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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Nester der Webervögel.
und unter Umständen wahrhaft verheerend in die Felder einfallen können, schwärmen längere Zeit im
Lande umher, mausern dabei und kehren schließlich zu demselben Baum oder wenigstens in dessen
Nähe zurück, welcher ihre oder ihrer Jungen Wiege war. Hier herrscht dann einige Monate lang
ein sehr reges Leben; denn der Bau der Nester erfordert viel Zeit, und die Vögel sind, falls man so
sagen darf, so eigensinnig, daß sie oft das fast ganz fertige Nest wieder einreißen und ein neues
errichten. Die Nester selbst werde ich bei Beschreibung der einzelnen Arten zu schildern haben;
hier mag es genügen, wenn ich sage, daß sie ohne Ausnahme Kunstbauten sind, welche entweder
[Abbildung] Brutnester des goldstirnigen Weders (Oriolinus icterocephalus) aus Südafrika.
aus Reisern oder Wurzeln, gewöhnlich aber aus biegsamen Grashalmen, welche, wie es scheint,
durch den Speichel der Vögel noch besonders geschmeidig gemacht werden, zusammengeschichtet oder
gewebt sind. Das Gefüge und die Anlage sind ziemlich verschieden. Bei einigen Arten bauen sich
auch die Männchen besondere Nester, in denen sie verweilen, während die Weibchen brüten. Manche
Webervögel bauen sich ihre Nester so dicht an einander, daß die ganze Ansiedlung in gewissem Sinne
nur ein einziger Bau ist. Andere errichten große Nester, welche wenigstens drei, vier Nest-
kämmerchen enthalten. Die Mehrzahl sind solche, welche ausschließlich zur Wiege der Jungen und
bezüglich zum Singkämmerchen des Männchens bestimmt sind. Unsere Abbildungen zeigen uns Brut-

Die Neſter der Webervögel.
und unter Umſtänden wahrhaft verheerend in die Felder einfallen können, ſchwärmen längere Zeit im
Lande umher, mauſern dabei und kehren ſchließlich zu demſelben Baum oder wenigſtens in deſſen
Nähe zurück, welcher ihre oder ihrer Jungen Wiege war. Hier herrſcht dann einige Monate lang
ein ſehr reges Leben; denn der Bau der Neſter erfordert viel Zeit, und die Vögel ſind, falls man ſo
ſagen darf, ſo eigenſinnig, daß ſie oft das faſt ganz fertige Neſt wieder einreißen und ein neues
errichten. Die Neſter ſelbſt werde ich bei Beſchreibung der einzelnen Arten zu ſchildern haben;
hier mag es genügen, wenn ich ſage, daß ſie ohne Ausnahme Kunſtbauten ſind, welche entweder
[Abbildung] Brutneſter des goldſtirnigen Weders (Oriolinus icterocephalus) aus Südafrika.
aus Reiſern oder Wurzeln, gewöhnlich aber aus biegſamen Grashalmen, welche, wie es ſcheint,
durch den Speichel der Vögel noch beſonders geſchmeidig gemacht werden, zuſammengeſchichtet oder
gewebt ſind. Das Gefüge und die Anlage ſind ziemlich verſchieden. Bei einigen Arten bauen ſich
auch die Männchen beſondere Neſter, in denen ſie verweilen, während die Weibchen brüten. Manche
Webervögel bauen ſich ihre Neſter ſo dicht an einander, daß die ganze Anſiedlung in gewiſſem Sinne
nur ein einziger Bau iſt. Andere errichten große Neſter, welche wenigſtens drei, vier Neſt-
kämmerchen enthalten. Die Mehrzahl ſind ſolche, welche ausſchließlich zur Wiege der Jungen und
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[219/0239] Die Neſter der Webervögel. und unter Umſtänden wahrhaft verheerend in die Felder einfallen können, ſchwärmen längere Zeit im Lande umher, mauſern dabei und kehren ſchließlich zu demſelben Baum oder wenigſtens in deſſen Nähe zurück, welcher ihre oder ihrer Jungen Wiege war. Hier herrſcht dann einige Monate lang ein ſehr reges Leben; denn der Bau der Neſter erfordert viel Zeit, und die Vögel ſind, falls man ſo ſagen darf, ſo eigenſinnig, daß ſie oft das faſt ganz fertige Neſt wieder einreißen und ein neues errichten. Die Neſter ſelbſt werde ich bei Beſchreibung der einzelnen Arten zu ſchildern haben; hier mag es genügen, wenn ich ſage, daß ſie ohne Ausnahme Kunſtbauten ſind, welche entweder [Abbildung Brutneſter des goldſtirnigen Weders (Oriolinus icterocephalus) aus Südafrika.] aus Reiſern oder Wurzeln, gewöhnlich aber aus biegſamen Grashalmen, welche, wie es ſcheint, durch den Speichel der Vögel noch beſonders geſchmeidig gemacht werden, zuſammengeſchichtet oder gewebt ſind. Das Gefüge und die Anlage ſind ziemlich verſchieden. Bei einigen Arten bauen ſich auch die Männchen beſondere Neſter, in denen ſie verweilen, während die Weibchen brüten. Manche Webervögel bauen ſich ihre Neſter ſo dicht an einander, daß die ganze Anſiedlung in gewiſſem Sinne nur ein einziger Bau iſt. Andere errichten große Neſter, welche wenigſtens drei, vier Neſt- kämmerchen enthalten. Die Mehrzahl ſind ſolche, welche ausſchließlich zur Wiege der Jungen und bezüglich zum Singkämmerchen des Männchens beſtimmt ſind. Unſere Abbildungen zeigen uns Brut-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/239>, abgerufen am 23.11.2024.