das Paradies, aus welchem er sich schwer vertreiben läßt. Hier lebt er mehr nach Art der Rohrsänger, als nach Finkenweise. Geschickt klettert er wie jener an den Halmen auf und nieder, gewandt schlüpft er durch das Schilfgras am Boden, und wie der Rohrsänger verbirgt er sich bei Gefahr in dem Dickicht der Halme. Erst nachdem die Felder abgeerntet sind, welche ihm während der Brutzeit Herberge gaben, streift er, wie Andere seiner Familie, im Lande umher.
Man kann nicht sagen, daß der Feuerfink eigentliche Ansiedelungen bilde; wohl aber muß man auch ihm Geselligkeit nachrühmen. Obgleich die Männchen sich gegenseitig zum Gesang anfeuern und wie verliebte Hähne balzend auf den Durrahspitzen sich wiegen, gerathen sie doch selten oder nie in Streit. Es herrscht unter ihnen ein Wetteifer der harmlosesten Art: sie vergnügen sich gegenseitig mehr, als sie sich erzürnen. Die Nester sind ebenfalls kunstreich zusammengewebt, aber doch viel leichtfertiger gebaut, als die anderer Webervögel. Sie bestehen auch aus Grashalmen, werden aber nicht aufgehängt, sondern in kleine versteckte oder ganz von hohem Gras umgebene Büsche zwischen die Stengel der Durrah oder selbst in das hohe Gras gebaut. Nach Gestalt und Größe weichen sie sehr von einander ab. Einige sind rundlich, andere sehr gestreckt; doch darf man im Durchschnitt ihre Länge zu 7 bis 8, die Breite zu 4 bis 5 Zoll annehmen. Die Wandungen sind gitterartig und so locker zusammengefügt, daß man die drei bis sechs himmelblauen Eier durchschimmern sieht. Nicht selten findet man zehn bis zwölf solcher Nester auf einem Raume weniger Geviertruthen. Jch glaube, daß das Weibchen allein brütet, kann Dies mit Sicherheit jedoch nicht behaupten und kenne auch die Brutdauer nicht. Nur so viel kann ich sagen, daß die Jungen ausgeflogen sind, bevor die Durrah eingeerntet wird und daß nach dem Ausfliegen Alt und Jung sich zu großen Scharen zusammen- schlagen und jetzt oft zur Landplage werden. Dann sind die armen Nubier, welche jeden fruchtbaren Schlammstreifen benutzen und bebauen müssen, genöthigt, gegen dieselben Vögel, welche bis dahin ihren Feldern zum prächtigsten Schmuck gereichten, Wachen auszustellen, deren Thätigkeit durch die Feuer- finken fortwährend rege gehalten wird. Jhrethalben werden die Gerüste errichtet, von denen ich weiter oben schon gesprochen habe.
Der Feuerfink kommt häufig lebend auf unsern Thiermarkt, wird aber von Nichtkundigen hier oft übersehen, weil er nur wenige Monate im Jahre sein Prachtkleid anlegt. Jm Käfig hält man ihn beim gewöhnlichsten Futter ohne alle Mühe und wahrscheinlich wird es, wenn man sich Zeit und Mühe nicht verdrießen lassen will, nicht schwer halten, ihn auch bei uns zur Fortpflanzung zu bringen. Seine Pracht und sein anmuthiges Betragen empfehlen ihn sehr als Stubenvogel.
Die vorstehende Abbildung stellt einen verwandten Feuerfinken (Euplectes Petiti) vor. Bei ihm ist fast die ganze Unterseite schwarz, das übrige Gefieder hingegen ähnlich gezeichnet, wie bei jenem.
Auch die größte Weberfamilie, welche man einem Mitgliede zu Liebe Büffelweber (Textor) genannt hat, verdient der Erwähnung, weniger ihrer Farbenpracht, als ihrer eigenthümlichen Sitten halber. Außer ihrer Größe kennzeichnen die Büffelweber der dickkegelförmige, an der Wurzel oft an- geschwollene Schnabel, die langen, stark abgerundeten Schwingen, unter denen die erste sehr kurz, die dritte, vierte oder fünfte die längste ist, und der etwas abgerundete oder abgestutzte Schwanz.
Die bekannteste Art der Gruppe ist der Viehweber oder Büffelvogel (Textor erythrorhyn- chus). Seine Länge beträgt 83/4 bis 91/4 Zoll. Das Gefieder ist schwarz, auf den vorderen großen Flügeldeckfedern und den Schwingen am Außenrande weiß gesäumt, der Schnabel ist blaßrosenroth, der Fuß blaßbräunlich, das Auge dunkelbraun.
Der Alektovogel (Textor Alecto oder Alectornis albirostris) ähnelt ihm in der Färbung, ist aber doch leicht zu unterscheiden, zumal durch die Auftreibung an der Schnabelwurzel. Das Gefieder ist schwarz und glanzlos, einige Federn unter den Flügeln und an den Weichen sind weiß. Das
Feuerfink. Viehweber. Alektovogel.
das Paradies, aus welchem er ſich ſchwer vertreiben läßt. Hier lebt er mehr nach Art der Rohrſänger, als nach Finkenweiſe. Geſchickt klettert er wie jener an den Halmen auf und nieder, gewandt ſchlüpft er durch das Schilfgras am Boden, und wie der Rohrſänger verbirgt er ſich bei Gefahr in dem Dickicht der Halme. Erſt nachdem die Felder abgeerntet ſind, welche ihm während der Brutzeit Herberge gaben, ſtreift er, wie Andere ſeiner Familie, im Lande umher.
Man kann nicht ſagen, daß der Feuerfink eigentliche Anſiedelungen bilde; wohl aber muß man auch ihm Geſelligkeit nachrühmen. Obgleich die Männchen ſich gegenſeitig zum Geſang anfeuern und wie verliebte Hähne balzend auf den Durrahſpitzen ſich wiegen, gerathen ſie doch ſelten oder nie in Streit. Es herrſcht unter ihnen ein Wetteifer der harmloſeſten Art: ſie vergnügen ſich gegenſeitig mehr, als ſie ſich erzürnen. Die Neſter ſind ebenfalls kunſtreich zuſammengewebt, aber doch viel leichtfertiger gebaut, als die anderer Webervögel. Sie beſtehen auch aus Grashalmen, werden aber nicht aufgehängt, ſondern in kleine verſteckte oder ganz von hohem Gras umgebene Büſche zwiſchen die Stengel der Durrah oder ſelbſt in das hohe Gras gebaut. Nach Geſtalt und Größe weichen ſie ſehr von einander ab. Einige ſind rundlich, andere ſehr geſtreckt; doch darf man im Durchſchnitt ihre Länge zu 7 bis 8, die Breite zu 4 bis 5 Zoll annehmen. Die Wandungen ſind gitterartig und ſo locker zuſammengefügt, daß man die drei bis ſechs himmelblauen Eier durchſchimmern ſieht. Nicht ſelten findet man zehn bis zwölf ſolcher Neſter auf einem Raume weniger Geviertruthen. Jch glaube, daß das Weibchen allein brütet, kann Dies mit Sicherheit jedoch nicht behaupten und kenne auch die Brutdauer nicht. Nur ſo viel kann ich ſagen, daß die Jungen ausgeflogen ſind, bevor die Durrah eingeerntet wird und daß nach dem Ausfliegen Alt und Jung ſich zu großen Scharen zuſammen- ſchlagen und jetzt oft zur Landplage werden. Dann ſind die armen Nubier, welche jeden fruchtbaren Schlammſtreifen benutzen und bebauen müſſen, genöthigt, gegen dieſelben Vögel, welche bis dahin ihren Feldern zum prächtigſten Schmuck gereichten, Wachen auszuſtellen, deren Thätigkeit durch die Feuer- finken fortwährend rege gehalten wird. Jhrethalben werden die Gerüſte errichtet, von denen ich weiter oben ſchon geſprochen habe.
Der Feuerfink kommt häufig lebend auf unſern Thiermarkt, wird aber von Nichtkundigen hier oft überſehen, weil er nur wenige Monate im Jahre ſein Prachtkleid anlegt. Jm Käfig hält man ihn beim gewöhnlichſten Futter ohne alle Mühe und wahrſcheinlich wird es, wenn man ſich Zeit und Mühe nicht verdrießen laſſen will, nicht ſchwer halten, ihn auch bei uns zur Fortpflanzung zu bringen. Seine Pracht und ſein anmuthiges Betragen empfehlen ihn ſehr als Stubenvogel.
Die vorſtehende Abbildung ſtellt einen verwandten Feuerfinken (Euplectes Petiti) vor. Bei ihm iſt faſt die ganze Unterſeite ſchwarz, das übrige Gefieder hingegen ähnlich gezeichnet, wie bei jenem.
Auch die größte Weberfamilie, welche man einem Mitgliede zu Liebe Büffelweber (Textor) genannt hat, verdient der Erwähnung, weniger ihrer Farbenpracht, als ihrer eigenthümlichen Sitten halber. Außer ihrer Größe kennzeichnen die Büffelweber der dickkegelförmige, an der Wurzel oft an- geſchwollene Schnabel, die langen, ſtark abgerundeten Schwingen, unter denen die erſte ſehr kurz, die dritte, vierte oder fünfte die längſte iſt, und der etwas abgerundete oder abgeſtutzte Schwanz.
Die bekannteſte Art der Gruppe iſt der Viehweber oder Büffelvogel (Textor erythrorhyn- chus). Seine Länge beträgt 8¾ bis 9¼ Zoll. Das Gefieder iſt ſchwarz, auf den vorderen großen Flügeldeckfedern und den Schwingen am Außenrande weiß geſäumt, der Schnabel iſt blaßroſenroth, der Fuß blaßbräunlich, das Auge dunkelbraun.
Der Alektovogel (Textor Alecto oder Alectornis albirostris) ähnelt ihm in der Färbung, iſt aber doch leicht zu unterſcheiden, zumal durch die Auftreibung an der Schnabelwurzel. Das Gefieder iſt ſchwarz und glanzlos, einige Federn unter den Flügeln und an den Weichen ſind weiß. Das
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Feuerfink. Viehweber. Alektovogel.
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als nach Finkenweiſe. Geſchickt klettert er wie jener an den Halmen auf und nieder, gewandt ſchlüpft
er durch das Schilfgras am Boden, und wie der Rohrſänger verbirgt er ſich bei Gefahr in dem Dickicht
der Halme. Erſt nachdem die Felder abgeerntet ſind, welche ihm während der Brutzeit Herberge
gaben, ſtreift er, wie Andere ſeiner Familie, im Lande umher.
Man kann nicht ſagen, daß der Feuerfink eigentliche Anſiedelungen bilde; wohl aber muß man
auch ihm Geſelligkeit nachrühmen. Obgleich die Männchen ſich gegenſeitig zum Geſang anfeuern und
wie verliebte Hähne balzend auf den Durrahſpitzen ſich wiegen, gerathen ſie doch ſelten oder nie in
Streit. Es herrſcht unter ihnen ein Wetteifer der harmloſeſten Art: ſie vergnügen ſich gegenſeitig
mehr, als ſie ſich erzürnen. Die Neſter ſind ebenfalls kunſtreich zuſammengewebt, aber doch viel
leichtfertiger gebaut, als die anderer Webervögel. Sie beſtehen auch aus Grashalmen, werden
aber nicht aufgehängt, ſondern in kleine verſteckte oder ganz von hohem Gras umgebene Büſche zwiſchen
die Stengel der Durrah oder ſelbſt in das hohe Gras gebaut. Nach Geſtalt und Größe weichen ſie
ſehr von einander ab. Einige ſind rundlich, andere ſehr geſtreckt; doch darf man im Durchſchnitt ihre
Länge zu 7 bis 8, die Breite zu 4 bis 5 Zoll annehmen. Die Wandungen ſind gitterartig und ſo
locker zuſammengefügt, daß man die drei bis ſechs himmelblauen Eier durchſchimmern ſieht. Nicht
ſelten findet man zehn bis zwölf ſolcher Neſter auf einem Raume weniger Geviertruthen. Jch glaube,
daß das Weibchen allein brütet, kann Dies mit Sicherheit jedoch nicht behaupten und kenne auch die
Brutdauer nicht. Nur ſo viel kann ich ſagen, daß die Jungen ausgeflogen ſind, bevor die Durrah
eingeerntet wird und daß nach dem Ausfliegen Alt und Jung ſich zu großen Scharen zuſammen-
ſchlagen und jetzt oft zur Landplage werden. Dann ſind die armen Nubier, welche jeden fruchtbaren
Schlammſtreifen benutzen und bebauen müſſen, genöthigt, gegen dieſelben Vögel, welche bis dahin ihren
Feldern zum prächtigſten Schmuck gereichten, Wachen auszuſtellen, deren Thätigkeit durch die Feuer-
finken fortwährend rege gehalten wird. Jhrethalben werden die Gerüſte errichtet, von denen ich weiter
oben ſchon geſprochen habe.
Der Feuerfink kommt häufig lebend auf unſern Thiermarkt, wird aber von Nichtkundigen hier
oft überſehen, weil er nur wenige Monate im Jahre ſein Prachtkleid anlegt. Jm Käfig hält man ihn
beim gewöhnlichſten Futter ohne alle Mühe und wahrſcheinlich wird es, wenn man ſich Zeit und Mühe
nicht verdrießen laſſen will, nicht ſchwer halten, ihn auch bei uns zur Fortpflanzung zu bringen.
Seine Pracht und ſein anmuthiges Betragen empfehlen ihn ſehr als Stubenvogel.
Die vorſtehende Abbildung ſtellt einen verwandten Feuerfinken (Euplectes Petiti) vor. Bei ihm
iſt faſt die ganze Unterſeite ſchwarz, das übrige Gefieder hingegen ähnlich gezeichnet, wie bei jenem.
Auch die größte Weberfamilie, welche man einem Mitgliede zu Liebe Büffelweber (Textor)
genannt hat, verdient der Erwähnung, weniger ihrer Farbenpracht, als ihrer eigenthümlichen Sitten
halber. Außer ihrer Größe kennzeichnen die Büffelweber der dickkegelförmige, an der Wurzel oft an-
geſchwollene Schnabel, die langen, ſtark abgerundeten Schwingen, unter denen die erſte ſehr kurz, die
dritte, vierte oder fünfte die längſte iſt, und der etwas abgerundete oder abgeſtutzte Schwanz.
Die bekannteſte Art der Gruppe iſt der Viehweber oder Büffelvogel (Textor erythrorhyn-
chus). Seine Länge beträgt 8¾ bis 9¼ Zoll. Das Gefieder iſt ſchwarz, auf den vorderen großen
Flügeldeckfedern und den Schwingen am Außenrande weiß geſäumt, der Schnabel iſt blaßroſenroth,
der Fuß blaßbräunlich, das Auge dunkelbraun.
Der Alektovogel (Textor Alecto oder Alectornis albirostris) ähnelt ihm in der Färbung, iſt
aber doch leicht zu unterſcheiden, zumal durch die Auftreibung an der Schnabelwurzel. Das Gefieder
iſt ſchwarz und glanzlos, einige Federn unter den Flügeln und an den Weichen ſind weiß. Das
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/253>, abgerufen am 21.11.2024.
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