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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Allgemeines.

So ungefähr leben die Scharen bis zur Brutzeit. Dann trennen sie sich in Paare, und jedes
derselben sucht nun eine passende Höhlung zur Aufnahme des Nestes aus. Dieses findet sich je nach
den Umständen in Baumhöhlen aller Art, namentlich in hohlen Aesten, aber auch in den Spalten der
Felsen. Gewisse steile Felswände an den Flüssen Südaustraliens werden alljährlich von Tausenden
unserer Vögel besucht, in gleicher Weise wie die Klippen der nordischen Meere von den in noch größe-
ren Mengen auftretenden Möven. Man behauptet sogar, daß einzelne dieser Wände von den
Papageien ganz durchlöchert seien, und die Kraft und Festigkeit des Schnabels läßt Arbeiten im Ge-
stein in der That glaublich erscheinen. Das Gelege besteht immer nur aus zwei rein weißen, etwas
spitzigen Eiern, welche denen einer Zwerghenne ungefähr an Größe ähneln, aber durch ihren Glanz
hinlänglich sich unterscheiden. Jn welcher Weise das Brutgeschäft besorgt und die Jungen aufgefüttert
werden, ist mir nicht bekannt.

Des Schadens wegen, welchen die oft in so großer Menge auftretenden Kakadus den Landbauern
zufügen, werden sie in ihrer Heimat eifrig verfolgt und zu Hunderten erlegt. Es wird von den
Reisenden erzählt, daß sie bald sehr scheu werden, wenn sie feindliche Nachstellungen erfahren, dann,
wie andere Papageien auch oder wie die Affen, mit wirklicher List ihre Raubzüge ausführen und
deshalb auch sehr schwer oder nicht von den Feldern zu vertreiben sind.

Jn eigenthümlicher Weise betreiben die Eingebornen die Jagd auf diese Vögel. "Vielleicht",
erzählt Kapitän Grey, "kann es kein fesselnderes Schauspiel geben, als die Jagd der Neuholländer auf
Kakadus. Sie benutzen hierzu die eigenthümliche, unter dem Namen Bumerang bekannte Waffe,
ein sichelartig geformtes, plattes Geräthe aus hartem Holz, welches mit der Hand mehr als 100 Fuß
weit geschleudert wird, die Luft in kurzen Kreisen durchschneidet und trotz der vielfachen Abweichungen
von dem graden Wege mit ziemlicher Sicherheit das Ziel trifft, dieselbe gefährliche Waffe, welche auch
von den Jnnerafrikanern in Holz und Eisen hergestellt wird. Ein Eingeborner verfolgt einen
starken Flug unserer Vögel im Felde oder im Walde, am liebsten da, wo hohe, prachtvolle Bäume ein
Wasserbecken umgeben. Solche Orte sind es hauptsächlich, welche die Kakadus aufsuchen, und hier
sieht man sie oft in unzählbaren Scharen versammelt, kletternd im Gezweige oder fliegend von Baum
zu Baum. Hier pflegen sie auch ihre Nachtruhe zu halten. Der Eingeborne schleicht zu solchen
Lachen herbei mit Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln. Er drückt sich von einem Baum zum andern,
kriecht von Busch zu Busch und gibt sich die größte Mühe, die wachsamen Vögel so wenig als möglich
zu beunruhigen. Aber so lautlos sein federnder Gang auch ist, die Kakadus nehmen ihn doch wahr,
und ein allgemeiner Aufruhr bekundet das Nahen des gefährlichen Feindes. Die Vögel wissen, daß
Gefahr im Anzuge ist; sie sind nur noch ungewiß über sie. So kommt der Verfolger zuletzt bis an
das Wasser heran und zeigt seine dunkle Gestalt unverhüllt. Mit ohrenzerreißendem Schreien erhebt
sich die weiße Wolke in die Luft und in demselben Augenblick schleudert der Neuholländer seine Waffe
unter sie. Der Bumerang, welcher mit Macht geworfen wurde, tanzt in den wunderbarsten
Sprüngen und Drehungen über das Waffer hin, erhebt sich aber im Bogen mehr und mehr und
gelangt bald genug mitten unter die Vögel. Eine zweite, dritte, vierte gleichartige Waffe wird nach-
gesandt. Vergeblich versuchen die geängsteten Thiere zu entrinnen, der scheinbar regellose Flug des
Geschosses macht sie verwirrt und lähmt ihre Flucht. Der eine und der andere kommt mit dem
Bumerang in Berührung und wird regelmäßig zu Boden geschlagen, sei es, indem die sausende Waffe
ihm den Hals abschlägt oder einen Flügel zertrümmert. Schreiend vor Schmerz und Grimm stürzt
einer der Fliegenden nach dem andern zu Boden, und erst wenn der dunkle Jäger seinen Zweck erfüllt
hat, besinnt sich die Masse und fliegt schreckerfüllt davon oder sucht in den dichtesten Baumkronen
Zuflucht."

Das Fleisch der Erlegten wird als erträglich wohlschmeckend bezeichnet, und namentlich die
Suppe, welche man von ihm bereitet, sehr gerühmt.

Daß die Kakadus auch leicht gefangen werden können, beweisen die vielen, welche lebend zu uns
kommen. Allerdings halten unsere Vögel, wie alle übrigen Papageien, bei einfacher Nahrung die

Allgemeines.

So ungefähr leben die Scharen bis zur Brutzeit. Dann trennen ſie ſich in Paare, und jedes
derſelben ſucht nun eine paſſende Höhlung zur Aufnahme des Neſtes aus. Dieſes findet ſich je nach
den Umſtänden in Baumhöhlen aller Art, namentlich in hohlen Aeſten, aber auch in den Spalten der
Felſen. Gewiſſe ſteile Felswände an den Flüſſen Südauſtraliens werden alljährlich von Tauſenden
unſerer Vögel beſucht, in gleicher Weiſe wie die Klippen der nordiſchen Meere von den in noch größe-
ren Mengen auftretenden Möven. Man behauptet ſogar, daß einzelne dieſer Wände von den
Papageien ganz durchlöchert ſeien, und die Kraft und Feſtigkeit des Schnabels läßt Arbeiten im Ge-
ſtein in der That glaublich erſcheinen. Das Gelege beſteht immer nur aus zwei rein weißen, etwas
ſpitzigen Eiern, welche denen einer Zwerghenne ungefähr an Größe ähneln, aber durch ihren Glanz
hinlänglich ſich unterſcheiden. Jn welcher Weiſe das Brutgeſchäft beſorgt und die Jungen aufgefüttert
werden, iſt mir nicht bekannt.

Des Schadens wegen, welchen die oft in ſo großer Menge auftretenden Kakadus den Landbauern
zufügen, werden ſie in ihrer Heimat eifrig verfolgt und zu Hunderten erlegt. Es wird von den
Reiſenden erzählt, daß ſie bald ſehr ſcheu werden, wenn ſie feindliche Nachſtellungen erfahren, dann,
wie andere Papageien auch oder wie die Affen, mit wirklicher Liſt ihre Raubzüge ausführen und
deshalb auch ſehr ſchwer oder nicht von den Feldern zu vertreiben ſind.

Jn eigenthümlicher Weiſe betreiben die Eingebornen die Jagd auf dieſe Vögel. „Vielleicht‟,
erzählt Kapitän Grey, „kann es kein feſſelnderes Schauſpiel geben, als die Jagd der Neuholländer auf
Kakadus. Sie benutzen hierzu die eigenthümliche, unter dem Namen Bumerang bekannte Waffe,
ein ſichelartig geformtes, plattes Geräthe aus hartem Holz, welches mit der Hand mehr als 100 Fuß
weit geſchleudert wird, die Luft in kurzen Kreiſen durchſchneidet und trotz der vielfachen Abweichungen
von dem graden Wege mit ziemlicher Sicherheit das Ziel trifft, dieſelbe gefährliche Waffe, welche auch
von den Jnnerafrikanern in Holz und Eiſen hergeſtellt wird. Ein Eingeborner verfolgt einen
ſtarken Flug unſerer Vögel im Felde oder im Walde, am liebſten da, wo hohe, prachtvolle Bäume ein
Waſſerbecken umgeben. Solche Orte ſind es hauptſächlich, welche die Kakadus aufſuchen, und hier
ſieht man ſie oft in unzählbaren Scharen verſammelt, kletternd im Gezweige oder fliegend von Baum
zu Baum. Hier pflegen ſie auch ihre Nachtruhe zu halten. Der Eingeborne ſchleicht zu ſolchen
Lachen herbei mit Beobachtung aller Vorſichtsmaßregeln. Er drückt ſich von einem Baum zum andern,
kriecht von Buſch zu Buſch und gibt ſich die größte Mühe, die wachſamen Vögel ſo wenig als möglich
zu beunruhigen. Aber ſo lautlos ſein federnder Gang auch iſt, die Kakadus nehmen ihn doch wahr,
und ein allgemeiner Aufruhr bekundet das Nahen des gefährlichen Feindes. Die Vögel wiſſen, daß
Gefahr im Anzuge iſt; ſie ſind nur noch ungewiß über ſie. So kommt der Verfolger zuletzt bis an
das Waſſer heran und zeigt ſeine dunkle Geſtalt unverhüllt. Mit ohrenzerreißendem Schreien erhebt
ſich die weiße Wolke in die Luft und in demſelben Augenblick ſchleudert der Neuholländer ſeine Waffe
unter ſie. Der Bumerang, welcher mit Macht geworfen wurde, tanzt in den wunderbarſten
Sprüngen und Drehungen über das Waffer hin, erhebt ſich aber im Bogen mehr und mehr und
gelangt bald genug mitten unter die Vögel. Eine zweite, dritte, vierte gleichartige Waffe wird nach-
geſandt. Vergeblich verſuchen die geängſteten Thiere zu entrinnen, der ſcheinbar regelloſe Flug des
Geſchoſſes macht ſie verwirrt und lähmt ihre Flucht. Der eine und der andere kommt mit dem
Bumerang in Berührung und wird regelmäßig zu Boden geſchlagen, ſei es, indem die ſauſende Waffe
ihm den Hals abſchlägt oder einen Flügel zertrümmert. Schreiend vor Schmerz und Grimm ſtürzt
einer der Fliegenden nach dem andern zu Boden, und erſt wenn der dunkle Jäger ſeinen Zweck erfüllt
hat, beſinnt ſich die Maſſe und fliegt ſchreckerfüllt davon oder ſucht in den dichteſten Baumkronen
Zuflucht.‟

Das Fleiſch der Erlegten wird als erträglich wohlſchmeckend bezeichnet, und namentlich die
Suppe, welche man von ihm bereitet, ſehr gerühmt.

Daß die Kakadus auch leicht gefangen werden können, beweiſen die vielen, welche lebend zu uns
kommen. Allerdings halten unſere Vögel, wie alle übrigen Papageien, bei einfacher Nahrung die

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[41/0053] Allgemeines. So ungefähr leben die Scharen bis zur Brutzeit. Dann trennen ſie ſich in Paare, und jedes derſelben ſucht nun eine paſſende Höhlung zur Aufnahme des Neſtes aus. Dieſes findet ſich je nach den Umſtänden in Baumhöhlen aller Art, namentlich in hohlen Aeſten, aber auch in den Spalten der Felſen. Gewiſſe ſteile Felswände an den Flüſſen Südauſtraliens werden alljährlich von Tauſenden unſerer Vögel beſucht, in gleicher Weiſe wie die Klippen der nordiſchen Meere von den in noch größe- ren Mengen auftretenden Möven. Man behauptet ſogar, daß einzelne dieſer Wände von den Papageien ganz durchlöchert ſeien, und die Kraft und Feſtigkeit des Schnabels läßt Arbeiten im Ge- ſtein in der That glaublich erſcheinen. Das Gelege beſteht immer nur aus zwei rein weißen, etwas ſpitzigen Eiern, welche denen einer Zwerghenne ungefähr an Größe ähneln, aber durch ihren Glanz hinlänglich ſich unterſcheiden. Jn welcher Weiſe das Brutgeſchäft beſorgt und die Jungen aufgefüttert werden, iſt mir nicht bekannt. Des Schadens wegen, welchen die oft in ſo großer Menge auftretenden Kakadus den Landbauern zufügen, werden ſie in ihrer Heimat eifrig verfolgt und zu Hunderten erlegt. Es wird von den Reiſenden erzählt, daß ſie bald ſehr ſcheu werden, wenn ſie feindliche Nachſtellungen erfahren, dann, wie andere Papageien auch oder wie die Affen, mit wirklicher Liſt ihre Raubzüge ausführen und deshalb auch ſehr ſchwer oder nicht von den Feldern zu vertreiben ſind. Jn eigenthümlicher Weiſe betreiben die Eingebornen die Jagd auf dieſe Vögel. „Vielleicht‟, erzählt Kapitän Grey, „kann es kein feſſelnderes Schauſpiel geben, als die Jagd der Neuholländer auf Kakadus. Sie benutzen hierzu die eigenthümliche, unter dem Namen Bumerang bekannte Waffe, ein ſichelartig geformtes, plattes Geräthe aus hartem Holz, welches mit der Hand mehr als 100 Fuß weit geſchleudert wird, die Luft in kurzen Kreiſen durchſchneidet und trotz der vielfachen Abweichungen von dem graden Wege mit ziemlicher Sicherheit das Ziel trifft, dieſelbe gefährliche Waffe, welche auch von den Jnnerafrikanern in Holz und Eiſen hergeſtellt wird. Ein Eingeborner verfolgt einen ſtarken Flug unſerer Vögel im Felde oder im Walde, am liebſten da, wo hohe, prachtvolle Bäume ein Waſſerbecken umgeben. Solche Orte ſind es hauptſächlich, welche die Kakadus aufſuchen, und hier ſieht man ſie oft in unzählbaren Scharen verſammelt, kletternd im Gezweige oder fliegend von Baum zu Baum. Hier pflegen ſie auch ihre Nachtruhe zu halten. Der Eingeborne ſchleicht zu ſolchen Lachen herbei mit Beobachtung aller Vorſichtsmaßregeln. Er drückt ſich von einem Baum zum andern, kriecht von Buſch zu Buſch und gibt ſich die größte Mühe, die wachſamen Vögel ſo wenig als möglich zu beunruhigen. Aber ſo lautlos ſein federnder Gang auch iſt, die Kakadus nehmen ihn doch wahr, und ein allgemeiner Aufruhr bekundet das Nahen des gefährlichen Feindes. Die Vögel wiſſen, daß Gefahr im Anzuge iſt; ſie ſind nur noch ungewiß über ſie. So kommt der Verfolger zuletzt bis an das Waſſer heran und zeigt ſeine dunkle Geſtalt unverhüllt. Mit ohrenzerreißendem Schreien erhebt ſich die weiße Wolke in die Luft und in demſelben Augenblick ſchleudert der Neuholländer ſeine Waffe unter ſie. Der Bumerang, welcher mit Macht geworfen wurde, tanzt in den wunderbarſten Sprüngen und Drehungen über das Waffer hin, erhebt ſich aber im Bogen mehr und mehr und gelangt bald genug mitten unter die Vögel. Eine zweite, dritte, vierte gleichartige Waffe wird nach- geſandt. Vergeblich verſuchen die geängſteten Thiere zu entrinnen, der ſcheinbar regelloſe Flug des Geſchoſſes macht ſie verwirrt und lähmt ihre Flucht. Der eine und der andere kommt mit dem Bumerang in Berührung und wird regelmäßig zu Boden geſchlagen, ſei es, indem die ſauſende Waffe ihm den Hals abſchlägt oder einen Flügel zertrümmert. Schreiend vor Schmerz und Grimm ſtürzt einer der Fliegenden nach dem andern zu Boden, und erſt wenn der dunkle Jäger ſeinen Zweck erfüllt hat, beſinnt ſich die Maſſe und fliegt ſchreckerfüllt davon oder ſucht in den dichteſten Baumkronen Zuflucht.‟ Das Fleiſch der Erlegten wird als erträglich wohlſchmeckend bezeichnet, und namentlich die Suppe, welche man von ihm bereitet, ſehr gerühmt. Daß die Kakadus auch leicht gefangen werden können, beweiſen die vielen, welche lebend zu uns kommen. Allerdings halten unſere Vögel, wie alle übrigen Papageien, bei einfacher Nahrung die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/53>, abgerufen am 23.11.2024.