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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Uferschwalbe. Ariel.
Von ihren Ansiedlungen entfernen sie sich ungern weit, sie betreiben ihre Jagd vielmehr meist in
unmittelbarer Nähe derselben. Andern Vögeln oder Thieren gegenüber zeigen sie sich friedlich,
aber furchtsam.

Es scheint, daß die Uferschwalbe viel zärtlicher ist, als andere Arten der Familie. Sie trifft
bei uns spät im Frühjahr ein, gewöhnlich erst Anfangs Mai und verläßt uns bereits Anfangs Sep-
tember wieder. Sofort nach ihrer Ankunft besucht sie die gewohnte Ansiedlung, bessert die Nester
aus oder gräbt sich neue, und Ende Mais oder Anfangs Juni findet man die fünf bis sechs kleinen,
länglich eiförmigen, dünnschaligen, reinweißen Eier im Neste; zwei Wochen später sind die Jungen
ausgeschlüpft und wiederum zwei Wochen nachher bereits soweit erwachsen, daß sie den Alten ins
Freie folgen können. Eine Zeitlang kehrt nun Alt und Jung noch regelmäßig zu den Nistlöchern
zurück, um hier Nachtruhe zu halten; schon im August aber begibt sich die Gesellschaft auf die Reise,
und schläft dann im Röhricht der Teiche. Nur wenn die erste Brut zu Grunde ging, schreitet das
Pärchen noch einmal im Jahre zur Fortpflanzung.

Jn jeder andern Hinsicht kommt die Uferschwalbe so sehr mit andern Arten der Familie überein,
daß hierüber etwas Vesonderes nicht gesagt zu werden braucht.



Unsere Abbildung zeigt uns den Ariel (Chelidon Ariel). Er ist der australische Vertreter der
Mehlschwalbe, ist sehr klein, nur 31/2 Zoll lang, oben dunkelblau, auf dem Scheitel rostroth, auf dem

[Abbildung] Der Ariel (Chelidon Ariel).
Bürzel braungelblichweiß, unten weiß, seitlich rostroth überlaufen, an der Kehle fein dunkler gestrichelt;
die Schwingen und der Schwanz sind dunkelbraun; das Auge ist schwarzbraun, der Schnabel schwarz,
der Fuß bräunlichgrau.

Aus Gonld's Beobachtungen geht hervor, daß der Ariel unsere Mehlschwalbe in jeder Hinsicht
vertritt. Er erscheint im August im Westen und Süden Australiens, bezieht ihre alten Nester, brütet

Brehm, Thierleben. III. 41

Uferſchwalbe. Ariel.
Von ihren Anſiedlungen entfernen ſie ſich ungern weit, ſie betreiben ihre Jagd vielmehr meiſt in
unmittelbarer Nähe derſelben. Andern Vögeln oder Thieren gegenüber zeigen ſie ſich friedlich,
aber furchtſam.

Es ſcheint, daß die Uferſchwalbe viel zärtlicher iſt, als andere Arten der Familie. Sie trifft
bei uns ſpät im Frühjahr ein, gewöhnlich erſt Anfangs Mai und verläßt uns bereits Anfangs Sep-
tember wieder. Sofort nach ihrer Ankunft beſucht ſie die gewohnte Anſiedlung, beſſert die Neſter
aus oder gräbt ſich neue, und Ende Mais oder Anfangs Juni findet man die fünf bis ſechs kleinen,
länglich eiförmigen, dünnſchaligen, reinweißen Eier im Neſte; zwei Wochen ſpäter ſind die Jungen
ausgeſchlüpft und wiederum zwei Wochen nachher bereits ſoweit erwachſen, daß ſie den Alten ins
Freie folgen können. Eine Zeitlang kehrt nun Alt und Jung noch regelmäßig zu den Niſtlöchern
zurück, um hier Nachtruhe zu halten; ſchon im Auguſt aber begibt ſich die Geſellſchaft auf die Reiſe,
und ſchläft dann im Röhricht der Teiche. Nur wenn die erſte Brut zu Grunde ging, ſchreitet das
Pärchen noch einmal im Jahre zur Fortpflanzung.

Jn jeder andern Hinſicht kommt die Uferſchwalbe ſo ſehr mit andern Arten der Familie überein,
daß hierüber etwas Veſonderes nicht geſagt zu werden braucht.



Unſere Abbildung zeigt uns den Ariel (Chelidon Ariel). Er iſt der auſtraliſche Vertreter der
Mehlſchwalbe, iſt ſehr klein, nur 3½ Zoll lang, oben dunkelblau, auf dem Scheitel roſtroth, auf dem

[Abbildung] Der Ariel (Chelidon Ariel).
Bürzel braungelblichweiß, unten weiß, ſeitlich roſtroth überlaufen, an der Kehle fein dunkler geſtrichelt;
die Schwingen und der Schwanz ſind dunkelbraun; das Auge iſt ſchwarzbraun, der Schnabel ſchwarz,
der Fuß bräunlichgrau.

Aus Gonld’s Beobachtungen geht hervor, daß der Ariel unſere Mehlſchwalbe in jeder Hinſicht
vertritt. Er erſcheint im Auguſt im Weſten und Süden Auſtraliens, bezieht ihre alten Neſter, brütet

Brehm, Thierleben. III. 41
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[641/0677] Uferſchwalbe. Ariel. Von ihren Anſiedlungen entfernen ſie ſich ungern weit, ſie betreiben ihre Jagd vielmehr meiſt in unmittelbarer Nähe derſelben. Andern Vögeln oder Thieren gegenüber zeigen ſie ſich friedlich, aber furchtſam. Es ſcheint, daß die Uferſchwalbe viel zärtlicher iſt, als andere Arten der Familie. Sie trifft bei uns ſpät im Frühjahr ein, gewöhnlich erſt Anfangs Mai und verläßt uns bereits Anfangs Sep- tember wieder. Sofort nach ihrer Ankunft beſucht ſie die gewohnte Anſiedlung, beſſert die Neſter aus oder gräbt ſich neue, und Ende Mais oder Anfangs Juni findet man die fünf bis ſechs kleinen, länglich eiförmigen, dünnſchaligen, reinweißen Eier im Neſte; zwei Wochen ſpäter ſind die Jungen ausgeſchlüpft und wiederum zwei Wochen nachher bereits ſoweit erwachſen, daß ſie den Alten ins Freie folgen können. Eine Zeitlang kehrt nun Alt und Jung noch regelmäßig zu den Niſtlöchern zurück, um hier Nachtruhe zu halten; ſchon im Auguſt aber begibt ſich die Geſellſchaft auf die Reiſe, und ſchläft dann im Röhricht der Teiche. Nur wenn die erſte Brut zu Grunde ging, ſchreitet das Pärchen noch einmal im Jahre zur Fortpflanzung. Jn jeder andern Hinſicht kommt die Uferſchwalbe ſo ſehr mit andern Arten der Familie überein, daß hierüber etwas Veſonderes nicht geſagt zu werden braucht. Unſere Abbildung zeigt uns den Ariel (Chelidon Ariel). Er iſt der auſtraliſche Vertreter der Mehlſchwalbe, iſt ſehr klein, nur 3½ Zoll lang, oben dunkelblau, auf dem Scheitel roſtroth, auf dem [Abbildung Der Ariel (Chelidon Ariel).] Bürzel braungelblichweiß, unten weiß, ſeitlich roſtroth überlaufen, an der Kehle fein dunkler geſtrichelt; die Schwingen und der Schwanz ſind dunkelbraun; das Auge iſt ſchwarzbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß bräunlichgrau. Aus Gonld’s Beobachtungen geht hervor, daß der Ariel unſere Mehlſchwalbe in jeder Hinſicht vertritt. Er erſcheint im Auguſt im Weſten und Süden Auſtraliens, bezieht ihre alten Neſter, brütet Brehm, Thierleben. III. 41

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/677>, abgerufen am 22.11.2024.