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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Sperrvögel. Segler.
Brust und Nacken weiß, Unterbrust und Bauch rußbraun, die Unterdeckfedern und ein seitlicher Streifen
von den Schenkeln hinterwärts weiß, mehr oder weniger mit glänzend schwarzblauen Federn gemischt.
Auch die inneren Fahnen der Oberarmschwingen sind weiß. Der Schnabel ist schwarz, der Fuß blei-
farbig, das Auge tiefbraun.

Nach Jerdon findet man diesen Stachelsegler in den südöstlichen Theilen des Himalaya, in
Nepal, Silkim und Budan. Man erkennt ihn leicht an seiner bedeutenden Größe und an der aus-
gezeichneten Schnelligkeit und Gewandtheit seiner Bewegung. Tickel versichert, daß er keinen andern
Vogel kenne, welcher sich mit ihm hinsichtlich seines Fluges vergleichen ließe. Seine Brutansiede-
lungen liegen hoch im Gebirge, an steil abfallenden Wänden, unter der Schneegrenze. Nach beendeter
Brutzeit scheint er regellos im Lande umherzuschweifen; die Beobachter versichern wenigstens, daß man
ihn selten länger als zwei oder drei Tage an ein und derselben Stelle finde. Der Stachelschwanz
wird wahrscheinlich sehr ausgiebig benutzt und zwar hauptsächlich zum Klettern.



Von den eigentlichen Seglern (Cypselus) hat man neuerdings mehrere kleine Arten unter dem
Namen Cypsiurus getrennt, obgleich hierzu meines Erachtens kein Grund vorliegt. Außer der gerin-
gen Größe zeichnet sich die äußerste Schwanzfeder derselben dadurch aus, daß sie in einer langgestreckten
Spitze endigt; diese Eigenthümlichkeit scheint mir jedoch für eine derartige Trennung kaum hinreichend
zu sein. Jch erwähne eines dieser Thierchen seines eigenthümlichen Nestbaues wegen.

Der Zwergsegler, wie ich ihn nennen will (Cypselus parvus) erreicht eine Länge von unge-
fähr 51/2 Zoll bei einer Beite von 11 Zoll. Das Gefieder ist sehr gleichmäßig aschgrau, bräunlich auf
Flügel und Schwanz, etwas lichter an der Kehle.

Erst tief im Jnnern Afrikas, da wo es bereits Urwaldungen gibt, begegnet man dem Zwerg-
segler öfters, jedoch keineswegs überall. Nur außer der Brutzeit streift auch er ziel- und regellos im
Lande hin und her; während der Brutzeit beschränkt sich sein Gebiet auf einen sehr kleinen Umkreis.
Nach meinem Dafürhalten stehen seine Bewegungen hinter denen anderer Arten seiner Famile durch-
aus nicht zurück. Jch glaube behaupten zu dürfen, daß er der schnellste aller mir bekannten Vögel ist;
doch zeigt er, diese Gewandtheit abgerechnet, in seinen Bewegungen nichts Absonderliches. Merk-
würdig ist nur sein Nestbau.

Während einer Reise auf dem blauen Flusse sah ich im September eine einzeln stehende, über den
niedern Wald sich erhebende Dompalme, welche für den Zwergsegler etwas ganz besonders Anziehendes
haben mußte, weil sie von mehr als funfzig Pärchen fortwährend umschwärmt wurde. Die Vögel
flogen unter lebhaftem Geschrei hin und her, kehrten jedoch immer wieder zu der Palme zurück, wenn
sie sich einmal eine Strecke weit entfernt hatten. Hierdurch aufmerksam gemacht, ging ich auf den
Baum zu und bemerkte nun, daß die Vögel sich zuweilen zwischen die Fächerblätter des Baumes
begaben und dort sich niederließen. Kleine weiße Punkte, welche von dem Dunkelgrün der Fächer-
palme abstachen, veranlaßten mich, den Baum zu ersteigen und die Sache näher zu untersuchen. Jch
fand zu meiner nicht geringen Ueberraschung, daß jene Blätter die Niststätten, gedachte weiße Punkte
die Nester des Zwergseglers waren.

Die Bauart dieser Nester ist höchst merkwürdig. Die große Blattfläche ist so schwer, daß sie den
Blattstiel sprenkelähnlich herniederbiegt, der untere Theil des Blattes also senkrecht nach unten hängt.
Nun sitzen aber die Blattflächen unter einem spitzen Winkel an dem Blattstiele an, und es entsteht somit
in der Mitte des Blattes selbst eine Rinne oder richtiger ein Winkel, wie im Zimmer da, wo zwei
Wände an einander stoßen. Jn diesen Winkel heftet der Zwergsegler sein Nestchen an. Es besteht
größtentheils aus Baumwollfasern, ist aber ganz mit Speichelkleister überzogen und mit diesem an das
Blatt festgeklebt. Der Gestalt nach könnte man es mit einem tief ausgebogenen, runden Löffel ver-

Die Fänger. Sperrvögel. Segler.
Bruſt und Nacken weiß, Unterbruſt und Bauch rußbraun, die Unterdeckfedern und ein ſeitlicher Streifen
von den Schenkeln hinterwärts weiß, mehr oder weniger mit glänzend ſchwarzblauen Federn gemiſcht.
Auch die inneren Fahnen der Oberarmſchwingen ſind weiß. Der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß blei-
farbig, das Auge tiefbraun.

Nach Jerdon findet man dieſen Stachelſegler in den ſüdöſtlichen Theilen des Himalaya, in
Nepal, Silkim und Budan. Man erkennt ihn leicht an ſeiner bedeutenden Größe und an der aus-
gezeichneten Schnelligkeit und Gewandtheit ſeiner Bewegung. Tickel verſichert, daß er keinen andern
Vogel kenne, welcher ſich mit ihm hinſichtlich ſeines Fluges vergleichen ließe. Seine Brutanſiede-
lungen liegen hoch im Gebirge, an ſteil abfallenden Wänden, unter der Schneegrenze. Nach beendeter
Brutzeit ſcheint er regellos im Lande umherzuſchweifen; die Beobachter verſichern wenigſtens, daß man
ihn ſelten länger als zwei oder drei Tage an ein und derſelben Stelle finde. Der Stachelſchwanz
wird wahrſcheinlich ſehr ausgiebig benutzt und zwar hauptſächlich zum Klettern.



Von den eigentlichen Seglern (Cypselus) hat man neuerdings mehrere kleine Arten unter dem
Namen Cypsiurus getrennt, obgleich hierzu meines Erachtens kein Grund vorliegt. Außer der gerin-
gen Größe zeichnet ſich die äußerſte Schwanzfeder derſelben dadurch aus, daß ſie in einer langgeſtreckten
Spitze endigt; dieſe Eigenthümlichkeit ſcheint mir jedoch für eine derartige Trennung kaum hinreichend
zu ſein. Jch erwähne eines dieſer Thierchen ſeines eigenthümlichen Neſtbaues wegen.

Der Zwergſegler, wie ich ihn nennen will (Cypselus parvus) erreicht eine Länge von unge-
fähr 5½ Zoll bei einer Beite von 11 Zoll. Das Gefieder iſt ſehr gleichmäßig aſchgrau, bräunlich auf
Flügel und Schwanz, etwas lichter an der Kehle.

Erſt tief im Jnnern Afrikas, da wo es bereits Urwaldungen gibt, begegnet man dem Zwerg-
ſegler öfters, jedoch keineswegs überall. Nur außer der Brutzeit ſtreift auch er ziel- und regellos im
Lande hin und her; während der Brutzeit beſchränkt ſich ſein Gebiet auf einen ſehr kleinen Umkreis.
Nach meinem Dafürhalten ſtehen ſeine Bewegungen hinter denen anderer Arten ſeiner Famile durch-
aus nicht zurück. Jch glaube behaupten zu dürfen, daß er der ſchnellſte aller mir bekannten Vögel iſt;
doch zeigt er, dieſe Gewandtheit abgerechnet, in ſeinen Bewegungen nichts Abſonderliches. Merk-
würdig iſt nur ſein Neſtbau.

Während einer Reiſe auf dem blauen Fluſſe ſah ich im September eine einzeln ſtehende, über den
niedern Wald ſich erhebende Dompalme, welche für den Zwergſegler etwas ganz beſonders Anziehendes
haben mußte, weil ſie von mehr als funfzig Pärchen fortwährend umſchwärmt wurde. Die Vögel
flogen unter lebhaftem Geſchrei hin und her, kehrten jedoch immer wieder zu der Palme zurück, wenn
ſie ſich einmal eine Strecke weit entfernt hatten. Hierdurch aufmerkſam gemacht, ging ich auf den
Baum zu und bemerkte nun, daß die Vögel ſich zuweilen zwiſchen die Fächerblätter des Baumes
begaben und dort ſich niederließen. Kleine weiße Punkte, welche von dem Dunkelgrün der Fächer-
palme abſtachen, veranlaßten mich, den Baum zu erſteigen und die Sache näher zu unterſuchen. Jch
fand zu meiner nicht geringen Ueberraſchung, daß jene Blätter die Niſtſtätten, gedachte weiße Punkte
die Neſter des Zwergſeglers waren.

Die Bauart dieſer Neſter iſt höchſt merkwürdig. Die große Blattfläche iſt ſo ſchwer, daß ſie den
Blattſtiel ſprenkelähnlich herniederbiegt, der untere Theil des Blattes alſo ſenkrecht nach unten hängt.
Nun ſitzen aber die Blattflächen unter einem ſpitzen Winkel an dem Blattſtiele an, und es entſteht ſomit
in der Mitte des Blattes ſelbſt eine Rinne oder richtiger ein Winkel, wie im Zimmer da, wo zwei
Wände an einander ſtoßen. Jn dieſen Winkel heftet der Zwergſegler ſein Neſtchen an. Es beſteht
größtentheils aus Baumwollfaſern, iſt aber ganz mit Speichelkleiſter überzogen und mit dieſem an das
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[654/0692] Die Fänger. Sperrvögel. Segler. Bruſt und Nacken weiß, Unterbruſt und Bauch rußbraun, die Unterdeckfedern und ein ſeitlicher Streifen von den Schenkeln hinterwärts weiß, mehr oder weniger mit glänzend ſchwarzblauen Federn gemiſcht. Auch die inneren Fahnen der Oberarmſchwingen ſind weiß. Der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß blei- farbig, das Auge tiefbraun. Nach Jerdon findet man dieſen Stachelſegler in den ſüdöſtlichen Theilen des Himalaya, in Nepal, Silkim und Budan. Man erkennt ihn leicht an ſeiner bedeutenden Größe und an der aus- gezeichneten Schnelligkeit und Gewandtheit ſeiner Bewegung. Tickel verſichert, daß er keinen andern Vogel kenne, welcher ſich mit ihm hinſichtlich ſeines Fluges vergleichen ließe. Seine Brutanſiede- lungen liegen hoch im Gebirge, an ſteil abfallenden Wänden, unter der Schneegrenze. Nach beendeter Brutzeit ſcheint er regellos im Lande umherzuſchweifen; die Beobachter verſichern wenigſtens, daß man ihn ſelten länger als zwei oder drei Tage an ein und derſelben Stelle finde. Der Stachelſchwanz wird wahrſcheinlich ſehr ausgiebig benutzt und zwar hauptſächlich zum Klettern. Von den eigentlichen Seglern (Cypselus) hat man neuerdings mehrere kleine Arten unter dem Namen Cypsiurus getrennt, obgleich hierzu meines Erachtens kein Grund vorliegt. Außer der gerin- gen Größe zeichnet ſich die äußerſte Schwanzfeder derſelben dadurch aus, daß ſie in einer langgeſtreckten Spitze endigt; dieſe Eigenthümlichkeit ſcheint mir jedoch für eine derartige Trennung kaum hinreichend zu ſein. Jch erwähne eines dieſer Thierchen ſeines eigenthümlichen Neſtbaues wegen. Der Zwergſegler, wie ich ihn nennen will (Cypselus parvus) erreicht eine Länge von unge- fähr 5½ Zoll bei einer Beite von 11 Zoll. Das Gefieder iſt ſehr gleichmäßig aſchgrau, bräunlich auf Flügel und Schwanz, etwas lichter an der Kehle. Erſt tief im Jnnern Afrikas, da wo es bereits Urwaldungen gibt, begegnet man dem Zwerg- ſegler öfters, jedoch keineswegs überall. Nur außer der Brutzeit ſtreift auch er ziel- und regellos im Lande hin und her; während der Brutzeit beſchränkt ſich ſein Gebiet auf einen ſehr kleinen Umkreis. Nach meinem Dafürhalten ſtehen ſeine Bewegungen hinter denen anderer Arten ſeiner Famile durch- aus nicht zurück. Jch glaube behaupten zu dürfen, daß er der ſchnellſte aller mir bekannten Vögel iſt; doch zeigt er, dieſe Gewandtheit abgerechnet, in ſeinen Bewegungen nichts Abſonderliches. Merk- würdig iſt nur ſein Neſtbau. Während einer Reiſe auf dem blauen Fluſſe ſah ich im September eine einzeln ſtehende, über den niedern Wald ſich erhebende Dompalme, welche für den Zwergſegler etwas ganz beſonders Anziehendes haben mußte, weil ſie von mehr als funfzig Pärchen fortwährend umſchwärmt wurde. Die Vögel flogen unter lebhaftem Geſchrei hin und her, kehrten jedoch immer wieder zu der Palme zurück, wenn ſie ſich einmal eine Strecke weit entfernt hatten. Hierdurch aufmerkſam gemacht, ging ich auf den Baum zu und bemerkte nun, daß die Vögel ſich zuweilen zwiſchen die Fächerblätter des Baumes begaben und dort ſich niederließen. Kleine weiße Punkte, welche von dem Dunkelgrün der Fächer- palme abſtachen, veranlaßten mich, den Baum zu erſteigen und die Sache näher zu unterſuchen. Jch fand zu meiner nicht geringen Ueberraſchung, daß jene Blätter die Niſtſtätten, gedachte weiße Punkte die Neſter des Zwergſeglers waren. Die Bauart dieſer Neſter iſt höchſt merkwürdig. Die große Blattfläche iſt ſo ſchwer, daß ſie den Blattſtiel ſprenkelähnlich herniederbiegt, der untere Theil des Blattes alſo ſenkrecht nach unten hängt. Nun ſitzen aber die Blattflächen unter einem ſpitzen Winkel an dem Blattſtiele an, und es entſteht ſomit in der Mitte des Blattes ſelbſt eine Rinne oder richtiger ein Winkel, wie im Zimmer da, wo zwei Wände an einander ſtoßen. Jn dieſen Winkel heftet der Zwergſegler ſein Neſtchen an. Es beſteht größtentheils aus Baumwollfaſern, iſt aber ganz mit Speichelkleiſter überzogen und mit dieſem an das Blatt feſtgeklebt. Der Geſtalt nach könnte man es mit einem tief ausgebogenen, runden Löffel ver-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/692>, abgerufen am 22.11.2024.