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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Spitzmäuse. -- Sondeli. Gemeine Spitzmaus.
ständen anzuhängen und gleichsam in sie einzudringen, sei es auch, daß der Sondeli blos über sie
hinweg lief. Der Gestank ist so heftig, daß damit viel verdorben werden kann. Namentlich die Lebens-
mittel aller Sorten werden durch die abscheuliche Gabe, welche ihnen das Thier beibringt, vollständig
ungenießbar gemacht. "Laßt," sagt ein Beschreiber, "einen Sondeli über eine Weinflasche hinweg-
laufen, und der Wein wird für alle Zeit derart von Moschus geschwängert erscheinen, daß kein ge-
bildeter Gaumen es auch nur mit einem Tropfen davon zu thun haben mag, ja, die Flasche muß aus der
Nachbarschaft anderer gebracht werden, weil sich der fürchterliche Geruch sogar diesen mittheilen könnte."
Mit dieser einzigen Angabe habe ich das Thier eigentlich gekennzeichnet; denn es geht ganz von selbst
daraus hervor, daß der Sondeli von den Bewohnern Jndiens in einer Weise gehaßt wird, wie kaum
ein anderes Thier, und jedenfalls so, wie
kein anderes Thier von derselben Größe.
Man verfolgt ihn, wo man nur kann:
allein es wird gesagt, daß der Hauptfeind
aller Mäuse, die Katze nämlich, zur Mit-
hilfe bei dieser Verfolgung ganz unbrauch-
bar sei, eben wegen des furchtbaren Ge-
stankes. Jn der Lebensweise und den
Sitten ähnelt er den übrigen Spitz-
mäusen vollständig.

Jn Deutschland kommen sechs eigent-
liche Spitzmäuse vor, welche drei Sippen
oder Untersippen zugezählt werden. Die
gemeine Spitzmaus (Sorex vulgaris),
erreicht nicht ganz die Größe der Hausmaus;
denn ihr Körper mißt blos 23/4, höchstens
3 Zoll, der Schwanz etwas über einen Zoll;

[Abbildung] Der Mondjuru oder Sondeli (Sorex murinus).
die Höhe am Widerrist beträgt 11 Linien. Die Färbung des feinen Pelzes spielt zwischen einem schönen
Rothbraun und dem glänzendsten Schwarz; die Seiten sind immer lichter gefärbt, als der Rücken; die
Unterseite ist graulichweiß mit bräunlichem Anfluge; die Lippen sind weißlich, die langen Schnurren
schwarz, die Pfoten bräunlich, der Schwanz oben dunkelbraun, unten aber bräunlichgelb. Ein Blick
auf die Zeichnung giebt von der Zierlichkeit und Schönheit des Baues den besten Begriff. Nach der
wechselnden Färbung hat man mehrere Unterschiede angenommen, welche die Einen für Arten, die
Andern für Abarten erklären.

Man findet die gemeine Spitzmaus in Frankreich, England, Schweden, Deutschland, Jtalien,
Ungarn und Galizien, wahrscheinlich auch im benachbarten Rußland, in der Höhe sowohl wie in der
Tiefe, auf Bergen, wie in Thälern, in Feldern, Gärten, in der Nähe von Dörfern, oder in Dörfern
selbst und gewöhnlich nahe bei Gewässern. Jm Winter kommt sie in die Häuser heran oder wenigstens
in die Ställe und Scheuern. Bei uns ist sie die gemeinste Art der ganzen Familie. Sie bewohnt
am liebsten unterirdische Höhlen und bezieht deshalb gern die Gänge des Maulwurfs oder verlassene
Mäuselöcher, falls sie nicht natürliche Ritzen und Spalten im Gestein auffindet. Jn weichem Boden
gräbt sie mit ihrem Rüssel und den schwachen Vorderpfoten selbst Gänge aus, welche regelmäßig nur
sehr oberflächlich unter der Erde dahin laufen. Wie die meisten anderen Arten der Familie ist auch
unsere Spitzmaus ein eigentliches Nachtthier, welches nur ungern seinen unterirdischen Aufenthaltsort
verläßt. Niemals thut sie Dies während der Mittagssonne, und es scheint wirklich, daß die Sonnen-
strahlen ihr überaus beschwerlich fallen, wenigstens nimmt man an, daß die vielen todten, welche man
im Hochsommer an Wegen und Gräben findet, von der Sonne geblendet den Eingang ihrer Höhle
nicht wieder auffinden konnten und deshalb zu Grunde gingen.

Die Raubthiere. Spitzmäuſe. — Sondeli. Gemeine Spitzmaus.
ſtänden anzuhängen und gleichſam in ſie einzudringen, ſei es auch, daß der Sondeli blos über ſie
hinweg lief. Der Geſtank iſt ſo heftig, daß damit viel verdorben werden kann. Namentlich die Lebens-
mittel aller Sorten werden durch die abſcheuliche Gabe, welche ihnen das Thier beibringt, vollſtändig
ungenießbar gemacht. „Laßt,‟ ſagt ein Beſchreiber, „einen Sondeli über eine Weinflaſche hinweg-
laufen, und der Wein wird für alle Zeit derart von Moſchus geſchwängert erſcheinen, daß kein ge-
bildeter Gaumen es auch nur mit einem Tropfen davon zu thun haben mag, ja, die Flaſche muß aus der
Nachbarſchaft anderer gebracht werden, weil ſich der fürchterliche Geruch ſogar dieſen mittheilen könnte.‟
Mit dieſer einzigen Angabe habe ich das Thier eigentlich gekennzeichnet; denn es geht ganz von ſelbſt
daraus hervor, daß der Sondeli von den Bewohnern Jndiens in einer Weiſe gehaßt wird, wie kaum
ein anderes Thier, und jedenfalls ſo, wie
kein anderes Thier von derſelben Größe.
Man verfolgt ihn, wo man nur kann:
allein es wird geſagt, daß der Hauptfeind
aller Mäuſe, die Katze nämlich, zur Mit-
hilfe bei dieſer Verfolgung ganz unbrauch-
bar ſei, eben wegen des furchtbaren Ge-
ſtankes. Jn der Lebensweiſe und den
Sitten ähnelt er den übrigen Spitz-
mäuſen vollſtändig.

Jn Deutſchland kommen ſechs eigent-
liche Spitzmäuſe vor, welche drei Sippen
oder Unterſippen zugezählt werden. Die
gemeine Spitzmaus (Sorex vulgaris),
erreicht nicht ganz die Größe der Hausmaus;
denn ihr Körper mißt blos 2¾, höchſtens
3 Zoll, der Schwanz etwas über einen Zoll;

[Abbildung] Der Mondjuru oder Sondeli (Sorex murinus).
die Höhe am Widerriſt beträgt 11 Linien. Die Färbung des feinen Pelzes ſpielt zwiſchen einem ſchönen
Rothbraun und dem glänzendſten Schwarz; die Seiten ſind immer lichter gefärbt, als der Rücken; die
Unterſeite iſt graulichweiß mit bräunlichem Anfluge; die Lippen ſind weißlich, die langen Schnurren
ſchwarz, die Pfoten bräunlich, der Schwanz oben dunkelbraun, unten aber bräunlichgelb. Ein Blick
auf die Zeichnung giebt von der Zierlichkeit und Schönheit des Baues den beſten Begriff. Nach der
wechſelnden Färbung hat man mehrere Unterſchiede angenommen, welche die Einen für Arten, die
Andern für Abarten erklären.

Man findet die gemeine Spitzmaus in Frankreich, England, Schweden, Deutſchland, Jtalien,
Ungarn und Galizien, wahrſcheinlich auch im benachbarten Rußland, in der Höhe ſowohl wie in der
Tiefe, auf Bergen, wie in Thälern, in Feldern, Gärten, in der Nähe von Dörfern, oder in Dörfern
ſelbſt und gewöhnlich nahe bei Gewäſſern. Jm Winter kommt ſie in die Häuſer heran oder wenigſtens
in die Ställe und Scheuern. Bei uns iſt ſie die gemeinſte Art der ganzen Familie. Sie bewohnt
am liebſten unterirdiſche Höhlen und bezieht deshalb gern die Gänge des Maulwurfs oder verlaſſene
Mäuſelöcher, falls ſie nicht natürliche Ritzen und Spalten im Geſtein auffindet. Jn weichem Boden
gräbt ſie mit ihrem Rüſſel und den ſchwachen Vorderpfoten ſelbſt Gänge aus, welche regelmäßig nur
ſehr oberflächlich unter der Erde dahin laufen. Wie die meiſten anderen Arten der Familie iſt auch
unſere Spitzmaus ein eigentliches Nachtthier, welches nur ungern ſeinen unterirdiſchen Aufenthaltsort
verläßt. Niemals thut ſie Dies während der Mittagsſonne, und es ſcheint wirklich, daß die Sonnen-
ſtrahlen ihr überaus beſchwerlich fallen, wenigſtens nimmt man an, daß die vielen todten, welche man
im Hochſommer an Wegen und Gräben findet, von der Sonne geblendet den Eingang ihrer Höhle
nicht wieder auffinden konnten und deshalb zu Grunde gingen.

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[670/0748] Die Raubthiere. Spitzmäuſe. — Sondeli. Gemeine Spitzmaus. ſtänden anzuhängen und gleichſam in ſie einzudringen, ſei es auch, daß der Sondeli blos über ſie hinweg lief. Der Geſtank iſt ſo heftig, daß damit viel verdorben werden kann. Namentlich die Lebens- mittel aller Sorten werden durch die abſcheuliche Gabe, welche ihnen das Thier beibringt, vollſtändig ungenießbar gemacht. „Laßt,‟ ſagt ein Beſchreiber, „einen Sondeli über eine Weinflaſche hinweg- laufen, und der Wein wird für alle Zeit derart von Moſchus geſchwängert erſcheinen, daß kein ge- bildeter Gaumen es auch nur mit einem Tropfen davon zu thun haben mag, ja, die Flaſche muß aus der Nachbarſchaft anderer gebracht werden, weil ſich der fürchterliche Geruch ſogar dieſen mittheilen könnte.‟ Mit dieſer einzigen Angabe habe ich das Thier eigentlich gekennzeichnet; denn es geht ganz von ſelbſt daraus hervor, daß der Sondeli von den Bewohnern Jndiens in einer Weiſe gehaßt wird, wie kaum ein anderes Thier, und jedenfalls ſo, wie kein anderes Thier von derſelben Größe. Man verfolgt ihn, wo man nur kann: allein es wird geſagt, daß der Hauptfeind aller Mäuſe, die Katze nämlich, zur Mit- hilfe bei dieſer Verfolgung ganz unbrauch- bar ſei, eben wegen des furchtbaren Ge- ſtankes. Jn der Lebensweiſe und den Sitten ähnelt er den übrigen Spitz- mäuſen vollſtändig. Jn Deutſchland kommen ſechs eigent- liche Spitzmäuſe vor, welche drei Sippen oder Unterſippen zugezählt werden. Die gemeine Spitzmaus (Sorex vulgaris), erreicht nicht ganz die Größe der Hausmaus; denn ihr Körper mißt blos 2¾, höchſtens 3 Zoll, der Schwanz etwas über einen Zoll; [Abbildung Der Mondjuru oder Sondeli (Sorex murinus).] die Höhe am Widerriſt beträgt 11 Linien. Die Färbung des feinen Pelzes ſpielt zwiſchen einem ſchönen Rothbraun und dem glänzendſten Schwarz; die Seiten ſind immer lichter gefärbt, als der Rücken; die Unterſeite iſt graulichweiß mit bräunlichem Anfluge; die Lippen ſind weißlich, die langen Schnurren ſchwarz, die Pfoten bräunlich, der Schwanz oben dunkelbraun, unten aber bräunlichgelb. Ein Blick auf die Zeichnung giebt von der Zierlichkeit und Schönheit des Baues den beſten Begriff. Nach der wechſelnden Färbung hat man mehrere Unterſchiede angenommen, welche die Einen für Arten, die Andern für Abarten erklären. Man findet die gemeine Spitzmaus in Frankreich, England, Schweden, Deutſchland, Jtalien, Ungarn und Galizien, wahrſcheinlich auch im benachbarten Rußland, in der Höhe ſowohl wie in der Tiefe, auf Bergen, wie in Thälern, in Feldern, Gärten, in der Nähe von Dörfern, oder in Dörfern ſelbſt und gewöhnlich nahe bei Gewäſſern. Jm Winter kommt ſie in die Häuſer heran oder wenigſtens in die Ställe und Scheuern. Bei uns iſt ſie die gemeinſte Art der ganzen Familie. Sie bewohnt am liebſten unterirdiſche Höhlen und bezieht deshalb gern die Gänge des Maulwurfs oder verlaſſene Mäuſelöcher, falls ſie nicht natürliche Ritzen und Spalten im Geſtein auffindet. Jn weichem Boden gräbt ſie mit ihrem Rüſſel und den ſchwachen Vorderpfoten ſelbſt Gänge aus, welche regelmäßig nur ſehr oberflächlich unter der Erde dahin laufen. Wie die meiſten anderen Arten der Familie iſt auch unſere Spitzmaus ein eigentliches Nachtthier, welches nur ungern ſeinen unterirdiſchen Aufenthaltsort verläßt. Niemals thut ſie Dies während der Mittagsſonne, und es ſcheint wirklich, daß die Sonnen- ſtrahlen ihr überaus beſchwerlich fallen, wenigſtens nimmt man an, daß die vielen todten, welche man im Hochſommer an Wegen und Gräben findet, von der Sonne geblendet den Eingang ihrer Höhle nicht wieder auffinden konnten und deshalb zu Grunde gingen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/748>, abgerufen am 24.11.2024.