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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Singvögel. Fliegenschnäpper.
welches anfangs gehaltener, gegen das Ende hin schneller ausgestoßen wird. Einen eigentlichen
Gesang habe ich niemals vernommen.

Ueber das Brutgeschäft habe ich leider keine Beobachtungen machen können. Vaillant bildet
das Nest des Tschitrek ab, bemerkt aber ausdrücklich, daß er den Vogel nicht selbst an dem beschriebenen
Neste gesehen habe, sondern hinsichtlich der Bestimmung des Erbauers nur der Angabe eines seiner
Begleiter folge. Das in Rede stehende Nest hat die Gestalt eines Hornes und hängt in dem
Gabelaste einer Mimose. Seine Länge beträgt der Krümmung nach gemessen 8 Zoll, der Durch-
messer der Nestmulde aber nur 21/2 Zoll. Es besteht aus sehr feinen Bastfäden, welche höchst
sorgfältig durcheinander geflochten sind, sodaß die Außenseite einem grobhaarigen Zeuge ähnelt. Die
Nestmulde, welche kaum ein Viertheil des gesammten Baues einnimmt, ist mit keinerlei weichen
Stoffen ausgefüttert.



Zu derselben Familie oder Unterfamilie werden unter andern auch einige Fliegenfänger
gerechnet, welche man Fächerschwänze (Rhipidura) genannt hat. Die Arten dieser Sippe bewohnen
vorzugsweise Neuholland und seine Jnseln; einzelne kommen aber auch auf dem asiatischen Festlande
vor. Sie sind gestreckt gebaut, langflügelig und langschwänzig. Jm Fittig sind die vierte und fünfte
Schwinge die längsten; der Schwanz ist stark abgestuft oder gerundet; der Lauf ist mittellang und
kräftig; der Schnabel ist kürzer als der Kopf, am Grunde wie immer niedergedrückt, bis gegen die
Spitze hin ziemlich gleich breit, hier aber schwachhakig übergebogen und gezahnt. Die Borsten am
Schnabelgrunde sind ziemlich entwickelt.

Eine Art dieser Sippe ist, weil sie an unsere Bachstelzen erinnert, Rhipidura motacilloides
genannt worden. Sie verbreitet sich über ganz Australien, mit Ausnahme von Dasmanien, ist
überall häufig und deshalb auch wohl bekannt geworden. Die ganze Oberseite, die Kehle und die
Brustseiten sind glänzend grünlichschwarz, ein schmaler Streifen über jedem Auge, ein dreieckiger Flecken
an der Spitze der kleinen Flügeldeckfedern, die Spitzen der Steuerfedern und die Spitzen und Fahnen
der äußersten Steuerfedern sind blaßfahlweiß, wie die ganze Unterseite; die Schwingen sind braun.
Das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel und Fuß sind schwarz. Das Weibchen gleicht dem
Männchen in der Färbung und unterscheidet sich auch kaum durch die Größe. Die Länge wird zu
5 Zoll angegeben.

Alle Beobachter sind ziemlich übereinstimmend im Lobe des Fächerschwanzes. Er ist einer der
zutraulichsten und zahmsten Vögel, welche Australien besitzt, und wird deshalb überall gern
gesehen. Hinsichtlich seines Aufenthalts ist er durchaus nicht wählerisch; er findet sich allerorten, im
Walde ebensogut wie in den Gärten und Pflanzungen um die Häuser, selbst im Jnnern der Gehöfte.
Hier sitzt er auf Baumzweigen, auf den Geländern, auf Pfahlspitzen, auf Thorwegen oder auch wohl
auf dem Rücken der Rinder, um seiner Jagd obzuliegen. Unter Umständen kommt er in das Jnnere
der Häuser, namentlich in offene Zimmer herein und fängt hier ungescheut vor den Augen des
Menschen die Fliegen und Mücken weg. Seine Aehnlichkeit mit unserer Bachstelze wird dadurch
besonders auffallend, daß er sich sehr viel auf dem Boden bewegt und hier mit größter Schnelligkeit
umherläuft. Wenn er mit erhobenem Schwanze am Wasser hinrennt, glaubt man, unsere deutsche
Bachstelze vor sich zu haben; nur bewegt er seinen Schwanz nicht auf und nieder wie
diese, sondern seitlich hin und her. Der gewöhnliche Flug ist wellenförmig; sehr häufig aber über-
stürzt sich der Vogel in der Luft, indem er plötzlich senkrecht herunter fällt und sich förmlich über-
schlägt. Doch fliegt er ungern weit, wenn er nicht verfolgt wird, nie, steigt auch niemals über
die Baumgipfel empor und scheint viel lieber laufend als fliegend eine gewisse Strecke zu durch-
messen. Der Gesang besteht aus einigen laut schrillenden Tönen; er ist aber angenehm und erfreut
besonders auch deshalb, weil er bei Mondschein bis tief in die Nacht hinein fortgesetzt wird.

Die Fänger. Singvögel. Fliegenſchnäpper.
welches anfangs gehaltener, gegen das Ende hin ſchneller ausgeſtoßen wird. Einen eigentlichen
Geſang habe ich niemals vernommen.

Ueber das Brutgeſchäft habe ich leider keine Beobachtungen machen können. Vaillant bildet
das Neſt des Tſchitrek ab, bemerkt aber ausdrücklich, daß er den Vogel nicht ſelbſt an dem beſchriebenen
Neſte geſehen habe, ſondern hinſichtlich der Beſtimmung des Erbauers nur der Angabe eines ſeiner
Begleiter folge. Das in Rede ſtehende Neſt hat die Geſtalt eines Hornes und hängt in dem
Gabelaſte einer Mimoſe. Seine Länge beträgt der Krümmung nach gemeſſen 8 Zoll, der Durch-
meſſer der Neſtmulde aber nur 2½ Zoll. Es beſteht aus ſehr feinen Baſtfäden, welche höchſt
ſorgfältig durcheinander geflochten ſind, ſodaß die Außenſeite einem grobhaarigen Zeuge ähnelt. Die
Neſtmulde, welche kaum ein Viertheil des geſammten Baues einnimmt, iſt mit keinerlei weichen
Stoffen ausgefüttert.



Zu derſelben Familie oder Unterfamilie werden unter andern auch einige Fliegenfänger
gerechnet, welche man Fächerſchwänze (Rhipidura) genannt hat. Die Arten dieſer Sippe bewohnen
vorzugsweiſe Neuholland und ſeine Jnſeln; einzelne kommen aber auch auf dem aſiatiſchen Feſtlande
vor. Sie ſind geſtreckt gebaut, langflügelig und langſchwänzig. Jm Fittig ſind die vierte und fünfte
Schwinge die längſten; der Schwanz iſt ſtark abgeſtuft oder gerundet; der Lauf iſt mittellang und
kräftig; der Schnabel iſt kürzer als der Kopf, am Grunde wie immer niedergedrückt, bis gegen die
Spitze hin ziemlich gleich breit, hier aber ſchwachhakig übergebogen und gezahnt. Die Borſten am
Schnabelgrunde ſind ziemlich entwickelt.

Eine Art dieſer Sippe iſt, weil ſie an unſere Bachſtelzen erinnert, Rhipidura motacilloides
genannt worden. Sie verbreitet ſich über ganz Auſtralien, mit Ausnahme von Dasmanien, iſt
überall häufig und deshalb auch wohl bekannt geworden. Die ganze Oberſeite, die Kehle und die
Bruſtſeiten ſind glänzend grünlichſchwarz, ein ſchmaler Streifen über jedem Auge, ein dreieckiger Flecken
an der Spitze der kleinen Flügeldeckfedern, die Spitzen der Steuerfedern und die Spitzen und Fahnen
der äußerſten Steuerfedern ſind blaßfahlweiß, wie die ganze Unterſeite; die Schwingen ſind braun.
Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel und Fuß ſind ſchwarz. Das Weibchen gleicht dem
Männchen in der Färbung und unterſcheidet ſich auch kaum durch die Größe. Die Länge wird zu
5 Zoll angegeben.

Alle Beobachter ſind ziemlich übereinſtimmend im Lobe des Fächerſchwanzes. Er iſt einer der
zutraulichſten und zahmſten Vögel, welche Auſtralien beſitzt, und wird deshalb überall gern
geſehen. Hinſichtlich ſeines Aufenthalts iſt er durchaus nicht wähleriſch; er findet ſich allerorten, im
Walde ebenſogut wie in den Gärten und Pflanzungen um die Häuſer, ſelbſt im Jnnern der Gehöfte.
Hier ſitzt er auf Baumzweigen, auf den Geländern, auf Pfahlſpitzen, auf Thorwegen oder auch wohl
auf dem Rücken der Rinder, um ſeiner Jagd obzuliegen. Unter Umſtänden kommt er in das Jnnere
der Häuſer, namentlich in offene Zimmer herein und fängt hier ungeſcheut vor den Augen des
Menſchen die Fliegen und Mücken weg. Seine Aehnlichkeit mit unſerer Bachſtelze wird dadurch
beſonders auffallend, daß er ſich ſehr viel auf dem Boden bewegt und hier mit größter Schnelligkeit
umherläuft. Wenn er mit erhobenem Schwanze am Waſſer hinrennt, glaubt man, unſere deutſche
Bachſtelze vor ſich zu haben; nur bewegt er ſeinen Schwanz nicht auf und nieder wie
dieſe, ſondern ſeitlich hin und her. Der gewöhnliche Flug iſt wellenförmig; ſehr häufig aber über-
ſtürzt ſich der Vogel in der Luft, indem er plötzlich ſenkrecht herunter fällt und ſich förmlich über-
ſchlägt. Doch fliegt er ungern weit, wenn er nicht verfolgt wird, nie, ſteigt auch niemals über
die Baumgipfel empor und ſcheint viel lieber laufend als fliegend eine gewiſſe Strecke zu durch-
meſſen. Der Geſang beſteht aus einigen laut ſchrillenden Tönen; er iſt aber angenehm und erfreut
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[730/0774] Die Fänger. Singvögel. Fliegenſchnäpper. welches anfangs gehaltener, gegen das Ende hin ſchneller ausgeſtoßen wird. Einen eigentlichen Geſang habe ich niemals vernommen. Ueber das Brutgeſchäft habe ich leider keine Beobachtungen machen können. Vaillant bildet das Neſt des Tſchitrek ab, bemerkt aber ausdrücklich, daß er den Vogel nicht ſelbſt an dem beſchriebenen Neſte geſehen habe, ſondern hinſichtlich der Beſtimmung des Erbauers nur der Angabe eines ſeiner Begleiter folge. Das in Rede ſtehende Neſt hat die Geſtalt eines Hornes und hängt in dem Gabelaſte einer Mimoſe. Seine Länge beträgt der Krümmung nach gemeſſen 8 Zoll, der Durch- meſſer der Neſtmulde aber nur 2½ Zoll. Es beſteht aus ſehr feinen Baſtfäden, welche höchſt ſorgfältig durcheinander geflochten ſind, ſodaß die Außenſeite einem grobhaarigen Zeuge ähnelt. Die Neſtmulde, welche kaum ein Viertheil des geſammten Baues einnimmt, iſt mit keinerlei weichen Stoffen ausgefüttert. Zu derſelben Familie oder Unterfamilie werden unter andern auch einige Fliegenfänger gerechnet, welche man Fächerſchwänze (Rhipidura) genannt hat. Die Arten dieſer Sippe bewohnen vorzugsweiſe Neuholland und ſeine Jnſeln; einzelne kommen aber auch auf dem aſiatiſchen Feſtlande vor. Sie ſind geſtreckt gebaut, langflügelig und langſchwänzig. Jm Fittig ſind die vierte und fünfte Schwinge die längſten; der Schwanz iſt ſtark abgeſtuft oder gerundet; der Lauf iſt mittellang und kräftig; der Schnabel iſt kürzer als der Kopf, am Grunde wie immer niedergedrückt, bis gegen die Spitze hin ziemlich gleich breit, hier aber ſchwachhakig übergebogen und gezahnt. Die Borſten am Schnabelgrunde ſind ziemlich entwickelt. Eine Art dieſer Sippe iſt, weil ſie an unſere Bachſtelzen erinnert, Rhipidura motacilloides genannt worden. Sie verbreitet ſich über ganz Auſtralien, mit Ausnahme von Dasmanien, iſt überall häufig und deshalb auch wohl bekannt geworden. Die ganze Oberſeite, die Kehle und die Bruſtſeiten ſind glänzend grünlichſchwarz, ein ſchmaler Streifen über jedem Auge, ein dreieckiger Flecken an der Spitze der kleinen Flügeldeckfedern, die Spitzen der Steuerfedern und die Spitzen und Fahnen der äußerſten Steuerfedern ſind blaßfahlweiß, wie die ganze Unterſeite; die Schwingen ſind braun. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel und Fuß ſind ſchwarz. Das Weibchen gleicht dem Männchen in der Färbung und unterſcheidet ſich auch kaum durch die Größe. Die Länge wird zu 5 Zoll angegeben. Alle Beobachter ſind ziemlich übereinſtimmend im Lobe des Fächerſchwanzes. Er iſt einer der zutraulichſten und zahmſten Vögel, welche Auſtralien beſitzt, und wird deshalb überall gern geſehen. Hinſichtlich ſeines Aufenthalts iſt er durchaus nicht wähleriſch; er findet ſich allerorten, im Walde ebenſogut wie in den Gärten und Pflanzungen um die Häuſer, ſelbſt im Jnnern der Gehöfte. Hier ſitzt er auf Baumzweigen, auf den Geländern, auf Pfahlſpitzen, auf Thorwegen oder auch wohl auf dem Rücken der Rinder, um ſeiner Jagd obzuliegen. Unter Umſtänden kommt er in das Jnnere der Häuſer, namentlich in offene Zimmer herein und fängt hier ungeſcheut vor den Augen des Menſchen die Fliegen und Mücken weg. Seine Aehnlichkeit mit unſerer Bachſtelze wird dadurch beſonders auffallend, daß er ſich ſehr viel auf dem Boden bewegt und hier mit größter Schnelligkeit umherläuft. Wenn er mit erhobenem Schwanze am Waſſer hinrennt, glaubt man, unſere deutſche Bachſtelze vor ſich zu haben; nur bewegt er ſeinen Schwanz nicht auf und nieder wie dieſe, ſondern ſeitlich hin und her. Der gewöhnliche Flug iſt wellenförmig; ſehr häufig aber über- ſtürzt ſich der Vogel in der Luft, indem er plötzlich ſenkrecht herunter fällt und ſich förmlich über- ſchlägt. Doch fliegt er ungern weit, wenn er nicht verfolgt wird, nie, ſteigt auch niemals über die Baumgipfel empor und ſcheint viel lieber laufend als fliegend eine gewiſſe Strecke zu durch- meſſen. Der Geſang beſteht aus einigen laut ſchrillenden Tönen; er iſt aber angenehm und erfreut beſonders auch deshalb, weil er bei Mondſchein bis tief in die Nacht hinein fortgeſetzt wird.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 730. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/774>, abgerufen am 22.11.2024.