder auf die Heilkraft dieſer Wurzel aufmerkſam gemacht worden ſein. Selbſt genaue Beobachter behaupten, daß etwas Wahres an der Sache ſei; ſie berichten wenigſtens, daß der gebiſſene und ermattete Mungos vom Kampfplatze fortlaufe, Wurzeln ſuche und, durch dieſe geſtärkt, den Kampf wieder aufnehme. Horsfield, welcher den Mungos ſehr ausführlich beſchreibt, bemerkt jedoch ausdrücklich, daß er hiervon Nichts erfahren habe und hält die ganze Erzählung für ein Märchen. Dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß der Mungos wirklich mit Giftſchlangen kämpft. Als Dr. Rauſchenberg Ceylon beſuchte, hatte er Gelegenheit, einen Kampf zwiſchen Mungos und Brillenſchlange mit anzu- ſehen. „Mein Freund, der Doktor,‟ ſo erzählt er, „legte eine kleine Schlange auf den Boden des Saales nieder. Sie blickte mit emporgerichtetem Kopfe und ausgebreitetem Nacken träge um ſich. Jetzt nahm der Doktor einen halberwachſenen Mungos, liebkoſte ihn und ſetzte ihn mehrere Schritte vor der Schlange auf den Boden nieder. Das Thier heftete die kleinen Augen feſt auf ſeinen Feind, ging dieſem vorſichtig etwas näher und machte die Schlange bald aufmerkſam. Plötzlich ſprang der Mungos auf ſeine Feindin los, packte ſie mit den Zähnen am Kopfe, ſchüttelte ſie heftig mit zornigem Geknurr und rannte dann mit ihr im Saale umher, in jedem Winkel das Schütteln und Knurren wiederholend. Er tödtete ſie wirklich.‟ — Auch Jda Pfeifer hat ſolche Kämpfe in Oſt- indien geſehen, und ſie bemerkt, daß der Mungos die Giftſchlange äußerſt geſchickt beim Genicke packt und faſt jedesmal überwältigt. Bei ſchlechter Laune zeigt das ſonſt ſehr gemüthliche Thier Jedem, der ſich ihm nähert, die Zähne, wie ein biſſiger Hund, doch hält ſein Zorn nicht lange an. Mit dem Menſchen befreundet er ſich ſehr bald. Seinem Herrn folgt er nach kurzer Zeit, wie ein Hund, ſchläft mit ihm, frißt aus ſeiner Hand und geberdet ſich überhaupt ganz als Hausthier. Mit verwandten Arten verträgt er ſich, wie ich aus eigener Erfahrung verſichern kann, ganz vortrefflich. Er denkt gar nicht daran, ſeinen Mit- gefangenen Etwas zu Leide zu thun.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/553>, abgerufen am 27.11.2024.