schonend mit ihnen, ehe er sie auffrißt. Jm Aufsuchen und Plündern der Vogel- und Hühnernester ist er Meister. Als Allesfresser geht er auch der Pflanzennahrung nach: reifes Obst, Waldbeeren, die Früchte der Eberesche und des Hollunders weiß er geschickt zu pflücken. Es gewährt einen drolligen Anblick, wenn der rauchhaarige, langgeschwänzte Gesell mit einer großen Aprikose im Maule langsam rückwärts von einem Geländer herabsteigt, ängstlich den Kopf hin und her wendend, ob sein Diebstahl auch bemerkt worden sei." --
Aus allen diesen Beobachtungen geht zur Genüge hervor, daß der Schupp zum Hausgenossen Allen empfohlen werden darf, welche ihm Raum und Gelegenheit zur Entfaltung seines wahren Wesens geben können.
Der auf der Jagd erlegte Waschbär gewährt einen nicht unbedeutenden Nutzen. Sein Fleisch wird nicht nur von den Urbewohnern Amerikas und von den Regern, sondern auch von den Weißen gegessen; und sein Fell findet eine weite Verbreitung: Schuppenpelze sind allgemein beliebt. Die Grannenhaare geben gute Pinsel; aus dem Wollhaar macht man Hüte; die ganzen Schwänze benutzt man zu Halswärmern.
Der südamerikanische Vetter des Schupp ist der "Aguara" oder "Aguarapope", "der Fuchs mit der flachen Hand", wie die Guaraner ihn neunen, -- der Krebsfresser (Procyon eancrivorus). Andere Reisende benamen ihn Raton, Mapache, Manile, Guasini etc. Er unterscheidet sich von dem gleichgroßen Schupp durch die höheren Beine, die kürzeren Ohren und das dichtere aber kürzere Haarkleid. Die allgemeine Färbung ist ein unbestimmtes Gelbgrau, welches nach unten hin ins Weiße übergeht. Vorderarme und Unterschenkel sind dunkelbraun oder gelblichgrau, die Einfassung des Mundes, ein Streifen über dem Auge und ein kleiner Fleck im äußern Winkel des Auges dagegen weiß; der schwarze Schwanz zeigt drei oder vier gelblichweiße Binden.
Nach Prinz von Wied findet man den Guasini längs der ganzen Ostküste, hauptsächlich in Wäldern, welche an großen Sümpfen und niederen Flußufern liegen, niemals in trockenen, erhabenen Gegenden oder auf offnem Felde. Er ist ein nächtliches Thier, welches den größten Theil des Tages in einem bestimmten Lager verschläft und abends nach Nahrung ausgeht. Diese besteht aus ähnlichen Dingen, wie die seines Verwandten; doch frißt er sehr gern einige Krabbenarten und hat von dieser Eigenthümlichkeit seinen lateinischen Namen erhalten. Nur im Frühling lebt er mit anderen seiner Art, namentlich mit Weibchen zusammen; sonst durchstreift er einzeln sein bestimmtes Jagdgebiet. Das Weibchen wirft im südamerikanischen Frühling, d. h. im Oktober und November, zwei bis vier Junge in seinem Lager und erzieht sie dort, bis sie mit ihm ausgehen können.
Jung eingefangen wird der Gnasini äußerst zahm und spielt sogleich mit Jedem, welcher ihm Liebkosungen zu Theil werden läßt. Auch mit den Hausthieren verträgt er sich gut, ohne jedoch für irgend ein Thier oder für einen Menschen eine besondere Vorliebe zu zeigen. Den größten Theil des Tages bringt er schlafend zu, indem er sich zusammenrollt und den Kopf mit den Vorderbeinen bedeckt. Gegen Abend wird er munter und geht dann, wenn er freigelassen wird, in Haus und Hof umher, berührt jeden Gegenstand mit seiner Nase, steckt diese in jede Spalte und jedes Loch, macht zuweilen ein Männchen, um weiterzusehen, und nimmt bei seiner Wanderung alles Genießbare auf, ohne jedoch den Hausthieren Schaden zuzufügen. Man ernährt ihn mit Rindfleisch, gekochten Wurzeln und Früchten. Er nimmt das Futter, wie der eigentliche Waschbär, zwischen seine beiden Vorder- tatzen und reibt und rollt es vor dem Fressen hin und her, ohne es jedoch in das Wasser zu tauchen. Beim Fressen läßt er sich ungern stören; er geräth, wenn man Dies thut, leicht in heftigen Zorn und beißt dann ohne Umstände nach seinem Wärter. Zur Fortpflanzung hat man ihn in der Gefangen- schaft noch nicht gebracht.
Nur die wilden Jndianer jagen das Thier, um Fell und Fleisch zu benutzen; die weißen Be- wohner Südamerikas stellen ihm nicht nach, weil es ihnen keinen Schaden zufügt und getödtet keinen Nutzen gewährt. Sowie sich der Guasini verfolgt sieht, klettert er auf einen Baum und fällt dann
Kennzeichen und Leben des Krebsfreſſers.
ſchonend mit ihnen, ehe er ſie auffrißt. Jm Aufſuchen und Plündern der Vogel- und Hühnerneſter iſt er Meiſter. Als Allesfreſſer geht er auch der Pflanzennahrung nach: reifes Obſt, Waldbeeren, die Früchte der Ebereſche und des Hollunders weiß er geſchickt zu pflücken. Es gewährt einen drolligen Anblick, wenn der rauchhaarige, langgeſchwänzte Geſell mit einer großen Aprikoſe im Maule langſam rückwärts von einem Geländer herabſteigt, ängſtlich den Kopf hin und her wendend, ob ſein Diebſtahl auch bemerkt worden ſei.‟ —
Aus allen dieſen Beobachtungen geht zur Genüge hervor, daß der Schupp zum Hausgenoſſen Allen empfohlen werden darf, welche ihm Raum und Gelegenheit zur Entfaltung ſeines wahren Weſens geben können.
Der auf der Jagd erlegte Waſchbär gewährt einen nicht unbedeutenden Nutzen. Sein Fleiſch wird nicht nur von den Urbewohnern Amerikas und von den Regern, ſondern auch von den Weißen gegeſſen; und ſein Fell findet eine weite Verbreitung: Schuppenpelze ſind allgemein beliebt. Die Grannenhaare geben gute Pinſel; aus dem Wollhaar macht man Hüte; die ganzen Schwänze benutzt man zu Halswärmern.
Der ſüdamerikaniſche Vetter des Schupp iſt der „Aguara‟ oder „Aguarapope‟, „der Fuchs mit der flachen Hand‟, wie die Guaraner ihn neunen, — der Krebsfreſſer (Procyon eancrivorus). Andere Reiſende benamen ihn Raton, Mapache, Manile, Guaſini ꝛc. Er unterſcheidet ſich von dem gleichgroßen Schupp durch die höheren Beine, die kürzeren Ohren und das dichtere aber kürzere Haarkleid. Die allgemeine Färbung iſt ein unbeſtimmtes Gelbgrau, welches nach unten hin ins Weiße übergeht. Vorderarme und Unterſchenkel ſind dunkelbraun oder gelblichgrau, die Einfaſſung des Mundes, ein Streifen über dem Auge und ein kleiner Fleck im äußern Winkel des Auges dagegen weiß; der ſchwarze Schwanz zeigt drei oder vier gelblichweiße Binden.
Nach Prinz von Wied findet man den Guaſini längs der ganzen Oſtküſte, hauptſächlich in Wäldern, welche an großen Sümpfen und niederen Flußufern liegen, niemals in trockenen, erhabenen Gegenden oder auf offnem Felde. Er iſt ein nächtliches Thier, welches den größten Theil des Tages in einem beſtimmten Lager verſchläft und abends nach Nahrung ausgeht. Dieſe beſteht aus ähnlichen Dingen, wie die ſeines Verwandten; doch frißt er ſehr gern einige Krabbenarten und hat von dieſer Eigenthümlichkeit ſeinen lateiniſchen Namen erhalten. Nur im Frühling lebt er mit anderen ſeiner Art, namentlich mit Weibchen zuſammen; ſonſt durchſtreift er einzeln ſein beſtimmtes Jagdgebiet. Das Weibchen wirft im ſüdamerikaniſchen Frühling, d. h. im Oktober und November, zwei bis vier Junge in ſeinem Lager und erzieht ſie dort, bis ſie mit ihm ausgehen können.
Jung eingefangen wird der Gnaſini äußerſt zahm und ſpielt ſogleich mit Jedem, welcher ihm Liebkoſungen zu Theil werden läßt. Auch mit den Hausthieren verträgt er ſich gut, ohne jedoch für irgend ein Thier oder für einen Menſchen eine beſondere Vorliebe zu zeigen. Den größten Theil des Tages bringt er ſchlafend zu, indem er ſich zuſammenrollt und den Kopf mit den Vorderbeinen bedeckt. Gegen Abend wird er munter und geht dann, wenn er freigelaſſen wird, in Haus und Hof umher, berührt jeden Gegenſtand mit ſeiner Naſe, ſteckt dieſe in jede Spalte und jedes Loch, macht zuweilen ein Männchen, um weiterzuſehen, und nimmt bei ſeiner Wanderung alles Genießbare auf, ohne jedoch den Hausthieren Schaden zuzufügen. Man ernährt ihn mit Rindfleiſch, gekochten Wurzeln und Früchten. Er nimmt das Futter, wie der eigentliche Waſchbär, zwiſchen ſeine beiden Vorder- tatzen und reibt und rollt es vor dem Freſſen hin und her, ohne es jedoch in das Waſſer zu tauchen. Beim Freſſen läßt er ſich ungern ſtören; er geräth, wenn man Dies thut, leicht in heftigen Zorn und beißt dann ohne Umſtände nach ſeinem Wärter. Zur Fortpflanzung hat man ihn in der Gefangen- ſchaft noch nicht gebracht.
Nur die wilden Jndianer jagen das Thier, um Fell und Fleiſch zu benutzen; die weißen Be- wohner Südamerikas ſtellen ihm nicht nach, weil es ihnen keinen Schaden zufügt und getödtet keinen Nutzen gewährt. Sowie ſich der Guaſini verfolgt ſieht, klettert er auf einen Baum und fällt dann
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Kennzeichen und Leben des Krebsfreſſers.
ſchonend mit ihnen, ehe er ſie auffrißt. Jm Aufſuchen und Plündern der Vogel- und Hühnerneſter
iſt er Meiſter. Als Allesfreſſer geht er auch der Pflanzennahrung nach: reifes Obſt, Waldbeeren,
die Früchte der Ebereſche und des Hollunders weiß er geſchickt zu pflücken. Es gewährt einen drolligen
Anblick, wenn der rauchhaarige, langgeſchwänzte Geſell mit einer großen Aprikoſe im Maule langſam
rückwärts von einem Geländer herabſteigt, ängſtlich den Kopf hin und her wendend, ob ſein Diebſtahl
auch bemerkt worden ſei.‟ —
Aus allen dieſen Beobachtungen geht zur Genüge hervor, daß der Schupp zum Hausgenoſſen
Allen empfohlen werden darf, welche ihm Raum und Gelegenheit zur Entfaltung ſeines wahren
Weſens geben können.
Der auf der Jagd erlegte Waſchbär gewährt einen nicht unbedeutenden Nutzen. Sein Fleiſch
wird nicht nur von den Urbewohnern Amerikas und von den Regern, ſondern auch von den Weißen
gegeſſen; und ſein Fell findet eine weite Verbreitung: Schuppenpelze ſind allgemein beliebt. Die
Grannenhaare geben gute Pinſel; aus dem Wollhaar macht man Hüte; die ganzen Schwänze benutzt
man zu Halswärmern.
Der ſüdamerikaniſche Vetter des Schupp iſt der „Aguara‟ oder „Aguarapope‟, „der Fuchs
mit der flachen Hand‟, wie die Guaraner ihn neunen, — der Krebsfreſſer (Procyon eancrivorus).
Andere Reiſende benamen ihn Raton, Mapache, Manile, Guaſini ꝛc. Er unterſcheidet ſich von
dem gleichgroßen Schupp durch die höheren Beine, die kürzeren Ohren und das dichtere aber kürzere
Haarkleid. Die allgemeine Färbung iſt ein unbeſtimmtes Gelbgrau, welches nach unten hin ins Weiße
übergeht. Vorderarme und Unterſchenkel ſind dunkelbraun oder gelblichgrau, die Einfaſſung des
Mundes, ein Streifen über dem Auge und ein kleiner Fleck im äußern Winkel des Auges dagegen
weiß; der ſchwarze Schwanz zeigt drei oder vier gelblichweiße Binden.
Nach Prinz von Wied findet man den Guaſini längs der ganzen Oſtküſte, hauptſächlich in
Wäldern, welche an großen Sümpfen und niederen Flußufern liegen, niemals in trockenen, erhabenen
Gegenden oder auf offnem Felde. Er iſt ein nächtliches Thier, welches den größten Theil des Tages
in einem beſtimmten Lager verſchläft und abends nach Nahrung ausgeht. Dieſe beſteht aus ähnlichen
Dingen, wie die ſeines Verwandten; doch frißt er ſehr gern einige Krabbenarten und hat von dieſer
Eigenthümlichkeit ſeinen lateiniſchen Namen erhalten. Nur im Frühling lebt er mit anderen ſeiner
Art, namentlich mit Weibchen zuſammen; ſonſt durchſtreift er einzeln ſein beſtimmtes Jagdgebiet.
Das Weibchen wirft im ſüdamerikaniſchen Frühling, d. h. im Oktober und November, zwei bis
vier Junge in ſeinem Lager und erzieht ſie dort, bis ſie mit ihm ausgehen können.
Jung eingefangen wird der Gnaſini äußerſt zahm und ſpielt ſogleich mit Jedem, welcher ihm
Liebkoſungen zu Theil werden läßt. Auch mit den Hausthieren verträgt er ſich gut, ohne jedoch für
irgend ein Thier oder für einen Menſchen eine beſondere Vorliebe zu zeigen. Den größten Theil des
Tages bringt er ſchlafend zu, indem er ſich zuſammenrollt und den Kopf mit den Vorderbeinen bedeckt.
Gegen Abend wird er munter und geht dann, wenn er freigelaſſen wird, in Haus und Hof umher,
berührt jeden Gegenſtand mit ſeiner Naſe, ſteckt dieſe in jede Spalte und jedes Loch, macht zuweilen
ein Männchen, um weiterzuſehen, und nimmt bei ſeiner Wanderung alles Genießbare auf, ohne
jedoch den Hausthieren Schaden zuzufügen. Man ernährt ihn mit Rindfleiſch, gekochten Wurzeln
und Früchten. Er nimmt das Futter, wie der eigentliche Waſchbär, zwiſchen ſeine beiden Vorder-
tatzen und reibt und rollt es vor dem Freſſen hin und her, ohne es jedoch in das Waſſer zu tauchen.
Beim Freſſen läßt er ſich ungern ſtören; er geräth, wenn man Dies thut, leicht in heftigen Zorn und
beißt dann ohne Umſtände nach ſeinem Wärter. Zur Fortpflanzung hat man ihn in der Gefangen-
ſchaft noch nicht gebracht.
Nur die wilden Jndianer jagen das Thier, um Fell und Fleiſch zu benutzen; die weißen Be-
wohner Südamerikas ſtellen ihm nicht nach, weil es ihnen keinen Schaden zufügt und getödtet keinen
Nutzen gewährt. Sowie ſich der Guaſini verfolgt ſieht, klettert er auf einen Baum und fällt dann
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/709>, abgerufen am 24.11.2024.
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