Die eigentlichen Rinder. -- Das Thalland-, Marschländer und Steppenrind.
keit für sich hat oder nicht, wollen wir nicht untersuchen, sondern uns einfach zur flüchtigen Betrach- tung des Thieres selbst wenden. Nach der Beschreibung des genannten Forschers kennzeichnen es folgende Merkmale: der Kopf ist ziemlich kurz, die Stirn breit, die Schnauze stumpf; die Hörner sind verhältnißmäßig kurz, dünn und nach seit- und aufwärts gewendet; der mäßig lange, dicke und starke Hals trägt eine ziemlich weit herunterhängende, bis auf die Brust herabreichende Wamme; der Leib ist schwach gestreckt, der Widerrist breit, der Rücken kurz und gerade, selten gesenkt, das Kreuz gerade und nicht abschüssig, die Brust breit, Schulter und Lende kräftig, der Schwanz lang und dünn; die Beine sind ziemlich kurz und stämmig, die Hufe stark; die Färbung ist verschieden, gewöhnlich aber glänzend schwarzbraun, längs des Rückens hellfahl gestreift, um das Maul weiß.
Fitzinger rechnet zu dem Alpenrind achtzehn Rassen, welche in der Schweiz, in Tirol, in Steiermark und im Böhmerwalde leben. Das Berueroberländer Rind ist seiner Ansicht nach die- jenige Rasse, welche das Gepräge der Stammart am reinsten darstellt.
Das Thallandrind (Bos Taurus) soll eigentlich den Gebirgsthälern und dem Hügelland angehört, von da aus sich jedoch allmählich weiter verbreitet haben. Seine Merkmale sind fol- gende: der Kopf ist wie beim Alpenrinde gestaltet, die ziemlich kurzen, dicken, starken Hörner sind seitlich ab- oder aufwärts gerichtet, bisweilen auch etwas nach rückwärts gebogen; an dem kurzen, dicken und kräftigen Halse hängt eine starke, faltige Wamme tief und bis unterhalb der Brust herab; der Leib ist gestreckt und voll, der Widerrist breit, der Rücken lang und gerade, das Kreuz hoch und breit, die Brust weit, Schulter und Lende kräftig, der Schwanz mäßig lang, ziemlich dick, hoch an- gesetzt, an der Wurzel über die Rückenebene emporragend; die Beine sind kurz, sehr stark und kräftig.
Zu diesem Rinde sollen die meisten Rassen gehören, welche in der unteren Schweiz, in Ba- den, Salzburg, Kärnthen, Schwaben, Franken, dem Voigtlande, Böhmen, Frankreich, Eng- land und Spanien gehalten werden. Das Bernerunterländer Rind steht als die ausgezeichnetste Rasse obenan.
Als Stammvater des Marschländer Rindes (Bos Urus) betrachtet unser Forscher den vor etwa zweihundert Jahren ausgestorbenen, uns bereits bekannt gewordenen Auer oder Ur der alten Deutschen. Die wesentlichen Merkmale des gezähmten Thieres sind: langer Kopf mit breiter Stirn und schmaler Schnauze, kurze, dünne, stumpfe, nach seit- und vorwärts gerichtete, nicht sel- ten aber auch ganz fehlende Hörner, ein ziemlich langer und dünner Hals mit schwacher Wamme, ein lang gestreckter, voller Leib mit kurzem, nach rückwärts abfallenden Kreuz, schmale Brust, wenig fleischige Lenden, verhältnißmäßig hohe, aber kräftige Beine und ein langer, dünner, tief angesetzter Schwanz.
Zu ihm sollen einige dreißig Rassen gehören, welche in Holland, der Vendee, Bretagne, der Normandie, Burgund, Lothringen, Dänemark, Friesland, Oldenburg, Holstein, Preußen, Mähren, Oesterreich, England, Liefland, Schweden, Norwegen und Jsland gehalten werden. Das holländische Rind gilt als das vollkommenste.
Als ursprüngliche Heimat des Steppenrindes (Bos desertorum) gelten Fitzinger die weit ausgedehnten Ebenen von Mittelasien und Südosteuropa, von wo aus dann das Thier weiter nach Westen hin verbreitet worden ist. Gegenwärtig findet es sich von der Mongolei und Tartarei an bis nach Südrußland hin, in Bessarabien, Bulgarien, der Moldau, Siebenbürgen, Ungarn, Podolien, Galizien, Serbien, Bosnien und Süditalien. Seine Kennzeichen sind ein langer, schmaler Kopf mit einem riesenhaften, weit gestellten Gehörn, zugespitzte Schnauze, ein schlanker Hals mit schwacher Wamme, kurzer, ziemlich gedrungener Leib, spitz abgedachtes Kreuz und der tief angesetzte Schwanz, welcher drei Wirbel weniger zählen soll, als die meisten anderen Rassen unseres Rindes.
Die eigentlichen Rinder. — Das Thalland-, Marſchländer und Steppenrind.
keit für ſich hat oder nicht, wollen wir nicht unterſuchen, ſondern uns einfach zur flüchtigen Betrach- tung des Thieres ſelbſt wenden. Nach der Beſchreibung des genannten Forſchers kennzeichnen es folgende Merkmale: der Kopf iſt ziemlich kurz, die Stirn breit, die Schnauze ſtumpf; die Hörner ſind verhältnißmäßig kurz, dünn und nach ſeit- und aufwärts gewendet; der mäßig lange, dicke und ſtarke Hals trägt eine ziemlich weit herunterhängende, bis auf die Bruſt herabreichende Wamme; der Leib iſt ſchwach geſtreckt, der Widerriſt breit, der Rücken kurz und gerade, ſelten geſenkt, das Kreuz gerade und nicht abſchüſſig, die Bruſt breit, Schulter und Lende kräftig, der Schwanz lang und dünn; die Beine ſind ziemlich kurz und ſtämmig, die Hufe ſtark; die Färbung iſt verſchieden, gewöhnlich aber glänzend ſchwarzbraun, längs des Rückens hellfahl geſtreift, um das Maul weiß.
Fitzinger rechnet zu dem Alpenrind achtzehn Raſſen, welche in der Schweiz, in Tirol, in Steiermark und im Böhmerwalde leben. Das Berueroberländer Rind iſt ſeiner Anſicht nach die- jenige Raſſe, welche das Gepräge der Stammart am reinſten darſtellt.
Das Thallandrind (Bos Taurus) ſoll eigentlich den Gebirgsthälern und dem Hügelland angehört, von da aus ſich jedoch allmählich weiter verbreitet haben. Seine Merkmale ſind fol- gende: der Kopf iſt wie beim Alpenrinde geſtaltet, die ziemlich kurzen, dicken, ſtarken Hörner ſind ſeitlich ab- oder aufwärts gerichtet, bisweilen auch etwas nach rückwärts gebogen; an dem kurzen, dicken und kräftigen Halſe hängt eine ſtarke, faltige Wamme tief und bis unterhalb der Bruſt herab; der Leib iſt geſtreckt und voll, der Widerriſt breit, der Rücken lang und gerade, das Kreuz hoch und breit, die Bruſt weit, Schulter und Lende kräftig, der Schwanz mäßig lang, ziemlich dick, hoch an- geſetzt, an der Wurzel über die Rückenebene emporragend; die Beine ſind kurz, ſehr ſtark und kräftig.
Zu dieſem Rinde ſollen die meiſten Raſſen gehören, welche in der unteren Schweiz, in Ba- den, Salzburg, Kärnthen, Schwaben, Franken, dem Voigtlande, Böhmen, Frankreich, Eng- land und Spanien gehalten werden. Das Bernerunterländer Rind ſteht als die ausgezeichnetſte Raſſe obenan.
Als Stammvater des Marſchländer Rindes (Bos Urus) betrachtet unſer Forſcher den vor etwa zweihundert Jahren ausgeſtorbenen, uns bereits bekannt gewordenen Auer oder Ur der alten Deutſchen. Die weſentlichen Merkmale des gezähmten Thieres ſind: langer Kopf mit breiter Stirn und ſchmaler Schnauze, kurze, dünne, ſtumpfe, nach ſeit- und vorwärts gerichtete, nicht ſel- ten aber auch ganz fehlende Hörner, ein ziemlich langer und dünner Hals mit ſchwacher Wamme, ein lang geſtreckter, voller Leib mit kurzem, nach rückwärts abfallenden Kreuz, ſchmale Bruſt, wenig fleiſchige Lenden, verhältnißmäßig hohe, aber kräftige Beine und ein langer, dünner, tief angeſetzter Schwanz.
Zu ihm ſollen einige dreißig Raſſen gehören, welche in Holland, der Vendée, Bretagne, der Normandie, Burgund, Lothringen, Dänemark, Friesland, Oldenburg, Holſtein, Preußen, Mähren, Oeſterreich, England, Liefland, Schweden, Norwegen und Jsland gehalten werden. Das holländiſche Rind gilt als das vollkommenſte.
Als urſprüngliche Heimat des Steppenrindes (Bos desertorum) gelten Fitzinger die weit ausgedehnten Ebenen von Mittelaſien und Südoſteuropa, von wo aus dann das Thier weiter nach Weſten hin verbreitet worden iſt. Gegenwärtig findet es ſich von der Mongolei und Tartarei an bis nach Südrußland hin, in Beſſarabien, Bulgarien, der Moldau, Siebenbürgen, Ungarn, Podolien, Galizien, Serbien, Bosnien und Süditalien. Seine Kennzeichen ſind ein langer, ſchmaler Kopf mit einem rieſenhaften, weit geſtellten Gehörn, zugeſpitzte Schnauze, ein ſchlanker Hals mit ſchwacher Wamme, kurzer, ziemlich gedrungener Leib, ſpitz abgedachtes Kreuz und der tief angeſetzte Schwanz, welcher drei Wirbel weniger zählen ſoll, als die meiſten anderen Raſſen unſeres Rindes.
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tung des Thieres ſelbſt wenden. Nach der Beſchreibung des genannten Forſchers kennzeichnen es
folgende Merkmale: der Kopf iſt ziemlich kurz, die Stirn breit, die Schnauze ſtumpf; die Hörner
ſind verhältnißmäßig kurz, dünn und nach ſeit- und aufwärts gewendet; der mäßig lange, dicke und
ſtarke Hals trägt eine ziemlich weit herunterhängende, bis auf die Bruſt herabreichende Wamme;
der Leib iſt ſchwach geſtreckt, der Widerriſt breit, der Rücken kurz und gerade, ſelten geſenkt, das
Kreuz gerade und nicht abſchüſſig, die Bruſt breit, Schulter und Lende kräftig, der Schwanz lang
und dünn; die Beine ſind ziemlich kurz und ſtämmig, die Hufe ſtark; die Färbung iſt verſchieden,
gewöhnlich aber glänzend ſchwarzbraun, längs des Rückens hellfahl geſtreift, um das Maul weiß.
Fitzinger rechnet zu dem Alpenrind achtzehn Raſſen, welche in der Schweiz, in Tirol, in
Steiermark und im Böhmerwalde leben. Das Berueroberländer Rind iſt ſeiner Anſicht nach die-
jenige Raſſe, welche das Gepräge der Stammart am reinſten darſtellt.
Das Thallandrind (Bos Taurus) ſoll eigentlich den Gebirgsthälern und dem Hügelland
angehört, von da aus ſich jedoch allmählich weiter verbreitet haben. Seine Merkmale ſind fol-
gende: der Kopf iſt wie beim Alpenrinde geſtaltet, die ziemlich kurzen, dicken, ſtarken Hörner ſind
ſeitlich ab- oder aufwärts gerichtet, bisweilen auch etwas nach rückwärts gebogen; an dem kurzen,
dicken und kräftigen Halſe hängt eine ſtarke, faltige Wamme tief und bis unterhalb der Bruſt herab;
der Leib iſt geſtreckt und voll, der Widerriſt breit, der Rücken lang und gerade, das Kreuz hoch und
breit, die Bruſt weit, Schulter und Lende kräftig, der Schwanz mäßig lang, ziemlich dick, hoch an-
geſetzt, an der Wurzel über die Rückenebene emporragend; die Beine ſind kurz, ſehr ſtark und
kräftig.
Zu dieſem Rinde ſollen die meiſten Raſſen gehören, welche in der unteren Schweiz, in Ba-
den, Salzburg, Kärnthen, Schwaben, Franken, dem Voigtlande, Böhmen, Frankreich, Eng-
land und Spanien gehalten werden. Das Bernerunterländer Rind ſteht als die ausgezeichnetſte
Raſſe obenan.
Als Stammvater des Marſchländer Rindes (Bos Urus) betrachtet unſer Forſcher den
vor etwa zweihundert Jahren ausgeſtorbenen, uns bereits bekannt gewordenen Auer oder Ur der
alten Deutſchen. Die weſentlichen Merkmale des gezähmten Thieres ſind: langer Kopf mit breiter
Stirn und ſchmaler Schnauze, kurze, dünne, ſtumpfe, nach ſeit- und vorwärts gerichtete, nicht ſel-
ten aber auch ganz fehlende Hörner, ein ziemlich langer und dünner Hals mit ſchwacher Wamme, ein
lang geſtreckter, voller Leib mit kurzem, nach rückwärts abfallenden Kreuz, ſchmale Bruſt, wenig
fleiſchige Lenden, verhältnißmäßig hohe, aber kräftige Beine und ein langer, dünner, tief angeſetzter
Schwanz.
Zu ihm ſollen einige dreißig Raſſen gehören, welche in Holland, der Vendée, Bretagne,
der Normandie, Burgund, Lothringen, Dänemark, Friesland, Oldenburg, Holſtein, Preußen,
Mähren, Oeſterreich, England, Liefland, Schweden, Norwegen und Jsland gehalten werden. Das
holländiſche Rind gilt als das vollkommenſte.
Als urſprüngliche Heimat des Steppenrindes (Bos desertorum) gelten Fitzinger die weit
ausgedehnten Ebenen von Mittelaſien und Südoſteuropa, von wo aus dann das Thier weiter nach
Weſten hin verbreitet worden iſt. Gegenwärtig findet es ſich von der Mongolei und Tartarei an bis
nach Südrußland hin, in Beſſarabien, Bulgarien, der Moldau, Siebenbürgen, Ungarn, Podolien,
Galizien, Serbien, Bosnien und Süditalien. Seine Kennzeichen ſind ein langer, ſchmaler Kopf
mit einem rieſenhaften, weit geſtellten Gehörn, zugeſpitzte Schnauze, ein ſchlanker Hals mit ſchwacher
Wamme, kurzer, ziemlich gedrungener Leib, ſpitz abgedachtes Kreuz und der tief angeſetzte
Schwanz, welcher drei Wirbel weniger zählen ſoll, als die meiſten anderen Raſſen unſeres Rindes.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/698>, abgerufen am 23.11.2024.
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