schwarz, ihr Fuß bräunlichgrau. Die Länge beträgt 81/2 bis 83/4 Zoll, die Breite 14 bis 15 Zoll; der Fittig mißt 4 2/3 bis 4 5/6 Zoll, der Schwanz 21/2 bis 23/4 Zoll. Die kleineren Maße gelten für das Weibchen.
Jm Süden Europas wird der Vogel durch eine ihm sehr verwandte Art, den sogenannten ein- farbigen Staar (Sturnus unicolor) vertreten. Dieser unterscheidet sich durch eigenthümliche Bil- dung der Kopf-, Brust- und Nackenfedern, welche sehr lang und schmal sind, sowie durch die Zeichnung; denn das matt schieferfarbene, schwach metallisch glänzende Gefieder ist fast gänzlich ungefleckt. Der junge Vogel ähnelt seinen Verwandten im Jugendkleide, ist aber immer dunkelbräunlich. Nach An- gabe der südeuropäischen Forscher ist der einfarbige Staar etwas größer, als der unsrige. Jch habe blos ein Weibchen gemessen, welches diese Angabe nicht bestätigt. Bei ihm beträgt die Länge 8 1/3 Zoll, die Breite 141/2 Zoll, die Fittiglänge 4 5/6 Zoll und die Schwanzlänge 21/2 Zoll. Die Farbe des Auges, des Schnabels und der Füße ist genau so wie bei unserm Staar.
Es bedarf kaum der Erwähnung, daß gewisse Naturforscher hinsichtlich dieser beiden Staaren ebenfalls mit aller Bestimmtheit von Einwirkungen des Klimas sprechen und beide nur als Abände- rungen ein und derselben Art betrachten, während es Demjenigen, welcher die Vögel lebend vor sich sieht, niemals einfallen wird, sie als gleichartige Thiere anzusehen. Der einfarbige Staar findet sich in Spanien, im südlichen Jtalien, in der Ukraine und einem großen Theile Asiens: so soll er in Kaschmir, Sind und Punjab gemein sein. Sein Leben kommt, so viel wir jetzt wissen, im wesent- lichen mit dem unseres deutschen Vogels überein; es genügt daher, wenn wir diesen genauer betrachten.
Von Jsland und den Faroerinseln an wird der gemeine Staar im größten Theile Europas wenig- stens zeitweilig gefunden; denn er ist keineswegs überall Standvogel. So erscheint er in allen südlichen Provinzen Spaniens nur während des Winters, und wahrscheinlich wird Dasselbe für Süditalien und Griechenland gelten; in den Pyrenäen und in den südlichen Alpen jedoch ist er noch Brutvogel. Er bevorzugt ebene Gegenden und in diesen Auenwaldungen, weil er ein Freund des Wassers oder min- destens feuchter Strecken ist. Er läßt sich aber auch in Gegenden, welche er sonst nur auf dem Zuge berührt, fesseln, sobald man ihm zweckentsprechende Wohnungen d. h. Brutkästen herrichtet. Lenz hat ihn im Thüringerwalde heimisch gemacht und, wie weiter unten mitgetheilt werden soll, bis zum Jahre 1861 ein Staarenheer von mehreren Hunderttausenden in das Feld gestellt.
Bei uns zu Lande ist der Staar Zugvogel; aber er erscheint unter allen am frühesten und bleibt bis tief in den Spätherbst hinein. Seine Reisen dehnt er höchstens bis Nordafrika aus; in Algier und Egypten ist er jeden Winter ein regelmäßiger Gast. Die Hauptmasse der Ausgewanderten bleibt bereits in Südeuropa wohnen und treibt sich hier während des Winters mit allerhand andern Vögeln, mit Raben, Drosseln und ähnlichen im Lande umher. Wenn der Staar meint, daß die Heimat ihm wieder Nahrung geben könne, macht er sich auf die Reise, und so sieht man ihn bei uns regelmäßig schon vor der Schneeschmelze.
Es gibt vielleicht keinen Vogel, welcher munterer, heiterer, fröhlicher wäre, als der Staar es ist. Wenn er bei uns ankommt, ist das Wetter noch recht trübe: Schneeflocken wirbeln vom Him- mel herunter, die Nahrung ist knapp, und die Heimat nimmt ihn sehr unfreundlich auf. Demunge- achtet singt er schon vom ersten Tage an heiter und vergnügt sein Lied in die Welt hinein und setzt sich dazu, wie gewohnt, auch noch auf die höchsten Punkte, wo das Wetter ihm von allen Seiten bei- kommen kann. Er betrachtet die Verhältnisse mit der Ruhe und der Heiterkeit eines Weltweisen und läßt sich nun und nimmermehr um seine ewig gute Laune bringen. Wer ihn kennt, muß ihn lieb gewinnen, und wer ihn noch nicht kennt, sollte Alles thun, ihn an sich zu fesseln. Der Staar wird dem Menschen zu einem lieben, treuen Freunde, welcher jede Sorgfalt, die ihm gewidmet wurde, tau- sendfach vergilt. Deshalb ist er denn auch der Liebling von Groß und Klein, ein gern gesehener Gast, wo er sich zeigt.
Staar.
ſchwarz, ihr Fuß bräunlichgrau. Die Länge beträgt 8½ bis 8¾ Zoll, die Breite 14 bis 15 Zoll; der Fittig mißt 4⅔ bis 4⅚ Zoll, der Schwanz 2½ bis 2¾ Zoll. Die kleineren Maße gelten für das Weibchen.
Jm Süden Europas wird der Vogel durch eine ihm ſehr verwandte Art, den ſogenannten ein- farbigen Staar (Sturnus unicolor) vertreten. Dieſer unterſcheidet ſich durch eigenthümliche Bil- dung der Kopf-, Bruſt- und Nackenfedern, welche ſehr lang und ſchmal ſind, ſowie durch die Zeichnung; denn das matt ſchieferfarbene, ſchwach metalliſch glänzende Gefieder iſt faſt gänzlich ungefleckt. Der junge Vogel ähnelt ſeinen Verwandten im Jugendkleide, iſt aber immer dunkelbräunlich. Nach An- gabe der ſüdeuropäiſchen Forſcher iſt der einfarbige Staar etwas größer, als der unſrige. Jch habe blos ein Weibchen gemeſſen, welches dieſe Angabe nicht beſtätigt. Bei ihm beträgt die Länge 8⅓ Zoll, die Breite 14½ Zoll, die Fittiglänge 4⅚ Zoll und die Schwanzlänge 2½ Zoll. Die Farbe des Auges, des Schnabels und der Füße iſt genau ſo wie bei unſerm Staar.
Es bedarf kaum der Erwähnung, daß gewiſſe Naturforſcher hinſichtlich dieſer beiden Staaren ebenfalls mit aller Beſtimmtheit von Einwirkungen des Klimas ſprechen und beide nur als Abände- rungen ein und derſelben Art betrachten, während es Demjenigen, welcher die Vögel lebend vor ſich ſieht, niemals einfallen wird, ſie als gleichartige Thiere anzuſehen. Der einfarbige Staar findet ſich in Spanien, im ſüdlichen Jtalien, in der Ukraine und einem großen Theile Aſiens: ſo ſoll er in Kaſchmir, Sind und Punjab gemein ſein. Sein Leben kommt, ſo viel wir jetzt wiſſen, im weſent- lichen mit dem unſeres deutſchen Vogels überein; es genügt daher, wenn wir dieſen genauer betrachten.
Von Jsland und den Faroerinſeln an wird der gemeine Staar im größten Theile Europas wenig- ſtens zeitweilig gefunden; denn er iſt keineswegs überall Standvogel. So erſcheint er in allen ſüdlichen Provinzen Spaniens nur während des Winters, und wahrſcheinlich wird Daſſelbe für Süditalien und Griechenland gelten; in den Pyrenäen und in den ſüdlichen Alpen jedoch iſt er noch Brutvogel. Er bevorzugt ebene Gegenden und in dieſen Auenwaldungen, weil er ein Freund des Waſſers oder min- deſtens feuchter Strecken iſt. Er läßt ſich aber auch in Gegenden, welche er ſonſt nur auf dem Zuge berührt, feſſeln, ſobald man ihm zweckentſprechende Wohnungen d. h. Brutkäſten herrichtet. Lenz hat ihn im Thüringerwalde heimiſch gemacht und, wie weiter unten mitgetheilt werden ſoll, bis zum Jahre 1861 ein Staarenheer von mehreren Hunderttauſenden in das Feld geſtellt.
Bei uns zu Lande iſt der Staar Zugvogel; aber er erſcheint unter allen am früheſten und bleibt bis tief in den Spätherbſt hinein. Seine Reiſen dehnt er höchſtens bis Nordafrika aus; in Algier und Egypten iſt er jeden Winter ein regelmäßiger Gaſt. Die Hauptmaſſe der Ausgewanderten bleibt bereits in Südeuropa wohnen und treibt ſich hier während des Winters mit allerhand andern Vögeln, mit Raben, Droſſeln und ähnlichen im Lande umher. Wenn der Staar meint, daß die Heimat ihm wieder Nahrung geben könne, macht er ſich auf die Reiſe, und ſo ſieht man ihn bei uns regelmäßig ſchon vor der Schneeſchmelze.
Es gibt vielleicht keinen Vogel, welcher munterer, heiterer, fröhlicher wäre, als der Staar es iſt. Wenn er bei uns ankommt, iſt das Wetter noch recht trübe: Schneeflocken wirbeln vom Him- mel herunter, die Nahrung iſt knapp, und die Heimat nimmt ihn ſehr unfreundlich auf. Demunge- achtet ſingt er ſchon vom erſten Tage an heiter und vergnügt ſein Lied in die Welt hinein und ſetzt ſich dazu, wie gewohnt, auch noch auf die höchſten Punkte, wo das Wetter ihm von allen Seiten bei- kommen kann. Er betrachtet die Verhältniſſe mit der Ruhe und der Heiterkeit eines Weltweiſen und läßt ſich nun und nimmermehr um ſeine ewig gute Laune bringen. Wer ihn kennt, muß ihn lieb gewinnen, und wer ihn noch nicht kennt, ſollte Alles thun, ihn an ſich zu feſſeln. Der Staar wird dem Menſchen zu einem lieben, treuen Freunde, welcher jede Sorgfalt, die ihm gewidmet wurde, tau- ſendfach vergilt. Deshalb iſt er denn auch der Liebling von Groß und Klein, ein gern geſehener Gaſt, wo er ſich zeigt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0319"n="295"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Staar.</hi></fw><lb/>ſchwarz, ihr Fuß bräunlichgrau. Die Länge beträgt 8½ bis 8¾ Zoll, die Breite 14 bis 15 Zoll;<lb/>
der Fittig mißt 4⅔ bis 4⅚ Zoll, der Schwanz 2½ bis 2¾ Zoll. Die kleineren Maße gelten für<lb/>
das Weibchen.</p><lb/><p>Jm Süden Europas wird der Vogel durch eine ihm ſehr verwandte Art, den ſogenannten <hirendition="#g">ein-<lb/>
farbigen Staar</hi> (<hirendition="#aq">Sturnus unicolor</hi>) vertreten. Dieſer unterſcheidet ſich durch eigenthümliche Bil-<lb/>
dung der Kopf-, Bruſt- und Nackenfedern, welche ſehr lang und ſchmal ſind, ſowie durch die Zeichnung;<lb/>
denn das matt ſchieferfarbene, ſchwach metalliſch glänzende Gefieder iſt faſt gänzlich ungefleckt. Der<lb/>
junge Vogel ähnelt ſeinen Verwandten im Jugendkleide, iſt aber immer dunkelbräunlich. Nach An-<lb/>
gabe der ſüdeuropäiſchen Forſcher iſt der einfarbige Staar etwas größer, als der unſrige. Jch habe<lb/>
blos ein Weibchen gemeſſen, welches dieſe Angabe nicht beſtätigt. Bei ihm beträgt die Länge 8⅓ Zoll,<lb/>
die Breite 14½ Zoll, die Fittiglänge 4⅚ Zoll und die Schwanzlänge 2½ Zoll. Die Farbe des<lb/>
Auges, des Schnabels und der Füße iſt genau ſo wie bei unſerm Staar.</p><lb/><p>Es bedarf kaum der Erwähnung, daß gewiſſe Naturforſcher hinſichtlich dieſer beiden Staaren<lb/>
ebenfalls mit aller Beſtimmtheit von Einwirkungen des Klimas ſprechen und beide nur als Abände-<lb/>
rungen ein und derſelben Art betrachten, während es Demjenigen, welcher die Vögel lebend vor ſich<lb/>ſieht, niemals einfallen wird, ſie als gleichartige Thiere anzuſehen. Der einfarbige Staar findet ſich<lb/>
in Spanien, im ſüdlichen Jtalien, in der Ukraine und einem großen Theile Aſiens: ſo ſoll er in<lb/>
Kaſchmir, Sind und Punjab gemein ſein. Sein Leben kommt, ſo viel wir jetzt wiſſen, im weſent-<lb/>
lichen mit dem unſeres deutſchen Vogels überein; es genügt daher, wenn wir dieſen genauer<lb/>
betrachten.</p><lb/><p>Von Jsland und den Faroerinſeln an wird der gemeine Staar im größten Theile Europas wenig-<lb/>ſtens zeitweilig gefunden; denn er iſt keineswegs überall Standvogel. So erſcheint er in allen ſüdlichen<lb/>
Provinzen Spaniens nur während des Winters, und wahrſcheinlich wird Daſſelbe für Süditalien und<lb/>
Griechenland gelten; in den Pyrenäen und in den ſüdlichen Alpen jedoch iſt er noch Brutvogel. Er<lb/>
bevorzugt ebene Gegenden und in dieſen Auenwaldungen, weil er ein Freund des Waſſers oder min-<lb/>
deſtens feuchter Strecken iſt. Er läßt ſich aber auch in Gegenden, welche er ſonſt nur auf dem Zuge<lb/>
berührt, feſſeln, ſobald man ihm zweckentſprechende Wohnungen d. h. Brutkäſten herrichtet. <hirendition="#g">Lenz</hi><lb/>
hat ihn im Thüringerwalde heimiſch gemacht und, wie weiter unten mitgetheilt werden ſoll, bis zum<lb/>
Jahre 1861 ein Staarenheer von mehreren Hunderttauſenden in das Feld geſtellt.</p><lb/><p>Bei uns zu Lande iſt der Staar Zugvogel; aber er erſcheint unter allen am früheſten und bleibt<lb/>
bis tief in den Spätherbſt hinein. Seine Reiſen dehnt er höchſtens bis Nordafrika aus; in Algier<lb/>
und Egypten iſt er jeden Winter ein regelmäßiger Gaſt. Die Hauptmaſſe der Ausgewanderten<lb/>
bleibt bereits in Südeuropa wohnen und treibt ſich hier während des Winters mit allerhand<lb/>
andern Vögeln, mit <hirendition="#g">Raben, Droſſeln</hi> und ähnlichen im Lande umher. Wenn der Staar meint,<lb/>
daß die Heimat ihm wieder Nahrung geben könne, macht er ſich auf die Reiſe, und ſo ſieht man ihn<lb/>
bei uns regelmäßig ſchon vor der Schneeſchmelze.</p><lb/><p>Es gibt vielleicht keinen Vogel, welcher munterer, heiterer, fröhlicher wäre, als der Staar<lb/>
es iſt. Wenn er bei uns ankommt, iſt das Wetter noch recht trübe: Schneeflocken wirbeln vom Him-<lb/>
mel herunter, die Nahrung iſt knapp, und die Heimat nimmt ihn ſehr unfreundlich auf. Demunge-<lb/>
achtet ſingt er ſchon vom erſten Tage an heiter und vergnügt ſein Lied in die Welt hinein und ſetzt<lb/>ſich dazu, wie gewohnt, auch noch auf die höchſten Punkte, wo das Wetter ihm von allen Seiten bei-<lb/>
kommen kann. Er betrachtet die Verhältniſſe mit der Ruhe und der Heiterkeit eines Weltweiſen und<lb/>
läßt ſich nun und nimmermehr um ſeine ewig gute Laune bringen. Wer ihn kennt, muß ihn lieb<lb/>
gewinnen, und wer ihn noch nicht kennt, ſollte Alles thun, ihn an ſich zu feſſeln. Der Staar wird<lb/>
dem Menſchen zu einem lieben, treuen Freunde, welcher jede Sorgfalt, die ihm gewidmet wurde, tau-<lb/>ſendfach vergilt. Deshalb iſt er denn auch der Liebling von Groß und Klein, ein gern geſehener Gaſt,<lb/>
wo er ſich zeigt.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[295/0319]
Staar.
ſchwarz, ihr Fuß bräunlichgrau. Die Länge beträgt 8½ bis 8¾ Zoll, die Breite 14 bis 15 Zoll;
der Fittig mißt 4⅔ bis 4⅚ Zoll, der Schwanz 2½ bis 2¾ Zoll. Die kleineren Maße gelten für
das Weibchen.
Jm Süden Europas wird der Vogel durch eine ihm ſehr verwandte Art, den ſogenannten ein-
farbigen Staar (Sturnus unicolor) vertreten. Dieſer unterſcheidet ſich durch eigenthümliche Bil-
dung der Kopf-, Bruſt- und Nackenfedern, welche ſehr lang und ſchmal ſind, ſowie durch die Zeichnung;
denn das matt ſchieferfarbene, ſchwach metalliſch glänzende Gefieder iſt faſt gänzlich ungefleckt. Der
junge Vogel ähnelt ſeinen Verwandten im Jugendkleide, iſt aber immer dunkelbräunlich. Nach An-
gabe der ſüdeuropäiſchen Forſcher iſt der einfarbige Staar etwas größer, als der unſrige. Jch habe
blos ein Weibchen gemeſſen, welches dieſe Angabe nicht beſtätigt. Bei ihm beträgt die Länge 8⅓ Zoll,
die Breite 14½ Zoll, die Fittiglänge 4⅚ Zoll und die Schwanzlänge 2½ Zoll. Die Farbe des
Auges, des Schnabels und der Füße iſt genau ſo wie bei unſerm Staar.
Es bedarf kaum der Erwähnung, daß gewiſſe Naturforſcher hinſichtlich dieſer beiden Staaren
ebenfalls mit aller Beſtimmtheit von Einwirkungen des Klimas ſprechen und beide nur als Abände-
rungen ein und derſelben Art betrachten, während es Demjenigen, welcher die Vögel lebend vor ſich
ſieht, niemals einfallen wird, ſie als gleichartige Thiere anzuſehen. Der einfarbige Staar findet ſich
in Spanien, im ſüdlichen Jtalien, in der Ukraine und einem großen Theile Aſiens: ſo ſoll er in
Kaſchmir, Sind und Punjab gemein ſein. Sein Leben kommt, ſo viel wir jetzt wiſſen, im weſent-
lichen mit dem unſeres deutſchen Vogels überein; es genügt daher, wenn wir dieſen genauer
betrachten.
Von Jsland und den Faroerinſeln an wird der gemeine Staar im größten Theile Europas wenig-
ſtens zeitweilig gefunden; denn er iſt keineswegs überall Standvogel. So erſcheint er in allen ſüdlichen
Provinzen Spaniens nur während des Winters, und wahrſcheinlich wird Daſſelbe für Süditalien und
Griechenland gelten; in den Pyrenäen und in den ſüdlichen Alpen jedoch iſt er noch Brutvogel. Er
bevorzugt ebene Gegenden und in dieſen Auenwaldungen, weil er ein Freund des Waſſers oder min-
deſtens feuchter Strecken iſt. Er läßt ſich aber auch in Gegenden, welche er ſonſt nur auf dem Zuge
berührt, feſſeln, ſobald man ihm zweckentſprechende Wohnungen d. h. Brutkäſten herrichtet. Lenz
hat ihn im Thüringerwalde heimiſch gemacht und, wie weiter unten mitgetheilt werden ſoll, bis zum
Jahre 1861 ein Staarenheer von mehreren Hunderttauſenden in das Feld geſtellt.
Bei uns zu Lande iſt der Staar Zugvogel; aber er erſcheint unter allen am früheſten und bleibt
bis tief in den Spätherbſt hinein. Seine Reiſen dehnt er höchſtens bis Nordafrika aus; in Algier
und Egypten iſt er jeden Winter ein regelmäßiger Gaſt. Die Hauptmaſſe der Ausgewanderten
bleibt bereits in Südeuropa wohnen und treibt ſich hier während des Winters mit allerhand
andern Vögeln, mit Raben, Droſſeln und ähnlichen im Lande umher. Wenn der Staar meint,
daß die Heimat ihm wieder Nahrung geben könne, macht er ſich auf die Reiſe, und ſo ſieht man ihn
bei uns regelmäßig ſchon vor der Schneeſchmelze.
Es gibt vielleicht keinen Vogel, welcher munterer, heiterer, fröhlicher wäre, als der Staar
es iſt. Wenn er bei uns ankommt, iſt das Wetter noch recht trübe: Schneeflocken wirbeln vom Him-
mel herunter, die Nahrung iſt knapp, und die Heimat nimmt ihn ſehr unfreundlich auf. Demunge-
achtet ſingt er ſchon vom erſten Tage an heiter und vergnügt ſein Lied in die Welt hinein und ſetzt
ſich dazu, wie gewohnt, auch noch auf die höchſten Punkte, wo das Wetter ihm von allen Seiten bei-
kommen kann. Er betrachtet die Verhältniſſe mit der Ruhe und der Heiterkeit eines Weltweiſen und
läßt ſich nun und nimmermehr um ſeine ewig gute Laune bringen. Wer ihn kennt, muß ihn lieb
gewinnen, und wer ihn noch nicht kennt, ſollte Alles thun, ihn an ſich zu feſſeln. Der Staar wird
dem Menſchen zu einem lieben, treuen Freunde, welcher jede Sorgfalt, die ihm gewidmet wurde, tau-
ſendfach vergilt. Deshalb iſt er denn auch der Liebling von Groß und Klein, ein gern geſehener Gaſt,
wo er ſich zeigt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/319>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.