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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Büffelweber.
Genüge. Auf den Boden kamen sie, um den Koth der Büffel zu durchsuchen. Nächst dem Dienste,
welchen sie den Büffeln durch Ablesen gedachter Schmarotzer erweisen, nützen sie noch dadurch, daß sie
ihre Freunde warnen, wenn irgend etwas Verdächtiges sich zeigt. Dann erheben alle Büffel die
Köpfe und entfliehen. Die Büffelweber besuchen nur Büffel, und diese haben keinen andern Wächter,
während die Madenhacker dem Rhinoceros gehören."

Den schwarzen Weber habe ich zwar nicht auf den Büffeln beobachtet, zweifle jedoch nicht, daß
auch er dem Herdenvieh Ost-Sudahns unter Umständen die gleichen Dienste leistet. Jch will, um
ihn zu schildern, Das wiederholen, was ich in meinen "Ergebnissen u. s. w." über ihn gesagt habe.
"Er gehört übrigens nicht unter die häufigen Vögel des Landes. Jch habe ihn erst südlich des 16.
Grades der nördlichen Breite und gar nicht oft gefunden. Wo er vorkommt, bildet er Gesellschaften;
einzeln sieht man ihn nicht. Die Gesellschaften sind nicht zahlreich, wie man am besten nach der
Anzahl der Nester einer Ansiedelung schließen kann. Jch zählte auf einzelnen Bäumen drei, sechs,
dreizehn und achtzehn solcher Nester. Es gehört aber auch schon ein ziemlich großer Baum dazu, um
so viel dieser sonderbaren Gebäude zu tragen. Jedes Nest ist nämlich ein für die Größe des schwarzen
Webers ungeheurer Bau von drei bis vier Fuß im Durchmesser. Es besteht aus Reisern und Zwei-
gen, zumal aus denen der Garat-Mimose, welche trotz ihrer Dornen benutzt werden. Diese
Zweige legt und flicht der Vogel zu Astgabeln, aber so wirr unter einander und so unordentlich zusam-
men, daß man beinahe bis in das Jnnere der Nestkammer blicken kann. Von außen sieht das Nest
kratzborstig aus. Ein Eingang führt in das Jnnere. Er ist im Anfang so groß, daß man bequem
mit der Faust eindringen kann, verengert sich aber mehr und mehr und geht endlich in einen Gang
über, welcher gerade für den Vogel passend ist. Der innere Theil des Nestes ist mit feinen Wür-
zelchen und mit Gras ausgefüllt." Heuglin gibt an, daß die Nester zuweilen noch viel größer
seien, nämlich 5 bis 8 Fuß Länge und 3 bis 5 Fuß Breite und Höhe erreichen können. Jn einem
solchen Haufen sind dann drei bis acht Nester angelegt; jedes einzelne ist in der beschriebenen Weise
mit feinem Gras und Federn gefüttert und enthält drei bis vier sehr feinschalige Eier, welche auf
weißlichem Grunde mit größeren, grauen, zuweilen leberbrannen Punkten und Flecken gezeichnet sind.

Ein solcher Nestbaum wird nun zu gewissen Zeiten des Jahres von einer überaus lärmenden
Gesellschaft bewohnt. Jn der Nähe Charthums beobachtete ich, daß der schwarze Weber zu Anfang der
Regenzeit, also Ende August, brütet. Jn der Samhara nistet er im April.

Jch weiß nicht, ob unsere Vögel während der übrigen Zeit des Jahres ebenso viel Lärm ver-
ursachen, wie während der Brutzeit. Die Ansiedelungen, welche ich kennen lernte, machten sich schon
von weitem durch das Geschrei der Vögel bemerklich. Die Stimme ist sehr laut und verschiedenartig.
Während weniger Minuten, welche ich unter einem Baume verweilte, schrieb ich mir folgende Laute
nieder: Eins der Männchen begann: "Ti, ti, terr, terr, terr, zerr, zäh", das andere antwortete:
"Gai, gai, zäh", ein drittes ließ den Ton "Guik, guik, guk, guk, gäh" vernehmen. Andere schrien:
"Gü, gü, gü, gü, gäh", und einige spannen nach Kräften. Es ging zu, wie bei einem Bienenschwarm.
Die Einen kamen, die Andern gingen, und es schien beinahe, als hätten sich fast noch alle ausgefloge-
nen Jungen auf dem Baum versammelt; denn mit den wenigen Nestern stimmte die große Menge
der Vögel nicht überein.

Der Flug des schwarzen Webers ist leicht, viel schwebend und durch langsame Flügelschläge aus-
gezeichnet. Die Flügel werden sehr hoch getragen. Der Lauf ist rasch und behend, und außerdem
versteht das Thier das Klettern ganz meisterhaft.

Ob einer dieser Vögel jemals im Käfig beobachtet worden ist oder nicht, vermag ich nicht zu sagen.



Büffelweber.
Genüge. Auf den Boden kamen ſie, um den Koth der Büffel zu durchſuchen. Nächſt dem Dienſte,
welchen ſie den Büffeln durch Ableſen gedachter Schmarotzer erweiſen, nützen ſie noch dadurch, daß ſie
ihre Freunde warnen, wenn irgend etwas Verdächtiges ſich zeigt. Dann erheben alle Büffel die
Köpfe und entfliehen. Die Büffelweber beſuchen nur Büffel, und dieſe haben keinen andern Wächter,
während die Madenhacker dem Rhinoceros gehören.‟

Den ſchwarzen Weber habe ich zwar nicht auf den Büffeln beobachtet, zweifle jedoch nicht, daß
auch er dem Herdenvieh Oſt-Sudahns unter Umſtänden die gleichen Dienſte leiſtet. Jch will, um
ihn zu ſchildern, Das wiederholen, was ich in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟ über ihn geſagt habe.
„Er gehört übrigens nicht unter die häufigen Vögel des Landes. Jch habe ihn erſt ſüdlich des 16.
Grades der nördlichen Breite und gar nicht oft gefunden. Wo er vorkommt, bildet er Geſellſchaften;
einzeln ſieht man ihn nicht. Die Geſellſchaften ſind nicht zahlreich, wie man am beſten nach der
Anzahl der Neſter einer Anſiedelung ſchließen kann. Jch zählte auf einzelnen Bäumen drei, ſechs,
dreizehn und achtzehn ſolcher Neſter. Es gehört aber auch ſchon ein ziemlich großer Baum dazu, um
ſo viel dieſer ſonderbaren Gebäude zu tragen. Jedes Neſt iſt nämlich ein für die Größe des ſchwarzen
Webers ungeheurer Bau von drei bis vier Fuß im Durchmeſſer. Es beſteht aus Reiſern und Zwei-
gen, zumal aus denen der Garat-Mimoſe, welche trotz ihrer Dornen benutzt werden. Dieſe
Zweige legt und flicht der Vogel zu Aſtgabeln, aber ſo wirr unter einander und ſo unordentlich zuſam-
men, daß man beinahe bis in das Jnnere der Neſtkammer blicken kann. Von außen ſieht das Neſt
kratzborſtig aus. Ein Eingang führt in das Jnnere. Er iſt im Anfang ſo groß, daß man bequem
mit der Fauſt eindringen kann, verengert ſich aber mehr und mehr und geht endlich in einen Gang
über, welcher gerade für den Vogel paſſend iſt. Der innere Theil des Neſtes iſt mit feinen Wür-
zelchen und mit Gras ausgefüllt.‟ Heuglin gibt an, daß die Neſter zuweilen noch viel größer
ſeien, nämlich 5 bis 8 Fuß Länge und 3 bis 5 Fuß Breite und Höhe erreichen können. Jn einem
ſolchen Haufen ſind dann drei bis acht Neſter angelegt; jedes einzelne iſt in der beſchriebenen Weiſe
mit feinem Gras und Federn gefüttert und enthält drei bis vier ſehr feinſchalige Eier, welche auf
weißlichem Grunde mit größeren, grauen, zuweilen leberbrannen Punkten und Flecken gezeichnet ſind.

Ein ſolcher Neſtbaum wird nun zu gewiſſen Zeiten des Jahres von einer überaus lärmenden
Geſellſchaft bewohnt. Jn der Nähe Charthums beobachtete ich, daß der ſchwarze Weber zu Anfang der
Regenzeit, alſo Ende Auguſt, brütet. Jn der Samhara niſtet er im April.

Jch weiß nicht, ob unſere Vögel während der übrigen Zeit des Jahres ebenſo viel Lärm ver-
urſachen, wie während der Brutzeit. Die Anſiedelungen, welche ich kennen lernte, machten ſich ſchon
von weitem durch das Geſchrei der Vögel bemerklich. Die Stimme iſt ſehr laut und verſchiedenartig.
Während weniger Minuten, welche ich unter einem Baume verweilte, ſchrieb ich mir folgende Laute
nieder: Eins der Männchen begann: „Ti, ti, terr, terr, terr, zerr, zäh‟, das andere antwortete:
„Gai, gai, zäh‟, ein drittes ließ den Ton „Guik, guik, guk, guk, gäh‟ vernehmen. Andere ſchrien:
„Gü, gü, gü, gü, gäh‟, und einige ſpannen nach Kräften. Es ging zu, wie bei einem Bienenſchwarm.
Die Einen kamen, die Andern gingen, und es ſchien beinahe, als hätten ſich faſt noch alle ausgefloge-
nen Jungen auf dem Baum verſammelt; denn mit den wenigen Neſtern ſtimmte die große Menge
der Vögel nicht überein.

Der Flug des ſchwarzen Webers iſt leicht, viel ſchwebend und durch langſame Flügelſchläge aus-
gezeichnet. Die Flügel werden ſehr hoch getragen. Der Lauf iſt raſch und behend, und außerdem
verſteht das Thier das Klettern ganz meiſterhaft.

Ob einer dieſer Vögel jemals im Käfig beobachtet worden iſt oder nicht, vermag ich nicht zu ſagen.



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[233/0255] Büffelweber. Genüge. Auf den Boden kamen ſie, um den Koth der Büffel zu durchſuchen. Nächſt dem Dienſte, welchen ſie den Büffeln durch Ableſen gedachter Schmarotzer erweiſen, nützen ſie noch dadurch, daß ſie ihre Freunde warnen, wenn irgend etwas Verdächtiges ſich zeigt. Dann erheben alle Büffel die Köpfe und entfliehen. Die Büffelweber beſuchen nur Büffel, und dieſe haben keinen andern Wächter, während die Madenhacker dem Rhinoceros gehören.‟ Den ſchwarzen Weber habe ich zwar nicht auf den Büffeln beobachtet, zweifle jedoch nicht, daß auch er dem Herdenvieh Oſt-Sudahns unter Umſtänden die gleichen Dienſte leiſtet. Jch will, um ihn zu ſchildern, Das wiederholen, was ich in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟ über ihn geſagt habe. „Er gehört übrigens nicht unter die häufigen Vögel des Landes. Jch habe ihn erſt ſüdlich des 16. Grades der nördlichen Breite und gar nicht oft gefunden. Wo er vorkommt, bildet er Geſellſchaften; einzeln ſieht man ihn nicht. Die Geſellſchaften ſind nicht zahlreich, wie man am beſten nach der Anzahl der Neſter einer Anſiedelung ſchließen kann. Jch zählte auf einzelnen Bäumen drei, ſechs, dreizehn und achtzehn ſolcher Neſter. Es gehört aber auch ſchon ein ziemlich großer Baum dazu, um ſo viel dieſer ſonderbaren Gebäude zu tragen. Jedes Neſt iſt nämlich ein für die Größe des ſchwarzen Webers ungeheurer Bau von drei bis vier Fuß im Durchmeſſer. Es beſteht aus Reiſern und Zwei- gen, zumal aus denen der Garat-Mimoſe, welche trotz ihrer Dornen benutzt werden. Dieſe Zweige legt und flicht der Vogel zu Aſtgabeln, aber ſo wirr unter einander und ſo unordentlich zuſam- men, daß man beinahe bis in das Jnnere der Neſtkammer blicken kann. Von außen ſieht das Neſt kratzborſtig aus. Ein Eingang führt in das Jnnere. Er iſt im Anfang ſo groß, daß man bequem mit der Fauſt eindringen kann, verengert ſich aber mehr und mehr und geht endlich in einen Gang über, welcher gerade für den Vogel paſſend iſt. Der innere Theil des Neſtes iſt mit feinen Wür- zelchen und mit Gras ausgefüllt.‟ Heuglin gibt an, daß die Neſter zuweilen noch viel größer ſeien, nämlich 5 bis 8 Fuß Länge und 3 bis 5 Fuß Breite und Höhe erreichen können. Jn einem ſolchen Haufen ſind dann drei bis acht Neſter angelegt; jedes einzelne iſt in der beſchriebenen Weiſe mit feinem Gras und Federn gefüttert und enthält drei bis vier ſehr feinſchalige Eier, welche auf weißlichem Grunde mit größeren, grauen, zuweilen leberbrannen Punkten und Flecken gezeichnet ſind. Ein ſolcher Neſtbaum wird nun zu gewiſſen Zeiten des Jahres von einer überaus lärmenden Geſellſchaft bewohnt. Jn der Nähe Charthums beobachtete ich, daß der ſchwarze Weber zu Anfang der Regenzeit, alſo Ende Auguſt, brütet. Jn der Samhara niſtet er im April. Jch weiß nicht, ob unſere Vögel während der übrigen Zeit des Jahres ebenſo viel Lärm ver- urſachen, wie während der Brutzeit. Die Anſiedelungen, welche ich kennen lernte, machten ſich ſchon von weitem durch das Geſchrei der Vögel bemerklich. Die Stimme iſt ſehr laut und verſchiedenartig. Während weniger Minuten, welche ich unter einem Baume verweilte, ſchrieb ich mir folgende Laute nieder: Eins der Männchen begann: „Ti, ti, terr, terr, terr, zerr, zäh‟, das andere antwortete: „Gai, gai, zäh‟, ein drittes ließ den Ton „Guik, guik, guk, guk, gäh‟ vernehmen. Andere ſchrien: „Gü, gü, gü, gü, gäh‟, und einige ſpannen nach Kräften. Es ging zu, wie bei einem Bienenſchwarm. Die Einen kamen, die Andern gingen, und es ſchien beinahe, als hätten ſich faſt noch alle ausgefloge- nen Jungen auf dem Baum verſammelt; denn mit den wenigen Neſtern ſtimmte die große Menge der Vögel nicht überein. Der Flug des ſchwarzen Webers iſt leicht, viel ſchwebend und durch langſame Flügelſchläge aus- gezeichnet. Die Flügel werden ſehr hoch getragen. Der Lauf iſt raſch und behend, und außerdem verſteht das Thier das Klettern ganz meiſterhaft. Ob einer dieſer Vögel jemals im Käfig beobachtet worden iſt oder nicht, vermag ich nicht zu ſagen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/255>, abgerufen am 21.11.2024.